Betreff des Beitrags: Wege eines gesiegelten Briefes.
Verfasst: 27.06.11, 16:03
Edelbürger
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[OOC: Wen Blümchen-RP nicht interessiert, der sollte nicht weiterlesen. Für alle anderen: Track zum Post. Rechtschreibfehler dürfen bei diesem Post vorerst gefunden und behalten werden. Für Hinweise bzgl. irgendwelcher Unzulänglichkeiten bin ich natürlich per PN offen - nobody's perfect. Auch Macher, Hater, Flamer nicht. Vorallem keine Trolle.]
Der Morgen graute schon, Fela reckte ihre Strahlen wie Lanzen gegen die Dunkelheit über die Stadtmauern. Gestalten der Nacht verkrochen sich, um verpassten Schlaf nachzuholen; Frühaufsteher öffneten Fenster, ließen den Dunst der Nacht aus den Fenstern ihrer Wohnungen entweichen. Nahe des Hafens brachte ein Fischhändler seine Fänge in Position, um sie den ersten Käufern aufzudrängen.
Wind wehte ihm entgegen, trug eine salzige Brise der See in das Hafenbecken und ließ ihn kurz Fernweh bekommen. Nichtsdestotrotz wandte er sich gen dem Dreimaster unter Herderer Flagge, der noch vertaut am Pier lag.
Wellenreiter
Ein stolzer Name, der dort in großen, schwarzen Lettern am Bug prangte. Ließ er doch Leichtigkeit, Schnelle erahnen - und bei den Vieren, auf die hatte er es abgesehen. An den Planken herrschte rege Betriebsamkeit, Kisten, Fässer, Säcke wurden verladen. Ein Strom von Menschen ergoss sich über die Passagierplanke an Land: Junge Gesichter, auf der Suche nach Abenteuern; gestandene Mannsbilder mit Kind und Kegel und auf der Suche nach einem neuen Leben. Kirchenmänner, mit feisten Leibern und heilige Schriften unter dem Arm. Ratten. Bald schon hatte er den Kapitän der Kogge ausgemacht. Ein Mann mittleren Alters, mit schütterem Haar und einem lahmen Bein, der leicht stotterte, ihm aber versicherte, die Fracht sicher zum Bestimmungshafen zu bringen.
Jasper stand am gemauerten Kai und sah dem Schiff nach, wie es die Segel gen Herder hisste und dem Horizont entgegenfuhr. An Bord befand sich die Fracht, bestehend aus drei gesiegelten Briefen und einer kleinen, mit Siegelwachs verkleideten Kiste. Die zehn goldenen Reichsdukaten waren in Wolle geschlagen, so dass niemand auch nur den Inhalt erahnen konnte; ebenso die Edelsteine und Reichsdukaten, die in einer weiteren kleinen Schatulle lagen, die sich in der Kiste befand. Fela schien ihm ins Gesicht, wärmte seine Haut, die in letzter Zeit so kühl gewesen war.
Zu Händen Major Friedhelm Sigismund Abentheyer, Kommandant des XXV. Aufklärungsbataillons, Yota (Herder)
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Falkensee, Lehen Ersont auf Siebenwind, den 27. Triar des Jahres 22 n.H.
Mein Freund Friedhelm,
ich hoffe, dass Du und deine Familie wohlauf seid und die Viere euch jederzeit wohlgesonnen sind. Lange haben wir nichts mehr voneinander gehört, weile ich doch nun seit etwas über einem Götterlauf auf dem Eiland Siebenwind. Hier überschlagen sich oftmals die Ereignisse, standen wir erst zum Dunkeltief eingepfercht im Tempel der Hauptstadt Falkensee und kämpften gegen die Heerscharen des Unaussprechlichen, so bin ich vor einer Weile zum Richter über das Ersonter Lehen ernannt worden und sorge gemeinsam mit dem Führungsstab für die Stabilisierung der Ländereien. Wie steht es um Herder? Die Gerüchte treffen nur unregelmäßig hier ein. Wann warst Du zuletzt in der Herderbrückschen Mark?
Du kennst mich schon lange, mein Freund, und sicher fragst Du nach dem wahren Grund, weshalb ich Dir schreibe. Vor geraumer Zeit lernte ich eine Frau kennen. Ja, richtig, eine Frau - wie sie einst meine Susanna war. Von makelloser Schönheit, sanftem Gemüt und mit Köpfchen. Zugleich ist sie von edlem Blut, und so ersuche ich, um ihre Hand anzuhalten, wie es sich für einen alten Recken und dem Stande gemäß gehört. Anbei findest Du eine Schatulle sowie zwei weitere Briefe - einen an Jakob, den anderen zu Händen ihrer Eltern in Ersonts End. Die zehn Reichsdukaten, die Du erhältst, soll genug Entschädigung für Depeschenreiter der Herderer Blitzreiter enthalten, um den Brief an ihre Eltern schnellstmöglich, samt der Schatulle nach Ersonts End' zu bringen. Ich bitte Dich, Deinem alten Freund und Kamerad diesen Dienst zu erweisen und dafür zu sorgen, dass die Schreiben auf dem schnellsten Wege zu ihren Bestimmungsorten finden.
Friedhelm, ich danke Dir schon im Voraus für Deine Hilfe. Gib auf Dich Acht, grüße deine Familie von mir und entbiete dem alten Haufen von Haudegen kameradschaftliche Grüße. Ich hoffe, Dich eines Tages wiederzusehen - sei es auf diesem Eiland, sei es in Herder.
Dein Freund,
Zu Händen Jakob Herderwaldt, Leibgardist des Freiherrn zu Niebenau, Burg Herderbrück (Herder)
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Falkensee, Lehen Ersont auf Siebenwind, den 27. Triar des Jahres 22 n.H.
Mein Sohn,
lange Zeit hörtest Du nichts von deinem Vater, doch nun fand ich endlich die Zeit und die Ruhe, Dir zu schreiben. Ich hoffe, dass Du den Dienst mit Freude tust und dem Freiherrn Deine Tüchtigkeit beweist. Hast Du nun ein Mädchen gefunden? Ach, ich bin mir sicher - kann man einem Herderwaldt in Uniform doch nur schwer widerstehen! Auf der Insel ist's ein stetiges Auf und Ab, Anfang dieses Götterlaufes wurde ich - in Anbetracht der Verdienste bei der Verteidigung des Tempels der Hauptstadt - in die Dienste des Lehens gestellt. Ich bin seitdem Richter und Lehensrat und leite zusammen mit den anderen Ratsmitgliedern die Geschicke des Lehens. Ein weiterer Grund, weshalb ich Dir schreibe, ist folgender. Zudem lernte ich eine nette junge Dame kennen, die ich zu ehelichen gedenke. Ich weiß, dass sie niemals Deine Mutter, meine geliebte Susanna, ersetzen kann. Doch gibt sie mir Rückhalt und Trost in schweren Zeiten, ich kann mit ihr lachen - und sie ist mir ans Herz gewachsen.
Während Du diese Zeilen liest, ist ein weiterer Brief auf dem Weg zu ihren Eltern, in dem ich förmlich um ihre Hand anhalte. Ganz recht, sie ist von edlem Blute, und so edel sie ist, so schön ist sie auch. Wenn Du deinem alten Vater einen Dienst erweisen willst, so besuche uns hier auf der Insel, und wohne unseren Feierlichkeiten bei. Obdach und Auskommen will ich Dir gerne gewähren.
In Liebe,
Zu Händen Hochwürden Cornelius Andorath sowie seiner Gattin Freifrau Avelia Greifenkling von Greifenburg, Ersonts End' (Ersont)
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*Auf feinstem, beinahe weißem Hadern sind sauber und ordentlich die Lettern in schwarzer Tinte aufgebracht, das Siegel im ersontisch-gelben Wachs.*
Falkensee, Hauptstadt des Lehen Ersont auf Siebenwind, Felaviertel 06, den 27. Triar des Jahres 22 n.H.
diese Zeilen schreibe ich Euch, um ehrerbietig und untertänigst um die Hand Eurer edlen Tochter, Gwydion Greifenkling, die ich durch die Geschicke der hochheiligen Viere kennen lernen, schätzen und lieben durfte, anzuhalten.
Gemäß der Tradition möchte ich Euch nun von mir berichten. Geboren wurde ich am 28. Querlar des Jahres 116 nach der Thronbesteigung der Königsfamilie ab Arbam in der Mark Herderbrück am Herder, als erster und einziger Sohn Jesaja Herderwaldts, Leibgardist des Freiherrn von Niebenau zu Herderbrück dem Älteren. Meine Erziehung genoß ich vieretreu und im Privatunterricht der höfischen Lehrer. Gleichzeitig wurde ich gemäß den Statuten der Orden des Schwertherren im Kriegshandwerk ausgebildet und folgte seinerzeit zum Erreichen des achtzehnten Lebensjahres der Familientradition, sechs Jahre den Dienst an der Waffe unter der Krone zu verrichten. Meine erste Frau, Susanna Herderwaldt, geborene Schildtsteyn zu Herder, verstarb zwei Jahre nach der Geburt unseres gemeinsamen Sohnes Jakob an einer Lungenentzündung. Eine weitere Ehe wurde nicht geschlossen.
Nach der Befriedung weiter Ländereien Khalandriens und der damit verbundenen Auflösung meines Regimentes sowie der ehrenhaften Entlassung aus der Offizierslaufbahn und gleichzeitigen Beförderung zum Major der Reserve, folgte ich fürderhin einer weiteren Tradition und trat in den Leibgardedienst des Freiherrn von Niebenau zu Herderbrück. Bis zu meiner Abreise nach Siebenwind verrichtete ich jenen Dienst stets mit Fleiß, Eifer und im Glauben an die Viere und den Schwertherren, um Leib und Leben Hochwohlgeboren von Niebenaus zu schützen. Da mein Sohn Jakob zu jenem Zeitpunkt fünfundzwanzig Götterläufe zählte, überließ ich ihm die Führung der Leibgarde und trat ebenfalls ehrenhaft und mit besten Empfehlungen aus dem aktiven Dienst der hochwohlgeborenen Familie aus.
Seit meinem Erreichen der Insel Siebenwind beziehe ich Wohnstatt in der Hauptstadt des Lehens Ersont auf Siebenwind, Falkensee. Zum Dunkeltief Anfang diesen Götterlaufes unterstützte ich die eingekesselten, belagerten Truppen im Tempel zu Falkensee mit Schild und Schwert, und gemeinsam gelang uns die Niederschlagung der Ketzer und Ungläubigen. In Anbetracht dessen und des kronetreuen Dienstes wurde ich im Onar ebendiesen Götterlaufes zum Obersten Richter, Hüter des Rechts und Ratsmitglied des Lehens Ersont auf Siebenwind ernannt und versehe eben jenen Dienst treu der Gesetze, Statuten und Richtlinien der Kirche und der Krone.
Der Pflichten Eurer Tochter gegenüber bin ich mir bewusst und gelobe hiermit, sie zu ehren, zu schützen und für sie zu sorgen, so dass ich Euch hiermit inständigst um ihre Hand ersuche und Euch anbei des Schreibens eine Aufmerksamkeit in Form von siebenwindschen Edelsteinen und Reichsdukaten zukommen zu lassen.
Ehre sei seiner Majestät Hilgorad I. ap Mer, möge das Licht der Viere allzeit Eure Wege erhellen.
Mit der Bitte um baldige Antwort und den besten Wünschen und Grüßen,
Hüter des Rechts Oberster Richter des Lehens Ersont Mitglied der Ersonter Ratskammer zu Siebenwind
Betreff des Beitrags: Re: Wege eines gesiegelten Briefes.
Verfasst: 25.07.11, 00:06
Edelbürger
Registriert: 26.02.09, 20:06 Beiträge: 1693
Mit einem Lächeln blickte Kapitän Jens Heverbeek auf die Besatzung, die die Schiffsladung eifrig löschte. Xan und Ventus hatten es gut gemeint und ihnen guten Seegang sowie eine steife Brise in den Segeln geschenkt. Möwen kreisten über dem Hafen Yotas, die Sonne beschien die gerade angetäuten Fischkutter und trug so zur Duftkulisse der Szenerie bei. Heverbeeks erster Maat legte ihm die Frachtpapiere auf den Beistelltisch. "Ha-ha-ha...haben wir mal eine r-r-r-reibungslose Fahrt hi-hinter uns gebracht, nich' w-w-wahr?" Heverbeek betrachtete seinen Maat, der nur nickte und auf die Unterschrift des Kapitäns wartete. "Ach j-j-ja."
Eine Unterschrift später stiefelte der Maat von der Brücke und setzte über die Planke auf den Kai über. Heverbeeks Blick fiel auf die kleine Kiste, die ihm der Herderer auf der Insel überreicht hatte. Was da wohl drin war? Eine Frage, die ihm öfters durch den Kopf gegangen war. Aber bei den Göttern, mit seinen 43 Jahren wusste er, dass zu viel Neugier nur schaden konnte.
Abentheyer saß an seinem großen Eichenholzschreibtisch und studierte Berichte seiner Aufklärungstruppen, als es an der Türe klopfte. Nach Aufforderung trat sein Adjutant herein und kündigte Kapitän Heverbeek in aller Förmlichkeit an, ebenso, dass jener eine besondere Fracht von der Insel Siebenwind überbringen wolle. Der Major stutzte - von dieser Insel im Westen? Wer schickte ihm denn von dort... Jasper! "Soll eintreten, der Mann, bringt ihn her! Und zwei Becher Wein!", scheuchte er den Adjutanten los. Aufregung hatte ihn ergriffen - ein Lebenszeichen von Jasper?
Kurz darauf humpelte Kapitän Heverbeek herein - Mitte seiner Vierziger, das eine Bein lahm, und der anhaftende Geruch der See. "Ehre der Krone und dem Schwertherrn, Kapitän. Bitte, nehmt Platz." Ein einladender Deut zum gepolsterten Stuhl vor dem Schreibtisch. "E-e-ehre der Kro-krone, Major." Ein dankendes Nicken, als Heverbeek das lahme Bein abstreckte. "Bedient Euch." Eine weitere Geste gen dem vergoldeten Weinkelch, der auf der vorderen Seite des Tisches stand. Abentheyer musterte den Seebären und rutschte beinahe ungeduldig auf dem Polster seines Arbeitssessels umher. Heverbeek nahm ihn an sich, roch kurz am Wein und tat einen kräftigen Zug, ehe er die kleine Kiste auf den Tisch stellte. Obenauf legte er den Brief und lächelte.
Er musste wieder Lachen, als er vor dem kleinen Mietshaus stand. Die Pferde in der Stallung nebenan wirkten kerngesund und temperamentvoll - waren es gar endophalische Zuchten? "Jasper, dieses alte Schlitzohr... setzt sich ohne großes Trara auf die Insel ab und kommt dort noch groß heraus. Und dann lernt er noch eine Frau kennen - bestimmt wieder ein Fräulein, das einem den Atem raubt. Sieht ihm doch ähnlich." Mit einem Nicken bedeutete Major Abentheyer, seinen berittenen Begleitern zu warten. Die Goldmünzen in dem kleinen Jutebeutel wogen schwer - wenngleich er dem Kapitän für das zuverlässige Ausliefern der Fracht sogar noch aus eigener Tasche etwas zugezahlt hatte. Und die Münzen, die jetzt leise im Beutelchen klimperten... würden dafür sorgen, dass die zwei anderen Briefe sowie die hölzerne, versiegelte Schatulle schnellstmöglich ihre Bestimmungsorte erreichten. Die Herderer Blitzreiter würden schon dafür sorgen. Abentheyer betrat die kleine Stube, über der ein Schild mit einem aufgemalten roten Blitz prangte.
Registriert: 16.05.09, 12:26 Beiträge: 5817 Wohnort: Washington D.C.
... Wochen ziehen ins Land und schliesslich nähert sich der gesiegelte Brief endlich seinem finalen Ziel...
Irgendwo in Ersonts End, ein Stadtsitzt, liegt der Brief nun in den starken Händen eines Mannes, welcher noch immer in den besten Jahren steht. Erstes Grau zieht sich durch sonst so markant , schwarzes Haar. Falten zeichnen die gegerbte Haut und formen das Antlitz eines Reckens, der Autorität und Einfluss gebietet. Auch der schwere Tisch aus Ebenholz gebietet Respekt und verdeutlicht die Wichtigkeit des Besitzers. Das wächserne Siegel kurz bedacht, alsbald gebrochen, überfliegen meeresblaue Augen den Inhalt der Nachricht. Lesen ihn ein zweites, dann ein drittes Mal, ohne dass Gestik oder Mimik etwas darüber preis geben würden. Dann landet das Pergament auf der glatten Oberfläche des Tisches, die rauhen Fingerkuppen finden aneinander, der Recke überlegt. Lange Zeit tut er das, dann ein Lächeln. Ein Wink, gewohnt, Befehle zu geben, der Lakai stürzt näher. Eilfertig dienert er sich an.
„Setz einen Brief auf, Jakob, und schreibe, was ich dir diktiere. Und im Anschluss verfasst du eine zweite Botschaft an Hochwürden. Sag ihm, es ist so eingetreten, wie wir erwartet haben. Ich habe mich darum gekümmert.“
Dann beginnt der Recke zu diktieren. Er weiß, was er will, er weiß, was er zu sagen hat. Und während er dies tut, lächelt er immer noch, bezeugen seine Augen den absoluten Willen, der dahinter steht, während kräftige Finger sich um die Nachricht schließen und sie zu feinen, gleichmäßigen Streifen zermürben. Riss um Riss, bis alles vollbracht. Erst dann erhebt er sich, tritt ans Fenster, die Schultern stark, gestrafft, die Hände dahinter. Eine letzte Bewegung, der Lakai hält nochmal inne.
„Und sag ihm, wo sie ist...“
Zitat:
An J. Herderwaldt Hüter des Rechts Oberster Richter des Lehens Ersont Rat zu Ersont
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Ehrenwerter Richter Herderwaldt Im Namen meines Herren entrichte ich euch meine Grüße und mein Vergnügen, von euch zu hören. Gewiss darf ich sagen dass ihr es kaum vermögen werdet, euch vorzustellen, wie sehr Hochwürden darüber erfreut war, vom Verbleib seiner geliebten Stieftochter zu vernehmen. Lange Zeit war er bereits in tiefer Sorge über ihr Wohlergehen, eine Sorge, die ihr ihm nun genommen habt. Dafür sein und unser aller tiefst empfundener Dank. Auch seine werte Gattin , die Freifrau Avelia Greifenkling, entrichtet euch ihren Dank und lässt euch wissen, dass sie euch darob in ihre allabendlichen Gebete einschließen wird.
Darüber hinaus ersucht mein Herr , euch mit diesen Zeilen folgende Botschaft mitzuteilen.
„Ein Richter ist gewiss ein Ehrenmann und keinen anderen habe und hätte ich mir für die Hand meiner Tochter gewünscht. Doch von Ehre allein kann kein Hausstand leben und Ehre allein wahrt nicht den Fortbestand des Hauses. So schreibe er neuerlich, wenn er neben Ehre auch edlen Stand und Land errungen hat , auf dass er dann mein Ein und Alles zur Angetrauten nehme. Bis dahin verbleibt Gwydion aus dem Hause Greifenkling, meine Tochter, in der Obhut ihrer Familie und ihres Vormundes.“
Mögen diese Zeilen euch ein Ansporn sein und keine Gram euch erfüllen, ist es doch zum besten der von uns allen so sehr geschätzten.
In Demut und größter Achtung Jakob Tuarell Secretarius des Hauses Greifenkling Ersonts End
_________________ Regel #3 - Glaube niemals was man dir sagt, überprüfe es. Regel #9 - Gehe niemals ohne dein Messer aus dem Haus. Regel #18 - Es ist besser Vergebung zu suchen als um Erlaubnis zu fragen.
Betreff des Beitrags: Re: Wege eines gesiegelten Briefes.
Verfasst: 17.10.11, 15:33
Edelbürger
Registriert: 26.02.09, 20:06 Beiträge: 1693
Heverbeek hatte nicht schlecht gestaunt, als der ergraute Hüne, der vor gut zwei Monden das erste Mal von Bord gegangen war, vor einem Mond wieder am Kai Yotas stand. Gegrämt sah er aus, etwas eingefallener, doch spannten sich die stählernen Kettengeflechte nachwievor über seinen muskulösen Leib. Der gefütterte Wams darunter wirkte nicht mehr so weiß wie damals.
"V-v-v-ventus' W-w-wind in Eu-eu... Euren Segeln, ho-ho-hoher Herr!" rief Kapitän Heverbeek ihm aus einiger Entfernung zu. "B-beehrt Ihr uns w-w-w... wieder?" Ein stummes Nicken folgte, als der Altgediente schweren Schrittes über die Planke hinauf stapfte. Ein paar Münzen fanden den Weg aus einer Geldkatze in die Hände Heverbeeks - eigentlich viel zu viel, doch... Die Züge wirkten matt, der Mann wirkte in seiner stummen Ernsthaftigkeit noch geheimnisvoller als damals.
Jens Heverbeek, seit nunmehr dreißig Jahren auf See, hatte schon viele Gesichtsausdrücke wie diesen gesehen, bevor er selbst zum Kapitän wurde. Matrosen, Maats, Smutjes... selbst seinem damaligen Kapitän schien ein solcher Ausdruck nach einer besonderen Begebenheit wie ins Gesicht gemeißelt gewesen zu sein: Nach der Abfuhr.
Der Kapitän seufzte leise, als er die Münzen achtlos seinem Adjutanten übergab. "N-notiert einen w-w-weiteren P-p-passagier zur Ü-ü... Überfahrt nach S...si...sie... zu dieser v-vermaledeiten Insel."
Die Gastfreundschaft, die ihm zuteil wurde, war die eines Besuchers - nicht mehr, nicht weniger. Der Geweihte Markus Gerstlob hatte ihm ein Gästezimmer auf dem Anwesen überlassen; der Haus- und Hofmeister scheuchte Burschen und Mädchen umher, alles herzurichten. Es war eine komfortable Unterkunft, jedoch nicht mit Prunk beladen, sondern zweckmäßig. Mägde und Stallburschen tuschelten gelegentlich über "den Alten, der vom Eiland gekommen ist", doch verstummten, sobald er sich in ihre Nähe begab. Hauptgesprächsthema blieb auf dem Anwesen die Reise des Alexander. Jasper erfuhr, dass es sich um Gwydions Bruder handelte, der nach Siebenwind aufgebrochen war. Es war seine eigene Schuld, wahrscheinlich wollte man sichergehen, dass es Gwydion gut ging. Vorwürfe zermarterten sein Hirn, dass er in seiner Herderer Art überstürzt aufgebrochen war, ohne auch nur einen Hinweis auf seinen Verbleib. Egal wo: In den Ställen, in den weitläufigen Anlagen des Herrschaftssitzes und auch sonst wo ließ man ihm die Aufmerksamkeit eines Besuchers zukommen. Er fühlte sich fehl am Platz.
Das Gespräch mit Freifrau Avelia Greifenkling von Greifenburg nahte. Wenngleich sie sich so höflich und anstandslos der Etikette verfallen gab wie Gwydion selbst, bemerkte man, dass sie sich nicht auf seine Stufe herabließ. Er merkte, dass die Barriere der Stände vorherrschte, ohne dass sie ihm gegenüber respektlos gewesen wäre. Sie drückte ihm gegenüber aus, dass der Stand sehr wohl eine Rolle spiele, ohne jedoch eine Endgültigkeit in der Entscheidung mitzuteilen. Enttäuschung lastete schwer auf seinen Schultern und raubte ihm jeglichen Appetit.
Am Felatag wurde ihm in der Kapelle ein Platz nahe den Greifenklings zugewiesen. Er lauschte der des Geweihten über die Mannigfaltigkeit der Viere; ihre unendliche Weisheit, mit denen sie die Geschicke der Völker lenkten. Das Grübeln setzte nicht aus, als er sich nach der Weisheit hinter seinen eigenen Geschicken der letzten Zeit fragte. Ein abschließendes Gebet gen den Vieren, ehe er sich berautete, der Freifrau seinen Dank für alles aussprach und zu den Stallungen trat, wo der Schimmel versorgt worden war und bereits gesattelt wartete. Als er im Sattel saß, klopfte ihm der Geweihte Gerstlob noch einmal zum Abschied aufmunternd auf den Oberschenkel. "Mögen die Viere Euch wohl gesonnen sein, Herr Herderwaldt." Er nickte nur, als er langsam vom Anwesen trabte.
"Land in Sicht!" schrie der Matrose vom Ausguck herunter. Heverbeek lächelte leicht. Mit günstigen Winden nur noch einen halben Tag, bis sie die Wellenreiter in Falkensee vertäuen konnten. Der Blick schwenkte nach links, wo der hochgewachsene Recke plötzlich neben ihm an der Reling aufgetaucht war und in Fahrtrichtung gen Horizont starrte. "B-bald ist's g-g-geschafft." "Ja. Bald sind wir da." Der Kapitän stutzte und schaute dann auch wieder voran. Er sprach zum ersten Mal in den vier Wochen, die die Überfahrt nun schon dauerte. Die Stimme des Mannes wirkte so brüchig. So bedrückt. Irgendwie... melancholisch? Und auch insgesamt wirkte er alles andere als gesund. So mager. Hatte er ihn überhaupt mal mehr als einen Kanten Brot und etwas Kraut essen sehen? Heverbeek schauderte leicht, als er sich umwandte. "A-a-a-a... armer T... Teu... Teuf... Kerl."
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