Zitat:
Still und friedlich lag der Körper der Frau in eine frische Tunika und gereinigter Ordenswehr aufgebahrt in der Krypta. Allein die Ordensklinge fehlte.
In gesegneter Ordenswehr trat sie ihm gegenüber, ihrem Schwertbruder. Dem Mann der sie „hörig“ genannt hatte und doch behauptete ihr daran keine Schuld zu geben.
Schuld.
Sie war nicht ohne Schuld. Sie erinnerte sich…
Sie erinnerte sich an ihr Fehl gegen ihren Prior, ihren Schwertvater. In jugendlichem Zorn, so ungerecht gegen diesen freundlichen, väterlichen Mann.
Meira und Ashav, ihre Lehrmeister in der Gesandtschaft Maynaghs. Freunde, Eltern, Geschwister.
Siebenwind.
Siebenwind war so vieles. Die Malthuster Armee, in welcher sie einst Dienst getan hatte, Nicolai Tuljow, ein Diener Bellum in den Reihen der Armee. Kameraden aus Malthust. Die endophalische Abteilung. So viele Endophali waren sie gewesen, dass es für eine kleine, eigene Einheit gereicht hatte. Die Entlassung aus dem Dienst durch Nicolai.
Schwertvater Herand, welcher sie auf der Insel in Empfang genommen, ihren Eid jedoch nicht ohne Buße gelöst hatte.
Schwertvater Delany, welcher ihr den Dienst im Löwenorden auferlegte.
Der Löwenorden.
Ayleen, welcher sie zum Schutz ihren Schild gab und damit ein weiteres Mal den Unmut der Schwertväter auf sich zog.
Wilhelm Schwarzstein, ihr Lehrmeister im Löwenorden. Noch immer zierten die drei dünnen Brandnarben von seiner Übung ihren linken Unterarm. Lehrmeister und Freund.
William Glaron, ein Streit den sie nie beilegen konnte.
Solana Ascanis, ihre Waffenschwester und doch gab es auch hier einen Streit der nie ein Ende fand.
Der Orden vom heiligen Schwerte Bellums.
Schwertvater Delany hob ihren Eid auf, machte sie zur Geweihten, beendete ihren Dienst im Löwenorden.
Lange Tage des Dienstes im Kampf gegen den Einen, gegen die Tardukai, gegen die Besatzer Brandensteins.
Um ein Schiff, schließlich gar gegen Soldaten Malthusts, alte Kameraden, gegen Soldaten Ersonts.
Myrandhir mit dem sie eine lange Freundschaft verband.
Lorence, Schwertbruder und Freund, so wenig gemeinsame Zeit ließen die Pflichten.
Gabbahn Shagant, der Schwertschüler Hochwürden Bärensteins, als er die Weihe durch den Herrn empfing vollendete sich was des Herrn Wille war.
Ildrahil Cameroth, der Schüler mit dem sie in die Ödnis ritt um verlorene Soldaten der Krone zu finden und sie zurück nach Seeberg zu führen.
Madayana Ayla, eine Freundin, eine Schwester, Endophali wie sie selbst.
Tion Altor, Geliebter, der Vater ihrer Tochter Julia.
Ortwin, Bruder und Duellant.
Und schließlich Schwertvater Bornwart von Eiffersleben, der ihr die Beichte abnahm, ihr ihre Sünden vergab, sie reinigte vor Bellum.
So viele…
Ian und Colin, wie viele Momente der Freude und des Lachens hatten sie geteilt, wie oft im Kampf Seite an Seite gestanden. Lange Zeit hatte sie sich gewünscht Ian als Schwertbruder im Orden begrüßen zu dürfen. Doch er glaubte seinen Platz in der Tempelwache.
Vater Benion und Schwester Samira, Samira brachte Julia auf die Welt, Vater Benion segnete sie im Namen Vitamas.
Assamaril, Schwester, Freundin und eine große Hilfe in den ersten Moment mit Julia.
Tjure Odal, Kamerad und Ketzer.
Wie viele würden an ihrem Grab stehen?