Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit...
Mit kräftigem Griff um den Stiel des Vorschlaghammers wurden die Nieten für das stählerne Fallgatter geschlagen. Fest und unerschütterlich sollten die neuen Gatter für den Wall sein, so hatten die Löwen es gewollt und es an die Ritterschaft herangetragen. So hatte es auch der Schmied verstanden und den Auftrag mit undefinierbarem Brummen entgegen genommen. In seinem dicken Schädel aber reiften noch andere Pläne, denn nicht die Feinde des Grünlandes sollten scheitern an jenem Bollwerk.
So vollendete der gedrungene, aber muskulöse Schmied sein Werk und lud es dem schicksalergebenen Lastenpferd auf. Mit Seil und Schnur wurden die Gatter festgebunden und aus Seeberg abtransportiert. Nach Osten führte der Weg, doch war nicht der Wall das Ziel...
Tief in die Eingeweide des Ödlandes führte der Weg des Schmiedes, das Lastpferd gut versteckt vor unliebsamen und hungrigen Blicken.
Mit ruhigem Atem, da er sich seines Wertes für den Verhandlungspartners bewußt war, trat er dem schlangenhaften Schüler entgegen und machte seine Angebote, stellte seine Forderungen. Nur kurz zögerte dieser und stimmte dann zu.
Die Gatter sollten verzaubert werden und im Gegenzug sollte der Kontakt hergestellt werden.
Nach nur wenigen Stunden war das Werk der Schlangen getan und die Gatter konnten den Löwen geliefert werden. Eifrig half ihnen der Schmied beim Einbau. Das robuste Werk wurde gelobt und der Schmied nahm dies nur beiläufig nickend zur Kenntnis. Nur wenig später verließ er den jetzt schon verlorenen Wall.
Tage später trafen sich die Handelspartner wieder im Ödland um den anderen Teil des Handels endlich abzuschließen. Ein magisches Tor wurde geöffnet und es führte noch tiefer in die Ödnis Siebenwinds. Zu einer Höhle, magmaheiß und schwefelstinkend, feuerbewacht und erdenschwarz. Übermanngroße, lodernde Elementare aus schwarzem Feuer traten dem Besucher entgegen, versperrten aber nur kurz den Weg, denn der Herr dieser Höhlen war ein anderer.
Ehern, vierarmig und groß wie ein Haus erhob sich dieser aus der stinkenden Lava und schleuderte seinen Besucher mit einem Wort zu Boden.
Zum ersten Mal seit der Schmied auf der Insel war, überkam ihn Furcht und sein wuchtiger Körper schlotterte und zitterte wie ein Spitzohr im Morsan. Seine Stimme, sonst voll und dröhnend, versagte ihm mehrmals beim Gespräch mit diesem mächtigen Herrn. Der aber grinste und sein Grinsen loderte auf wie eine feuergefüllte Spalte in der verseuchten Erde des Ödlandes, schrecklich schön, verheißungsvoll. Die Erde bebte als er sprach und seine Forderungen stellte.
Der Schmied nickte nur schwach, ganz ergebener Diener, ganz verschüchterter Lehrling, ganz willenlose Puppe. Dann griff er nach seinem rauschenden Barte, rot wie Kupfer und widerspenstig wie Draht, riß sich einige Strähnen heraus und opferte sie den schwarzen Flammen Bel'Harschels, dem verstoßenen Lehrling Bellums, dem Meister der rauchigen Lohe und der verseuchten Erde, dem Schänder der Elemente.
Zurück in Seeberg betrachtete er die Flamme der Kerze in seiner Behausung und hin und wieder berührte er sie mit seinen dicken, schwieligen, rußschwarzen Fingern. Ihr Licht schien getrübt, die Wärme erreichte seine Knochen nicht mehr, ihr Rauch schmeckte eisern und brachte ihn zum Husten. Aber was sollte es...?!
Er war nun der Dämonenschmied und wartete auf seinen ersten Auftrag.