Warten
Eisige Kristalle zeichneten sich am Fenster ab. Eine bizarr schöne Form für den eiskalten Morsan. Glitzernde Sterne, wie der vollste Nachthimmel, doch genau so vergänglich wie jener. Heiß dampfte es aus dem Tonkrug mit seinen unperfekten, einzigartigen Sprüngen und Rissen. Immernoch stand er an diesem Fenster, wärmte sich im fahlen Kaminschein und dem Grog im Krug. Starrte hinaus in die weiße Landschaft und
wartete.Wartete darauf, dass er endlich frei sein würde von seiner selbst aufgelegten Bürde.
Wartete auf eine Nachricht, der sich in den Vorbereitungen zurückgezogenen Geistlichen.
Man könnte meinen es sei viel passiert in der Zeit, so hätte er doch Zeit gehabt einiges nachzuholen. Zu ruhen und zu essen. Sein kränkliches Erscheinungsbild auszuradieren. Seine Wunden zu versorgen. Er hatte alles getan, was ihm möglich war. Hatte alles mobilisiert, geplant und gegeben. Doch etwas war da noch. Eine Unruhe, die ihn vollstens einnahm.
Ablenkung hat er gesucht, meistens in den Städten - fernab von seinem und
ihrem Haus.
Doch war jene nie von langer dauer. Die Person, die sich scheinbar als einzige in jener Ablenkung verstand, war zu sprunghaft. Nicht bereit ihm jene dauerhaft zu geben. Und so nahm die Unruhe überhand. Immer wieder trieb es ihn zurück in die Höhlen, zurück zu den Narben auf seinem Körper und zum Übergang zu Morsan. Doch sollte es wirklich so einfach sein, sein Vorhaben zu beenden?
-
Wieder ist es Eis, welches das goldene Metall ummantelt und es kläglich ertönen lässt. Karg war es, doch gleichzeitig im weißen Charme des Morsans eingehüllt. Wo in den restlichen Jahreszeiten das Leben erblühte, war nun ruhe. - Jedoch nur äusserlich, wie bei ihm. Beiläufig aufgefordert wurde er. Zwei kleine Stücke aus Metall, welche ihm jedoch immer wieder etwas an Hoffnung und Heimat zurück gaben. Erneut verloren und verwehrt. Gezwungen ausgeschlossen.
Ja, das war sein Heim und es wird jenes bleiben. Auch wenn die Zeit gekommen ist sich abzuwenden davon, endlich ruhe zu finden, so hielt ihn etwas an jenem Anblick. Die Gedanken und Erinnerungen brachten seinen Kopf zum Platzen, wühlten auf und ließen ihn doch einen Moment lang ruhen.
Sie war es nicht mehr, was ihn zweifeln lies an seiner stummen Entscheidung. Er hat es gebrochen und
sie lies ihn ziehen. War nicht fähig etwas zu halten, an das
sie nicht glaubt oder geben kann.
Doch was war es dann? - Zumindest hatte er viel zu viel Zeit zum
Warten.