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 Betreff des Beitrags: Brandenstein - Der Preis der Freiheit
BeitragVerfasst: 7.01.13, 15:17 
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Der dritte Tag des Dunkeltiefs in Brandenstein...

Die Dunkelheit zu ertragen war nicht mehr so einfach wie früher. Früher, da hatte er noch drüber gelacht, dass sich ein besonders hartnäckiger Dunkelzyklus einfach länger hinzog und von ein wenig Spuk begleitet wurde. Seitdem hatten die Schatten ihn gelehrt, was sie bereithalten. Erinnerung an sechs Monde auf See, ein Dunkeltief noch dazu, in tiefster und schier endloser Finsternis, krochen bei jeder Gelegenheit wieder in seine Gedanken, drückten auf seine Laune und dämpften den sonst so allgegenwärtigen Optimismus. Er musste nur am Osttor der Stadt stehen und Ausschau halten, schon dachte er unwillkürlich wieder an die fiesen Visagen der Wesen, die nie Felas' Licht erblickt hatten, und die fernen Gestade, die sie ihre Heimat nannten. Zu ausgelasseneren Anlässen hatte er noch diese Begegnungen ausgesponnen, nun rächte sich das Seemannsgarn und plagte ihn mit lebhaften Bildern, die höhnend vor seinen Augen tanzten und verschwommen.

Immer wieder sprach er sich selbst Mut zu: Bisher war es doch nur Spuk gewesen. Harmlose Illusionen, zwar innerlich aufrührend und furchteinflößend, aber eben nur körperlose Trugbilder ohne Konsequenz, ohne Substanz. An den Worten hatte er sich verschluckt, sechs Zyklen vor dem Ende des Dunkeltiefs. Ein unheiliges Gewitter, gespickt mit roten Blitzen, die die schweren Wolken am Firmament erleuchteten und überall dort Portale nach Kawor aufrissen, wo sie zischend auf die See vor Brandenstein trafen. Dunkle Kiele, die sich krachend durch die Wellen bohrten. Unförmige Rahen, bespannt mit Segeln aus menschlicher Haut, die im Sturm schauerlich knarzten. 'Leviathane', Kriegsschiffe eines Kalibers, auf das die königliche Marine neidisch wäre, fuhren magische Geschütze aus. Zahllose Landungsbooten machten sich bereit, die Flut der einfallenden Dämonen auf die schutzlose Hafenstadt zu entfesseln. Und zuletzt das Flaggschiff der grausigen Flotte, bemannt von einem gepanzerten Dämonen voll grausiger Schönheit, der mit seiner Anwesenheit jeden Mut auf den ersten Blick brach. Wer ihn erblickte, der schauderte bei dem aufgezwungenen Gedanken an die vielen Opfer, die sein Zweihänder bereits gefunden haben muss. Das selbstsichere Gebahren, das herrische Auftreten und die projizierte Autorität eines Feldherren zur See eilten ihm voraus.

Es brach die Zuversicht, dass Brandenstein vielleicht dieses eine Mal ungeschoren davonkommen könnte. Mit einer gründlichen Zerstörung durch die Sammler, dem Wiederaufbau der folgte, und der Besetzung durch die Diener des Einen war soviel Leid und Mühe das Schicksal der Einwohner gewesen. Schon hörte man das Bersten der am Hafen festgemachten Handelsschiffe und Fischerboote, von Geschossen zermalmt. Dazu das schaurige Gackern, Zischen, Keifen und Brüllen der einfallenden Dämonen, die sich gegenseitig überstürzten, zurückhielten und wegstießen um auch ja zu den Ersten zu gehören, die ihren Blutdurst stillen könnten. Die Straßen - leer, bis auf vier gerüstete Menschen, denen nichts als ein ungeordneter Rückzug in die Stadtmitte blieb.

- - -

Er war einer dieser Gerüsteten gewesen, des kleinen Haufens der zusehen durfte, wie die Heimat unmittelbar davor stand, wieder von einem Meer aus Flammen und dämonischen Kreaturen verschlungen zu werden. Es tat weh. Ein vernichteter Hafen und ein halbes dutzend herrenloser Schiffe, die gerade in kleinen Stücken auf den Grund der Brandensteiner Bucht herabsanken. Und all' dies instrumentiert von irgendeinem aufgeblasenen Dämonen, der sich leichte Beute und ein hemmungsloses Blutbad ausgemalt haben muss. Er fand sich im Schrein der Elemente, notdürftig verbarrikadiert. Beide Hände am Rahmen der Ventusharfe. Er hatte dieses eine Instrument wochenlang beschützt, unter Einsatz seines eigenen Lebens. Egal, welcher Diener des Einen oder der Viere gerade die gierigen Hände danach ausgestreckt hatte. Es war immer irgendwie 'hier' gewesen, eine Konstante im Durcheinander dieser Insel. Wie er es so in den Armen geborgen hielt, erinnerte er sich vage an die vielen Gelegenheiten, zu denen er die Finger an die Saiten aus Eis gelegt hatte. Und jedes Mal bekam er einen Geschmack des Geists, der das Tra'avain erfüllte und sich danach sehnte, wieder freie Luft zu schnuppern. Auf gnädige Weise gezähmt, denn es war nie in der Lage gewesen, sich zu beherrschen.
Ein echter Störenfried. Im nächsten Moment, als er die Augen wieder aufschlug, hatte er die Harfe über das Knie gebrochen.



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 Betreff des Beitrags: Re: Brandenstein - Der Preis der Freiheit
BeitragVerfasst: 7.01.13, 18:42 
Ehrenbürger
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Beiträge: 716
Das Flehen der Menschen aber harrte einer Antwort. Und eine Antwort sollten sie bekommen.

Sturmgepeitscht lag die offene See da und Brecher um Brecher schlug gegen den brennenden Hafen, an dem die Schiffe des Feindes in nicht zu geringer Zahl angelegt hatten, um über die Stadt herzufallen. Die Leviathane, höflich vielleicht als Kriegsschiffe umschrieben ließen sich Zeit, waren sie doch die unangefochtenen Herrscher über diesen Teil der Meere, nachdem die beiden Vorpostenschiffe, die die Malthuster in ihrer Vorsicht dort stationiert hatten, mit Mann und Maus auf den Grund der See geschickt worden waren.

Doch es gab selbst für die die überraschenden eine Überraschung, mit der sie nicht gerechnet hatten. Als die Harfe gebrochen wurde flammten die Winde des Inlandes auf um sich den Sturmmassen des unnatürlichen Gewitters über der See entgegen zu preschen und riesige Luftverwirbelungen waren die Folge. Die Winde wurden immer stärker und fegten einige Schindeln von den Dächern Brandensteins. Rote Blitze, Begleiterscheinungen der sinisteren Portale und "normale" Wetterentladungen wetteiferten am Himmel über die Herrschaft die keiner gewinnen konnten und als die massierten Luftströmungen ineinander liefen steigerten sich die Luftverwirbelungen zu einem Wirbelsturm herauf, der sich direkt auf das Wasser stülpte. Wasserhose war die korrekte Bezeichnung, auch wenn ihr Wort für die Naturgewalt, die ein wahres Massaker unter den Schiffen der Dämonen anrichtete, zu schwach war.

Zu Aberdutzenden warfen die niederen im Gefolge des Trosses sich über Bord und suchten vergeblich ihr Heil in der Flucht, um entweder zu ertrinken oder aber von der Wasserhose und ihren herumfliegenden Teilen erschlagen zu werden. Ein Kriegsschiff nach dem anderen zerbrach, sank oder wurde gar empor gehoben um als zerschmettertes Wrack in der gierigen See verschluckt zu werden. Die Geflügelten wichen den Wettern aus oder entkamen über Portale, ihre Verluste waren weitaus geringer als jene des Fußvolkes.

Ein Großteil der Landungsschiffe wurde viel weiter gen Osten getrieben, da ein Anlanden in Brandenstein völlig unmöglich geworden war. Nur das Flaggschiff, dessen Segel aus Menschenhaut eine Huldigung des Krieges darstellten, blieb verschont und zog sich in ein Portal zurück. Die Winde und der Regen rangen die Flammen am Hafen nieder, auch wenn es für die dort vertäuten Schiffe zu spät war. Nur die größten waren noch halbwegs seetauglich und nicht gesunken, doch ihre Decks waren von den Flammen geschwärzt worden, die Takelage abgebrannt.
Brandenstein aber wurde nicht mehr beschossen und hatte sich und der ganzen Insel einen wertvollen Dunkelzyklus lang erkauft. Jetzt musste das Eilland diese kostbare Zeit nur mehr nutzen...

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