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 Betreff des Beitrags: Ein ungewöhnliches Geschenk
BeitragVerfasst: 19.08.11, 18:29 
Festlandbewohner
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Eigentlich hätte er schon vor Zyklen zu Hause sein müssen...

Nur wenige, rasche Schritte über den Markt hinweg und das Tempelgelände, als Fela sich zum wiederholten Male gen Himmel emporhob und die kurze Kälte aus den Städten der Insel vertrieb. Nach der langen Hitze war es schon wieder ungewohnt, die Kühle am Körper zu spüren, den letzten, nur flüchtigen Rest der lange gespührten Wärme wie eine Erinnerung mit sich fort tragend.
Das kleine Gartentor kam alsbald in Sicht. Die beiden Hunde dahinter sprangen auf, reckten die Köpfe wachsam über den Gartenzaun hinweg, um den Neuankömmling mit leisen Winsellauten zu begrüßen. Sie bellten schon lange nicht mehr, wenn er durch das Tor trat, und mit einem flüchtigen Lächeln wurden die beiden Tiere mit Aufmerksamkeit bedacht, ehe es den Blonden schon zur Eingangstreppe hinzog.
Normalerweise war es nicht seine Art, so spät erst die Arbeit zu beginnen. Zuviel stand noch an, was den Tag füllen würde. Hoffentlich würde es die Konsula ihm nicht nachtragen, wenn heute Alles etwas später als geplant bereitstand. Die schwere Eisentür wurde aufgeschoben; der rasche Blick in das große Esszimmer. Ein einzelnes Weinglas, angetrunken und verloren auf dem sonst Tisch. Eliam war also noch nicht hier gewesen. Vielleicht fiel sein Fehlen doch nicht auf und es blieb Zeit genug, alles herzurichten, bis die Konsula das Haus betrat.
Rasch zog er die Stiefel aus, stellte sie an ihren Platz in dem Regal, um dann den Aufstieg die Treppe herauf zu nehmen. Auch hier keine Menschenseele und keine Anzeichen, daß Jemand die letzten Zyklen hier war. Janus liess den Schlüsselbund in der Hosentasche verschwinden und trat direkt auf das Zimmer zu, welches ihm im Hause zugeteilt war. Wenn er sich beeilen würde, wäre er rechtzeitig bis zum späteren Tag mit Allem fertig. Die Konsula war ohnehin schon aufgebracht genug, als er sie von der Bettlerin wegzog, die sich ihnen am Südtor in den Weg stellte. Und er wollte ihr ungern noch mehr Grund geben, seine Zuverlässigkeit anzuzweifeln.
Kaum hatte er die Zimmertür geöffnet, blieb er im Türrahmen stehen. Irgendetwas war anders. Das Felalicht, welches zu ihrem jetztigen Stand hin durch die Fenster scheinen müsste, wurde getrübt. Er hatte die Vorhänge doch gar nicht zugezogen, als er ging? Als der Blick sich auf das Bett und jenes Fenster dahinter richtete, war der Anblick tatsächlich nicht Jener vom gestrigen Tage.

Ein Bild lehnte zwischen Laken und Fensterglas und versperrte Fela so den Zugang in die kleine Kammer, die er bewohnte. Mit gefurchter Stirn setzte der blonde Bursche die Schritte weiter in den Raum hinein direkt zum Bett hin. Den Raum zierten normalerweise keinerlei Bilder oder andere Dekorationen, einzig die schweren Vorhänge, die die Wand abkleideten.
Direkt vor dem Bild hielt er inne mit den Schritten, der Blick aus dem grünen Augenpaar direkt auf die Leinwand geheftet. Und zum zweiten Mal seit Langen konnte er kaum begreifen, was er gerade vor sich sah.

Das ganze Bild schien in sachten roten und beigen Pinselstrichen gemalt worden zu sein, welche fast schon verspielt ineinander überliefen. Es wirkte ein wenig entrückt, wie ein Traum, als wäre das Bild der lebendigen Phantasie des Malers direkt entsprungen. Wäre der Anblick nicht so beängstigend gewesen, hätte er sich durchaus gefreut, allerdings...
Die Mitte des Kunstwerkes, umgeben von Tüchern, Vorhängen und Kissen, schien eine Person zu zieren. Und Janus war sich sicher, daß nur er Derjenige sein konnte, der vom Maler dort verewigt wurde. Ein blonder, langhaariger Jüngling, welcher bäuchlings und unbekleidet zwischen den Kissen schläft. Zu vage, um eine verblüffende Ähnlichkeit festzustellen, aber zu deutlich, um es als Zufall abzutun. Das war er, ohne Zweifel. Und Jemand hatte dieses Bild von ihm hier auf das Bett gelegt.

Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als er den Blick vom Kunstwerk nahm und sich wie suchend umsah. Sonst war unverändert ausser diesem Bild. Nein, nicht ganz. Als er sein Augenmerk wieder zurück auf das seltsame Bildnis seinerseits richtete, war da mehr. Und diese eigentliche Kleinigkeit trieb mehr Verwunderung in seine Gedanken, als es das Bild an sich schon tat. Auf dem Laken, direkt vor dem Bild aufgebettet, lag ein Hadern. Aber auch dieses Hadern war von solcher seltsamen Optik, daß er sich schon fast nicht traute, es mit den Fingern aufzugreifen und zu betrachten. Tatsächlich hatte sich Jemand die Mühe gemacht... ein Herz aus dem ursprünglichem Pergament zu schneiden und einige Worte, in filigraner, geschwungener Handschrift darauf zu verfassen.

Dieses neue Gefühl kann ich nur schwer verstehn,
es war nicht vorherzusehn,
die Welt wird anders.
Wohin ich auch geh,
seh ich dein Gesicht,
ich entkomm dir nicht.
Mit jedem Blick erkenne ich dieses neue Gefühl.
Ich kann ihm nicht mehr wiederstehen.


Skepsis tat sich auf. Weder wusste er, von wem das Bild und der Brief stammte, noch wer es zuvor in seiner Abwesenheit auf dem Bett abgelegt hatte. Hatte es Jemand für ihn abgegeben? Oder war direkt in das Haus eingebrochen?

Wie auch immer es den Platz in seinem Zimmer fand, war die Frage nach dem Zeichner und Dichter der einzige Gedanke, der ihn noch für Zyklen vor dem Gemälde gefangen hielt.

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"Join us, brothers and sisters. Join us in the shadows where we stand vigilant. Join us as we carry the duty that can not be forsworn. And should you perish, know that your sacrifice will not be forgotten. And that one day we shall join you."


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein ungewöhnliches Geschenk
BeitragVerfasst: 11.09.11, 01:17 
Festlandbewohner
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Der Duft der frischgebackenen Kekse kitzelte in seiner Nase. Müde blinzelnd erhob sich der Blonde von seiner Lagerstatt in dem Keller unterhalb des Hospizes. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Unmöglich, in dem fensterlosen, tief gelegenem Raum die Tageszeit auszumachen, wurden die Kleidungstücke, welche ordentlich gefalten neben dem Bett lagen, aufgegriffen und rascher Handgriffe angelegt.
Vermutlich war es ohnehin schon spät - vielleicht zu spät schon. Die letzten Tage waren mehr als nur anstrengend gewesen, und mittlerweile zog sich eine Müdigkeit durch seinen Geist, die er kaum ablegen konnte. Doch Dinge mussten getan werden; und so schritt er direkt weiter durch die kleine Behausung. Die Kekse, welche ordentlich auf dem kleinen Tisch abgestellt wurden, verteilten ihren appettitlichen Duft mittlerweile durch beide Räume der kleinen Kellerwohnung. Ein kurzes, flüchtiges Schmunzeln in Richtung der kleinen Happen - doch diese mussten vorerst warten.

Aus dem kleinen Rückzugspunkt hinaus, entlang der Korridore zur Treppe, der Blick kurz zu einer der anderen Zimmertüren. Zu gerne hätte er ihr gestern noch etwas Zeit im Rosengarten geschenkt, allerdings war sie schon fort, als er wieder zurückkam nach seinen Verpflichtungen. Das nächste Mal würde er dem Fräulein Altheym für ihre Zeit, Worte und Geduld die Erkenntlichkeit zeigen, die sie verdiente.
Nur wenige Schritt weit - 2 Treppen später - lag die Hand bereits am Griff der Ausgangstüre in Richtung Bibliothek. Nur kurz wollte er das Brett studieren und den Briefkasten besehen, dann musste er direkt weiter zum Hause der Konsula. Zuviel dessen, was er heute hätte tun müssen, hatte er bereits liegen lassen. Ein Griff in die Tasche, schon wurde einer der unzähligen Schlüsselbunde aus der Versenkung gezogen und einer der Schlüssel gezielt herausgegriffen.

Der spähende Blick hinein, ehe er erstarrte. Im Kasten selbst bot sich ein seltsames Bild. Ein Pergament, eingerollt und verschnürt, prangte aus der Luke heraus. Das wäre wahrscheinlich kein ungewöhnlicher Anblick gewesen, doch lag direkt nebem dem Schriftstück, getrocknet, eine schwarze Rose. Ihr Duft lag schwer, kroch aus ihrem Gefägnis hinaus, empor in seine Nase. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
Die Stirn gefurcht, griffen die schlanken Finger nach den beiden Stücken in dem hölzernen Kasten und beförderten sie heraus. Die Rose zwischen den Fingern geklemmt, löste er das Band von dem Pergament, um es zu entrollen. Unruhig tasteten die Augen jene Zeilen ab, welche schwarz auf dem Hadern prangten...


Ich bin verloren in dir,
seh nichts Anderes hier.
Alles trostlos, Alles leer,
kein Funken Leben mehr,
nur der Gedanken an dich
ist noch wichtig für mich.
Edler Janus, schöner Held,
brauch kein Gut, kein Geld,
nur deine zarte Hand
als einz'ges Unterpfand.
Erhör mein lautes Flehn
ich lass dich nie je gehn.

Der dunkle Verehrer


Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. War das Zufall? Pure Berechnung? Spielte ihm Irgendjemand einen Streich? Hatte es mit dem Bild und dem Gedicht wenige Wochen zuvor zu tun? Und vor Allem: Wer war es, der diese Zeilen schrieb?

Vom Tempelgelände aus konnte man noch sehen, wie Janus den Briefkasten wieder fest verschloss und mit nachdenklich geprägtem Blick zurück in das Innere des Hospizgebäudes ging.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein ungewöhnliches Geschenk
BeitragVerfasst: 12.09.11, 16:29 
Festlandbewohner
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"Warum nur..."

Wer auch immer versuchte, sich ihm zu nähern, war definitiv nun zu weit gegangen.

Die Wunde war bereits verheilt, Korporal Hohentann sei Dank, doch der Angriff des Vermummten auf Ionas war das Letzte, was Janus erwartet hatte. Wenn das wirklich nur ein schlechter "Scherz" war, trieb er ihn bis zur letzten Spitze hin - und wusste genau, wie er den Blonden bis in sein Innerstes treffen konnte.

"Er ist MEIN!"

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein ungewöhnliches Geschenk
BeitragVerfasst: 25.09.11, 17:03 
Festlandbewohner
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Am selben Ort, an dem auch die Rose ihren Weg zum blonden Burschen fand, wurde ein Pergament befestigt, relativ versteckt, doch bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Das eingerollte Blatt ziert eine aufgemalte, schwarze Rose.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein ungewöhnliches Geschenk
BeitragVerfasst: 3.10.11, 00:37 
Festlandbewohner
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Liebster schlauster schönster Janus.
Ich bin ein Schatten, die Stille, das dunkle Geheimnis.
Ich werde mich offenbaren, mich zeigen, dich küssen, dich nie verlassen.
Wenn... der rechte Augenblick da ist.
Du wirst mich sehen. Du wirst nicht mehr gehen und mich verstehen. Ich werds dir gestehen.
Der dunkle Verehrer

Nachdenklich starrte er auf die Zeilen. Immer und immer wieder. Seit Tagen schon wurde das mittlerweile abgegriffene Pergament aus der Tasche geholt und in stillen Momenten vor Augen geführt. Der einzige Pfand, der hinterlassen wurde, an dem Ort, den der Blonde auserwählt hatte.
Das Bild fügte sich immer noch nicht zusammen. Doch langsam ahnte er das Ausmaß, welches sich ihm offenbarte.

"Wie lange noch...?"

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