Siebenwindhomepage   Siebenwindforen  
Aktuelle Zeit: 1.05.24, 19:03

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Rad der Zeit..
BeitragVerfasst: 30.11.12, 03:45 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 4.04.11, 15:47
Beiträge: 27
Zitat:
"Erstaunlich, daß der Mensch nur hinter seiner Maske ganz er selbst ist." - Edgar Allan Poe


Bild


Tip, tip, tip.. Leise und monoton erklang das Geräusch der metallenen Spitze ihres Federkiels am gläsernen Rand des Tintenfasses. Oft hatte sie schon in die satte, schwarze Farbe eingetaucht und abgestrichen.. Bereit, Worte auf das glatte, gebliche Papier zu setzen. Doch genau diese fehlten ihr. Die Kerze, welche ihr den Schreibplatz in der hauseigenen Bibliothek erhellte war längst zu einem unförmigen Wachshäuflein zusammengeschmolzen, ebenso wie ihre gerade Haltung in eine müde, abgekämpfte in sich sank. Die Mundwinkel brannten leicht, als ein langatmiges Gähnen aufdringlich die Müdigkeit kund tat.

Für heute war das Schweigen und die allgemeine Wortlosigkeit der letzten Wochen zur Genüge mit Aufmerksam bedacht worden. Was gab es denn noch groß zu reden? Alles was sie zu sagen hätte, war ihr bereits förmlich in das Gesicht geschrieben. Ernst. Dieser bittre Ernst. Der bleierne Geschmack des Eilands, der ihr die Zunge so schwer machte und wirkliche Gespräche, wenn überhaupt, nurnoch am Rande stattfinden lies. Distanz, um zu wahren was ihr noch geblieben ist. Trauer.. Um so Vieles.

Solcher Gedanken war sie aber auch schon überdrüssig, sie hatten sich schlichtweg ausgedacht. Es war wie es war und alles was noch kam war im Grunde ein unvermeidlicher Schritt, wieder zu sich selbst zu finden. Verluste und Rückschläge sind dazu da, stärker zu werden, zu wachsen, nicht liegen zu bleiben oder.. Ja, oder Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Die schwere Verantwortung, welche sie Götterläufe lang auf ihren Schultern getragen hatte, war abgenommen worden. Eine ungewohnte Freiheit die an sich fast jeder genießen würde, aber diese hier hatte eine spitze, schmerzhafte Note erhalten. Ihre Grenze, ihr Riegel welcher sagte, dass weitere Schritte schlichtweg nurnoch vergebene Liebesmüh in einem bereits ausgespielten Spiel mit sicherem Schachmatt waren.

Die letzten Züge behielt sie allerdings noch für sich, bevor es an das Ende ging.

Knochen knackten leise, als sie sich endlich von dem schweren Sessel erhob und die Glieder streckte. Nein, ihre Worte und Taten waren hier wahrlich nichtmehr gefragt. In diesem Moment fühlte sie sich alt. Sehr alt. Körperlich in den besten Jahren, war der Geist umso niedergestreckter von all dem Erlebten und dem gesammelten Wissen. Endlich konnte sie nachempfinden, wie es wohl so einigen vor ihr ging.. Sie war so vielen Dingen überdrüssig.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Rad der Zeit..
BeitragVerfasst: 2.12.12, 14:47 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 4.04.11, 15:47
Beiträge: 27
Zitat:
Bild

"Bleib wie du bist.. Sei nicht traurig, Schwester."


Nurnoch leiser Flüsterton war es, der ihr über die schon bleichen Lippen drang. Die Farbe der zarten Haut ähnelte der ersten Schicht von kleinen, feinen Schneeflocken, welche im Morsan den Boden bedeckten. Die Tränen aus Schmerz und Furcht vor dem was kommen wird glitzerten in dem fahlen Licht Felas, deren Strahlen sich langsam dem Horizont entgegen neigten und den Monden Leben einhauchte.
Fest wurde der ermattete Körper in den Armen gehalten, sanft gewogen, wie man ein aus dem Schlaf geschrecktes Kind wieder zum Einschlafen brachte und beruhigte. Während der schlanke Leib immer regloser wurde und der Brustkorb sich kaum mehr sichtbar hob und senkte, erhielt auch die Kälte einzug. Ein Widerspruch in sich, sickerte doch unaufhaltsam das fast schon heiß wirkende, dickflüssige Blut über die Hände, welche diesen geliebten Menschen nicht loslassen wollten.

"Alles wird gut.. du wirst sehen. Der Schmerz wird vergehen, die Kälte wird weichen und irgendwann.. Irgendwann finden wir uns wieder in Morsans Hallen."


Stockend drangen die Worte über spröde Lippen im Versuch, diese zuversichtlich an die Sterbende zu richten. Ein mattes, schmerzverzerrtes Lächeln legte sich auf deren Antlitz und sie wandte den Kopf letztlich dem Horizont zu.

"Das ist es also.."


Und mit diesen Worten verlor der Körper jegliche Spannung. Der letzte Atem wich und die Ruhe Morsans verlieh ihrem Gesicht Zufriedenheit..

**********


Kalt umspielte der raue Wind ihre Haut und auch heute galt der Ferne ihr Blick. Fest stand sie mit den Füßen auf den hölzernen Planken des Hafens. Genau an jener Stelle, an der sie vor 7 Götterläufen verlassen wurde und die Trauer die folgenden Wochen nurnoch verschwommen wahrnehmen lies. 7 - eine lange Zeit.. Doch was war schon Zeit? Diese einprägsamen Momente und Gefühle kamen manchesmal so unvermittelt und doch mit dieser übermannenden Erschütterung des Geistes, wie an dem erlebten Tag. Vielleicht waren es genau diese Augenblicke, die einfach sein mussten, um sich wieder auf dem Boden der Tatsachen zu finden.

"Bleib wie du bist.. Sei nicht traurig.."

Aber konnte man so einer Bitte ewig treu bleiben..?

So ruh′ ich denn, bis der Morgen graut,
Allnächtlich bei meinem Liebchen traut
In des schäumenden Grabes Näh′,
An der See, an der brandenden See.
- Edgar Allan Poe "Annabel Lee"


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Rad der Zeit..
BeitragVerfasst: 4.12.12, 21:06 
Einsiedler
Einsiedler
Benutzeravatar

Registriert: 4.04.11, 15:47
Beiträge: 27
Zitat:
"Alles was wir sehen oder scheinen - ist es nichts anderes als ein Traum in einem Traum?" - Edgar Allan Poe

Bild

Immer wieder wurden die Reihen in dem Kampfgewühl aufgerissen. Lautes Geschrei aus jeder Ecke behinderte eine klare Befehlskette. Viele liefen durcheinander. Schwerter, Äxter und Pfeile hagelten auf beide Seiten ein. Die Bilder spulten sich in einzelnen Szenen vor ihren Augen ab, zu viel Durcheinander, um noch klare Sicht auf das eigentliche Geschehen zu haben. Die Zahl der Gegner war der eigenen Verteidigung bei Weitem überlegen, ein Ende nicht abzusehen und die Stärke dieser riesigen Horde.. Nicht auszumalen.

Als plötzlich noch die Reiter durchbrachen und mitten in das Hauptheer einfielen, war das Chaos perfekt. Immer wieder erklangen laute Schmerzensschreie. Reiter wurden von unzählig knochigen Händen von ihren getreuen Tieren gezogen, Blut verteilte sich als Massenware auf der leichten Schneedecke und viele bekannte Gesichter zog es mit schwerer Verwundung auf den kalten Boden. Der kupferne Geruch des fließenden Lebenssaftes breitete sich in der eisigen Luft aus.
"ERSATZ!"


Der kehlige, tiefe Ton drang an ihr Ohr und ihre Hände umfassten den Griff des Schwertes fester. Das Ziel war klar, die werdende Lücke sogleich zu schließen, um die Magier und Zivilisten im Rücken zu schützen. Wieso verdammt, wurde ein Gebiet vor einer Palisade, statt dahinter, verteidigt? Egal.. Keine Fragen stellen, der Moment hielt wichtigere Dinge bereit. Doch kaum war der Stand gefestigt, flirrte es in der Luft und sie sah nurnoch aus den Augenwinkeln mehrere glühende Feuerbälle auf sich zurasen..

Tiefgreifender Schmerz, während ihr Körper von der Wucht des Aufpralls einige Schritt weiter in der zertrampelten Schneeschicht landete..

Erlösende Stille.


Nach oben
 Profil E-Mail senden  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 55 Gäste


Sie dürfen keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Sie dürfen Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de