Altratler |
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Im Schlund der Verlogenheit - Zoral.
Die geheime Insel vor der Insel Siebenwind. Klein an Größe und doch auffällig, die Burg der Tardukai ragte hinauf wie ein Leuchtturm, es fehlte nur das warnende Feuer. Abseits der Burg der Tardukai lag der Eingang hinab in das umfangreiche Kellergewölbe. Was für ein Kontrast doch die Burg der Tardukai und das Kellergewölbe darstellten. Dort die Burg, deren Bewohner soviel auf Ehre, Wahrheit und Tugendhaftigkeiten gaben, dort unten jene, die alles vorgaben zu sein und doch nicht waren. Ein ewiges Spiel der Wahrheit, Intrigen und Macht. Und Macht war es auch, wonach die meisten Bewohner des Kellergewölbes strebten. Die Arkanen, so mächtig die einzelnen auch waren, so war jeder in seinem Bestreben seine Macht zu mehren doch berechenbar. Die einzig wahre Konstante im Leben eines Arkanen. Doch so unterschiedlich die Bewohner von Tare sind, so unterschiedlich war auch die Machtgier der Arkanen ausgeprägt. Ein Gestrüpp aus Lügen, Täuschung, Verrat, Missgunst und vorgetäuschter Freundlichkeit.
Der Alte hatte zu lernen, viel zu lernen und doch so wenig Zeit, um sich mit dem Spiel der Arkanen vertraut zu machen. Er wurde zum Spielball der Etablierten und wähne sich aufgrund der Zuneigung, die ihm zugedacht wurde, in falscher, gar trügerischer Sicherheit. Ein Irrtum, dass ihm beinahe das Leben kostete. Denn die Zuneigung der einen brachte ihm die Missgunst der anderen ein. Ein Gefangener zwischen den Fronten. Ein kleiner, schwächlicher Diener seiner Allmacht, der doch tatsächlich dachte, unter seinergleichen wäre er sicher. Sicher vor Verfolgung, Folter und Tod. Was für ein Irrtum. Sein Körper litt wegen seiner Dummheiten. Er hatte es sich verscherzt und so blieb er vorerst der Spielball der Mächtigen. Doch das Sterben wurde ihm versagt, nicht weil er wichtig war oder wurde, sondern weil sein Dienst vorerst nicht enden sollte. Er, der Außenseiten, ein Handwerker. Im Grünland ein Meister seiner Kunst, hier, in der Gemeinschaft, nur ein einfacher Diener, der sich beweisen durfte. Und wie er sich beweisen musste, jeden Tag erneut. Jeden Tag eine Mischung aus Demut, Freundlichkeit und Plagerei. Er wusste, nur durch harte Arbeit wird er Anerkennung finden, sich einen Platz verdienen, er ihn Schutz bieten wird. Einen Platz in den Schatten seiner Allmacht. Doch der Preis war hoch, seine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit musste er aufgeben. Tugendhaftigkeit hatte unter den Arkanen keine Priorität, sie war sogar hinderlich. Und so wurde der Alte ein Spieler, ein Täuscher, Lügner und Intrigant. Ein geformter der Arkane und gleichzeitig ihr liebstes Spielzeug, konnte er sich doch kaum gegen ihre Macht erwehren. Eine Schwäche, die nur allzu gerne und oft ausgenutzt wurde. Er lernte, doch die Zeit schien immer knapp bemessen zu sein.
Die Tage im Grünland erschienen ihn allmählich wie Erholung und doch so falsch. Hier musste er seine Wahrheit verbergen, doch seine Ablehnung gegenüber Ehre, Ruhm, Helden und Aufrichtigkeit wuchs alltäglich. Es wurde immer schwieriger seine Maske aufrechtzuerhalten. Trost fand er einzig in berauschenden Mittelchen wie Wein, Bier und Härterem. Er wurde zum Trinker, doch niemals trank er in der Öffentlichkeit. Zu groß war die Gefahr, im Rausch mehr zu verraten, als ihm lieb sein konnte und gut für sein Überleben war. Spät am Abend, wenn die Hofschreinerei längst geschlossen war, zog er sich zurück in seine Kammer, holt das Fass unter dem Bett hervor und trank so lange, bis sein Magen rebellierte und jeder weitere Schluck dem Körper aufgezwungen werden musste. Ein Brechgefühl, sein Körper sträubt sich gegen diese Behandlung. Doch sein Geist gierte nach Ablenkung, nach Betäubung. Der Kampf mit Lüge und Wahrheit zerrte an seinem Leib, die Augenringe wuchsen gleichsam wie die Müdigkeit. Müde von all der Spielerei. Das Verstecken war nunmehr sein Brot. Es sichert sein Leben.
Irgendwann musste er nicht mehr trinken, dass Spiel war sein Leben geworden. Es gab keinen Grund mehr, sein Geist zu ertränken. Es war keine Rolle mehr, es war sein Leben. Ein Leben der Lüge, Unehrlichkeit und gespielter Höflichkeit. Ein Spiel, dass beherrschen musste. Seine Meister verlangten es von ihm.Era
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