"Die Rückkehr" - Kapitel 7: Vom alten Großreich
(sponsored by Vinaria und Diana Weidenbach)
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VandrienSo also sah der Frieden aus. Noch immer fühlte es sich merkwürdig an, das Wort offen aus zu sprechen. Frieden. Selbst die ältesten Greise wussten schon gar nicht mehr, was das war, geschweige denn wie man damit zurecht kommen sollte. Sieg und Niederlage, diese Konzepte waren ihnen allen vertraut im beständigen Wechsel des Glücks der Schlachten, die das Land seit Generationen zerrissen. Das hier sollte er also sein, der Frieden, das gelobte Land. Warum schmeckte es dann so sehr nach einer Niederlage?
Die schwarzen Ritter Vandriens waren fort, die Tardukai, wenn es sie noch gab, dann weit entfernt von diesem von allen Göttern verlassenen Land und mit sich hatten sie die kulturelle Identität Vandriens genommen. Gleich in welchen Teilen man aufgewachsen sein mag, mit ihnen oder gegen sie, sie waren ein Dreh- und Angelpunkt und gleich wie sehr es der Kirche missfiel, sie waren ein Teil der vandrischen Geschichte, vielleicht sogar der prägende Teil. Zumindest in den letzten Dynastien.
Nun waren sie fort und hatten eine Lücke hinterlassen, eine klaffende Wunde in der Seele des Volkes, die von der Inquisition nur noch weiter aufgerissen wurde. Was immer der Krieg und die Tardukai ihnen noch gelassen hatten riss die Inquisition entzwei und um die Krümel die verblieben stritten sich andere.
Pas fiel an Ersont, ebenso der nördliche Teil der Provinz bis hin zum Meer. Unterworfen und besetzt schien Ersont selbst zwar Interesse am Land zu haben, an einem Zugang zu den Meeren Tares, aber nicht an den Bewohnern, die ihnen so lange widerstanden haben. Völlig sich selbst überlassen oblag es den Leibeigenen ihre zerstörten Dörfer wieder auf zu bauen, das Land zu bestellen, das geraubte oder getötete Vieh zu ersetzen, das Land erneut zu bevölkern, die Strasse zu pflastern die die Ersonter zum Meer hin gebaut sehen wollten zu dem Hafen der dort erst befestigt werden musste und neben all dem noch die hohen Steuer zu entrichten, die für diese Landstriche erhoben wurden.
So also sah der Frieden aus. Zwar mochte es niemand offen ansprechen solange die Inquisitoren noch im Lande waren, aber nun, da bis auf einige wenige Dorfgeweihte nahezu alle abgezogen sind fragte so mancher sich ganz offen ob es ihnen allen während des Krieges oder unter der Herrschaft des Valkai Vandria, des Fürsten Raziel, nicht besser ergangen sei. Ihre Zukunft damals mochte überschattet gewesen sein, aber zumindest hatten sie damals noch eine. Aber nun unter der Herrschaft Ersonts war diese mehr als nur ungewiss.
Wen sollte es da wundern, das gerade die die noch jung und kräftig waren ihr Glück woanders suchten, auf einem der Schiffe als Matrose, die sie in Länder trugen in denen es noch so etwas wie Hoffnung gab oder in den alten Kern, nach Vandris oder Weteka.
Dort herrschten die Malthuster, die sich das Land einverleibt und mit Ersont aufgeteilt hatten. Das Leben dort mochte auch hart sein, aber es war erträglich. Viele Soldaten des Vandrienkrieges waren im Land geblieben, hatten sich dort nieder gelassen und mit den Witwen und Waisen des Krieges neue Familien gegründet. Dann kam die große Säuberung der Inquisition und zerstörte viele dieser neuen Familien, aber anders als zuvor standen die Soldaten dieses mal nicht gegen die Bevölkerung, sondern als Teil von ihr an ihrer Seite. Nichts vereinte so sehr wie ein gemeinsamer Feind, gemeinsame Not, die man gemeinsam durchlitt. Zumindest dem malthuster Fürsten schien die Bevölkerung auch nicht gleichgültig zu sein, er schickte Bauholz, Vieh, Saatgut, eine Grundlage auf der das Volk überleben konnte und die Steuer war auch nicht höher als im restlichen Lehen Malthust.
Vandrien selbst mochte von der Karte hinweg gewischt worden sein, aber sein Volk würde überleben. Zumindest in diesem Teil Vandriens. Wahrscheinlich hielt der Frieden einfach nicht mehr für die Verlierer bereit. Frieden. Wenn Frieden die Lösung ist, was bei allen Scharfrichtern des Valkai Vandria mochte dann das Problem gewesen sein?
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LichtenfeldDurch eine Hintertür nahe des Thrones, wie der hübsch verzierte und wie er fand auch überaus gemütliche Sessel genannt wurde, der am Kopfende der langen Tafel stand, betrat Graf Feestar das Langhaus im Norlandstil, das ihm als Heimstätte in der Stadt die den Namen seines Lehens teilte diente. Augenblicklich verstummten die erhitzten Gespräche, als seine Ritter sich erhoben um ihren Lehensherren zu begrüßen. Still nahm er es entgegen ehe er langsam Platz nahm, ein Deut seiner Hand und die versammelten Ritter setzten sich. Müde und traurig blickte er über die Reihen.
Ein gutes Drittel fehlte gänzlich. Die übrigen hatten vor seinem Eintreten nach Herzenslust gezankt. Gut, Streitereien blieben nie aus, aber das hier waren nicht die üblichen kleinen Grenzstreitigkeiten, es ging nicht darum welcher Sohn an welchem Hof zum Pagen ausgebildet werden sollte, welche Töchter im heiratsfähigen Alter die besten Partien sein mochten, die üblichen Rangeleien eben, die entweder mit einem Humpen Met oder wenn nichts anderes half mit einem Lanzengang geklärt werden konnten. Das hier ging tiefer, so tief, dass es den Saal gespalten hatte. Betrübt sah er, wie die Wirklichkeit neue Bedingungen erzwungen hatte als er über die Verteilung der Ritter im Raume sah. Üblicherweise nahmen alle Platz gemäß der Anordnung ihrer Unterlehen, Nachbarn wollten bei Tisch beisammen sitzen um gemeinsame Anliegen zu besprechen, aber heute war alles wild durcheinander gewürfelt, Ost, West, Nord, Süd, das schien derzeit keinerlei Bedeutung zu haben gemessen an den aktuellen Geschehnissen. Es kostete ihn einige Anstrengung nicht offen zu zeigen wie sehr ihn dies schmerzte. Er war hier aus einem bestimmten Grund, daher durfte er jetzt keine Schwäche zeigen und so gab er seinen beiden Getreuen einen Wink. Sire Ilyrion Gezeitenmond, einer der wenigen Elfen innerhalb der Ritterschaft, der schon seines Vaters Vater als Ritter diente und ein umsichter Vertreter war wenn es um die Belange der Elfen in seinem Lehen ging und seine Beraterin Marit die Skaldin, der er in seiner Zeit im Norland begegnet war und deren scharfer Verstand nur noch von der Schärfe ihrer Zunge übertroffen wurde. Beide nickten sich zu, dann trat der Elf vor.
"Ehrenwerte Sires, werte Freiherren und werte Edelleut', seine Durchlaucht dankt einem jeden von Euch für sein Erscheinen bei diesem Kriegsrat. Dies ist die Lage: Wir bedauern kund tun zu müssen, dass der Feind in den frühen Morgenstunden des Tages auf breiter Front den Ionbar überschritten hat. Einzelne Ortschaften haben tapfer, aber vergeblich Widerstand geleistet, andere haben sich den Invasoren aus dem Osten ergeben. Die Garnisonstruppen bekämpfen den Feind noch bei seinem Versuch tiefer ins Landesinnere von Lichtenfeld vor zu stossen, können den Feind aber lediglich verlangsamen und behindern. Die Südflanke des Feindes zieht im Gewaltmarsch weiter ostwärts gen Rothschild. Von Norden aus sind Feindverbände in Bernstein eingefallen. Mendel und Ravins Höh' sind an den Feind gefallen, Burg Bernstein und Draconis, die Hauptstadt des galadonischen Reiches werden gegenwärtig belagert. Mit Entsatztruppen ist daher nicht zu rechnen. Wir erwarten, dass der Feind die Nordgrenze unseres Lehens in ein bis zwei Tagen überschritten haben wird und in drei bis fünf Tagen die Truppen aus Malthust und Ersont vereint die Wälle und Tore der Stadt Lichtenfeld stürmen werden."
Graf Feestars Blick ging über die Reihen. Es dauerte nicht lange bis das anfängliche Raunen sich in hektisches Gerede hinein steigerte.
"Wir müssen die Truppen zum Schutz der Stadt zusammen ziehen."
"Nein wir müssen in Verhandlung treten."
"Wir haben eine Pflicht gegenüber König und Reich!"
"Habt ihr von den südlichen Lehen gehört? Dort wo die Söldner marodieren? Wir können unser Land solchen Leuten nicht überlassen!"
"Um so mehr Grund Verhandlungen an zu streben bevor sie auch das Kernland verwüsten!"
"Wir haben auch eine Pflicht gegenüber unserem Lehen und eine Pflicht unseren Untertanen gegenüber!"
"Ihr habt die Kinder vergessen Sire Jan! Feiglinge verstecken sich immer hinter Kindern!"
"Und Rindviecher wie ihr eines seid Sire Bertwin gehen für Standarten und Linien auf einer Karte in den Tod und überlassen die Bewohner dieser Karten ihrem Schicksal!"
"Bei Bellums Donnergrollen wie habt ihr Sohn einer schleimigen Kröte mich gerade genannt?"
Das Krachen von Stahl auf Holz ließ alle zusammen zucken. Ruhig steckte die Skaldin ihr Wurfbeil wieder in den Gürtel und strich mit dem Daumen kurz über die Kerbe die die Waffe in dem Tisch hinterlassen hat.
"Hört auf herum zu schnattern! Ihr seid ja schlimmer als eine Horde wild gewordener Gänse am Waschtag! Das soll sie also sein, die Führung, die Elite des Lehens Lichtenfeld? Uneins und zerstritten in Zeiten der Not? Ihr wollt kämpfen? Dann bekämpft gefälligst den Feind!"
Feestar gebot ihr ein zu halten, dann erhob er sich aus seinem Sessel. Ein letzter Blick über die Reihen, ein Durchatmen. Er wartete bis alle sich wieder gesetzt hatten ehe er ruhig an hob.
"Meine Vasallen. Es schmerzt uns mit ansehen zu müssen, dass das Lehen welches wir zu verteidigen geschworen haben zerrissen ist. Mögen es alte Bande zum ehemaligen Verbündeten zu Zeiten des Paktes sein, mögen es noch ältere Bande zum Königshaus sein, das ganz Tare unter dem Zeichen der Götter zu vereinen verstand. Sei es wie es sei unter den gegebenen Umständen sehen wir uns außerstande unsere Lehenspflicht dem König gegenüber zu erfüllen und wir werden unsere Vasallen und unser Volk nicht in einen Krieg entsenden, den wir nicht gewinnen können, auch wenn es unsere Pflicht wäre diesen Krieg nicht nur zu schlagen, sondern siegreich zu schlagen. Aus diesem Grund..."
Er atmete abermals tief durch, pausierte, nahm einen Schluck, ließ ihn aber sofort wieder in den Humpen zurück gleiten. Ihm war nach speien zumute. Kurz wischte er sich über die Stirn und den Hals. Sein Magen schlug Kapriolen und sein Herz verkrampfte sich.
"Aus diesem Grund", setzte er erneut an, "sehen wir keinen anderen Weg als in Verhandlungen mit Malthust zu treten. Alle Streitkräfte Lichtenfelds sind angehalten sofort jegliche Kampfhandlungen ein zu stellen und sich gen Lichtenfeld zurück zu ziehen. Sollte der Feind an Verhandlungen interessiert sein werden wir verhandeln. Sollte er dies nicht sein, so werden wir Lichtenfeld so teuer wie möglich verkaufen, auf dass wir alle wenn wir vor Bellum treten mit Stolz verkünden können, dass wir gefochten haben bis zum Schluss."
Jetzt brauchte er doch einen Schluck. Das aufkommende Geraune, halb zustimmend, halb protestierend würgte er ab indem er fort fuhr.
"Wir verstehen die Bande die Euch nicht nur an uns, sondern auch an das Reich als solches binden. Daher gelte folgender Beschluss: Diejenigen von Euch die uns und dem Lehen auf diesem Weg nicht folgen können mögen vortreten. All jene die es wünschen werden von uns aus dem Lehenseid den ihr uns gegenüber geleistet habt entlassen. Euch und Euren Familien seien vier mal vier Zyklen Zeit gegeben das Nötigste zu sammeln, Euch zu verabschieden und das Lehen gen Osten zu verlassen. Es ist ausdrücklich untersagt jenen die diesen Schritt gehen wollen während dieser vier mal vier Zyklen den Weg zu versperren oder ihre Reise anderweitig zu verzögern oder zu behindern. Jegliche Hilfe die sie benötigen ist ihnen zu gewähren. Nach Ablauf dieser Frist gelten sie fürderhin als lehensfremd. Mögen die Viere Euch schützen auf dass ihr im Kern des galadonischen Reiches findet was wir Euch hier nicht bieten können."
Damit ließ er sich schwer in seinen Sessel fallen. Seltsam. Üblicherweise saß er gerne hier, doch heute wirkte es, als habe irgendein Gauner seinen gemütlichen Sessel mit einer harten Steinbank vertauscht. Es dauerte eine Weile bis der erste seiner Ritter wieder seine Stimme gefunden hat.
"Das kommt einer Kapitulation gleich mein Lehensherr."
"Das ist eine Kapitulation Sire Reginald."
"In diesem Falle bin ich befugt die Kapitulation im Namen von Fürst Kasimier von Malthust entgegen zu nehmen mein Lehensherr."
"Wieso überrascht mich das nicht Sire Otis?", entgegnete Graf Feestar mit scharfem Unterton, während sein Blick streng über den Ritter aus dem südlichen Dorf strich.
"Wieso ist eigentlich nie ein Scharfrichter zugegen wenn man ihn mal gebrauchen könnte?", stimmte Marit in seinen bissigen Kommentar ein, aber er winkte nur ab.
"Macht Euch keine Mühe Sire Otis wir werden dies selbst tun. Das wäre es. Diejenigen die von ihrem Lehenseid entbunden werden möchten sollen in der Halle verbleiben. Alle anderen außer meinen Beratern: Raus hier! Dies ist ein schwarzer Tag für das Lehen und nichts, das diesen Hallen Ruhm eintragen wird!"
Am späten Abend desselben Tages wurde ein Botenreiter gesehen, der nur kurz von den Truppen Malthusts aufgehalten und danach nicht weiter behelligt wurde auf seinem Weg nach Kalamudus, das er zwei Tage später erreichen sollte.
Zugleich sah man wie zuerst vereinzelt Soldaten, Reiter, Karren und Vieh sich sammeln zu einem langen Tross auf beiden Uferseiten des Ravin entlang immer weiter gen Osten. In jedem Dorf auf dem sie vorbei kamen dasselbe Bild, weitere Familien die sich ihnen an schlossen, während andere in ihrem Tagwerk inne hielten um ihnen mit Tüchern, Hemden oder was sie gerade zur Hand hatten zu zu winken oder zu salutieren. Kein Wort wurde gewechselt, auch die anfänglichen Gesänge der Geweihten die den Tross begleiteten waren rasch verstummt. Lediglich das leise Weinen einiger Kinder durchbrach ab und an die geisterhafte Stille auf ihrem Marsch.
Zitat:
Vierentag, 19. Trier im Jahre 27 n. Hilgorad
Stadt Lichtenfeld
Graf Feestar von Lichtenfeld zu Galadon
Stadt Kalamudus, Lehen Malthust
zu Händen von Fürst Kasimier von Malthust zu Cortan
Den Vieren zum Gruße Fürst Kasimier von Malthust zu Cortan,
es ist unsere schmerzliche Pflicht uns unsere Niederlage im Felde ein zu gestehen.
Somit gelte ab dem heutigen Tage eine allgemeine Waffenruhe in unserem Lehen gegenüber den Truppen Cortans.
Wir legen unser Geschick, das unseres Lehens und das unserer Untertanen gänzlich in Eure Hände.
Feestar von Lichtenfeld
Graf von Lichtenfeld zu Galadon
Das Antwortschreiben ließ nicht lange auf sich warten.
Zitat:
Königstag, 21. Trier im Jahre 27 n.H.
Lehen Malthust zu Cortan
Fürst Kasimier Herwald von Malthust zu Cortan
Stadt Lichtenfeld, Lehen Lichtenfeld
zu Händen von Graf Feestar von Lichtenfeld zu Cortan
Bellums Schild und Schutz mein Freund und Weggefährte,
Wir begrüßen die Einsicht den rechtmäßigen Anspruch des Königreiches Cortan auf das Lehen Lichtenfeld nicht länger in Abrede zu stellen.
Wir freuen uns ebenso kund tun zu dürfen, dass der weise und gütige König Theobald I. von Cortan
Euch Euren anfänglichen und sinnlosen Widerstand verzeihe.
Man erwarte Euch baldmöglichst in Papin Stadt um Euch den Lehenseid ab zu nehmen
um Euch als alten und neuen Grafen von Lichtenfeld zu bestätigen.
Es ergehe folgende Weisung an die Truppen Cortans auf dem Lehensgebiet Lichtenfeld zu Cortan:
Die von Graf Feestar von Lichtenfeld zu Cortan ausgerufene Waffenruhe ist ein zu halten.
Plünderungen, Brandschatzungen und sonstige Übergriffe gegen die Bevölkerung Cortans zu Lichtenfeld sind untersagt,
lediglich ein Aufstocken der Nahrungsvorräte durch Requirierung sei erlaubt,
solle aber das gepflogene Maß nicht überschreiten.
Kasimier Herwald von Liebenwerth zu Hohenbrunn,
Fürst von Malthust zu Cortan
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Ossian, Lehen der Fürstin Asodayr von OssianTroslose Regenwolken zogen über die Stadt Venturia, welche ihre nasse Fracht über dem Hafen der Stadt entluden und würden die dunklen Wolken nicht schon genug dazu beisteuern, das diese einst lebhafte Stadt in einem rustikalen, ja, spröden Licht erscheint, so tut es die Aussprache, das diese Regenwolken mehr entluden haben, als die Handelsflotte die letzten Monde. Deutliches Missfallen darüber, ließ sich an jeder Ecke, jeder Hafenkneipe und jedem Marktplatz aufschnappen. Ob gefragt oder nicht.
Nun, Venturai war sicherlich nicht die reichste Stadt und ihr Charme war eher etwas für Kenner, mit ihren verwinkelten Gassen, den schiefen Häusern und dem eher rauen Umgangston ihrer Einwohner, doch blitze hier und dort der leichte glimmende Reichtum auf, den sich die strebsamen Bürger in den letzten Götterläufen erarbeitet hatten. Verzierte Fassaden der Handelshäuser, der Fernhändler und natürlich immer noch regierenden Kartelle, brachen das Stadtbild auf und verleihen den Straßen doch ein wenig mehr Luxus. Der Pakt der Viereinigkeit hatte Venturia zu einem Umschlagsplatz des reichen Nordens gemacht, um seine Waren nach Süden zu verschiffen, doch auch die angrenzenden Lehen machten sich bald den Hafen zu Nutze, brachten ihre Waren nach Ossian, wo alsbald die Kassen der Händler und Reeder klingelten. Bananen und Schokolade, Pelze und kostbares Glas aus der Kadamark, Falkensteiner Seide! Es war eine wahre Freude über die Märkte der Stadt zu laufen und so mancher Einwohner, flanierte nur über den Hafen, um die Weite Falandriens zu schmecken, seine Augen an dem Farbenspiel der Kostbarkeit aus allen Teilen Galadons zu erfreuen! „Kommt nach Venturia, wenn ihr die Pracht des Königreiches sehen wollt!“ rief man sich auf den Straßen zu und erfüllte das einst arme Lehen mit einem gewissen Stolz.
Es war nun aber unzweifelhaft, das der Handel stockte und die Stadt drohte in jene Mittelmäßig zu verfallen, aus der der Handel sie einst holte. Nachdem der harte Winter vorbei war, traf auch der Krieg das Lehen Ossian mit seiner ganzen Härte. Immer mehr Lehen und Provinzen des Nordens Galadon fielen an Cortan und wo Cortan war, so verbot es sich zu Handeln. Nur einige Wagemutige schmuggelten Falkensteiner Seide über den Linfahrt, doch wo der Krieg regierte, wurden auch alsbald solche Luxuswaren nicht mehr nachgefragt. Zwar zeichnete sich diese Flaute ab, doch hoffte man auf eine schnelle Einigung, um nicht seine Handelsrouten nach Norden ändern zu müssen. Der Mensch war nun einmal ein Gewohnheitstier und selten traf es besser zu, als auf Ossian dieser Tage. Der Hafen lag demnach trist vor einem jedem Beobachter, der seine Schritte ans Meer lenkte und die gut vertäuten Schiffe schaukelten in den Wellen, die immer wieder von der Linfahrt heran getrieben wurde. Seit dem Beginn des Konfliktes, kam kein Schiff mehr über die Linfahrt, keine Waren die Verladen und nach Süden geschafft wurden. So wurde der Hafen schnell zu einem Tummelbecken von Seeleuten, Tagelöhner und Matrosen, die darauf hofften auf einem der Schiffe anzuheuern, die nach Siebenwind ausliefen oder den Süden Falandriens ansteuerten.
Herstakam, Mitte des achten DunkelzyklusHerstakam, Schatten und Licht zugleich und man spottete, das einige der feinen Herrschaften schon in der Gosse des ausgeprägten Armenviertels wieder erwachten. Auch der eine oder andere Händler, der sich verzockte, musste sein Haus in der Innenstadt räumen und den schäbigen Straßen der ärmeren Viertel vorlieb nehmen. Doch das innere der Stadt! Prachtvolle Bauten, schneeweiße Türme und prunkvolle Herrschaftssitze des Adels dieses Lehens. Doch nicht nur der Adel sitzt hier und so kann man zu einem dieser Türme sehen, der sich in den Himmel erhebt, ein prachtvoller Bau, wo selbst zu diesem späten Zyklus noch ein Licht in einem der oberen Stockwerke zu sehen ist. Der Turm des Tarlinger Handelskartells.
„Fünfzig Prozent einbußen?“ die empörte Stimme die durch den Raum hallte gehörte unzweifelhaft niemand anderen als Giesberg Tarling, dem Magnaten und Leiter des Handelskartells „Das ist unannehmbar“ echauffierte sich die Stimme und sie nahm einen spitzen, einen bedrohlichen Klang an, als könnte die Stimme selbst einem jeden der eine schlechte Nachricht überbrachte den Kopf kosten. „Ein kurzer Krieg…bald vorbei“ und noch ehe die Stimme verklang, wendete sich die Gestalt vom Fenster ab, dem sie eben noch zugewandt war. Der hagere Mann donnerte dabei seine Faust auf den Tisch, das einige Akten und Pergamente vor Schreck von diesem zu Boden vielen. „Dilettanten..Lemtros, verlass dich nie auf einen dieser Berater wenn es ums Geschäft geht“ und vor Zorn haute er seine Hand wieder auf den Tisch, mit einer Kraft die man dieser Person nicht zutraute, doch schien ihn das schlechte Geschäft maßlos zu ärgern. „Schick mit Elvetian Goldschleier. Er ist der einzige des Rats den ich nun sehen will“ und mit diesen Worten winkte er den verschüchterten Handlanger ab, der bisher der einzige war, der die harschen Worte des mächtigen Kartellleiters abbekam.
Giesbert Tarling, der Kartellfürst wendete sich wieder zum Fenster, sein Blick ging ins fahle Licht, welches die Straßen des besseren Teils dieser Stadt erleuchteten. Er musste wieder selbst die Zügel in die Hand nehmen und die Geschicke des Kartells in die Hand nehmen, soviel war ihm nun sicher, als er auf die leeren Straßen hinab sah. Konnte der Wegfall des Nordens nicht auch eine Chance sein? Ein Schritt raus aus Ossian? Vor seinen Augen flimmerte bereits das Bild einer Flotte auf und die Schrift „Galadonische Handelskompanie Tarling“ zeichnete sich auf seinem inneren Auge ab. Wenn sich Galadon erst wieder neu formte, brauchte es dann nicht eine Flotte die den Handel leitete? Ja brauchte es nicht wieder einen Hafen um den Handel zu bewerkstelligen und vor allem brauchte es eine starke Hand die den Handel leitete. Seine starke Hand. Die Konkurrenz um die starken Handelsstädte aus dem Norden war mit einem mal verschwunden, war dies ein Wink der Viere? Rothschild mit seinen Werften und Häfen war ebenso keine Option mehr. Er musste nun die Initiative ergreifen, die Zügel so zerren, dass alles in seine Hände spielte. Insbesondere die Handelswege in den Süden, mussten ausgebaut werden. Er sah dabei schweigend auf eine Karte an der Wand, eine Karte Falandriens, Ossian war nun der Norden und er würde dies zu nutzen wissen.
Hafen von Venturia, einen knappen Zyklus früherEs war ein Fischer der eben mit einem kleinen Segelboot in den Hafen hinein lief, zwei rostige Laternen baumelten dabei von seinem kleinen Kutter und gaben dem Anblick dabei etwas friedliches, als der schmale Lichtschein die Szene fast in ein Bild verwandelte, wie es über einem der Kamine in Herstakam hängen könnte. Ein alter Seebär stand an der Reling, eine Pfeife in der Hand die er genüsslich zog um den blauen Dunst seines Krautes in den Nachthimmel von Venturia zu blasen. Langsam glitt sein Kutter in den Hafen und mit wenigen Ruderschlägen seiner kleinen Mannschaft, landeten sie am Pier an. „Frischer Fisch..hrm…fangfrisch“ grummelte er dabei den Leuten am Pier entgegen und zog noch einmal an seiner Pfeife. Den ganzen Tag waren sie auf See gewesen und liefen nun mit ihrem Fang ein. „Na, nen guter Fang Kapitän?“ meinte einer der herum stehenden Tagelöhner am Hafen, jovial und mit einer Flasche Rum in der einen Hand bewehrt. „Wenn es da draußen von etwas genug gibt, dann Fisch. Ist ja sonst nichts mehr zu finden. Wir können den Vieren Danken, das die Piraten es noch nicht auf Fischkutter abgesehen haben, aber selbst die werden rar da draußen. Ventria befestigt seinen Hafen, die Wege nach Rothenbucht werden nicht mehr befahren.“, brummte er dabei und machte sich daran seine Ladung von Bord zu schaffen.
Herstakam, Tarlinger HandelskartellDie beiden Doppeltüren des Turmzimmers öffneten sich und ein schmaler Lichtstrahl erhellte den kleinen Raum, in den eine etwas kleinere Gestalt eintrat, recht kräftig gebaut, die Kleidung teuer und man würde sie ohne schlechtes Gewissen als recht wohlgenährt bezeichnen. „Elvetian, kann ich auf dich zählen?“ sprach Giesbert sogleich als die Tür sich öffnete, und sich auch gleich wieder schloss. „Das konntest du schon immer, gab ich dir Zweifel daran?
„Nein, nie. Weißt du warum ich dich rufen ließ?“, er machte dabei nur eine kleine Pause, keine Antwort abwartend „Wir müssen die Geschicke wieder auf unsere Seite ziehen, den Moment nutzen. Gibt es neues aus Venturia?“, sprach er dann recht gefasst.
„Man spricht darüber, den Handel mit dem Norden wieder aufleben zu wollen…nur eine vage Überlegung…“
„Die Fürstin ist ein Träumerin und lebt im Gestern“ polterte Tarlinger dann darauf los und donnerte seine Faust wieder auf den Tisch „Mit dem Norden Handeln? Das würde uns einer großen Gefahr aussetzen, Teras und Wallenburg werden dies nicht zulassen, außerdem müssten wir den Profit teilen. Und an wen sollen wir die Waren aus dem Norden verkaufen?“
„Ohne Zweifel, Giesbert. Dennoch, es rumort in Venturia, einige sprechen davon, dass es unter dem Vierepakt besser war. Es ist nicht ohne Gefahr, dass die Fürstin dem nachgehen könnte, sollte der Druck auf den Straßen zunehmen.“ Tarling brummte vor sich hin und nickte dabei fest. „Wir werden Einfluss auf die Fürstin nehmen müssen, Vorschläge?“
„Nun, es gibt diesen Freiherrn Steinhagen. Er ist einer der engeren Vertrauten der Familie. Er hat erst vor kurzem ein Anwesen in Herstakam gekauft, ein Mann aus einfacher Familie der gerne in den Oberen Kreisen verkehrt. Er lebt deutlich über seine Verhältnisse und…nun ihr wisst, der Handel floriert derzeit nicht“ Er versuchte die letzten Worte dabei möglichst vorsichtig auszudrücken. „Hrm..Hmm..meint ihr, man könnte ihm ein wenig aushelfen in seiner Lage?“, der Gedanke schwebte damit im Raum, wobei beiden Männern klar war, was es bedeutete und so sahen sie sich nur schweigend an, als bedürfe es keiner weiteren Worte. „Ich werde alles weitere in die Wege leiten“ meinte Elvetian dann nur und wendete sich wieder zur Tür um.
„Ach, und vergesst nicht die Bürger und Venturia daran zu erinnern, wer den Handel hier in der Hand hat. Sie haben dem Kartell viel zu verdanken und…das Kartell vergisst nicht.“, sprach Giesbert dann ruhig und wendete sich wieder dem Fenster zu.
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PapinRuhig war es geworden in Papin Stadt, aber noch nicht beschaulich. Die rauschenden Feste, die zu Ehren der Krönung des einstigen Grafen Theobald zum König von Cortan abgehalten wurden waren verebbt und der Alltag hatte sie alle wieder eingeholt.
Den Vieren sei Dank, endlich Krieg!, mochte so manch einer der wohlhabenderen Bürger der Handelsstadt noch gedacht haben, hatte doch das massive Aufgebot von Söldnern aus allen Provinzen Tares für einigen Tumult in der Stadt gesorgt, den die Stadtwachen und die zusammen gezogenen Kompanien aus dem Umland nur mit Mühe und Not haben eindämmen können. Nun also hatten die Söldner endlich ihre Marschbefehle bekommen und zogen ostwärts um andere Städte und andere Lehen mit ihrem rauen, gewaltsamen Wesen zu behelligen, aber nicht länger die Patrizier der Handelsstädte Papins. Ja, man könnte sagen, auch wenn der Handel zurück gegangen sein mag, es kehrte wieder Alltag ein und Krieg war bekanntlich schon immer gut für das Geschäft gewesen. Alles in allem stand ihnen allen eine glänzende Zukunft bevor. Zumindest allen in den wohlhabenderen Vierteln der Stadt.
In den Barracken und Hütten der Unterstadt hingegen tummelten sich noch immer allerlei zwielichtige Gestalten und jede Nacht kam es zu Schlägereien und Unruhen. Dort wo einst die weniger erfolgreichen Seehändler Quartier fanden und ihren Geschäften nach gehen durften lagerten nun wie in jeder Hafenstadt Papins jene Piraten, die gewillt waren die momentan gefragteste Handelsware Papins zu erwerben: Den Kaperbrief.
König Theobald I. von Cortan hatte verfügt, dass ein jeder Seemann, der gewillt war sein Können und seine Kampfkraft dazu zu nutzen die galadonischen Handelsschiffe und Häfen nach Herzenslust zu plündern sich fürderhin cortanischer Korsar nennen und die Städte Papins als sicheren Heimathafen betrachten dürfe, so der Kapitän seines Schiffes einen Kaperbrief erwerbe und den Zehnt von allem Beutegut an die Krone Cortans ab führe. Alle bisherigen Vergehen gegen Papin und Cortan seien ihnen gegen eine Gebühr vergeben und wer nicht bezahlen mochte oder wollte konnte sich auf fünf Felaläufe verpflichten auf einem der Korsarenschiffe an zu heuern, nach denen ihnen alle Missetaten früherer Tage vergeben sein sollten. Selbst die Gerichte urteilten in dieser Zeit überraschend milde, zwar wurden Übergriffe gegen die Patrizier und den Adel nach wie vor mit dem Strang geahndet, Vergehen und Verbrechen gegen einfache Bürger und Freie jedoch immer häufiger je nach Schwere zur Verbannung auf ein Korsarenschiff als Matrose oder Ruderer um gewandelt.
Ja, man könnte sagen, alles habe sich zum Guten gewandelt. Das was an Handelsgütern weg gebrochen war gelangte nun als Beutegut in die Stadt und bescherte einen wahren Aufschwung. Für manche zumindest, aber wen kümmerten die anderen schon?
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ErsontVon Ersonts End über Ersonts Tal bis zum annektierten Pas und von dort aus zum Meer beherrschte rege Geschäftigkeit das Lehen. Die schweren Kavallerie- und Infanterieeinheiten waren in Bernstein eingefallen, was es vor allem den erfahrenen Garnisonstruppen und den raschen Meldereitern der Gernods Fuchsjäger überließ die Straßen und Grenzen im Norden nach Khalandra und im Osten gen Ravel zu halten und die Befehle des Grafen und seiner Ritter weiter zu geben.
Tag und Nacht waren die Werber unterwegs um kräftige Männer und Frauen für die Armee Ersonts zu gewinnen, insbesondere jene, die über eigene Pferde oder zumindest die Erfahrung im Reiten verfügten für die das Lehen bis weit über seine Grenzen hinaus bekannt war. Die Essen glühten Tag und Nacht um die neuen Rekruten zu rüsten und zu bewaffnen und auch die Tischler, die in Friedenszeiten einige der exquisitesten Möbelstücke Tares an zu fertigen wussten kamen mit der Produktion von Bögen, Pfeilen und Belagerungsgeräten kaum nach und dann waren da noch das Bauholz, Steinquader, Schindeln und Kleinigkeiten wie Nägel und Werkhämmer, die man in die im Westen gewonnenen Provinzen und nach Malthust exportieren wollte. Sollte Fürst Kasimier von Malthust doch in seiner weichherzigen Art das Land wieder aufbauen wollen, für Graf Gernod von Ersont bestand kein Anlass dazu sein eigenes Lehen zugunsten eines Lehens zu schwächen, das durch seinen langen Widerstand gegen Krone und Götter auch Ersont viele gute Männer und Frauen und nicht zuletzt auch einen guten Teil seines Vermögens gekostet hatte. Nein, der Graf war genau die Sorte von Herrscher, der jetzt diese Schuld mit Zinsen und Zinseszins auf Heller und Dukat zurück fordern wollte. Mochten Pas und die Bewohner Vandriens die nun zu Untertanen Ersonts geworden waren auch davon profitieren, dass die Handelswege nun zum ersten mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder sicher waren und Ersont bestrebt war nun wo es Zugang zu den Meeren hatte eine Hafengarnison und eine befestigte Straße dorthin zu errichten, aber
nicht abermals auf Kosten loyaler Ersonter Bürger und Vasallen, wie Graf Gernod von Ersont unmissverständlich klar stellen ließ. Er erntete dafür tosenden Beifall der eigenen Bevölkerung und Schaudern aus den neuen Provinzen, deren noch vom Vandrienkrieg gebeutelten Bewohner unter hohen Steuern und fortwährenden Frondiensten ächzten. Bewohnern, denen der Krieg, die Tardukai und die Inquisition nur wenig mehr gelassen hatten als das eigene Leben und tote Familienangehörige.
Wer jung und gesund war für den bot die Ersonter Armee eine wenn auch ungewisse Zukunft, besser versorgt und bezahlt als die Leibeigenen in den Minen und die Tagelöhner, die die Wälder rodeten blieben vor allem die Frauen, die Witwen und Waisen zurück mit der Aufgabe das Land, das schon so viel zu ertragen hatte wieder auf zu bauen.
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Morgenthau, kurz vor der Stadt Grenzfest, Das Expeditionskorp TiefenwaldEs war eine grüne Einöde, Wälder und endlose Wälder durch die er seine leichte Kompanie an Schützen und Infanterie beorderte. Nun, eine größere Armee, schwere Truppen und Kavallerie wären hier wohl unter gegangen. Nicht aber die leichten Truppen aus Tiefenwald, die in ihrer Heimat nicht anderes Gelände gewohnt waren. Die Kompanie an elfischen Schützen folgte seinem Tross und er ritt ruhig voran, immer wieder die Straße im Blick. Ein Hinterhalt war zwar so wahrscheinlich, wie Schnee in Endophal, doch seine militärische Ausbildung ließ in weiterhin wachsam bleiben. Insgeheim hasste er diesen Auftrag und er hatte sich selbst schon in Draconis gesehen, als gefeierten Helden, wie er der bedrängten Stadt in einer verzwickten Lage half. Die Worte der Fürstin Ulanda aber waren eindeutig und er wollte ungerne seinen schönen Titel des Hauptmanns abgegeben, damit sein neunmalkluger Leutnant diesen tragen konnte, der sich sicherlich schon ausmalte, Hauptmann anstelle des Hauptmanns zu sein.
Der Triumphzug in Draconis, der sich nun vor seinem inneren Auge abspielte wurde jäh unterbrochen, als er seinen Blick wieder auf die Straße richtete, die so gar nichts Festliches oder Triumphierendes hatte. „Alle Rüsten! Wir erreichen gleich Grenzfest. Wollen wir diesen Wilden einmal etwas Manieren beibringen“ ertönte es blechern unter seinem Helm und mit der nächsten Straßenbiegung, kamen auch schon die Mauern der Stadt zum Vorschein. Er hoffte inständig, hier zumindest ein warmes Bad zu bekommen und mit einem grimmigen Gesichtsausdruck beschloss er, eines der besseren Zimmer für sich zu nehmen.
Grenzfest, Mitte des TagesDie Stadt Grenzfest war im besten Fall ein verschlafenes Nest, welches jedoch seinen eigenen Charme hatte. Es war nicht so aufregend wie in Draconis und an der Grenze des Reiches, war es mehr ein Hort für Abenteuer und Glücksritter. Jene die sonst nichts mehr zu verlieren hatten oder die letzten Grenzen des Reiches testen wollten – viele die von hier aufbrachen, sah man nie wieder durch den Wall zurück kommen und so rankten sich Gerüchte und Geschichten in dieser Stadt, wie anderswo Pflanzen an einem Gewächsgitter. Nun, die Stadt war nicht hässlich. Elfische Einflüsse kamen immer wieder über den gewaltigen Ma’ahnschen Wall und war er noch so stabil gebaut, so konnte er nicht verhindern, dass Baukunst, Kultur und Kunst es immer wieder schaffte den Stein zu überwinden. Elfen der Auen und der Wälder waren hier ein steter Gast und auch wenn sie nicht lange blieben, so verband sie etwas miteinander. Vielleicht war es auch die ruhige Art der Elfen, das Nachdenkliche und Zurückhaltende, was die Bewohner hier prägte. Nun, trotz Krieg im Reich schien man hier mit dieser Rolle recht zufrieden zu sein, das schon niemand etwas von Morgenthau wolle. Das wollte man noch nie und bis auf einige Hölzer, konnte man ohnehin nicht viel beitragen. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die junge Markgräfin Amelya eben mit ihrem bescheidenen Hofstaat beim Mittagessen war, das blonde Haar mit einer Spange aus Tra’avain, Elfenholz, nach oben gesteckt und fernab jeder Bekümmertheit, die andere umliegenden Lehen dieser Tage plagen mag. Sie war die einzige Tochter des alten Markgrafen Kormbert und im Volk recht beliebt, sofern man sich hier überhaupt um solche Dinge wie Politik scherte.
Stadtmauern von GrenzfestDer Hauptmann spazierte mit seinen Truppen in die Stadt ein, als wäre es kein Hindernis, die Stadtwachen wurden von den heranziehenden Truppen soeben aus ihrem Mittagsschlag geweckt und ehe sie sich versahen, waren die Mauern schon von den Infanterietruppen aus Tiefenwald besetzt. Es kam bei diesem Gefecht zu keinem Zug einer Klinge, so dass man schon davon ausgehen musste, dass wohl noch keine Stadt in Galadon derart unblutig genommen wurde. Der Hauptmann streifte sich seine Plattenhandschuhe ab und schmatzte einmal auf, als sein Blick durch die soeben besetzte Stadt glitt. Zielstrebig nahm er sich einige seiner Streiter und stiefelte dann auf den Herrschaftssitz zu, bereit seine Aufwartung zu machen und dem alten Grafen einmal zu erklären, was nun Sache sei.
Die Wachen an dem kleinen Palast verweigerten zwar erst den Zugang, jedoch konnten diese recht schnell durch die zahlenmäßig überlegenen Tiefenwalder überzeugt werden, doch etwas mehr Kooperation zu zeigen, so das der Hauptmann ohne weitere Anmeldung in den Speisesaal herein platze, wo dem Anwesenden Hofstaat fast der Hähnchenknochen im Hals stecken blieb, als auf einmal eine schwer bewaffnete Garde unangemeldet zum Essen herein spazierte. „Was, bei den Vieren ist hier los?“ versuchte die Fürstin noch zu protestieren und erhob sich schnell von ihrem Platz, als der Hauptmann auch schon seine Hand hob und sie so zum Schweigen brachte. Er musste zugeben, der alte Graf hatte sich recht gut gemacht und womöglich wäre seine Zeit in diesem Lehen doch angenehmer, als er erst dachte. „Nun, wir sind hier um die Einheit des Reiches sicher zu stellen…Dame..?“ wobei er eine kurze Pause einbaute „Markgräfin Almedya“ konterte sie ihm nur knapp und hatte dabei eine recht patzige Art an sich, wie sie einmal vorkommt, wenn man bei seinem Mittagessen gestört wird. „Nun, da ihr nicht auf das Gesuch Draconis reagiert habt, seid ihr vorerst als Feind des Reiches zu sehen. Meine Truppen werden hier solange bleiben, bis ihr wieder zu Vernunft gekommen seid. Ansonsten seid ihr fortan als Verbündete Cortans zu sehen“.
„Cortan? Was ist mit Cortan?“ protestierte die Gräfin noch, doch der Hauptmann schnitt ihr schon wieder das Wort ab „Ihr braucht nicht die Unwissende zu spielen. Wachen? Führt sie auf ihr Zimmer. Sie steht unter Hausarrest, bis wir diese Umstände hier geklärt haben“, wobei er innerlich die Fürstin Ulanda verfluchte, das sie ihm diese Wilden aufgehalst hatte. „Oh, und lasst das Essen hier stehen. Die Reise war lang“
Mit diesen Worten wurde der Hofstaat aus dem Raum geführt und mit einem Seufzen ließ sich der Hauptmann an den Tisch sinken. Erst einmal wollte er etwas essen, danach klärte er die Formalitäten hier.
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MalthustKrieg, mal wieder Krieg. Nun, wenn es ein Lehen gab, das davon mehr verstand als alle anderen und dessen Infrastruktur komplett auf einen Krieg eingestimmt war, dann war es Malthust. Waren es zuvor noch Vandrien und die Tardukai gewesen so war es nun Galadon und sein toter König. Die Malthuster Bürger nahmen es stoisch auf, es war ihr Fürst der sie zum Krieg rief und es war ihr Fürst dem sie folgten. Auch wenn Fürst Kasimier von Malthust sich in letzter Zeit etwas rarer machte, man schrieb es seinem Zerwürfnis mit dem Relator Malthusts zu, der sich mit dem Großteil seiner Geweihten, seiner Inquisitoren und seines Gefolges gen Draconis ab gesetzt hatte. Die Geweihten der Vier, ehemals ein beständiger Anblick in jeder größeren Stadt und selbst in jedem etwas größeren Dorf noch, waren selten geworden im Lehen Malthust. Zwar wurden die Messen zu Ehren der Vier noch gelesen wie eh und je, aber die flammenden Reden auf Marktplätzen und in Kasernen wider die Abspaltung vom galadonischen Reich waren verstummt.
Um so emsiger ertönten die Klänge aus Malthusts Kriegsschmieden und Werften, die immer neue Waffen und Kriegsschiffe hervor brachten. Mochten in Papin Söldner und Piraten ihr Unwesen treiben, die Küsten Malthusts waren so sicher wie schon lange nicht mehr und auch der kommerzielle Handel gedieh unter diesem Schutz. Das Tagewerk der Bauern mochte härter geworden sein, da diese höhere Abgaben zu leisten hatten, im Gegenzug hatte der Fürst aber auch durch eine Neuordnung einem jeden von ihnen zu mehr Ackerland und Weidefläche verholfen, was dies mehr als ausglich und der ländlichen Bevölkerung eine Form von bescheidenem Wohlstand bescherte, der ihnen in anderen Lehen verwehrt blieb.
Von diesem Umstand profitierten auch die annektierten Gebiete des Lehens, das ehemals als Vandrien bekannt war und das nun fester Bestandteil von Malthust war und bleiben sollte. Viele Veteranen des Krieges hatten sich dort nieder gelassen und mit der Bevölkerung Vandriens neue Familien begründet. Großzügige Landschenkungen und moderate Abgaben ermöglichten einen zögerlichen Wiederaufbau und dort wo Papin sein Vermögen in Söldner und Ersont das Seinige in die Vergrößerung seines Militärs steckte wies Fürst Kasimier von Malthust an das zerstörte Land wieder auf zu bauen, nieder gebrannte Ortschaften instand zu setzen, getötetes Vieh zu ersetzen und Saatgut an die Bauernfamilien aus zu händigen. Einem jeden Handwerkergesellen, der sich in den neuen Landen nieder lassen wollte wurde unabhängig von seinem Handwerk Hilfe beim Aufbau seines neuen Lebens zugesichert. Ja, es stimmte, was man sich über den Fürsten erzählte, gerecht im Krieg und im Frieden.
Ein guter Teil der neuen Bevölkerung siedelte in und um das nahezu vollständig zerstörte Vandris, das noch zu weiten Teilen auf Handelslieferungen aus Kalamudus oder weiter entlegenen Städten angewiesen war, jedoch wurde verfügt, dass diese Lücke geschlossen werde indem eine neue Reichsstrasse zwischen beiden Städten gebaut werden solle.
Innerhalb der alten Grenzen Malthusts dagegen schien alles seinen gewöhnlichen Gang zu gehen. Das Volk hatte sich mit den Entbehrungen eines Krieges längst arrangiert und nach mehreren Generationen, die nichts als den Krieg kannten erschien ein Leben im Frieden kaum noch vorstellbar und die Geschichten mancher alter Greise kaum glaubhaft und auch wenig erstrebenswert. Malthusts Söhne und Töchter wollten zur See fahren, aber nicht um Handel zu treiben oder neue Länder zu entdecken, sondern um die Heimat zu schützen und wenn es sie in die Armeen des Landes zog, dann nicht um sich in einer unbedeutenden Garnison einen ruhigen Lebensabend zu bescheren oder wie die Gecken aus dem verabscheuten Papin aufgeplustert wie ein Pfau vor Rittern zu paradieren, die öfter einen Weinkelch als ein Schwert in der Hand führten. Sie waren ein Kriegervolk und würden es immerdar sein und wenn der Fürst und der Herr Bellum sie gegen einen so abscheulichen und erschreckenden Gegner wie die Tardukai, die schwarzen Magier Vandriens und deren Dämonenschar zum Sieg führen konnte, was sollte dann mit dem Fürsten an ihrer Seite und in ihren Herzen unmöglich sein?
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Herzogtum SavaroDas Herzogtum im Zentrum des Reiches, war schon immer Teil dieser von den Vieren gewollten Ordnung und keiner seiner Einwohner hätte jemals an dieser Ordnung gezweifelt, noch sie in Frage gestellt. Savaro war Galadon und Galadon war irgendwie auch ein bisschen wie Savaro. Ja, man schätze einen geregelten Ablauf, ein geordnetes Leben und nichts erfüllte die Bewohner Savaros daher mehr mit Unbehagen, als die Tatsache das ein neues Reich „Cortan“ in das Nachbarlehen Rothschild eingedrungen sei.
Mag in manchen Lehen Begeisterung darüber herrschen, dass etwas neues passiert, Aufbruchsstimmung auslöst, so wollte der gemeine Savaroer am liebsten die Tür hinter sich schließen, in der Hoffnung, dass die Sache ihn nichts mehr angehe, oder am besten dahin wieder zurück kehre, wo diese Idee herkam. So ging es ihnen auch mit Cortan, denn ohne Galadon und die Ordnung der Viere, hätte sich so mancher neu orientieren müssen. Die Herrschaftsfamilie um die Herzogin Almut von Savaro sah das Ganze nicht sehr viel anders und daher war die Begeisterung in der Bevölkerung für die Herrscher ungebrochen. Doch dieser Frieden der noch im Lehen herrschte, musste auch bewahrt werden. Daher schickte die Herzogin ihren Sohn, Prinz Wilfried aus um die Grenzen zu sichern. Der schmale Durchgang am Phoenix Gebirge war nicht groß und so sollte er gut zu verteidigen sein. Seit einem Wochenlauf war er mit zwei Kompanie des „Savaro Banner“ unterwegs um die Grenzen zu befestigen. Den Namen „Ersonter Banner“, den die Kompanie vorher trug, hatte man recht schnell verworfen. Eine Begründung für diesen Schritt war überflüssig dieser Tage und schon bevor man den Namen änderte, nahm keiner der braven Bürger dieses Lehens den alten Namen erneut in den Mund
Erwelds WegDie Hafenstadt war den letzten Wochenlauf gut befestigt worden und so glich der Hafen, der zum Linfahrt hin zeigte mehr einer Festung, denn eines Handelspostens. Dicke Bohlen aus Holz, Wälle aus Erde und verstärkte Tore wurden angebracht, um hier Cortan kein Einfallstor zu bieten. Sollten sie den Engpass um das Phoenix Gebirge mit ihrer Flotte zu umgehen versuchen, so würden sie einen Hafen benötigen, einen Hafen den der Prinz ihnen auf keinen Fall geben wollte. Der Prinz hatte mit seinen Hauptmännern dazu ein altes Kontor bezogen, wo er über einem eilig aufgestellten Kartentisch sah und dabei kleine Figuren aus Holz verschob. Der schlanke Mann mit der blonden Haarpracht, war sein Leben lang dazu ausgebildet worden zu herrschen, befehle zu erteilen und Savaro zu Wohl und Ruhm zu führen. Er wusste selbst, dass er sich nun beweisen müsste, nein, das er sich beweisen wollte und so wähnte man dieser Tage diesen Mann recht nachdenklich, jede seiner Entscheidungen wohl abgewogen, er selbst zum Herrn Bellum betend, das dieser sein Geschick leitete.
„Wie sind wir an der Grenze aufgestellt, Hauptmann Galmendos?“, fragte er dann ruhig und verschob dabei wieder zwei kleine Figuren, welche er auf der Karte und der Grenze zu Rothenschild abgestellt hatte. „Nichts weiter bekannt, wir haben die Grenze im Blick, zwei eilig ausgehobene Truppenkontingente sind in Stellung gebracht und sollen unverzüglich jede Bewegung melden. Rothenschild wird unseren Einschätzungen nach nicht lange standhalten. Wir sollten uns darauf verlagern die Grenze zu sichern und Draconis Unterstützung zukommen lassen, wenn ihr diesen Rat erlaubt, Prinz Wilfried“, der Hauptmann schloss seine Worte dann damit und deutete auf zwei Stellen der Karte „Wir haben hier und hier, zwei Bereitstellungsplätze ausgehoben, um Truppen zu sammeln, falls es gen Rothenschild gehen sollte“. Der Prinz fuhr sich durch den blonden Spitzbart und nickte dann auf die Worte hin. „Die Befestigung von Erwelds Weg, sind die Aufgaben so durchgeführt wie von mir angewiesen?“, wobei sich sein Blick auf einen weiteren seiner Hauptmänner legte. „Alles soweit ausgeführt, wie angewiesen!“, meinte der Mann dem sichtlich Augenringe standen, wohl die Anstrengungen der letzten Tage, die ihren Tribut abverlangten.
Der Prinz atmete tief durch, als er merkte, dass vorerst alles organisiert war und nickte zufrieden. Er wusste, dass er allen viel abverlangt hatte und merkte auch an sich selbst, dass die Tage die sie durchritten, die Erdarbeiten und die Anstrengungen der Reise langsam auch ihm in den Knochen steckten. Dennoch, einen erholsamen Schlaf würde er noch ein wenig verschieben müssen. „Ich brauche euch alle ausgeruht. Nehmt euch ein paar Stunden Zeit und Schlaf, wir sprechen morgen weiter. Eine extra Ration Bier und Schinken an die Truppe, sie sollen wissen, dass sie bisher großes geleistet haben. Galmendos und Rieting bleiben hier. Wegtreten, meine Herren!“, womit er seine Worte schloss und wartete, bis sie zu dritt in dem Raum waren. „Nun, das folgende Gespräch wird unter uns bleiben“ wobei er beide einmal scharf ansah, wobei er wusste, dass er diesen zwei Getreuen Streitern trauen konnte, dennoch wollte er es einmal gesagt haben „es stehen wichtige Entscheidungen an, wir brauchen mehr als die Stärke Savaros und daher werden wir zum Wohle des Königreichs ein Bündnis schmieden, eines was die Krone gegen Galadon verteidigt. Ich werde daher nach Herder aufbrechen, über Burg Savaro und Gespräche mit meiner Mutter, der Herzogin führen. Ich werde für zwei Wochenläufe nicht anwesend sein, doch soll keine Unruhe deswegen ausbrechen. Hauptmann Rieting, ich übertrage euch das Kommando in meiner Abwesenheit, wenn nach mir gefragt wird, so sagt, dass ich im Norden bei den Truppen am Phoenix-Gebirge bin“. Der Hauptmann nickte darauf und salutierte sogleich, als die Worte ausgesprochen waren. „Natürlich mein Prinz!“
„Hauptmann Galmendos?“ der Prinz sah dabei wieder zu ihm „Wir werden gemeinsam aufbrechen und für diese Reise werdet ihr mein Adjutant. Wir haben bereits viel gemeinsam durchgestanden und ich vertraue auf euren Rat und Wort. Packt was nötig ist, wir werden alsbald aufbrechen“
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RothschildWas für ein Lehen. Armselige Fischerdörfer, die sich selbst Hafenstädte nannten, einsame Bauernkaten auf weiter Flur, die jeglicher Beschreibung spotteten. Verglichen mit diesen Hinterwäldlern, denen die Erfindung des Kerzenziehens schon wie Hexenwerk vorkommen musste wirkten die einfachen Langhäuser Khalandras geradezu einladend und gastlich. Die Verteidigung dieser traurigen Entschuldigung für ein Lehen war vernachlässigbar, geradezu langweilig. Ein paar Leibeigene die kaum einen Schwertstreich wert waren, einige Milizen deren größte Befähigung noch im ungeordneten Rückzug vor der erdrückenden Übermacht der Söldnerheere bestand. In Lichtenfeld hatten sie wenigstens noch den Anstand besessen sich im Kampf zu stellen und zu fallen, aber was Rothschilds Binnenland verteidigen sollte war mit wenigen Worten umrissen schlicht unter seiner Würde. Was war dies doch für eine Erleichterung als am Horizont endlich die Mauern von Rothenbucht auf zogen. Der Fürst wollte hier einen raschen Sieg, keine langwierige Belagerung. Deswegen war er hier, dies war sein Auftrag. Je schneller er diesen hinter sich brachte um so rascher konnte er diesen Schandfleck auf Tares Leib hinter sich lassen.
Alles in allem verlief der bisherige Ansturm ganz annehmbar. Rothenbucht war vor allem auf Angriffe von der Seeseite aus gewappnet und so war es den Verteidigern gelungen einige der Korsarenschiffe die vor der Stadt kreuzten mit ihren Kriegsmaschinen zu versenken. Starke Mauern, eine starre Kette die die Hafenzufahrt sperrte, zumindest von Seeseite aus schienen die Soldaten ihr Handwerk zu verstehen. Er nahm es mit einiger Genugtuung hin, aber auch, weil er gar nicht erst vor hatte wie eine Wasserratte zu kämpfen. Von der Landseite aus hatten die Söldner die Stadt eingekreist und einen ersten Belagerungsring errichtet, erste Katapulte und Ballisten waren aufgestellt worden um die Wälle mit einem beständigen Bombardement zu zermürben, klassische Belagerungstaktiken. Üblicherweise sehr erfolgversprechend und daher auch empfehlenswert, aber eine wochenlange Belagerung war das letzte was er eingedenk der Grenze zu Savaro und den noch anhaltenden Belagerungen von Draconis und Burg Bernstein wollte.
Zielstrebig steuerte er das Hauptlager an und marschierte direkt in das Offizierszelt.
"Lang lebe Rex Theobald I. von Cortan!", blaffte er die versammelten Söldnerhauptmänner an.
Eisiges Schweigen, verdutzte Blicke, ehe die ersten zögerlich in das Vivat mit einstimmten.
"Aye, Grüße. Ahm. Wir haben hier nicht mit jemandem wie Euch gerechnet."
"Es heißt nicht ahm, sondern Sire. Sire Hergen Wulfenbann, Sondergesandter aus Malthust. Wer hat hier das Kommando?"
Hastige Blicke, die sich bald auf einem groß gewachsenen, dunkelhäutigen Mann fingen.
"Ich. Kassem al Fad..."
"Interessiert mich nicht.", unterbrach der Ritter ihn unwirsch, "Ab jetzt führe ich hier das Kommando." Er streckte den linken Panzerhandschuh vor auf dessen Ringfinger das Siegel Cortans prangte. "Hat irgendwer hier im Raum Einwände dagegen?"
Die Köpfe der Söldner reckten sich dem Halbendophali entgegen, dessen Gesicht bei der Unterbrechung der Vorstellung noch dunkler geworden war. Einige wenige und doch gefühlt um so längere Herzschläge an sah der Söldneranführer dem schwer gepanzerten, blonden Hünen in die Augen, dann schüttelte er den Kopf.
"Gut jetzt wo das geklärt ist: Bereitet Eure Einheiten vor."
"Vorbereiten worauf?" Eine Pause. "Sire?" Hergen atmete tief durch.
"Dies ist die Lage: Rothenbucht erhält ein letztes Ultimatum. Schlagen sie es aus wird die Stadt im Sturm genommen."
"Im Sturm? Die Mauern sind viel zu hoch, wir haben noch keine Belagerungstürme gebaut. Mit Sturmleitern allein wird das hart, verlustreich und riskant."
"Wollt ihr damit andeuten, dass ihr Euren Sold nicht wert seid?"
"Nein. Ich..."
"Dann schweigt. Das hier würde deutlich schneller vonstatten gehen wenn ich nicht andauernd unterbrochen werde. Zerbrecht Euch nicht meinen Kopf und schon gar nicht wegen ihrer Befestigungen, das übernimmt mein Stab. Noch Nachfragen? Nein. Gut. Meine Herren wir haben eine Stadt zu erobern. Aufmarsch gegen Ende des Zyklus', Beschuss einstellen, die Schiffe sollen sich zurück fallen lassen und jegliche Flucht aus der Stadt auf dem Seeweg unterbinden. Weggetreten. Magister Magus? Leitet alles erforderliche in die Wege. Knappe mit mir."
Nervös schritt Leutnant Waggenfurth mit fünf seiner Pikeniere die Westmauer ab. Es war seit kurzem ruhig geworden, zu ruhig. Während einer Belagerung war es nie ein gutes Zeichen wenn die Langbogen- und Armbrustschützen eine Pause erhielten. Zu viel Ruhe kündete vom heraufziehenden Sturm. Verflucht, der Feind hatte sich außer Reichweite zurück gezogen und massierte sich im Westen. Das konnte nur bedeuten, dass hier der Hauptangriff statt finden sollte und es würde zu ihren Pflichten gehören diesen ab zu wehren. Drei mal verflucht und verdammt, es wäre der perfekte Zeitpunkt für einen kühnen Ausfall, aber die letzten Läufe hatten der Stadt nicht gut getan. Vor allem die Kavallerie hatte dies zu spüren bekommen, zwar existierten die gräflichen Reiter noch, die sich durch ihr Können im beengten Stadtkampf und auf schmalen, von Räubern heimgesuchten Waldpfaden den Spitznamen "Straßenkehrer" verdient hatten, aber sie existierten vor allem noch auf dem Pergament. Pferde und insbesondere speziell ausgebildete Schlachtrösser waren teuer im Unterhalt und so war heute ein Großteil der einst stolzen Kavalleristen zu einfachen Fußkröten herab gestuft worden wie er nun eine war. Ein Ausfall mit nur einer Hand voll Männer und Pferde bei dem sie erst einige hundert Schritt ungedecktes Land durchqueren mussten war gegen eine solche Übermacht glatter Selbstmord. Und doch so wahr im Bellum helfen mochte, er konnte sich kein schöneres Ende vor stellen als zum letzten Angriff reitend von einem Pfeilhagel nieder gestreckt zu werden. Immer noch besser als hier auf den Wällen aus zu harren und auf das Ende zu warten.
Schwache Worte im Abendwind rissen ihn aus seinen düsteren Gedanken. Er wusste nicht was sein Lanzer zu ihm gesagt hatte, aber dessen Fingerzeig folgend richtete er seinen Blick auf zwei schwer gerüstete Reiter, die sich der Stadt langsam näherten. Wie die letzten Felastrahlen auf ihren Rüstungen schimmerten, herrlich, das sollte er dort draußen sein und nicht... Hm? Der linke der beiden trug den Schild des anderen hoch erhoben an seiner Lanzenspitze als Zeichen des Unterhändlers. Gemächlich trabten beide näher bis sie in Rufweite zur Stadt waren. Seine Schützen warfen ihm einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte nur den Kopf. Verlockendes Ziel oder nicht, sie waren keine Orken.
"Hören wir uns an was sie wollen."
"Bürger Rothenbuchts!", ertönte die tiefe Stimme des größer Gewachsenen der beiden.
"Es spricht Sire Hergen Wulfenbann zu Cortan, Heerführer der belagernden Streitkräfte. Im Namen von König Theobald I. von Cortan fordern wir Eure sofortige Kapitulation. Öffnet die Stadttore und stellt alle Kampfhandlungen ein.
Willigt ihr ein so gelte nach Kriegsrecht eine Frist von acht Zyklen zur Plünderung der Stadt und wir sichern zu, dass die Bevölkerung Rothenbuchts geschont werde so sie den Lehenseid ab legt. So der Graf den Eid ab zu legen gewillt ist sind wir bevollmächtigt ihm diesen im Namen des Königs ab zu nehmen und ihn weiterhin als Grafen von Rothschild zu bestätigen.
Schlagt ihr aus wird die Stadt im Sturm genommen. In diesem Falle werden keine Zusagen gemacht. Ihr habt bis zum Ende dieses Hellzyklus Zeit Euch zu entscheiden."
Abermals sahen die Schützen den Leutnant fragend an, abermals schüttelte er den Kopf. Stattdessen wies er einen der Pikeniere an Meldung beim Grafen zu machen, während die beiden Reiter scheinbar endlos geduldig aus zu harren schienen. Es dauerte fast den halben Zyklus bis sein Soldat zurück kehrte und ihm die Worte des Grafen mitteilte. Grinsend wandten er und die Soldaten sich den beiden Reitern zu.
"Hier spricht Leutnant Waggenfurth von der zweiten Pikenierkompanie der Stadtwache zu Rothenbucht. Dies seien die Worte seiner Durchlaucht des Grafen Patrick von Rothschild zu Galadon:
Seit den Zeiten von Baron Finnufel hat kein feindlicher Soldat je den Fuss auf den Boden Rothenbuchts gesetzt und dies überlebt, also wird das auch kein malthuster Trampel mit seiner Horde ungewaschener Muschiks und Sandfresser!
Fühlt Euch eingeladen die Stärke von Rothenbuchts Mauern und die Schärfe unserer Schneiden zu kosten, sie haben bereits besseren Männern widerstanden als jenen die in den Ställen knechten in denen ihr geboren wurdet!
Zudem lässt seine Durchlaucht Euch ausrichten, dass die fette, schleimige Kröte aus Papin, der schon in Friedenszeiten beim Handel nicht zu trauen war ein Esel und ein Strauchdieb sei und daher könne Euer sogenannter König seine Durchlaucht mit Wonne dort am Arsche lecken wo es am bittersten schmecken tut!"
Er machte eine kurze Pause.
"Und erlaubt mir noch diese persönliche Anmerkung hinzu zu fügen: So es Euch nach ähnlichem gelüste stehe ich Euch gerne zur Verfügung!"
Damit liess er nonchalant die Hosen fallen und reckte sein Hinterteil über die Brüstung des Wehrganges um dem Ritter zum Jubel der eigenen Soldaten den Blanken zu präsentieren, die es ihm ohne Umschweife gleich taten.
Ruhig sah der Knappe zu seinem Herren. Jener nickte nur an der Lanze hinauf, woraufhin der Knappe diese ein holte und dem Ritter dessen Schild zurück reichte, ehe beide die Pferde wenden ließen und zurück ins Lager zu reiten.
"Wie weit sind die Magier?"
"Sie warten auf Euer Kommando Sire."
"Gut, sagt ihnen, ich will die Wälle dieser Stadt in Trümmern sehen, ich will, dass kein Stein mehr auf dem anderen steht. Gebt Wort an die Truppen: 5.000 Dukaten Belohnung für jeden Offizier, den sie mir lebend bringen. 50.000 für den Grafen selbst. Lebend!"
Nur kurz blickte er in das begeisterte, gierige Aufblitzen in den Augen. So berechenbar. So armselig.
Dann wartete er geduldig und hielt sein Pferd sachte am Zügel. Es begann mit einem sachten Tänzeln der Pferde, nicht nur des seinigen. Sie alle wurden unruhig, so als würden sie ahnen oder gar schon spüren, was erst eine kleine Weile später auch den Menschen bewusst wurde. Die Erde grollte. Träge wie aus einem langen Schlaf erwacht begann sie sich zu regen, schickte Wellen über das Land und warf Mensch wie Maschine um. Die Vögel waren schon längst geflohen und so begleitete nur das ängstliche Schnauben der Pferde, von Natur aus Fluchttiere, das gewaltige Donnern als die Welle die Westmauer traf und erzittern ließ. Für einen Augenblick schien die ganze Stadt zu schwanken wie ein Schiff in einem Sturm, dann sackte sie wieder in sich zusammen und mit ihr zerbrachen Häuser und Mauern wie von einer unsichtbaren Hand auseinander gerissen.
Die Jubelrufe der Belagerer wichen bald einem einzigen Wort: "Sturm! Sturm, Sturm, Sturm!"
Gedeckt von einem letzten Pfeilhagel rückten die vereinten Söldnerheere gen der Bresche vor, die Abendfela im Rücken und das Chaos, das das Erdbeben in allen Teilen der Stadt ausgelöst hatte aus nutzend. Den Verteidigern mehr denn zehn zu eins überlegen überrannten sie Stadtviertel für Stadtviertel und legten an den Flanken Brände um die Verteidiger in den Außenbezirken ab zu schneiden und weiter zu behindern. Gen Osten wurde ein Ausfall einiger Stadtwachen und Bürger versucht, die sich vor den marodierenden Söldnerhorden in Sicherheit bringen wollten, doch er erstarb im Pfeilhagel des Belagerungskessels.
Indes rückten die Söldner auf die Trutzfeste des Grafen vor, die wie ein Burgfried im Stadtzentrum erbaut worden war. Mit einiger Genugtuung lauschte der Ritter dem Splittern der Tore, während er sich einen Pfeil aus dem Panzer zog, der sich an der linken Schulter in dem Scharnier verfangen hatte. Ein großartiges Gemetzel, aber dennoch, es wurde Zeit diese alberne Posse zu beenden. Er überließ es seinem Knappen die blutverschmierte Klinge zu säubern ehe er die Waffe sorgsam schied und abwartete. Es dauerte nicht lang bis die Söldner den Grafen und zwei Offiziere seiner Leibwachte aus dem Trutzfried heraus und die Treppe hinab schleiften vor die Füße des Ritters. Missmutig sah er auf den geschundenen Schwächling hinab, dessen Stadt schon beim ersten ernsthaften Ansturm fiel. In nicht einmal einer vollen Helligkeit.
"Sire?"
"Ja Knappe?"
"Fela ist noch nicht unter gegangen."
"Ich weiß." Auf sein Nicken hin trat der Knappe hinter den Grafen, richtete ihn in eine sitzende Position auf und wartete ab.
"Wenn das nicht seine Durchlaucht ist.", höhnte der Ritter ungehemmt. "Seid mir gegrüßt."
Schweigen. Hergen nickte gen des linken Leibgardisten. Sein Knappe wirbelte mit der Klinge herum und schnitt diesem mit einem Hieb den Kopf nahezu von den Schultern. Blutend und röchelnd brach der Gardist zusammen.
"Ich sagte: Seid mir gegrüßt."
Abermals Schweigen. Ein Nicken gen des rechten Gardisten, ein weiterer Schnitt, eine weitere Leiche, dann trat der Knappe hinter den Grafen und riss ihm den Kopf nach hinten.
Voller Hass und Abscheu funkelte der Graf den Ritter an. Ungerührt fuhr Herger fort:
"Ihr wollt nicht reden. Gut, dann werdet ihr zuhören. Eure Stadt wurde im Sturm genommen. Nach geltendem Kriegsrecht verbleiben den Soldaten und Söldnern damit drei volle Tage um die Stadt zu plündern. Ihr könnt dies verhindern." Er streckte den Panzerhandschuh mit dem Siegelring vor.
"Die Bedingungen galten bis zum Ende des Hellzyklus. Etwas Zeit verbleibt Euch noch. Küsst den Ring und gelobt Eure Treue zu König Theobald I. von Cortan und ich werde die Zeit der Plünderung auf einen vollen Tag begrenzen und anweisen lassen, die Bevölkerung zu schonen." Auf ein Nicken zum Knappen hin ließ dieser vom Grafen ab.
Ruhig stand der Ritter da, die linke Hand mit dem Siegelring vorgestreckt, der kupferrot in den letzten Strahlen Felas glänzte. Einige Augenblicke hielt der Graf inne, dann lehnte er sich vor und spuckte Blut und Speichel auf den Ring.
"Ihr und Euer König seid nichts als Abschaum. Mögen die Vier Euch strafen!"
In aller Ruhe zog Hergen die Hand zurück, holte ein Tuch hervor und polierte den Ring abermals, während die Stadt um sie herum in den rötlichen Schein der ersten Feuer gehüllt wurde, die die aufziehende Dunkelheit durchbrachen.
"Knappe?"
"Ja Sire?"
"Ist Fela immer noch nicht unter gegangen?", fragte er beiläufig.
"Doch Sire."
"Gut. Damit sei das Ultimatum verstrichen. Es sei festgehalten: Die Stadt wurde im Sturm genommen. Sie ist als solche zu behandeln. Wir wünschen keine Feuer am Hafen, andernfalls mögen die Truppen mit Stadt und Bevölkerung verfahren wie es ihnen beliebe, man benötige sie nicht.
Die gefangenen Offiziere, die sich so gerne das Hinterteil lecken lassen wollen schlage man blutig und wälze sie in Salz, den Rest überlasse man den Ziegen.
Die einfachen Soldaten, die den Lehenseid ablegen wollen führe man mir vor. Der Rest wird im Drac ertränkt, ich will keine Seuche in meiner Stadt."
"Das ist Unrecht! Das dürft..." Der Protest des Grafen wurde vom Schlag des Knappen unterbrochen, der ihn zu Boden schickte.
"Ach richtig. Fast vergessen, danke für die Erinnerung. Wenn der Graf das Bewusstsein wieder erlangt hat hängt ihn am Marktplatz auf. Dort soll er hängen bis auch der letzte Bewohner dieser Stadt seinen Leichnam bespuckt habe oder verschieden ist. Danach verbrennt ihr seine Knochen und verstreut die Asche in alle Winde, wir wollen seinen Namen nie wieder hören."
Damit schritt er mit gesetztem Schritt in die Trutzfeste. Die Söldner hatten hier ganze Arbeit geleistet, Trümmer von Barrikaden, eingeschlagene Türen und heraus gerissene Gitter, Leichen und Blut wohin das Auge blickte. Er schritt weiter bis zum Thron und ließ sich schwer darauf fallen. Verdammt.
Er löste die Panzerhandschuhe, nahm das Schreiben aus der Gürteltasche und überflog die Zeilen erneut in der Hoffnung, irgendein Trugwerk hätte den Inhalt mittlerweile verändert. Doch da lag es, kalt und nackt.
Ein zögerliches Klopfen an der zerborstenen Tür. Ein kurzes Schmunzeln. Was für eine sinnlose Geste. Aber während draußen die Söldner die Stadt verwüsteten musste wohl irgendwo so etwas wie Normalität Einzug halten.
"Ja, Knappe?"
"Ein großer Sieg. Etwas zu leicht errungen aber bedeutsam. Dennoch wirkt ihr unzufrieden."
Seufzend winkte er den Knappen heran und reichte ihm das Schriftstück.
Zitat:
Königstag, 3. Triar im Jahre 27 n.H.
Lehen Malthust zu Cortan
Fürst Kasimier Herwald von Malthust zu Cortan
Sire Hergen Wulfenbann zu Cortan
Fünfter der neun Getreuen des Reiches Malthust zu Cortan
Es ergehe folgender Befehl:
Nehmt das Lehen Rothschild mit allen Euch zur Verfügung stehenden Kräften ein. Befestigt die Grenze gen Savaro mit einem Drittel Eurer Truppen, Stadt Rothenbucht mit einem weiteren Drittel und entsendet das verbliebene Drittel gen Norden um die Ostseite des Drac zu sichern und sich bei Draconis mit den Truppen unter Sire Reginald Drakenholm zu Cortan zu vereinen.
Requiriert an Bevölkerung und Truppen wie es Euch beliebt. Sollte der Graf Euch Scherereien bereiten entledigt Euch seiner. In diesem Falle gehe die Grafenwürde auf Euch über. Andernfalls belasst ihn im Amt um den Übergang harmonisch zu gestalten und verbleibt als sein Berater und mein verlängerter Arm im Lehen Rothschild.
Steht dem Grafen zur Seite oder sichert die Grenze gen Savaro, ganz wie es erforderlich sei.
Kasimier Herwald von Liebenwerth zu Hohenbrunn,
Fürst von Malthust zu CortanBeide warfen sich einen langen, wissenden Blick zu, ehe der Knappe als erster wieder zu Worte fand.
"Es lebe Graf Hergen Wulfenbann von Rothschild zu Cortan."
Doch im Raum war niemand mehr, der den Ruf hätte hören können. Nur die flackernden Lichter der einst stolzen und nun hell brennenden Stadt warfen zuckend ihre Schatten an die Wände des mit Leichen übersäten Saales.
Einige Tage später erging ein Brief gen Kalamudus.
Zitat:
Vierentag, 9. Triar im Jahre 27 n.H.
Lehen Papin zu Cortan
Seine Majestät Theobald I. von Cortan
Stadt Kalamudus, Lehen Malthust zu Cortan
Zu Händen von Kasimier Herwald von Liebenwerth zu Hohenbrunn,
Lehensherr des Lehens Malthust zu Cortan,
Oberster Befehlshaber der Streitkräfte seiner Majestät
Ruhm und Ehre dem Sieger Fürst Kasimier,
Wir hörten von dem großen Sieg der bei Rothenbucht errungen wurde und möchten unseren Dank für Eure getreue Pflichterfüllung zum Ausdruck bringen.
Aus diesem Anlass bestätigen Wir den von Euch eingesetzten Verweser als neuen Grafen unseres Lehens
und wünschen ihm in Friedenszeiten denselben Erfolg wie er ihm zu Kriegszeiten beschert war.
Dennoch möchten Wir festgehalten sehen, dass Uns eine Lösung wie sie für das Lehen Lichtenfeld gefunden wurde deutlich zum Vorteil gereicht hätte
um das Lehen nicht unnötig zu schwächen und Uns nicht in ein ungebührliches Licht zu rücken.
Wir erwarten, dass der Fall Rothschild ein Einzelfall bleibe und sich nicht wiederhole.
Rex Theobald I. von Cortan,
König von Cortan und seiner Vasallen,
Beschützer des Reiches und Verteidiger des Glaubens
Zitat:
Mondtag, 13. Triar im Jahre 27 n.H.
Lehen Malthust zu Cortan
Fürst Kasimier Herwald von Malthust zu Cortan
Papin Stadt, Lehen Papin
Rex Theobald I. von Cortan
Ehre dem Reich Cortan und Ehre Eurer Majestät, möge Eure Herrschaft lange währen.
Wir danken Eurer Majestät für die Beglückwünschungen und sind zuversichtlich, dass Eure Majestät in Kürze
noch viele Möglichkeiten finden wird die Leistungen des cortanischen Heeres und der cortanischen Flotte zu würdigen.
Unabhängig hiervon sehen wir uns aber außerstande unseren Heerführern aus der Ferne an zu weisen wie sie ihre Schlachten zu schlagen haben
und wie mit Aufständischen zu verfahren sei, die die Herrschaft Eurer Majestät an zu zweifeln und zu untergraben wagen.
So Eure Majestät den Befehlshabern vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen will so mag Eure Majestät sich der Belagerung von Draconis anschließen.
So Eurer Majestät dies beliebt könne man den den derzeitigen Befehlshaber der Streitkräfte dort,
Sire Reginald Drakenholm zu Cortan vom Kommen seiner Majestät unterrichten,
auf dass entsprechende Vorkehrungen bei der Unterbringung und Verköstigung getroffen werden können.
Kasimier Herwald von Liebenwerth zu Hohenbrunn,
Fürst von Malthust zu Cortan
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