Gerade als eine Heilerin im Rathaus gewesen war um sich ein paar Schlüssel auszuleihen, dachte Awa an ein paar erste ruhige Minuten an diesem aufreibenden Tag, der von Sorge und Hektik erfüllt war. Es war das unverständliche, sprachlich missgebildete Gebrüll eines kleinrassigen Orken, der auf Siebenwind nicht unbekannt war. Sein Geplärr lockte die ersten an den Rand des Marktplatzes und auch Awa, die gerade auf dem Weg zum Briefkasten war, begab sich für ein paar Schritte vor das Rathaus.
"THÄR RATTÄNKÖNIK PHOLLÄNZ TRIPUT!"
Im Gefolge der lumpigen Gestalt befanden sich unzählige dutzende von Ratten! Sie quiekten und wuselten, sie kratzten und huschten, beschnupperten und bissen sich. Aber sie blieben immer in der Nähe des Winzlings. Dieser forderte, er wollte Nahrung und Gold, er würde sonst die Ernte vernichten und die Stadt mit seinen Ratten angreifen. Awa war empört, mehr aber darüber das die bisweilen anwesenden Magier und Krieger ihn reden ließen und noch nicht eingriffen. Wenn diese Ratten mit der Krankheit infiziert waren?
Und dann war es zu spät. Der Ork deutete mit seiner schmutzigen Hand auf Awas Gestalt und eine Welle aus braunen Rattenkörpern strömte auf sie zu. Die gerüstete Frau am Markt griff als erste ein, nachdem Awa es ins Rathaus geschafft hatte, ihre Beine übersät mit Rattenbissen. Einige Nager hatten sich dermaßen verbissen, dass Awa sie im Vorraum der Verwaltung abschüttelt und tot treten musste. Keuchend und voller Schmerzen ließ sie sich nach hinten fallen.
Draußen derweil musste sich die Kampffähige mit den Ratten herumschlagen, sie hieb um sich herum um diesem endlosen Gewusel Herrin zu werden! Es dauerte noch eine Weile, ehe Feuer des Magiers ihr zu Hilfe kam und die Ratten verscheuchte oder gar direkt zu verkohlten Leichen wandelte.
Mehr Bürger kamen hinzu: Yanea, Tannhauser und Nemses. Awa sah nicht, wer den kleinen Ork niedergestreckt hatte, doch lag er am Boden und tat reglos. Die Bürger gingen ihr zur Hand den Widerling in den Kerker zu bringen und ihn seiner Waffen und seines unzähligen Gerümpels zu befreien. Aber seine Warnungen wurden gehört, dass er ausbrechen würde, dass seine Ratten kämen und sie seine Rache zu erleben hätten!
Awa wurde zwar von ihrem Mann und Bruder Philipp behandelt, aber einige der Bisswunden hatten sich dennoch entzündet und forderten Nithavelas Eingriff, für den sie gleichsam dankbar war wie um die Hilfe der anderen. Dass der Wundbrand sich ausbreiten würde war nicht ausgeschlossen und die junge Frau wurde mit dem Gedanken, ihr Bein zu verlieren, ins Frauenschlafzimmer gebracht. Aber als Awa die Nacht unruhig mit Fieber und Albträumen im Hospizl verbrachte, waren ihre Gedanken und Sorgen in den wachen Momenten allein bei ihrem Sohn und bei Falkensee.