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 Betreff des Beitrags: Isabell Kesslers Tod.
BeitragVerfasst: 4.10.11, 00:43 
Einsiedler
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Ein Mondtag. Der dritte Carmar dieses langsam wieder kälter werdenden Laufes und ganz sicher ein großer Tag. Unruhig und aufgeregt zappelte die junge Schneiderin im Wasserbassin herum. Dies konnte der Tag sein, an dem die Nortraven den Sammlern einen schweren Schlag zufügen könnten. Wenn sie erfolgreich sind, könnte es das Leben auf dieser Insel ein Stück sicherer machen. Sie würden nicht versagen, dessen war sich Isabell tief in sich sicher, als wäre es eine unumstößliche Wahrheit. In gleichmäßigen Bewegungen rieb die linke Hand über den rechten Oberarm mit der Tätowierung. In ihren Gedanken und Hoffnungen vertieft, schien das säubernde Bad eher zu einer Nebensache verkommen zu sein.

Alles entwickelte sich so gut seit ihre Füße den Boden dieser Insel berührten. Mit einem seeligen Lächeln auf den Lippen erinnerte sie sich zurück an andere Zeiten. Kaum auf der Insel, endete ihr Leben fast in den Gassen Falkensees in den gierigen Mäulern einiger Riesenratten. Kurze Zeit später schlachtete sie der Verräter Steinhauer mit seiner Dämonenklinge und beinahe wäre auch dies ihr Ende gewesen. Beinahe. Mit der rechten Hand strich die Badende sich sanft über den Bauch und die inzwischen recht feine Narbe und wurde ruhiger, nachdenklicher. Eine Dämonenklinge war es wohl. Sie schnitt ihr Fleisch, sie trank ihr Blut – im wortwörtlichen Sinne. Die Narbe die verblieb, war ihr Makel, ihr Mahnmal nicht zuviel zu wagen. Sie hätte schon lange schwanger sein müssen. Mit jedem Tag der verstrich, spürte sie ein wenig mehr, dass es nicht an Halvard lag. Es wurde Zeit einen Heiler und einen Weißmagier aufzusuchen. Wenn es sein muss sogar Corastin, den Schamanen des Dorfes. Dieses stille Warten soll enden. Lillian mit ihrem Kindsbauch erinnerte sie all zu oft daran, dass sie selbst mehr als überfällig war.

Lillian. So flatterig, so lebendig. Nie hätte Isabell gedacht, dass diese Frau es in der Schneiderei lange aushält. Zu unstetig wirkte sie, zu lebens- und reiselustig. Doch war dies wohl ein gern erlebter Irrtum. Ihr Fleiß stand außer Frage und ihre Freude am Schneiderhandwerk war schön anzusehen. Ihr Talent nicht zu verleugnen. Weit würde sie es bringen wenn sie ihre Möglichkeiten nutzen würde und dennoch war ihr die Schneiderei Kessler wichtiger Isabell es für möglich gehalten hatte. Lillian wie auch Shen waren schon lange keine Lehrlinge oder Untergebende mehr. Freunde. Vertraute. Isabell sprach nie darüber. Zumindest nicht mit Worten. Sie verstanden einander und waren füreinander da. Brauchte es mehr?
So schlimm die Anfänge auf der Insel wohl waren, umso mehr entwickelte sich alles langsam zum Besseren: Eine eigene Schneiderei in Falkensee und neue Freunde. Räuberpack folgte dem Guten dann auf dem Fuße. Entdeckungen auf der Insel, einen Sturz von einem Berg in den Armen eines Halbriesen, und allerlei Intrigenspiel wo keines Not tat. Allerhand seltsame Erlebnisse mit Geweihten, Handwerkern und Magiern aller Richtungen. Beleidigungen und Zankereien – und sei der Geist noch so klein und der Schwertarm umso größer. Der Handel mit Halgar führte zu Freundschaften wo zuvor nur Dukaten waren. Freundschaften führten zu einem Bund vor den Göttern. Ein neues Zuhause. Still dankte sie den Göttern jeden Tag für ihre Gnade.

Sie schreckte hoch und blickte sich im Bad um. Sie trödelte zuviel herum! Halvard würde schon bald zurück sein und sie wollte ihn empfangen wie er es verdient hat. Eilig erhob sie sich aus Becken und stieg über den Rand. Nur flüchtig sich abtrocknend machte sie sich schon auf den Weg aus dem Raum hinaus und hin zur Treppe. Den Keller verlassend wickelte sie das Handtuch sich um den Körper und schaute sich eilig im Raum um. Sie war allein – und atmete einmal erleichtert auf. Die Krieger waren wohl noch nicht zurück. Auf dem Tisch lagen noch immer ihre Geschenke an ihren Mann: Ein feines Seidenhemd und die penibel gearbeitete, verstärkte Höhlenwolf-Lederrüstung. Seide und Edelwild in Unmengen um diesen Riesen von einem Nortraven zu kleiden. Der rechte Mundwinkel hebt sich ein Stück weit bei dem Anblick ihrer letzten Arbeiten. Für Halvard nahm sich die Schneiderin dreimal soviel Zeit mit seinen Kleiderwünschen. Er war es wert. Bald war er zurück.
Langsamer schritt die junge Frau, das Handtuch zurecht rückend, zur anderen Treppe. Die Haare galt es noch zu richten, den Schmuck anzulegen und ein schönes Kleid aufzutragen. Ihr Ehering wartete im Schmuckkästchen während die Frau gebadet hatte. Zu groß war die Angst, er könnte in diesem seltsamen Abfluss, wie Halvard ihn nennt, auf immer verschwinden. Doch ohne diesen wollte sie dem siegreichen Krieger auch nicht entgegen gehen. Alles war vorbereitet.

Das Holz der Treppe knarzt leise als Isabell nach Oben hinauf schreitet. Die Hunde vor dem Haus fingen plötzlich an zu bellen. War er schon zurück? Zu früh! So wie ihr Herz einen Satz in ihrer Brust zu machen schien, tat sie es auch auf der Treppe – und rutschte, oben angekommen, voran. Beide Arme hochwerfend, nach Halt suchend, gab sie ihrem Körper noch mehr Schwang nach oben weg und schließlich rückwärts. Doch anstatt einen festen Boden zu berühren, traf ihr Rücken hart auf die Treppenstufen und ließ ihr den Atem entweichen. Die junge Frau polterte die Stufen hinab und verlor jegliche Orientierung. Sie versuchte die Arme und Beine von sich zu strecken, den Fall irgendwie zu bremsen und stieß sich ein Stück weit von der Wand ab. Wo ein haltendes Geländer hätte sein können, war nun lediglich ein kleiner Abgrund. Hals über Kopf fiel der Körper zu Boden und erreichte diesen im wohl ungünstigsten Winkel.

Isabell hörte ein Knacken und ihr Sturz fand ein Ende. Sie lag am Boden zwischen dem Tisch und der Treppe und blickte schweigend unter den Sitzbänken hindurch in Richtung der Kochstelle. Mit einer überraschten Erleichterung spürte sie…nichts. Da war kein Schmerz. Da war kein Körper. Ihr war schwindelig und ein wenig übel, doch fühlte sie sich schwer und leicht zugleich. Als hätte man ihren Körper unter einhundert dicken Decken begraben, unfähig sich zu rühren, und doch leicht wie eine Feder, als hätten die Viere selbst sie aufgehoben und von einer Last befreit, welche ihr nicht einmal bekannt war. Still blickte sie voran. Niemand trat ein. Niemand war da. Sie würde auf ihn warten. Doch wohl nicht hier. Das Bellen der Hunde wurde leiser, das leise Knistern im Kamin kaum noch hörbar. Die Welt verlor Glanz und wurde langsam trübe. Ein Augenblick der vollkommenden Ruhe hüllte Isabell ein.


Und dann war der Augenblick vorbei.

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 Betreff des Beitrags: Re: Isabell Kesslers Tod.
BeitragVerfasst: 4.10.11, 12:27 
Einsiedler
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Registriert: 4.10.11, 10:56
Beiträge: 18
Tare erhellte sich langsam, als die junge Frau die Augen aufschlug und sich die struppigen blonden Haare aus dem Gesicht zog. Gähnend erhob sie sich mit dem Gedanken an wie immer dem selben: Essen.

Essen, für schwangere nicht unüblich. Sie kroch aus dem Bett des Schneiderei-Kellers und stapfte zum Tisch, wo ein gedeckter Tisch vorzufinden war, den sie am abend zuvor vorbereitet hatte.
Eilig stopfte sich Lillian Salat in den Mund und mümmelte an diesem, so als wäre sie ein grasendes Kaninchen, das wohl tief in Gedanken versunken sei.

Sie dachte über den Tag nach, so wie er werden sollte. Sie würde sich waschen, dann im Dorf nach dem rechten sehen, die Nachrichtenbretter überfliegen und Isabell nach dem neusten Klatsch und Aufgaben Fragen. Eventuell sogar ein Treffen mit dem Kindsvater Baelgur.

Sie nickte einige selbstbestätigende male, als sie sich langsam erhob und die letzten bissen runterschluckte.

Immer wieder kriesten die Gedanken um das gestrige Gespräch mit Isabell. Ein Gespräch über die sogenannten "Sammler". Isabell erzaehlte ihr, dass Halvard sie mitnehmen würde, und sie ein wenig Angst habe. Plötzlich wurde es flau in Lillians Magen, denn sie konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Isabell etwas zustoßen könne - um Halvard machte sie sich keine Sorgen, da man ihn ihrer Meinung nicht klein kriegen könne.

Langsam druchschrat sie die in Morgenröte getauchte Schneiderei und öffnete die Türe.
Ihr erster Schritt hinaus blickte sie auf Erin Caoimmes Haus, und fragte sich was soe wohl treiben würde, dennoch riss sie sich von diesem Gedanken los und stiefelte zum Dorfbrett. Neugikeiten? Fehlgeschlagen. Alles schien seinen gewohnten lauf zu gehen. Doch dann hörte sie schritte, langsame schlurfende Schritte, und ein großer, grauhaariger Nortrave schleppte sich, leeren Blickes an, hämmerte einen kleinen, verschmierten zettel an das Dorfbrett. Es war Halvard.

"Na Großer?" fragte Lillian, und blickte in Halvards ausdrucksloses, altes Gesicht. Zögerlich fügte sie bei " Die Große Schlacht eggen die Sammler erfolgreich...?"
Doch Halvard antwortete nicht, und schlurfte langsamen schrittes auf Helga's Kontor zu.

Ihr Blick folgte ihm einige Augenblicke, ehe sie sich dem Brett zuwandte und ihr Augenmerk auf dem Zettel lies. Dort stand folgendes:

Brodire und Soras,
am kommenden Felatag fällt die Dorfsitzung aus und jeder soll sich einfinden um Isabell bei ihrer letzten Reise zu Thjarek zu begleiten.
gez.
Halvard

Die Schrift wirkte, als wäre sie schnell verfasst, unruhig und immer wieder sind einzelne Wörter durchgestrichen und neu beschrieben worden.

Isabell war Tod. - Ihr Herz hämmerte in ihrem Brustkorb. Ihr Blick starr auf das Brett gewand.
Dann sackte sie zu sammen, schreiend und immer wieder mit der Faust in den Dreck wuchtend. "NEIIIN, NEEEEEEEEEIN!!" brüllte sie, und zog die Knie heran, vor dem Brett zusammengesckt, und legte die Stirn auf diese. Das konnte nicht wirklich sein. Das durfte alles nicht wahr sein.. Wie wird es weitergehen? Jetzt wo sie Isabell, ihre Meisterin, Ihre Beste Freundin, ihre Einzige Schwester verloren hatte?
Wimmernd saß sie noch einige lange Momente vor dem Brett, ehe sie wieder die Richtung zur Schneiderei einschlug..

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Once You Kill A Cow, You've gotta Make A Burger. :D


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