*nahe des Ordenshauses in Brandenstein, gar direkt neben dem Kirchenbrett wird ein schlichtes, aber überaus garstiges Schreiben angebracht. Die Schrift ist sehr schlicht und ohne Schnörkel, die Farbe gewöhnliche Tinte. Alles in Allem ein unauffälligeres Schreiben. Da es direkt vor dem Ordenshaus angebracht wurde, könnte man fast meinen, es richte sich an Kirchenmitglieder.*
Wider der Sodomiten & Wollüstigen
In diesem Schreiben, so ist es der Plan, will ich darlegen, warum die Sodomie und Wollust eben gemäß dem Sinne der Viere eine schwerwiegende Sünde sei. Es muss vielmehr eine große Sünde sein. Fürchterlich gar! Verheerend soll mein Urteil ausfallen, so dass niemand es wagen würde, sich dem entgegen zu stellen. Öffentlich will ich es machen, damit es sowohl den einfachen Geist bewege, als auch den geschulten Geist herausfordere.
So will ich beginnen, wo die Sodomisten und Wollüstigen sich selbst ihre Begründung suchen. In der Liebe. Niemals würde jemand es wagen anzunehmen, dass die fleischliche Liebe zwischen angetrautem Weib und Manne etwas Sündhaftes wäre. Wenn er dies täte, dann würde er gar behaupten, dass Leben eines neugeborenen Kindes durch etwas Sündhaftes zustande käme. Doch wieso sollte die liebliche Mutter ihre Gnade schenken, wenn dies Sünde wäre? Zweifelsohne wird also niemand behaupten, dass der fleischliche Liebesakt generell sündhaft sei, solange er dem Zwecke dienlich sei, das Geschenk der Mutter zu empfangen.
Nun werden einige schlaue Denker sagen, dass doch kein Unterschied zwischen dieser Art der leiblichen Liebe und jener Art bestehe. Sie werden zweifellos meinen, dass es nur eine eine einzige Art der Liebe gelte, dass jene rein sei und so auch keine Sünde.
Dem ist aber freilich nicht so! Es muss zweierlei Arten von Liebe geben.
So würde jeder doch freilich zustimmen, dass die Liebe zwischen einem Sohn und seiner Mutter, einem Bruder und seiner Schwester niemals körperlicher Natur sein sollte. So wie wir anerkennen, dass die Liebe zwischen Mutter und Sohn, solange sie gesund bleibt, durchaus rein und heilig ist, so verurteilen wir in gleichem Maße den Inzest.
Es gibt also durchaus mehr als nur eine Art der Liebe. Zweierlei reine Arten, sowie eine verkommene Art. Denn aus dem Inzest würde auch kein reines Kind hervorkommen. Es wäre absolut widernatürlich und wir würden sagen, dass es falsch sei.
Die Sodomisten, zu welchen ich neben jenen die beim gleichen Geschlechte liegen, auch jene zähle, die bei fremder Rasse liegen, zählen nun eben zu jener Liebe, die als nicht rein betrachtet werden sollte.
Denn so wie es den Inzestuösen nicht möglich ist, reines Leben hervorzubringen, so ist es jenen überhaupt nicht möglich irgendein Leben hervorzubringen. So haben sie offensichtlich nicht den Segen der lieblichen Mutter.
Wir können auch in der Natur sehen, dass stets Männlein und Weiblein der selben Art sich einander zum Partner wählen. Es ist offensichtlich, dass da nur jene Art der Partnerwahl zu Nachwuchs führe und es in der Natur die offensichtlich angedachte Art und Weise ist. Warum sonst sollte es so sein, wenn dahinter nicht ein göttlicher Plan stecken würde? Denn das Naturgemäße ist auch das, was dem göttlichen Willen gemäß so ist.
Also muss die Art der Liebe zwischen Mann und Mann und fremden Rassen auch eine andere sein, als die Naturgemäße. Ich will nicht sagen, dass sie gänzlich schlecht sei, doch sollte sie stets, wie auch die zwischen Mutter und Sohn oder Schwester und Bruder, der körperlichen Komponente entbehren. Sie kann auf der Basis der Freundschaft wachsen, doch eben nicht nach der Lust hin ufern.
Im zweiten Punkte will ich nun mich wenden gegen die Wollüstigen. Jene, die der Lust allein und nicht des Kinderwunsches sich der Leiblichkeit hingeben. Doch auch jene, die mit der Hand ihren Samen verschwenden, sind in gleicher Weise zu verurteilen.
Denn wenn der Akt der Lust vollzogen wird, so zieht er im besten Falle nach sich, dass daraus die größte Freude, die eines Nachwuchses, daraus entsteht. Dies sollte stets zumindest angedacht sein. Utopisch wäre anzunehmen, dass nur das rein sei, was tatsächlich Frucht bringe. Denn auch auf dem Felde ist es so, dass nicht jeder Samen in jedem Loche aufgeht.
Doch wer sich der Lust hingibt und aktiv verhindert, dass der Mutter Segen empfangen werde, der muss doch als Sünder gesehen werden.
Denn er lehnt aktiv den Segen der lieblichen Mutter ab! Wer hinginge, den Samen ins Feld zu werfen, nur um ihn dann im Staub zu zertreten, den würde man doch genauso als wahnsinnig bezeichnen.
Denn der Samen, enthält er doch die Essenz des Mannes, hat einen klaren Zweck. Er soll im Schoße der Frau sich sammeln und durch der Mutter Geschenk ein neues Kindlein formen. Verschwendet in einen Schafsdarm oder auf den staubigen Boden, kann er dies nicht tun. So erkennen wir, dass dieses ebenso nicht der Natur gemäß ist. Denn kein Vogel, kein Fisch, kein Hund würde seinen Samen einfach so verschwenden. Nur ein entartetes Wesen würde dies tun!
Wenn es also nicht gemäß der Natur ist, kann es nur sündhaft sein. Demnach muss auch jener, der den Akt der Lust nicht allein mit der Aussicht auf Nachwuchs vollzieht, jenen sogar aktiv verhindert, in zweierlei Hinsicht sündhaft sein, da er zum einen nicht gemäß der Natur handelt, sowie zum anderen, sich Aktiv dem Segen der Mutter verwehrt.
So habe ich nun ausgeführt, dass es Liebe gibt, die wir als Unrein ansehen würden und, dass sowohl die Sodomiten, als auch die Wollüstigen, sündhaft sind. Und zwecklos ist es mir zu widersprechen, offensichtlich habe ich Recht. Wer würde schon dem großen Despostulator widersprechen?
Dies Schreiben werde ich offen aushängen, damit der geneigte Gegner, so er nicht vor Ehrfurcht erzittert, etwas erwidern kann. Doch, ohne gar hochmütig zu sein, so will ich doch bezweifeln, dass sich überhaupt jemand findet, der sich meiner Unwiderlegbarkeit zu stellen traut.
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Despostulator Scolasticorum