Dumpft knallt die Axt auf seinen Schild, ehe er aus der Deckung heraus den Streich mit seinen harten Schlägen erwidert. Funkelnd schwingt er sein einfaches Langschwert und hiebt auf das Skelett vor sich ein, ehe es mit einem nüchtern Knacken in seine Einzelteile zerfällt – ohne ein weiteres Mal aufzustehen. „Soweit alles in Ordnung, Ildrahil!?“, raunt ihm die Geweihte von der Seite her zu. „Ja, Schwertmeisterin. Ich bin wohlauf.“, er nickt knapp, den Moment der Pause verschnaufend, ehe der Anwärter einen weiteren Feind ins Auge fasst. Die Schwertmeisterin quittiert seine Worte mit einem Moment ihres freundlichen, fast schon schelmischen Lächelns, ehe die Besorgnis wieder Einzug in ihre Gesichtszüge findet. Besorgnis über die Männer, die sie führt; über den Bruder ihresgleichen, den sie heil aus dem Malheur zu schaffen hat, über die Rückzugsfährte, ohne sich zu Verirren. Aber in ihrem Blick findet sich auch Stärke und Härte. Die Stärke einer Geweihten, dem Feind offen ins Auge zu blicken, das Fallen freundlicher Soldaten mitanzusehen, den Gegnern im blutigen Kampf die Gliedmaßen abzuschlagen – denn Bellum ist mit uns und führt unseren Arm in dieser Stunde. Grimmig geht sie wieder in Kampfstellung, ehe sie sich Luvisa zuwendet: „Soldat, Oger im Anmarsch, Beschuss verlagern!“ Bei den Vieren, es sind einfach zuviele!, fliegt es dem Anwärter durch den Kopf. Dabei ist der Wall so nah! Wir können es schaffen, Bellum ist mit uns! Er sieht zur Seite, fixiert den braunen, sabbernen Goblin und geht erneut in Fechtsstellung…
Zwei Tage zuvor in der Tyanswacht blicken Geweihte wie Anwärter über die Zinnen der mächtigen Burg. Der Außenposten im Westen, der einzig von dem Kronregiment der Ritter gehalten wird. „Es ist unsere Aufgabe, ihnen Trost zu spenden und ihnen beizustehen. Ich hab dem Leutnant weiter angeboten, dass wir einige Wachen übernehmen.“, erklärt die Geweihte dem Anwärter zwischen ihren Gesprächen. Ja, er hatte Schwester Sanjari – ob Leutnant oder Anwärter, er konnte sich an eine saloppen Anrede wie dieser nicht gewöhnen – einiges zu verdanken. Viel hatte er gelernt, und es schien, als führe sie ihn durch die Korridore des Studiums, durch die Lehreinheiten des Glaubens und den Ordo selbst. Tyanswacht war ihre zweite Station gewesen, nachdem sie sich aus dem Lager, oder vielmehr einem nortravischem Dorf gleich, weiter nach Osten aufgemacht hatten. Die Burg war stark befestigt, der Löwenorden hatte sich über die lange Zeit ein beschauliches Heim eingerichtet. Ihre Spuren in der Festung waren noch erkennbar.
„Der Abzugsbefehl vom Hochmeister. Bellum sei Dank, es ist hier kaum auszuhalten.“, gibt der Leutnant bei einer Lagebesprechung erleichtert von sich, und erklärt den Kriegern Bellums die Anweisungen der Ritter. „Wir brechen in zwei Tagen auf, die Offiziere gehen mit dem Hochmeister, der Rest folgt dann mit euch. Haltet euch bloß nicht zu lange auf, aber es sollte auf dem Rückweg gen Westen nicht allzuviele Feinde geben.“, währenddessen spricht der Leutnant weiter auf die Feldwebel ein und teilt die Gruppen auf.
„Wir werden nicht weiter gen Osten suchen, Bruder Ildrahil. Geleiten wir indes die Soldaten zurück in ihr trautes Heim. Sie haben eine sichere Rückreise verdient.“, gibt sie dem Anwärter auf und beide beobachten den Abzug von Führungsriege und Proviant. Es folgt nur noch die Ermahnung an seine Demut: „Sei stets wachsam, die Reise wird so oder so kein Zuckerschlecken.“
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