Edelbürger |
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Registriert: 6.04.04, 14:32 Beiträge: 6702 Wohnort: Hamburg
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Früh am Morgen ließ der neue Erzmagier des elementaren Pfades einen Botenjungen herbeischicken. Dem Botenjungen fiel ein Mann auf, der wohl ziemlich nachdenklich wirkte, aber trotzdem eine klare Bestimmtheit an den Tag legte. Ausgestattet mit einigen Münzen und einem geschlossenen Korb wird der Botenjunge ausgesandt um das "Paket" der Ministerin für Zauberei, Rahel Kastner, zu überbringen. Der Botenjunge hat dabei eine üppige Summe erhalten und wird des Tages überall in Brandenstein nach eben jener Dame suchen, um ihr das Paket zu übergeben. Das Paket beinhaltet darob einen geflochtenen Korb, darin befindlich vier verschiedene erlesene Weine. Zwei weiße Weine, zwei rote Weine. Die jeweiligen Etikettierungen lassen auf ausgewählte Festlandweine schließen: Ein halbtrockener bis lieblicher weißer Kettler, eine Flasche trockenen Eistlinger Weissherbsts, eine Flasche lieblicher roter Eistlinger Sommerlese und eine Flasche trockenen Bernsteiner Traubengeists. Dazu gelegt wurde ein geschlossener, versiegelter Kuvert. Eben jenes Siegel scheint dabei recht unbekannt, es ist tiefrot wie Blut und weißt zwei Symbole auf, die miteinander verbunden sind: Eine Art Turm auf dessen Anhöhe das Unendlichkeitssymbol prangt. Öffnet man den Kuvert wird man in absolut filigraner, sauberer Schrift folgende Zeilen lesen können:Zitat: Wandeltag, 02. Carmar 29 nach Hilgorad Brandenstein - Haus Haleth
Geschätzte Rahel,
diese Zeilen schreibe ich dir, da manches Mal, zumindest noch, in der Ruhe meine Worte und Taten überdenken kann und offener sein kann als im Gespräch. Ich möchte mich als allererstes bei dir entschuldigen, für meine schroffen und wohl womöglich verletzenden Worte, die gar nicht so gemeint waren. Sie waren schroffer ausgefallen als ich es beabsichtigte und eigentlich sollten sie mehr neckender Natur sein.
Mir fällt es schwer all zu oft die Diplomatie, die Gelassenheit zu halten noch einen weiteren Moment über meine Worte nachzudenken, ist mein Leben doch so geprägt gewesen, dass ich dahin kam wo ich heute stehe durch meine rasche, impulsive Art. Auch Adepta Minor Ajunier wies mich schon zu Tagen als ich noch Novize war daraufhin, dass dies mein größter Hürdenstein sein würde. Was jedoch niemand auf der Insel weiß, sind die Hintergründe dafür. Denn eigentlich rede ich mit niemandem über das, was ich bin, was hinter mir lag, denn eigentlich schaue ich stets nach vorne. Wie auch sonst sollte ich mit dem, was in meinem Leben geschah abschließen.
Ich wurde vor gut einundzwanzig Jahren in Vandris, einer durch Krieg und Leid gezeichneten Umgebung, in welcher ich früh schon aufwachsen musste, auf die Welt gebracht. In diese Umgebung hinein geboren, war ich dazu angehalten schon früh meinen eigenen Weg zu zeichnen, denn bereits im Alter von sieben Jahren wurde ich meinen Eltern entrissen und auf einen Pfad geführt, welcher dar so manchen Schatten aufzeigen mochte. Entrissen vom vertrauten Heim wurde ich Teil einer Organisation, derer man hier die Hand nennt. Diebe, Schurken und andere Gestalten, welche aus der Not sich zusammenrafften und ihr Überleben durch nicht immer die ehrenvollsten Taten gestalteten. In dieser Umgebung musste ich mich durchkämpfen, stets mit dem Blick genug Essen und eine warme Unterkunft zu bekommen. Erst im Alter von dreizehn Jahren erkannte ich, dass der Pfad, den ich eingeschlagen hatte, drohte immer dunkler zu werden. Durch des Schicksalsfügung gelangte ich an einen alten Schreiber, welcher mich zunächst auf Probe, später für längere Zeit, an eine Bibliothek holte, wo ich mich einlesen konnte in das Wissen der Welt und zugleich Obdach und vor allem regelmäßig Nahrung und Gehalt bekam. Doch leider war auch dies nicht von langer Dauer geprägt. Mit dem Aufstieg Cortans und der Regentschaft des falschen Königs, wurden die dunklen Schatten meiner Vergangenheit größer und holten mich wieder ein. Wie soviele Landstriche des Nordens, wurden auch hier die Wissensträger, vor allem die Diener Astraels, durch Morde eliminiert, vorwiegend durch Gift oder heimtückischer Angriffe des Nachts. Letzteres traf auch auf meine Vergangenheit zu. So wurde das Bibliothekskapitel, welches unter der Leitung des Orden Astraels stand, heimgesucht von eben jenen Schatten, welche da ein Groß des Kapitels zum Schweigen brachten. Mir selbst überließ man die Wahl mich mit meinen arkanen Kräften ihnen anzuschließen oder ebenso den Weg zu Morsan direkt anzutreten. Ich entschied mich dieser Tage dazu das Leben zu wählen und so kam ich wieder in eine solche Organisation, deren Machenschaften dunkler als Schwarz waren. Entsprechend sollte es nicht lange andauern, dass ich eine Abzweigung von diesem Weg suchte und so gelang mir die Flucht über eine Passage am Hafen nach Siebenwind. Viele Zufälle führten bis heute dazu, dass ich mir ein Fundament eines eigenen Hauses mit einer eigenen Organisation aufbaute. Niemand, der bei meiner Türe anklopfte, sollte Hunger oder Kälte leiden, daher mein Ansinnen die verschiedenen Tavernen zu übernehmen und zu für jeder Mann zu öffnen. Gleichsam aber auch jene, die Schutz bedürfen, dort zu schützen wo sie es brauchen und jene die Wissen suchen, dieses auch zu mehren. Und doch, der Funke des Misstrauens, die Maske, welche man sich über Jahre anfertigte, abzulegen, das ist mir bisher nicht gelungen.
Ich hoffe, dass die Zeilen meiner Vergangenheit nicht auf deinen Schultern lasten, sondern Einblick geben in das, was ich bin. Ich hoffe inständig, dass wir uns zu einem Wein bei Käse und Trauben treffen und verspreche dir, dass ich meine Worte nicht mehr so schroff anklingen lassen werde und Tag für Tag daran arbeiten werde sie besser zu wählen.
Und doch muss ich dich erneut um Verzeihung bitten für das, was folgen mag.
Bis bald.
Gezeichnet und gesiegelt Suluther Etwa zehn Augenblicke nach Öffnen des Kuverts scheint es, dass die Tinte nach und nach zu verwischen scheint, als wäre sie noch flüssig. Die einst noch filigranen Lettern zerfließen, erst ganz langsam, sodass man noch allerlei Gelegenheit hat die Zeilen zuende zu lesen und doch mag das Resultat da unaufhaltsam seinen Weg zu nehmen. Am Ende scheint es, dass die Tinte sich zu einem einzigen großen Klecks auf dem Pergament zusammenformte. Fast, als wolle jemand verhindern, dass nach einmaligem Lesen ein weiterer Einblick gewährt würde. Nur ein eine Zeile verbleibt: Die der Bitte des Verzeihens.
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