Schlafend ruht eine Frau in den Betten des Spitals innerhalb der Hauptstadt. Zusammengekauert wie ein Embryo im Mutterleib weilt sie in den Laken, welche dann und wann gewiss nassgeschwitzt scheinen. Von schlechten Träumen geplagt, wird der geschundene Körper sich von einer Seite zur anderen rollen. Leise Worte verlassen unregelmäßig in größeren Zeitspannen ihre Lippen. Unverständlich, genuschelt und doch für den regen Zuhörer erkenntlich - ein Name.


Im Laufe des Tages wirken die Augenlider tränenbenetzt und sanfte Versuche sie zu wecken werden gar protesthaft übergangen, denn der Körper der Frau holt sich seine verdiente Ruhe.
Sehr kurzes, unsauber geschnittenes Haar bedeckt ihr Haupt neben einer teils aufgesetzten Mütze. Der Barbier ging nicht gerade sorgsam mit der Haarpracht um. Erst zum Abend hin kehrt wieder Ruhe in das Verhalten der geplagten Frau.

Felas Strahlen schienen ihr direkt auf das Gesicht und auch wenn die dezente Farbe der Vorhänge das meiste Licht abhielt, kitzelte die Wärme sie doch gut genug an der Nasenspitze, bis sie die Augen aufschlug.
Ihr Kopf schmerzte und ein stetes Pochen drückte unsanft an ihren Schläfen. Es war kein angenehmes Erwachen, fühlte sich ihr Körper sprichwörtlich wie gerädert an. Jede Regung mit einschießendem Schmerz verbunden.
Die Erinnerung an den Abend zuvor war recht schwammig, jedoch war sie sich einiger vertrauter Stimmen gewiss. Ian? Blondes Haar.. strenger, schweißiger Geruch und das Gefühl von frischem Regen auf der Haut. Eine junge Frau.. Grüne Farbe. Orken?

Sie musste die Augen wieder schließen, klare Gedanken zu fassen war in diesem Moment nur schwerlich möglich.

Jemand hatte ihr einen frischen Strauß Rosen, fein drapiert in einer Vase, auf dem Beistelltisch hinterlassen. Es roch süßlich.. Mit einem weiteren Blinzeln konnte sie einige Leckereien neben den herrlichen Blumen wahrnehmen.
Übelkeit stieg ihr säuerlich in die Kehle.

Und so lag sie noch eine ganze Weile einfach nur da, versuchte sich auf den Schlag ihres Herzens zu konzentrieren bis.. Ja, bis eine fast endlose Reihe an Besuchern ihre wachen Stunden erfüllten. Einerseits ein Grund zur ehrlichen Freude, andererseits eine Anstrengung für sich. Ansgar.. In stetigem Versuch sie aufzuheitern, wachte er doch mit Argusaugen über die Besuchertüre. Viele Gesichter.. Bekannte, vertraute und welche, die sie zur genesenden Ruhe nicht gebrauchen konnte.

Schlaf, Stille, noch mehr Schlaf, viel zu trinken, nochmals Schlaf und wenig Bewegung wurden von der fleißigen Dame, welche sich in diesen Tagen um das Wohl der niederliegenden Bewohner der Insel sorgte, verordnet. Und als schließlich auch der erste und widerum letzte Besucher, ihr treuer und ehrlicher Freund Ansgar, die Kammer verlies, kam sie den Auflagen der vermeintlichen Heilerin auch schon nach.