Litizia


Als sie sich irgendwann am späten Abend wieder beruhigt hatte versuchte sie in ihrer nun ruhigen Verfassung klare Gedanken zu fassen.

Laureyn war wieder da. Sie hatte immer davon geträumt ihn wieder zu treffen. Lange hatte sie ihn gesucht. Aber dieses Wiedersehen war alles andere als das, was sie sich erträumt hatte. Ihr wurden nur Vorwürfe gemacht und seine Beschimpfungen und Kommentare passten nicht zu dem Laureyn den sie kannte. Dennoch verspürte sie immernoch diese unglaubliche Anziehungskraft. Ihr Herz pochte, auch wenn er sie so schlecht behandelte.

Will er tatsächlich versuchen ihren Sohn wieder zu holen? Ein Vater, so wie er jetzt ist? Was ist wenn Litizia und Laureyn nie wieder zusammen kommen? Will sie dies überhaupt noch, nachdem was er jetzt geworden und zu sein scheint?

Sie ist sich nicht wirklich sicher. Aber vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte sie aufgegeben nach Leon zu suchen. Warum eigentlich? Weil sie Laureyn damals hinterher trauerte, weil sie ihn nicht finden konnte? Dachte sie wirklich, Ihr Sohn hätte es besser bei Gorem als bei ihr?
Sie war schließlich seine Mutter!
Vielleicht hatte sie wirklich nicht alles gegeben, was sie konnte.

Und wenn Laureyn sich wirklich so seltsam verändert hätte, ist es vielleicht nicht gut, wenn er Leon als erstes finden und sich holen würde... Litizia hatte das Gefühl, irgendetwas in Laureyn war gebrochen. Er klang verbittert. Oder bildete sie sich das nur ein? Hatte sie ihn so verletzt?

Jedoch war eines sicher! Sie wird sich einen Schreiber suchen und einen Brief in das Gebirge schicken. Irgendein Oberhäuptling oder was auch immer das für Menschen dort sind, werden doch etwas von Gorem wissen! Vielleicht hatte sie diesmal erfolg.

Litizia packte einige Dinge bei Herrrn Falkner zusammen. Kleidung, Rüstung, Pfeile. Sie zitterte und war aufgelöst.

War sie wirklich so feige? Sie hatte furchtbare Angst. Schon längst hätte sie doch selbst auf das Festland reisen können, doch fühlte sie sich stets wohler auf Siebenwind mit dem Gedanken "Wenn er alt genug ist, werde ich ihn wieder sehen..." Aber wann wäre Leon denn alt genug? Wer kann das denn beurteilen? Hat sie die Konfrontation mit ihrem Sohn immer nach hinten verschoben? Hatte sie Angst, er würde sie hassen und von sich stoßen? Sie liebte ihn zu sehr, als dass sie seine Abweisung ertragen könnte.

Seit Laureyn wieder da ist, wird sie getreten und geschubst. Sie ist nun gezwungen Mut zu fassen und endlich zu handeln. Sie ist es Leon, Laureyn und sich selbst schuldig. Auch wenn, so wie David sagte, sie keine Hoffnung um Laureyns und Litizia's Zukunft machen sollte. So ist sie ihrem Sohn schuldig ihn über alles aufzuklären und ihm seinen Vater vorzustellen. Er sollte seinen Sohn kennen lernen. Auch wenn Litizia immernoch nicht verstand, warum er so kalt zu ihr war, so hoffte sie sehr, dass er seinem Sohn anders, wärmer begegnen würde.

Laureyn war ihr so fremd. Ist das alles nur eine Maske? Nun, sie wird es jetzt nicht herausfinden können. Alles was sie jetzt noch tun wird, ist ihre Sachen zusammen suchen, Vorräte besorgen, zur Ritterschaft gehen und um eine Berurlaubung bitten (vorab sollte sie etwas Fleisch abliefern!), sich von einigen Freunden verabschieden und dann das nächste Schiff zum Festland nehmen. Ihre Ersparnisse sollten für die Reise reichen.

Wer weiß wann sie wieder kommen würde? Ohne Leon bestimmt nicht. Er ist ihr Sohn und sie muss sich endlich ihrer Verantwortung stellen und verdammt noch mal Mutter sein! Vielleicht wird Leon ihr verzeihen und sie könnte ihn in die Arme schließen und endlich ihr geliebtes Kind bei sich haben....