Die göttlichen Krankheiten.

Brand · **Verfasst:** 20.02.13, 17:19

*Lose ist der Haufen von Pergamenten zusammengebunden. Die verworrenen Seitenzahlen und die eingestreuten Schmierzettel und an den Rand gekritzelten Verbesserungen sind Anzeichen dafür, dass es sich um ein Werk in der Schaffensphase handelt.*

Zitat:

Vorwort

Jedem ist wohlbekannt, dass das Leben in den Händen der Götter liegt. Vitama spinnt den Faden unserer Jahre, Morsan schließlich durchtrennt und verwahrt ihn gewissenhaft. Im Leib der Mutter, zur Geburt und in den prägenden Götterläufen der Jugend wird unser durch Rien geschenkter Körper sowohl durch die Umstände unseres Familienhauses, als auch durch die greifbare Umgebung geformt und durch unsere Vorstellungen und Taten angepasst und beeinflußt.
Der menschliche Körper ist vielgestalt und mag im Vergleich gewisse Ähnlichkeiten aufweisen, doch ist er nie identisch. Er ist die Hülle unserer Seele, in der wir unsere Zeit in dieser, ersten Sphäre verbringen und spiegelt unser Innerstes wieder. Denn wie auch ein Krieger tagtäglich den Rost von seiner Wehr vertreiben muss und durch Ölen und Schleifen vorbeugt, so ist unser Leib als von den Göttern geschenktes Werkzeug anzusehen und als solches zu behandeln.
In den folgenden Kapiteln werdet ihr, geneigter Leser, erfahren, in welcher Form dieses Werkzeug zu scheitern vermag. Es sind die Augenzeugenberichte eines Laien, der auf seinen Reisen die verschiedenstartigen Gebrechen sehen durfte, und daraus zu Schlüssen zur Beschaffenheit des Körpers kommen konnte. Versteht die Beschreibungen als Anekdoten und sucht, so es euch ähnlich übel ergehen mag, einen fähigen Heiler auf.

- Lazalantin.

Zitat:

Morbus sacer

Eine treffende Bezeichnung für ein von Geburt an vorhandenes Leiden, bedeutet "morbus sacer" doch zugleich "heilige Krankheit" als auch "verfluchte Krankheit". Nahe liegt ihr Bezug zu den Dienern der Götter, den Wunderheilern, den verrückten Propheten und den weisen Frauen der Wälder. Wer unter dieser Krankheit leidet, verspürt tagtäglich ein gestärktes Band zu Dingen jenseits unserer Sphäre, meist wirrer Gestalt. Wird dieses Band allzu stark, so fällt der Kranke zu Boden und windet sich unter unkoordinierten Zuckungen. In diesen, teils quälend lang andauernden, Momenten entfalten sie eine unmenschliche Kraft und können kaum wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ihre eigenen Zähne splittern im Biss, die Arme und Beine schlagen mit solcher Wucht umher, dass sie sich häufig gleich mehrere Knochen brechen können. Angeraten ist also, den Zuckenden seinem Schicksal zu überlassen und ihm beizustehen, sobald der Anfall abgeklungen ist.
Unmittelbar vor den einsetzenden Zuckungen berichten einige Leidtragende davon, die Berührung eines fremden Wesens auf ihrer Haut zu verspüren, zumeist in Kopfnähe. Wir bezeichnen dies als 'Aura' und es ist zum Anlass zu nehmen, Abstand zu halten.
Wer insbesondere in Gefahr steht, unmittelbar von diesem Leiden übermannt zu werden, wird bestimmt von den Launen der Götter im Moment unserer Schöpfung. Es sind die Choleriker, erfüllt von gelber Galle und dem Feuer der Jugend; doch werden die Umstände der Säftelehre zu einem späteren Zeitpunkt näher erläutert werden.

Die göttlichen Krankheiten.

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