Ein langes Leben unserer heiligen Majestät Hilgorad I. Ap Mer und ein andauerndes Reich der Krone,
Der Götter gütigen Segen entbiete ich euch, Vogtin Ruatha.
Ich möchte anknüpfen an mein Schreiben vom 22. Trier dieses Götterlaufs. Im folgenden möchte ich genauer erlautern, weswegen ich zuversichtlich bin, dass sich die Piratenplage in Kürze von selbst erledigen wird. Seit drei Monden nun plagen sie uns schon und unterdrücken mit ihrer zahlenmäßig zwanzigfachen Überzahl jeden Versuch der Gegenwehr oder des Widerstands gegen diese unrechtmäßige, einschneidende Erpressung unseres schönen Brandensteins. Weiterhin erscheint es aussichtslos, eine direkte Konfrontation zu suchen. Auf welchem Wege auch immer gelang es diesem Pack eine lachhaft große Flotte aufzustellen, wie sie selbst die königliche Marine kaum in der Größe entsenden könnte oder würde.
Astrael sei's gedankt, dass dieses Gezücht dabei nicht bedacht zu haben scheint, was es bedeutet, eine solche Flotte zu unterhalten. Es folgt eine Liste der
täglichen Ration eines Matrosen:
Ein Pfund Hartbrot
Anderthalb Pfund Pökelfleisch vom Schwein oder vom Rind
Ein halbes Pfund getrockneter Bohnen
Eine Maß Bier oder eine Halbpinte Rum
Die genaue Zahl des Piratengezüchts ist nicht bekannt. Für die vermuteten zwölf Kriegsschiffe jedoch würde ich insgesamt zweihundertfünfzig Mann veranschlagen, wobei diese Schätzung vermutlich am unteren Rand der Tatsachen liegt. Nach einem Mond auf See (um die Insel zu erreichen) und drei Monden der wechselnden Belagerung ergibt sich in der Summe also folgende Menge an benötigtem Proviant:
30.000 Pfund Hartbrot
45.000 Pfund Pökelfleisch
15.000 Pfund getrocknete Bohnen
30.000 Liter an Bier (130 Faß) oder 6.000 Liter an Rum (26 Faß)
Dies berücksichtigt nicht die Notwendigkeit von frischem Gemüse, um die Mannschaft bei Kräften und in bester Gesundheit zu halten. Auch ist es aus Gründen der Moral, gerade unter undisziplinierten Ratten wie diesen Piraten, sehr üblich mehr als die beschriebene Ration an Alkoholischem auszuschenken. Die Jagdgründe des alten Brandensteiner Forsts sind ebenso wenig in der Lage, eine solche Manneszahl zu ernähren, wie es die kargen Fischgründe sind. Versorgungslinien sind über eine Strecke von vier Wochen zur See praktisch nicht aufrecht zu erhalten und würden mit den aufkommenden Stürmen der beginnenden Jahreszeit ganz sicher zusammenbrechen. Zudem sind beide Häfen der Insel nun blockiert (Falkensee durch die emporgehobene Masse aus der Meerestiefe), sodass der nur karge Strom der Handelsschiffe in absehbarer Zukunft gänzlich versiegen wird.
Mein Rat wäre also, zur Sicherheit jeglichen Handel mit diesen Vagabunden unter empfindliche Strafe zu stellen. Sodann müssen wir nurnoch abwarten, bis der nagende Hunger ihren Kampfesgeist und ihren stolzen Hochmut bricht. Bald schon werden sie heimwärts aufbrechen müssen, wenn sie überhaupt noch genug Proviant für die vier Wochen der Rückfahrt übrig behalten wollen.