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 Betreff des Beitrags: Ein Tanz auf dem Seil
BeitragVerfasst: 26.02.12, 00:35 
Ehrenbürger
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Langsam trottete die junge Stute schnaufend durch den Schnee, während auf ihrem Rücken die Reiterin, die Nase vergraben hatte in eine große Karte.
„Wenn Elamio mich so sehen würde, eine Brandensteiner Reiterin, die keinen Weg nach Brandenstein findet ...“, immer wieder dreht sie die Karte, als würde das auch nur im entferntesten irgend einen Nutzen bringen. Alle ihr bekannten Wege waren zu, verschlossen nicht passierbar. Vielleicht hätte sie doch jemanden fragen sollen. Wobei das wohl recht nutzlos gewesen wäre, denn entweder hätte ihr man gesagt, man verrät es ihr nicht aus Sorge um sie, oder sie wäre gleich eingesperrt worden „zu ihrem eigenen Schutz“.

Sie war nun schon sehr viel länger unterwegs als geplant und es war verdammt nochmal zu kalt für lange Reisen im freien, ohne jemanden dabei zu haben, der in der Lage ist ein Feuer zu machen, oder ein Lager zu errichten. Ein tiefer Seufzer und ein weiteres mal drehte sie die Karte um 180 Grad, als sie aus der Ferne einen Schatten am Himmel bemerkte, der auf sie zuraste und einen Wimpernschlag später, ihr die Karte aus den Händen riss.

Fehler eins, den Weg nicht kennen.

Fehler zwei, keine Übernachtung im Freien eingeplant.

Fehler drei ... Falsches Pferd gewählt.


Es war durchaus interessant wie viele Gedanken einem durch den Kopf gehen konnten während des Fallens vom Rücken eines sich aufbäumenden Pferdes. Fast so interessant wie genau das interessant zu finden.
Nun … zumindest bis man, Morsan sei dank, mit dem Hintern voran in einer Schneewehe landet. Das Gesicht vor Schmerz verzogen dachte sie einen Moment daran das Solos in dieser Situation einen eindeutigen Vorteil gehabt hätte, ehe das Krächzen eines Raben's, das wie Gelächter klang, sie dazu brachte sich zu eben jenem umzusehen.
Da saß der Übeltäter und zerfetzte gerade mit seinem Schnabel ihre Karte, ehe er mit einem Krächzer wieder zu ihr sah und näher heran hopste. Seltsam intelligent wirkende schwarze Knopfaugen starrten sie an und erst ihr heftiges Gezappel, mit dem sie sich aus der Schneewehe kämpfte brachten das schwarze Federvieh dazu doch etwas Abstand zu ihr zu nehmen.
Neugierig beäugte es sie wie sie sich den Schnee abklopfte und äugte dann zu der Schneewehe, in der die Frau mit dem Gezappel die Konturen einer Schneeharpye formte, wie es Kinder aus Spaß zu tun pflegen.

Wieder das Krächzen, ehe der Rabe mit den Flügel schlug.
„Bist du zufrieden? War das genug Spaß für dich blödes Federvieh?“, gerade zu ungnädig der Blick der Frau auf den Raben, der daraufhin nur den Kopf schräg legte und weiter leise krächzte. Was jedoch an Lautstärke wieder zunahm, als sie sich einfach abwandte um den Spuren ihres getürmten Pferdes im Schnee zu folgen.
„Hau ab und lass mich in Frieden!“, sich durch den Schnee kämpfend, versuchte sie immer wieder den Raben zu verscheuchen, der ihr unablässig folgte.
Jener jedoch lies sich nicht abwimmeln und als sie das Pferd gefunden und beruhigt hatte, stand er wieder neben ihr, ein Stück der Karte im Schnabel zu ihr aufsehend.
„Sag mal, was willst du eigentlich von mir?“, das Kartenstück legte der Vogel vor sich ab und sah wieder zu ihr auf. Wieder das nervige krächzen und dieser seltsam direkte Blick zu ihr hin. „Du willst mir doch nicht etwa … sollst du mein Begleitschutz sein?“, eine Augenbraue zuckte verdächtig, ehe sie nach einem Reiben über die rot gefrorene Nase, dann wie ergeben seufzte und sich auf den Rücken des Pferdes schwang. „Dann zeig mir doch mal den Weg, den ich nicht finden kann und lass dir gesagt sein, findest du ihn auch nicht, bist du mein Abendbrot!“

Er hatte ihn gefunden …

Er hatte sie sicher nach Brandenstein gebracht ...


Ein letzter Blick zurück zu dem davon fliegenden Raben und ein Schauer fuhr ihr über den Rücken, ehe sie die Türen der Kapelle öffnete.

So fühlt sich ein Zuhause an
Sicherheit
Wärme
ruhige Geborgenheit


Lang bevor ihr körperlich warm wurde, durchflutet die Wärme des Ortes ihre Seele.
Das kurze Gespräch mit Iycheas war aufschlussreich, doch blieb noch viele unbeantwortet, doch dafür würde später Zeit bleiben..als erstes galt es....
„Verzeiht Bruder, doch die Reise war anstrengend, ich werde mich etwas ausruhen bevor wir weiter reden.“, das Lächeln hierbei, entschuldigend und doch auch aussagend das nicht sie davon jetzt abhalten würde und so wandte er sich gen Morsanschrein, als sie sich im Schrein Vitama niederließ.

Der Duft der Rosen in voller Blüte.
Der Blick hinaus zur verschneiten Stadt.
Nachdenkliches herum spielen mit winzigen Phiole in ihrer linken Hand.


„Natürlich habe ich Angst Dummerchen ...“
"Und weil ich diese habe... wird es wohl Zeit dich zu mir zu führen", leise die Worte nur, ehe sie die kleine Phiole entkorkt und den Inhalt mit einem Schluck leert. Zurück sinkt an die Wand des Schreines, an der sie sitzt und nach einem tiefen durchatmen die Augen schließt, erstarrend zu einer Statue, als die Seele die übliche Wanderung gen Jhera antritt.

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Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche)


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Tanz auf dem Seil
BeitragVerfasst: 26.02.12, 01:08 
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Beiträge: 295
Wohnort: Irrenhaus in Seeberg
Was ist eigentlich Realität? Bisher war es klar definiert. Real war etwas auf Tare selbst, etwas was man sehen, hören, riechen, schmecken, anfassen konnte. Was aber, wenn Realität plötzlich auch in einer Traumwelt existierte? Wie kann man Traum von Wirklichkeit unterscheiden und vor allem, was passiert mit jemanden dessen Traum sogar noch realer ist als die Realität?

Sie betrachtete sich ihre Handaußenseiten und drehte die Hände herum, so dass der Blick schließlich auf die Innenseiten fiel. Alles sah aus wie immer, jede einzelne Linie, jede Schwiele an den Händen, nichts hatte sich verändert. Langsam strich sie mit den Fingern der rechten Hand über die linke. Auch das Gefühl war nicht anders als sonst und doch war es unterschiedlich. Das alles war so widersinnig und überstieg ihr Vorstellungsvermögen. Sie hatte nie Probleme gehabt mit ihrer Auffassungsgabe, aber wie sollte man so etwas verstehen können?

Nach außen hin wirkte sie ruhig wie immer, doch innerlich war sie aufgewühlt wie selten. Sie versuchte dem allen einem Sinn abzugewinnen und scheiterte doch kläglich daran. Diese Welt in diese sie eingetaucht war, Laz Welt, war derart seltsam und eigentümlich, dass sie mit nichts zu vergleichen war. Das Gefühl von Wärme auf der Haut, als würde Fela an einem schönen Astraeltag über jene streicheln hatte etwas friedvolles gehabt, aber ein Blick ans Firmament offenbarte, dass dort nichts war außer blau. Fela war dort nicht zu erblicken gewesen, was aber nichts an der Wärme änderte. Ein Lufthauch, welcher über sie streifte ließ sie wohlig erschaudern und der Duft von Gras und Blättern erfüllte sie mit tiefer Zufriedenheit. Desorientierung und völliger Einklang mit sich selbst. Es konnte nicht sein. Man konnte nicht verwirrt sein und gleichzeitig eins mit sich selbst, aber sie konnte es nicht ändern, genauso hatte es sich angefühlt.

Sie war in die unendliche Tiefe gestürzt und war geflogen, hatten Schmetterlingsflügel besessen, war ein Frettchen gewesen und ein kleiner, rot schimmernder Drache, welcher auf dem Schoß von Laz gesessen war. Und Laz war sie selbst gewesen, wobei, nein einmal war sie anders gewesen, erschreckend anders. Dieser blonde Kerl, diese einnehmende Stimme. Natürlich war es Laz gewesen, es war dennoch mehr als irritierend sie so zu sehen.

Wie lange sie dort an diesem Ort gewesen war, wie viel seltsames sie dort erlebt hatte? Sie hatte keinerlei Zeitgefühl gehabt. Laz war mittlereweile wieder sie selbst, wenn auch in einer sehr viel jüngeren Version, die mit ihrer Schwester an einem Schachbrett zusammen saß, auf welchen sie jedoch keine Schachfiguren sondern Ideen und Gedanken hin und her schoben. Sie wusste zwar nicht woher das Wissen kam, dass es sich bei der anderen Spielerin um Laz Schwester handelte, doch war es irgendwann einfach in ihren Gedanken und sie nahm es schlicht hin, so wie sie vieles hinnahm ohne laut Fragen zu stellen. Sie hatte Zeit und irgendwann würde sie wieder darauf zurück kommen, wie so oft. Sie vergaß nicht so schnell und wartete so gut wie immer auf einen passenden Augenblick. Eine Frage jedoch, eher sogar einige essentielle Fragen, gingen ihr immer wieder durch den Kopf und schlichen sich schließen über ihre Lippen.

„Laz? Warum willst du mich hier haben? Was ist der Grund? Warum ich? Warum willst du mich nicht mehr gehen lassen?“

„Weil tausend Katzen den selben Traum träumen müssen. Weil es tausend starke Katzen sein müssen.“

Sie hatte sich mittlerweile vom Tisch mit dem Schachbrett und den beiden Spielern abgewandt und blickte über das weite Grün, welches sich vor ihr erstreckte. Auch das Gras war auf merkwürdige Art und Weise anders als das was sie in der Realität erwartete. Es war absurd grüner und wirkte lebendiger. Laz sprach von Macht, von Erschaffen und Vergehen, während sie selbst noch immer über die Ebene sah. Macht. Sie wollte keine Macht ausüben, tat es immer nur wenn es keinen Weg drum herum gab. Aber gerade dies schien Laz nur noch mehr zu gefallen und zu beflügeln.

Als sie später in ihrem Bett wieder erwachte, das Murmeln von Laz als sie sagte „Brotkrumen“ noch immer im Ohr, fühlte sie sich benommen. Darüber nachdenken wollte sie aber nicht, nicht in diesem Augenblick und so drehte sie sich zu dem Mann an ihrer Seite herum und schmiegte sich an ihn, während er im Schlaf den Arm um sie legte. Für einen flüchtigen Augenblick fragte sie sich, ob dies nun wirklich wieder die Realität war, tat den Gedanken aber schnell wieder ab. Was sollte es sonst sein? Als sie einige Zeit später wieder eingeschlafen war, verfiel sie nur wieder ins Träumen, doch der Traum, so beunruhigend er auch hätte sein sollen, war seltsam blass und farblos gegenüber dem voran gegangenen Traum.

Sie riss den Blick von ihren Händen los und lies die Gedanken hinter sich zurück. Einiges hatte sich verändert, wie sehr würde erst die Zeit zeigen können, aber es war klar, etwas war mit ihr geschehen. Wie der Weg nun weiter gehen würde, wusste sie nicht, aber auch dies war etwas, was sich irgendwann klären würde. Bis dahin blieb nur eines, ihr Wirken in der Realität.

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