Event-Teamleiter |
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Registriert: 6.04.08, 20:14 Beiträge: 2882 Wohnort: USA
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Adjutant Elan Dunquert kannte seinen Herren nun schon seit vielen Götterläufen. Seit jenem schicksalshaften Tag, als er sich wider des Willens seines eigenen Vaters dem Herzog angeschlossen hatte. Und aufgrund dieser Erfahrung wusste er wohl, wann es klug war, auf sicheren Abstand zu gehen. Heute war so ein Tag. Aus dem nahen Zelt konnte er den sonst so gefassten Mann toben hören - solche Ausbrüche gestattete er sich nur, wenn er allein war. "Wie kann dieser Pöbel es wagen, mich auf eine Antwort warten zu lassen. Sich über mein Schreiben hinwegzusetzen, als wäre ich nichts, als ein einfacher Bittsteller! Dunquert!" Bei dem letzten Ausruf seines Herren zuckte Elan zusammen. Einen Augenblick lang richtete er sich, sein Haar und die kläglichen Reste seiner Uniform. Darauf legte der Alte noch viel Wert. Dann trat er durch den Zelteingang, in strammer Haltung: "Ihr habt gerufen, Durchlaucht?" Dort am Tisch saß Tesan, der trotz der kriegsgezeichneten Wehr und der verstrichenen Jahre nichts von der ihm eigenen Ausstrahlung verloren hatte. "Morsan hat mich mit beträchtlicher Geduld gesegnet. Aber in Anbetracht der entbehrungsreichen Monde, die hinter uns liegen, ist diese an einem Ende angekommen. Ihr habt freie Hand, die nötigen Viktualien und Mittel für die Versorgung unserer Truppen zu requirieren. Füllt unsere Lager auf, ehe die kalte Jahreszeit endgültig über uns hereinbricht."
Nach den klaren Worten sah Valdefort für einige Zeit aus dem Zelteingang hinaus. Auf den verlassenen, vergessenen Burghof, den er nun seine zeitweilige Zuflucht nannte. Auf die kargen, eingefallenen Gesichter seiner Mitstreiter. In seinem Namen und mit seinen Farben waren sie ihm mehr als einmal an das Ende der Welt gefolgt. "Dunquert, ich kenne diese Insel noch von einst. Gleichwohl wir es zumindest einmalig auf die zivile, diplomatische Art versuchten, weiß ich wohl, dass wir es damit auf Siebenwind nicht weit bringen werden. Wer zu weich zu diesem Inselvolk ist, muss es zwangsläufig bereuen." Dem Adjutant entging dabei nicht, wie Valdefort mit dem Portraitanhänger an seinem Hals spielte - und darin das Bildnis seiner Schwester, Rosa Valdefort, besah. "Nein. Wir werden mit strenger Hand diese vergessene Insel zu unserem eigenen Vorteil nutzen. Aus den verstaubten Ruinen, brachen Feldern und leeren Städten werden wir jeden letzten Nutzen pressen, um wieder zu erstarken. Diese, meine Frauen und Männer haben es verdient, volle Mägen, taugliche Wehr und eine Tasche voller Münzen ihr Eigen nennen zu können. Die Götter wissen, dass sie genug gelitten haben."
Er pausierte, legte die Hände ineinander. "Wie Morsan unser aller Seelenhirte ist, so bin ich der Hirte meines treuen Gefolges. Und muss zuweilen zu ihrem Wohl handeln, auch wenn sie es nicht als solches erkennen mögen. Dunquert, diese Insel ist unsere letzte Gelegenheit. Der fernste Winkel des Reiches, das buchstäbliche Ende Tares. Kein anderer Ort bleibt uns mehr, an dem uns das Reich nicht finden könnte. Wenn es uns hier nicht gelingt, dann nirgends." Er zögerte ein zweites Mal, und Elan konnte meinen, die aufkeimende Sorge in der sonst so festen Stimme zu hören. Dann erhob sich Valdefort, und deutete mit dem Finger auf den Landungsort bei Burg Ewigwacht. "Entzündet unser Schiff. Wir werden ein Zeichen setzen: Wir sind gekommen, um zu bleiben - und zu herrschen."
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