Vom Anfang, oder wie man sich den Appetit verdirbt.Leises Wassergeplätscher, ein paar Funken die sich durch die Gitterstäbe schlängeln, eine Taube gurrt auf einem Dach nahe dem Schloss - und plötzlich nichts mehr. Kein Geräusch, kein Geruch, kein Gefühl mehr, das zu ihm durchdringen möchte. Nur er mit sich alleine.
Zyklen vergehen und Konrad öffnet erstmals wieder die Augen. Verschwommen manifestieren sich die Umrisse des Turmes an dem er wieder einmal saß. Er wusste selbst nicht einmal mehr wie lange, ein Magengrummeln sagte ihm jedenfalls, dass es lange genug war. Er drückt sich auf, klopft sich den Staub der Steinstufen vom Wappenrock und streckt sich ausgiebig. Der Schneidersitz forderte seinen Tribut. Mit einem versonnenen Blick sieht er zurück zu der Stelle an der er eben noch saß. Viele Erinnerungen waren schon jetzt mit diesem Ort verbunden. Kraft, Kopfschmerzen, Unverständnis, Wissen, Geheimnisse, Ruhe. Er war gerne mit ihr hier, es war wie eine Reise aus der Stadt heraus. Nur durch diese kleine Holztüre hindurch auf den Steinsteg und schon stimmt sich dieses Gefühl ein. Sicherheit. Hier empfand er die Verbündenheit am stärksten, bewunderte sie wohl am meisten, auch wenn er es ungerne zugab. Er dachte an einen kurzen Augenblick mit ihr zurück und unbemerkt schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Lautstark meldete sich sein unterversorgter Magen zu Wort und so machte sich Konrad auf den Weg. Sein Weg ging zurück über den Steg über den Ritualplatz vorbei. Ein kurzes Bild schoss durch seinen Kopf wie ein "Blitz". Es hatte ihm zwar einiges an Kopfzerbrechen bereitet, aber mit Aurax und Toran war der Unterricht wirklich anders. Noch hatten Faragir und er nur an der Oberfläche gekratzt, aber das Wissen, das sich in diesen beiden alten Köpfen hortete muss wirklich ungreifbar sein.
Endlich war er im Gemeinschaftssaal angekommen. Er setze sich um sein Frühstück? oder Mitternachtshappen auszupacken. Er war sich gerade gar nicht mehr sicher. Es war ziemlich dunkel. Während er die Räucherwurst mit Brot aß, waren sie wieder da. Die Sorgen. Sorgen um die Ausbildung, seinen Fortschritt, seine Verantwortung für Faragir, die Marine in Brandenstein und noch mehr Aufgaben. War das wirklich noch unter einen Zaubererhut zu bekommen? Er wusste nicht einmal ob das Angebot von Sandir und Lilium nun gut oder schlecht sein würde.
Die Zeit wird zeigen ob es eine gute oder schlechte Wahl war. Möglichkeiten waren jedenfalls genug da um nun mehr als gut voran zu kommen. Plötzlich blieb ihm ein Stück Wurst im Hals stecken, er verschluckte sich mehrmals und musste stark husten. Der Gedanke war ihm so plötzlich gekommen wie ein Faustschlag im Dunkeln, ja gleich den Appetit hatte es ihm ausgetrieben. Der Brief an Solos und das Vorstellungsgespräch.. vor nichts hatte er solch einen Bammel. Und noch länger konnte er es wirklich nicht vor sich herschieben.
Nächste Woche! Mit Faragir zusammen. Dann aber wirklich.. Ein kurzes Nicken zu sich selbst, dann war das Gewissen wieder beruhigt. Die angebissene Wurst aber wurde zurück in die Tasche gepackt. Er wollte sich jetzt um nichts mehr kümmern. Einfach nur einen Zyklus hinlegen.. und dann ab ins Bett.