Seit geraumer Zeit nun wanderte er schon vor dem Haus auf und ab. Er hatte die Skizze auf einem der Aushänge der Falkenseer Verwaltung gesehen und schob nun seinen Kopf nah an die Fenster des Hauses um in das leere Innere zu blicken. Es war so groß und er sah vor seinen Augen schon wie er es einrichten würde. Es stand frei, sonst wäre das Bild vermutlich nicht auf jenem Pergament gewesen auf dem auch die Unterschrift von der netten Frau war, der auch die Schneiderei gehörte und das Wappen Ersonts das man überall in der Stadt sehen konnte. Was sollte er nun tun? Skeptisch blickte er auf das Pergament in seiner Hand und den einfachen kleinen Kohlestift. Wenige Minuten später schon, hatte er sich im nahegelegenen Stall niedergelassen, die Zunge leicht zwischen die Zähne geklemmt und begann zu zeichnen...

Schlicht und einfach, hatte er den Grundriss des Hauses von einem jener Aushänge die in der Stadt verteilt waren abgerissen und das Bild mit einer kleinen Dorne an seinem Pergament festgemacht. Eine ganze Weile war er damit beschäftigt die Zeichnung anzufertigen, noch länger aber war er damit beschäftigt darüber nachzudenken, wie er sein Anliegen verständlich formulieren konnte. Selbst eine kleine blaue Blüte wurde genutzt und auf dem Zettel zerrieben, um Farbe ins Spiel zu bringen. Erst einen Zyklus später trat er wieder aus dem Stall heraus, recht zielstrebig zu einem weiteren Aushang. Alsbald fand er, was er suchte und riss ein weiteres Stück Pergament ab und befestigte es an seinem kleinen Zettel.

Zufrieden grinste er nun und schob sich die langen, zu Zöpfen gebundenen Haare wieder hinter die Ohren. So konnte nichts schief gehen. Jeder würde es verstehen. Sein Weg führte ihn zum Rathaus Falkensees. Dort war ein ganzer Wust an Zetteln, Aushängen, Botschaften, Kisten mit Schildern. Er seufzte schwer und blickte wieder hinab auf sein Meisterwerk. Ein wenig verzweifelt blickte er sich um, doch der Markt war zu so früher Stunde noch unbelebt, die Leute schliefen friedlich in ihren Häusern. Eine Wache fragen? ... erst jetzt fiel ihm auf, dass er mehrere Aushänge der Stadt zerrissen hatte um an sein Ziel zu kommen. Da fiel sein Blick schließlich auf jene Unterschrift, die er immer wieder unter so vielen Aushängen gesehen hatte und die er auch für sich und seinen Zettel abgerissen hatte. Sie musste also dafür verantwortlich sein. Und er wusste wo er sie finden konnte.

Raschen Schrittes ging er zu jener Schneiderei, wo er bereits einmal sein Leder abgeliefert hatte. Die Frau war freundlich gewesen und zuvorkommend, wenn auch etwas streng. Kurz huschte der Blick über die Aushänge vor dem Haus und wieder, es war die gleiche Unterschrift. Zweifelsfrei musste sie es sein. Es war seine einzige Möglichkeit und er war sich absolut sicher, dass seine Nachricht unmissverständlich war. So faltete er sie vorsichtig zusammen und legte sie in den kleinen Briefkasten neben dem Haus. Zufrieden schulterte er schließlich seinen Bogen wieder und wanderte umso gelassener zum Nordtor hinaus. Es war früh .. und die Jagd würde für ihn nun erst beginnen.

Im Briefkasten verblieb das Meisterwerk eines Jägers, der in jenem Dorf das er einst seine Heimat nannte, niemals den Bedarf oder die Notwendigkeit sah, lesen oder schreiben zu lernen, noch hätte es die Möglichkeit gegeben an einem solchen Ort, an dem tauschen und sprechen, einfache Symbole und Handfestes von größerem Nutzen waren...