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 Betreff des Beitrags: Flügelschlagen
BeitragVerfasst: 6.05.12, 00:17 
Einsiedler
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Flügelschlagen

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Der Donner grollt noch in der Ferne, nicht mehr angsteinflößend nah wie noch zuvor, doch noch prasselt der Regen in dicken Tropfen aus der drückenden, tiefhängenden Wolkendecke. Schwarz und schwer liegt sie über der Insel, kein einziger Stern bricht hindurch, kein Mondstrahl erhellt das Himmelszelt.

Ein blasses Gesicht sieht in das aufgewühlte Wasser des Sees, versucht einen Blick auf das verwaschene Spiegelbild zu erhaschen. Sie sitzt dort schon länger, die dunklen Kleider kleben wie eine zweite Haut an ihr, doch sie scheint es nicht einmal zu bemerken.
„Er liebt dich noch, er hat es mir gesagt.“ Wispert da eine zarte Stimme gegen das laute Prasseln des Regens an. Keiner würde sie hören, keiner. Bis auf sie.
"Es würde auch dann nicht alles gut werden. Dafür ist zuviel passiert." Diese Stimme ist forscher und selbstsicher. Klar sind ihre Worte, keine Unsicherheit, kein Zaudern. Der Blick aus diesen Augen ist klarer.
"Es ist meine Schuld gewesen, nicht deine." Erwidert die zarte, die sanfte Stimme. Feingliedrige Hände reiben sich frierend aneinander.
"Du weisst es besser." Erwidert die Forsche auf abfällige Weise.
“Ich habe ihn gestern gesehen... glaube ich. Er sehnt sich auch nach dir.“ Ein Flehen liegt in dieser Erwiderung, eine stille Bitte an die andre wieder zurück zu kehren.
“Ja, genau wie du. Aber ich bin nicht mehr da! Hörst du! Du musst es allein schaffen, ohne mich." Die Worte kommen härter heraus als sie vielleicht gemeint sind, aber sie ist sich sicher dass es nötig ist.
Ein leises Schluchzen erklingt aus ihrer Kehle.
“Hör auf.„ Im barschen Ton, als das Schluchzen sich die Bahn gebrochen hat, doch das Schluchzen will nicht aufhören. „Du sollst aufhören, hab ich gesagt!"
“Ich kann nicht.“ Erstickt klingt die schwache Stimme der anderen.
“Doch, du kannst es. Du bist nicht schwächer als ich. Du hast schon schlimmeres ohne mich überstanden." Im Kopf beider ziehen dunkle Szenen vorbei, die eine kauert sich zusammen.
“Ich brauche dich...“ wimmert sie leise.
“Du hast alles was du brauchst, du musst es nur nutzen.“ Man hört ihr an, wie viel Selbstbeherrschung sie sich abringen muss um geduldig zu bleiben.
“Ohne dich kann ich es nicht“ erklingt das leise Flüstern im Wind
„Willst du es denn?“ Nun wird die Forsche eindringlicher und sieht fest in die Augen ihres Spiegelbilds, es hat fast etwas lauerndes. Doch die andre schweigt. „Na? Sag mir was du willst."
“Ihn...“ Es ist nur ein Hauchen, doch sie scheint sie dennoch zu verstehen.
“Dann musst du etwas dafür tun! Steh auf, zeig wer du bist, lass dich nicht weiter herumschupsen und unter Druck setzen!“ Am liebsten würde sie ihr eine Ohrfeige geben. Sie musste doch langsam einmal aufwachen.
“Sie werden schlecht von mir denken... und er wird... er wird zerbrechen.“ Schon wieder kroch ein Schluchzen ihre Kehle hinauf, doch sie schluckte es krampfhaft wieder herunter.
“Jetzt denken auch schon viele schlecht! Hast du nicht gehört wie sie dich Dirne geschimpft haben?“
“Doch.“ Sie beisst sich auf die volle Unterlippe und sieht beschämt beiseite irgendwo in den Regen.
„Und? Haben sie Recht?“
Sie schüttelt den Kopf und die Tropfen aus den hellen Strähnen lösen sich, doch das fällt kaum auf bei all der Nässe.
„Dann zeig es ihnen. Steh aufrecht! Und nimm dir, was du willst.“ Ihre Stimme wird immer drängender, fordernd und fest.
“Und was ist mit Tyrus?“ So leise werden die Worte gesprochen, dass sie eigentlich nicht hörbar sein dürften. Doch sie hört alle ihre Worte.
“Hat er auch nur einmal wirklich darauf geschaut wie es dir geht?“ Es klingt beinahe verächtlich, als sie so spricht. „Ja, du hast Fehler gemacht. Wir haben Fehler gemacht. Aber das rechtfertigt nicht alles.“
“Aber...“
“Nein, kein aber mehr, Layna. Hat er gestern hingeschaut, auf den Zinnen? Hat er dich gesehen?“ unterbricht sie die andre resolut, die daraufhin nur den Kopf schüttelt. „Aber er war da! Er hätte es sehen müssen!“
“Ja“ nur dieses eine Wort dringt noch zwischen den zitternden Lippen hervor.
„Er schwimmt in seinem eigenen Selbstmitleid. Tu es ihm nicht nach. Du hast ihm gesagt er soll sein Leben wieder in die Hand nehmen. DU hast ihm den Rat gegeben. Nimm deine eigene Medizin, Mädchen.“ Sie schüttelte den Kopf über den Starrsinn dieses zarten Wesens, wie konnte so ein klägliches Ding so stur sein? So sehr die Augen verschließen? „Du hast schon einmal einen Neuanfang gemacht, den er durcheinander gebracht hat! Steh wieder auf und geh deinen Weg weiter.“
“Und Mira?“ Flüstert da die andre nun, als würde sie damit ihren letzten Trumpf ausspielen.
„Mira ist ein Teil von dir. Sie wird bei dir sein. Er liebt sie ebenso wie dich.“ Der Einwand wird wie eine lästige Fliege verscheucht.
“Beide lieben sie“ Ihre Stimme klingt heiser durch die ungeweinten Tränen, die wie ein Kloß in ihrem Hals stecken.
„Du musst dich entscheiden. Jetzt tust du ihm weh. Nachher wird es Tyrus wehtun.“
“Ich weiß...“ Es klingt leise und resigniert.
“Sag mir was du willst. Sag einmal klar und deutlich was du willst, Layna.“ Es ist keine Bitte, es ist ein Befehl.
“Ich will frei sein. Ich will wieder fliegen können, die Flügel strecken und nicht im Käfig sitzen!“ Bei diesen Worten hört man sie das erste Mal wirklich, die Worte scheinen tief aus ihrem Inneren zu kommen.
“Und was musst du dafür tun?“ lauernd, als wüsste sie sich ihrem Ziel sehr nahe.
“ ... ausbrechen...“ es ist nur ein Hauchen, doch es bringt die andre dazu zu lächeln. Endlich.
“Ja. Ausbrechen.“

Kurze Zeit später wird die friedliche, wenn auch regennasse Stimmung über der Festung durch einen lauten, kehligen Schrei durchbrochen, der zwischen den hohen Mauern wiederhallt und weit über den See bis zur großen Stadt dringen sollte... auch wenn der Regen ihn viel zu schnell abdämpft.
„SIE IST NICHT TOT! HAST DU MICH GEHÖRT?! SIE IST NICHT WEG!“

Lachend und weinend gleichzeitig dreht sie sich auf der Stelle, die Arme weit ausgebreitet, ein Vogel der die Flügel spreizt und fliegen will. Immer schneller dreht sie sich mit geschlossenen Augen, das blasse Gesicht dem Regen zugewandt.


„Flieg!"


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 Betreff des Beitrags: Re: Flügelschlagen
BeitragVerfasst: 6.05.12, 11:38 
Edelbürger
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Langsam schritt er mit ruhigen Schritten durch die Regengetränkten Gassen der Feste Seebergs. Der Umhang lag nass und schwer um seine Schultern, der Regen hatte Ihn durchdrungen und schon nach den wenigen Augenblicken welche er sich dem Göttlichen Schauspiel hingegeben hatte war er bis auf die Haut durchdrungen von dem kühlen Nass. Der Blick gesenkt gen Pflaster betrachtete er die Tropfen wie sie in die Pfützen fielen und ihre Ringe und Wellen in den kleinen Seen zeichneten. Ein langer Atemzug als er den Umhang noch etwas dichter zog, er passierte gerade die Taverne und spielte kurz mit dem Gedanken hinein zu gehen und sich einen warmen Tee zu genehmigen, aber nein, er wollte sich umsehen an den Toren, das war deutlich wichtiger als sein eigen Leiblich Wohl.

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Gerade war er am Ost-Tor angekommen als dieser grelle Schrei sich seinen Weg an den Mauern entlang durch die schmalen Gassen machte und nun auf dem Platze vor dem Tore hin und her geworfen wurde um langsam zu verhallen. Wohl hatte der Regen den Inhalt hinfort gewaschen, aber es klang nach einer Frau. Unwillkürlich ging der Griff an das Heft der Klinge und er wandte sich herum. Die schweren beschlagenen Stiefel hallten, wenn auch etwas verschluckt von den Pfützen, auf dem Boden und er eilte dem Ursprung des Schreis entgegen. Bereit einem Jeden welcher hier Unfrieden stiftete den Gar aus zu machen. Die schweren Tropfen fielen Ihm ins Gesicht und er versuchte sich kurz zu orientieren. Er trat dann in das Ausfalltor im Süden gen See und dort sah er eine junge Dame im Regen. Sie drehte sich und er erkannte kaum einen Moment später schon die blonden Locken welche nass und schwer um den Kopf lagen und sich nunmehr drehten. Er atmete tief durch, nahm die Hand vom Heft und warf die Kapuze zurück. Kurz verweilte er und betrachtete Sie mit einer Mischung aus Neugier und Unverständniss. Dann aber entschloss er sich Sie alleine zu lassen mit diesem Moment und wandte sich ab zum gehen, die Tore warteten immernoch. Die Kapuze wieder herüber werfend trat er dann gemessenen Schrittes wieder fort gen Norden hin.

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Petyr Unterbau, Soldat der Malthuster Armee auf Siebenwind


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