In ein Stück Leder gewickelt, wird Lucienne Saratan vor ihrer Haustüre einen Brief finden. Eine einfache Schnur ist mehrmals darum gewickelt und man sieht dem Bündel an, dass es wohl mehrere Wochen der Reise hinter sich hat, denn an den Kanten haben sich Salzränder gebildet und das Leder ist hart und rissig geworden. Doch hat der mitgenommene, provisorische Einband das meiste von dem darunterliegenden Schriftstück abgehalten, weshalb es weitesgehend ungeschoren davon kam.
So das Schriftstück auseinandergefaltet wird, wird Lucienne die ungeübte, etwas krakelige, Schrift ihres Mannes erkennen..
Zitat:
Meine Liebste,
ich konnte mein Versprechen nicht einhalten und war nicht für dich da, als dein Laden eröffnet wurde. Auch konnte ich mein Versprechen nicht einhalten, dass ich mich öfter zeige, denn meine Wege zogen mich auf das Festland zurück.
Es war unüberlegt und überstürzt dir nichts zu sagen, doch viel Zeit blieb nicht – und selbst meine Schnelligkeit reichte nicht aus.
Unser beider geliebter Onkel Arethon wurde zum Herrn geholt.
In einem aufrechten Duell gegen einen nichtgläubigen Schergen lag er darnieder. Ich konnte mich nur noch von seinem verwesenden Leib mit einem letzten Gebet verabschieden.
Ich weiß, dass die schändliche Sucht nach Rache mein Untergang sein wird, weshalb ich mein Herz bereinigen muss und mich in Gebet und Demut mehr als je zuvor üben muss. Eine Rückkehr in nächster Zeit wird mir nicht gestattet sein, solange ich diese elenden Gedanken in mir trage. Es war ein aufrechtes Duell und ich sollte nur Stolz und Trauer im Herzen tragen und dennoch habe ich das Gefühl als hätte man mir einen sehr großen Teil herausgerissen, der sich nun mit einer Schwärze von Gefühlen aufgefüllt hat.
Vergib mir, Lucy, dass ich dich alleine lassen muss, doch du bist eine starke Frau. Du warst immer schon die stärkere von uns beiden.
Wenn mein Herz und meine Gedanken rein sind, werde ich zu dir kommen und ich werde dir der starke Mann sein, den du verdient hast.
Ich werde dich und unseren Sohn ewig im Herzen tragen und euch beide jeden Tag in meine Gebete einschließen.
Bete und glaube auch du, meine Liebste, dann wird das Schlechte auch aus deinem Herzen genommen.
In Liebe,
Magnus