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 Betreff des Beitrags: Das Böse schläft nie
BeitragVerfasst: 20.06.13, 20:16 
Ehrenbürger
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Es mag scheinen, als hätte das schlechte Wetter selbst die entlegensten Winkel der Insel Siebenwind erreicht. Sogar Orte, deren bloße Beschreibung so manch einfältigem Tor wohl den Kopf zerspringen lassen würden. An jenem eben erwähnten Ort nun, zu später Stunde, reisst ein plötzlicher Donner eine Gestalt aus seiner unheiligen Ruhe. Klebrig das Nachthemd, als hätte der Mann es schon eine Ewigkeit getragen, durchtränkt vom Schweiße gar fürchterlich stinkend. Man mag meinen, die Gestalt wäre alten Monstersagen von buckeligen Kreaturen und ähnlichem entsprungen, so langsam und schwerfällig richtet sie sich krumm und stöhnend auf, begleitet von immer wiederkehrenden Blitzen, welche den ansonsten dunklen Raum kurz in weißes Licht tauchen.

Das leise prasseln des Regens von draussen begleitet ihn, als er zum Dunkelyzklus das dunkle Gemäuer abschreitet, unruhig stöhnend und murrend, sich sogar als Zeichen seiner Unzufriedenheit gelegentlich am Hintern kratzend. Immer wieder werden die Gänge, welche von düsteren Gemälden und altem Stein umgeben sind, vom Donnergrollen erhellt, während sich der Mann seinen Weg durch diese bahnt - scheinbar zielstrebig. Schlurfend geht er die kalten Steintreppen hinauf, als kenne er den Weg in- und auswendig, die Dunkelheit scheint ihn nicht aufzuhalten. Ein Schreiben, dessen Verfasser wohl Tion Altor war, wird von einem der Tische genommen, flüchtig studiert, soweit es die erbärmlichen Lichtverhältnisse zulassen, und dann wieder hingeklatscht. Ein Arschkratzen. Wie lange das hier wohl schon liegt?

Die Frage, wo die anderen wohl waren, kommt ihm kurz in den Sinn. Als er oben ist, tritt er durch einen Torbogen hinaus ins Freie. Ein recht großzügig gestalteter Balkon mit direktem Blick auf den Burghof. Wäre da nur nicht dieser penetrante Regen, der einem fast alle Sicht nahm. Er verschränkt die Arme auf der Brüstung und sieht in den Hof hinunter, betrachtet die Regentropfen, die sich da unten zu großen Pfützen zusammenschließen - und seine Kleidung ruinieren.

"Scheißwetter" - er geht wieder hinein.

Flüchtige Gedanken an die Yehramnis, ein Suchen - kein Fündigwerden. Auf dem Rückweg fällt ihm der leere Raum auf, von dem die Treppen die beiden Geschosse verbinden. "Hatten wir nicht einst einmal einen Übungsraum?". Mit dem Gedanken kommt der Drang, die Muskeln spielen zu lassen. Das Kreuz wird zurückgedrückt, der Nacken zurückgeworfen. Zum knacken gesellt sich Schmerz. Auch nicht mehr so wie früher. Vielleicht dem nächstbesten den Schädel einschlagen, das wird sicher helfen. Gebrochener Stolz trifft auf tatsächliche Verhältnisse. Diesen Kerl, dem er den Kopf auf die Tischkante in der Taverne geschlagen hatte - den würde er bestimmt schaffen. Der war schließlich ein Krüppel.

Doch dann ändert sich alles. Plötzlich und unvorhergesehen. Ein Geistesblitz. Eine Eingebung. Es ist Zeit.

Voller Inbrunst greift er, nachdem er wieder vom düsteren Gewitter in weißes, unheilvolles Licht eingetaucht wird nach einer - Schaufel! Diese umwickelt er mit einem der unzählig vorhandenen Schals, welche wohl dem Schutz der eigenen Identität zuträglich sein sollen - und wickelt einen von ihnen um den Stiel der Schaufel. Und dann beginnt es. Vollgerüstet.

♫♫♫


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...ein lauter Schrei schwellt durch das Gemäuer der Burg, als das Werk getan ist. ALLES GLÄNZT.


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Böse schläft nie
BeitragVerfasst: 1.07.13, 00:56 
Ehrenbürger
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Falandrien, Galadon


Auf einem grasüberwucherten Hügel direkt an der Küste zur See sitzt ein alter Mann auf einer Bank. Immer wieder scheuchen stürmische Böen die Halme auf, schütteln das Gras wild hin und her und erzeugen ein aufgebrauchtes Rauschen, dass mitunter zu einem peitschenden, unangenehmen Heulen aufschaukeln mag. Die Nacht ist bereits hereingebrochen. Ventus' Odem treibt den Regen teils fast schon in die horizontale, sodass selbst die eng geschnittene Kapuze der Robe des alten Mannes diesen nicht vor der Nässe zu schützen vermag. Völlig durchtränkt sitzt er dort, vorgebeugt, seinen triefenden krummen Wanderstab mit beiden Händen umschließend. Unaufhörlich prasselt der Regen nieder, immer wieder brechen sich die Wellen des aufgebrachten Meeres schäumend an den steilen Klippen, nur ein paar Schritt von der Bank entfernt. Der Alte starrt auf das Wasser hinaus - würde man ihn so sehen, man könnte meinen er wäre tot. Inmitten des tobenden Unwetters scheint er nur einen Punkt am Horizont, weit fort von seinem jetzigen Sein anzuschauen. Das Regenwasser läuft ihm über das Gesicht, aber es regt sich kaum etwas. Selbst als ihm seine Brauen den Dienst verweigern, und das Nass seinen Weg in seine Augen findet - nichts. Nur starren.

Leise, heranwallend, bricht das Donnergrollen aus der Ferne das stete Rauschen des niedergehenden Regens. Der Alte nimmt eine Hand vom Stab, und greift zu seiner Rechten - die Bank würde Platz für zwei Personen bieten, doch anstelle eines Begleiters findet sich auf dem morschen Holz neben ihm nur eine Flasche Wein und ein dazu passendes Glas wieder, nach dem er nun greift. Der ursprüngliche Inhalt ist längst verschwunden, statt Wein ist das Glas bis über den Rand gefüllt mit Wasser, welches in kleinen Strähnen, immer wieder sich erneuernd durch den Regen, überläuft. Die Pflanzen an diesem Ort wachsen frei, seit einer gefühlten Ewigkeit können sie sich hier frei entfalten, so ist der Alte umgeben von teils hüfthohem Gras, und lediglich der verkrüppelte Baum, einzig und allein in dieser harschen Küstenregion wachsend, mildert den Erguss, der über dem Berobten Mann niedergeht.

"Es gibt böse Dinge in dieser Welt - schlechte Dinge. Dinge, die wir nie hätten nie anrufen dürfen. Dinge, denen wir nie hätten Namen geben dürfen."

Der Alte schwenkt das mit Wasser gefüllte Weinglas ausladend zum Himmel, als würde er dem Sturm selbst einen Tost aussprechen wollen. Das durchnässte Holz der Bank ächzt unter der Bewegung auf, als wäre diesem selbst die Präsenz des Mannes zuwider.

"Wir haben es trotzdem getan."

Die Augen sind trüb, die runzlige Haut, die der Verfall fordert, wird durch das gleißende Licht eines Blitzes erhellt. Es ist beunruhigend still. Freudig zucken die Ohren des Greises, die akkustische Begleitung des nicht allzu weit entfernten Blitzschlages antizipierend. Sie bleibt aus.

"Warum, fragst du mich?"

Sein Mund schließt sich, als er die Frage mit altersschwachem Krächzen in das tobende Gewitter gesprochen hat. Der Blick wird klarer, ein Zeichen der Besinnung auf das hier und jetzt, den Augenblick. Er spürt keinen Regen mehr auf der Haut, er spürt den peitschenden Wind auf der Haut nicht mehr - er spürt sich selbst nicht mehr. Er ist nicht mehr allein. Neben ihm auf der Bank sitzt eine Gestalt, eine junge Frau. Sie schaut gemeinsam mit ihm auf das offene Meer vor ihnen hinaus. Für einen Moment wirkt es, als würde dieser Augenblick zeitlos sein. Der Mund des alten öffnet sich etwas, doch keine Worte verlassen diesen. Ein ringen nach Worten, dass keines ist. Bevor der Kampf überhaupt begonnen ist, ist er schon verloren. Er will sie ansehen, doch er kann es nicht. Zittrig, widerwillig wird das Weinglas in seinen Schoß genommen. Die andere Hand umklammert noch immer den Stab. Die knöchrigen Finger krallen sich in das geschnittene Holz. Kraftlos, von einem unergründlichen Hass getrieben, dem der schwache Körper keinen Ausdruck mehr geben kann.

"Es ist alles verdorben. Von Anfang an. Sie haben versagt, und mit ihrem Versagen sind wir zum scheitern, zum verderben verdammt."

Die Luft kehrt nicht zurück. Er spürt ihre sanfte Berührung auf seiner Schulter. Seine Augen schließen sich langsam. Der Regen kehrt nicht zurück, der Wind kehrt nicht zurück. Das Fühlen kehrt nicht zurück. Es ist Zeit. Endloser Hass. Endlose Verzweiflung. Das Weinglas fällt aus dem Schoß. Die Hände packen die Gestalt neben sich. Könnten sie, würden sie sich bis tief in ihr Fleisch hineingraben. Der Griff versucht zu vernichten, etwas zu fassen, dass schon längst verloren ist. Etwas, das nicht existiert. Das Fühlen kehrt zurück. Er spürt das Blut wallen, er spürt, wie sich seine Organe verkrampfen, wie der Brechreiz aufsteigt. Hitze. Ein Würgen, ein letztes aufbäumen. Der Alte krümmt und bricht, spuckt und geifert.

ABER DU! DU BIST PERFEKT! DU BIST MAKELLOS!

Sie wird die Welt neu erschaffen. Sie wird das ekelhafte Sein wieder gut machen. Sie wird der Wille des Gottkönigs sein. Sie ist nicht mehr als ein Traum. Die Welt wird schwarz. Die verkrampften Hände lösen ihren Griff um das nichts, dass neben ihm sitzt. Laut erschallt das knallen des Blitzes durch die Luft. Still sitzt es nebem dem toten Alten. Ihr Blick fixiert einen unbestimmten Punkt am Horizont. Eine Insel vielleicht, jenseits des von dieser Bank aus sichtbarem. Dann ist dort ein Lächeln - ein aufrichtiges, freudig erwartendes Lächeln, als sie einen Mann erblickt.

"Mach mich endlich wahr."

Selten hat es einen schöneren Felaaufgang gegeben. Die frische Morgenluft weht über das Meer hinauf in das Landesinnere. Auf einer Bank auf einer grasüberwucherten Anhöhe sitzt ein alter Mann. Sein Blick ist auf einen fernen Punkt am Horizont gerichtet. Die Augen sind trüb, der Körper ist eiskalt. Er wird nicht mehr von seiner Bank weichen. Sein Sitznachbar jedoch, der ist fort. ...an jenem fernen Ort am Horizont.
Kein Sturm wird ihn jemals aufhalten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Böse schläft nie
BeitragVerfasst: 7.07.13, 22:41 
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Wohnort: Berlin
Im Schutz des Schatten steht der Mann im Torhaus, nur das Weiss seiner Augen ist für Ankömmlinge sichtbar. Die Körperhaltung ist angespannt der Blick wachsam als würde er jeden Augenblick etwas erwarten.

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"Mena rech ekh Bennain - tora dolmon ekh got deskos Tardukai!"
"Niemals werden wir weichen - wir, die wir die Treuesten der Treuen sind!"


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