*Ein Bote eilt nach Brandenstein. Dort angekommen, begibt er sich zur der Taverne zum silbernen Falken und wirft ein Schriftstück in den über der Taverne angebrachten Brifkasten des Siebenwind Kurier*


An die Redaktion des Siebenwind Kuriers


Man wisse nicht, auf welchem Feste Euer Schreiberling zugegen war, über das in der ersten Ausgabe Eures Blattes, welches sich Siebenwind Kurier nennt, zu lesen war. Doch bin ich sicher, dass es nicht jenes Fest war, welches stattfand in Finsterwangen anlässlich der Proklamation der Constitutio Kairodun.

Konnte man sich den sonderbaren Artikel über das Fest in Finsterwangen vielleicht noch dadurch erklären, dass die abstruse Darstellung des Festes einem übermäßigen Alkoholkonsum des Schreiberlings geschuldet sein könnte, so ist man nun, da man die zweite Ausgabe Eures Blattes las, davon überzeugt, dass eine wodurch auch immer begründete Voreingenommenheit dem Lehen Kairodun gegenüber Euer Blatt sich dazu veranlasst sieht, solch diffamierende Artikel zu verfassen. Wie kommt Ihr dazu, seine Exzellenz Graf Nahar zu beleidigen und ihn als „falschen“ Grafen zu titulieren?

Man würde gerne von Euch erfahren, was der Grund dieser Voreingenommenheit wohl sein mag, denn nichts von dem, was man bisher in Eurem Blatt über das Lehen Kairodun und die Stadt Finsterwangen lesen konnte, entspricht der Wahrheit. Und um dieses von Euch zu erfahren und damit Ihr Euch selbst davon überzeugen könnt, dass es um das Lehen Kairodun und Finsterwangen besser bestellt als Ihr es wohl annehmt, seid herzlich eingeladen zu einem Gespräch mit der Lehenverwaltung von Kairodun. Gerne will man Euch Rede und Antwort geben auf Eure Fragen und Euch herumführen und Euch zeigen die Schönheit und Pracht der Stadt Finsterwagen und des ganzen Lehen.

Im Namen des Grafen Nahar
Jorge Borgiacremo
Lehenverwalter von Kairodun


P.S.:

Mit der Einladung richtet man zugleich die Bitte an Euch, in Eurem Blatt kundzutun, dass das Lehen Kairodun Handelsleut, Krämer, Handwerker, Bauern, Gärtner und Fischer sucht. Finsterwangen ist eine aufstrebende Stadt und Kairodun ein aufblühendes Lehen, die einem Jeden vielerlei Betätigungsfelder mit der Aussicht auf gute Geschäfte bieten.

Die fruchtbaren Äcker und saftigen Weiden in den weiten Ebenen des Lehen garantieren dem Bauern reiche Ernten, was auch dem durch die südlichen Lage des Lehen bedingten milden Klimas geschuldet ist und sogar den Anbau von Wein erlaubt. Die reichhaltigen Fischgründe der am südlichen Meer gelegenen Stadt Finsterwangen und ein gut ausgebauter Hafen garantieren ebenso dem Fischer einen guten Fang und damit ein gutes Einkommen.

Vielerlei neue Bauten werden in Finsterwangen selbst aber auch außerhalb der Stadt im Lehen in naher Zukunft errichtet werden, so dass es für Handwerker an Arbeit nicht mangeln wird und das Handwerk ein gutes Geld verdienen kann. Und die schon bald errichtete große Markthalle, in welcher wöchentlich ein Markt stattfinden wird, eröffnet Handelsleuten Möglichkeiten für gute Geschäfte.

Man wisse ja um die Not, die manch Handwerker, Bauer und Kaufmann in den galadonischen Lehen und Ländereien erdulden muss, weil hohe Steuer, Zins und Pacht erhoben wird vom raffgierigen Adel und heuchlerischem Klerus. Nicht so im Lehen Kairodun. Die weise Regentschaft des Grafen Nahar als Lehenherr von Kairodun bürgt für eine milde Last von Abgaben. Der Dukat – so Graf Nahar – soll bleiben in dem Klingelbeutel dessen, der ihn sich verdient hat durch seiner Hände Arbeit und soll nicht für die Prasserei eines schmarotzenden Adels und für einen der Prunksucht verfallenden Klerus verschleudert werden.

Doch besteht das Leben nicht nur aus Arbeit, sondern man soll sich auch der Muße und den schönen Dingen hingeben. Auch hier hat Kairodun viel zu bieten. Tavernen und Gasthäuser locken zum Verweilen bei Speis und Trank und allerlei Kurzweil und das stets milde und sonnige Wetter lädt ein zu einem Spaziergang an der Strandpromenade und durch die Au.

Erholung und Ruhe findet man im Lehen Kairodun nicht zuletzt auch deshalb, weil niemand sich fürchten muss vor Verfolgung und Bestrafung durch einen geifernden Klerus der Kirche der Viere.