Langsam rumpeln die Räder der Wagen über den angefrorenen Boden. Hier im Süden ist es zu dieser Zeit noch eher mild, zumindest wenn man das Wetter mit dem im Norden des Reiches zum Vergleiche heran zieht. Dichte Nebelschwaden ziehen über den kleinen Pfad durch den Wald und verbergen den Männern auf den Böcken der vier Wagen den Blick weiter voran. Gerade einmal 20 Schritt mag man auf dem Weg voran schauen können, gen der Seiten in die Dunklen Wälder hinein mögen es nochmal knapp die Hälfte sein. Auch die Öllampen, welche an den Wagen hängen, vermögen nicht für eine merkliche Verbesserung der Verhältnisse zu Sorgen.
Während neben Ihm einer der Soldaten aus der Leibwache des Barons von Grundwald, welche mit auf diese Reise entsandt wurden schlief, sah sich Arnhelm ruhig in der Gegend um. Es war ein ruhiger Treck gewesen bisher. Vor zwei Tagen waren Sie von Herdersbucht, südlich von Yota, aus aufgebrochen. Ihr Ziel war Torfeld, dort sollten die Waren dann an Händler aus Endophal verkauft werden. Auf den Ladeflächen der Karren befanden sich allerlei Waffen und Rüstzeug. Dinge die wohl einen guten Preis auf dem Markte erzielen würden, aber nichts außergewöhnliches waren, und doch befand sich unter den Kisten auch eine kleine Schatulle, der Baron hatte sie Arnhelm persönlich gegeben und auf die unbedingte Unversehrtheit hingewiesen, er hatte gar ein saftiges Handgeld übergeben, die Ware war Ihm wichtig, man sollte Sie einem Mann übergeben in Torfeld welcher sich als Bote der Gerechtigkeit vorstellen würde. Es war dem Händler schon etwas suspekt gewesen, und doch, was scherte es Ihn, er wollte ein Geschäft machen und dies würde er tun. So hatte er denn das Kästchen wohl verstaut und wie bereits erwähnt die Reise nach Torfeld angetreten.
Um die kleine Kolonne herum brach sich immer wieder das rufen der Eulen in den Baumwipfeln und wurde hundertfach zurück geworfen, zumindest schien es so. Am Himmel droben schob sich gerade Astreyon über die Wipfel der Bäume und schien nun hernieder in seinem fahlen Licht auf den Weg. Wie ein Auge das in der Nacht nach dem Rechten sieht wirkte der Mond. Es war immer wieder ein schauriges Spektakel, auch wenn es sich doch immer wieder in kurzer Folge in jedem Dunkelzyklus wiederholte. Arnhelm hatte sich einen Kanten Brotes hervor geholt und biss gerade ab als er ein zischen in der Luft wahrnahm. Kurz darauf folgte ein dumpfer Aufprall. Er kniff die Augen zusammen, legte den Kanten beiseite und schaute sich suchend in der Dunkelheit um. Es folgte ein zweites Mal ein surrender Faden der die Luft durchzog. Diesmal jedoch dichter, fast als würde er auf Ihn zurasen, und tatsächlich, gerade noch konnte er sich gen Seite weg ducken als der Pfeil an seinem Kopfe vorüber sauste. Er ließ sich nach hinten auf die Ladefläche kippen und duckte sich so weit es ging nieder. Gerade noch wollte er den Soldaten der neben Ihm ein Nickerchen gemacht hatte wecken als sich dies auch schon erübrigt hatte. Ein lautes Getöse brach los. Von den Seiten des Wegen stürmten etwa Zehn, teils Maskierte, Männer aus dem Unterholz hervor und brannten die Wagen. Der Soldaten fuhr hoch vom Bock des Wagens nur um ein kurzes später dann auch schon rückwärts auf Arnhelm zu kippen. Ein Pfeil hatte Ihm den Lederharnisch durchschlagen und sich tief in den Oberkörper gebohrt. Kurz musste der Händler mit der Übelkeit ringen als er sich dann wieder fassen konnte. Von Hinten hallte noch kurz Kampfeslärm herüber, dann war Ruhe eingekehrt. Was sollte er nun tun? Er beschloss sich tot zu stellen, das würde Ihm wohl am ehesten das Leben retten. Es war zwar schade um die Ware, aber was nützte alles Gold Tares wenn er es sich nur von Morsans Reich aus beschauen könnte.
Kaum hatte er die Augen geschlossen sprang auch schon der erste Söldner auf den Wagen. Ein kurzer Seitenblick von Ihm hin zu den beiden leblosen Körpern, ein Tritt, dann wandte er sich den Waren zu. Die Kisten wurden aufgebrochen und durchstöbert. Scheinbar war unter den Waren jedoch nichts was die Begehrlichkeiten der Männer weckte.
„Hier ist nichts Sergant..nur Waffen und Rüstungen.“, rief der auf dem Wagen stehende herunter zu seinen Kameraden.
„Dann such nochmal genauer, es muss hier sein, und den anderen Plunder, nehmt Euch was Ihr wollt und tragen könnt.“ Der Mann auf der Ladefläche suchte nochmal und traf dann auf das kleine Kästchen.
„Hier, ich habe es!“, rief er erneut hernieder. Dann sprang er auch schon runter.
„Sollen wir die Wagen anzünden?", meinte ein Anderer dann. Es lief Arnhelm kalt den Rücken herunter, war nun doch alles für die Katz und sein Leben würde in den Flammen sein Ende nehmen? Kurz überlegte er aufzuspringen, blieb dann aber doch wie erstarrt liegen.
„Nein, wir rücken ab, so sieht es aus als wären es Goblins oder Orks gewesen!", schnarrte die Stimme des Serganten und einen Wimpernschlag später hörte Arnhelm, nun etwas erleichtert auf dem Boden liegend wie die Äste des Unterholzes knackten als die Angreifer sich dorthin zurück zogen. Er verblieb noch einen Augenblick auf dem Boden, es mochte Ihm ewig vorkommen, dann schob er den Leblosen Körper von sich und stand ganz vorsichtig auf. Es war Totenstill, nicht einmal die Eulen riefen mehr in die Dunkelheit. Nur die Nebelschwaden zogen immer noch unbewegt von dem eben geschehenen über den Pfad. Er setzte sich auf den Bock, nahm einen tiefen Atemzug und sah erst hernieder auf den Pfeil in der Brust des Soldaten, dann nach hinten zu den anderen Karren, auch dort lebte Keiner mehr. Etwas schnürte Ihm den Hals zu, er wusste das die Götter Ihm das Leben geschenkt und Ihn verschont hatten. Er schloss die Augen und setzte zum Gebet gen Morsan an…