Ein weiterer Brief, von einem endophalischen Boten überbracht, erreicht die Ritterburg. Der junge Bursche scheint kaum der Gemeinsprache mächtig, saugt die Eindrücke von der grünen Insel jedoch mit wachem Blick auf.
Zitat:
Den Mächten zum Gruß Sire,
ich hoffe es geht euch den Umständen entsprechend gut. Erlaubt mir, der euren Kummer teilt, euch über die Bestattung Lahmunets und die jüngsten Entwicklungen hier zu schreiben. Es gebietet sich.
Die Feuerbestattung Lahmunets war Balsam für die Seele. Wisset, dass viele Dorfbewohner anwesend waren, um Abschied zu nehmen. Für einen jungen Mann, der zudem dem Stande nach nur ein Sklave war, war die Anteilnahme sehr groß. Dies muss der freundlichen Art geschuldet sein, mit der Lahmunet auch Fremden stets zu begegnen pflegte. Es war einfach, ihn zu mögen. Die Urne mit seinen sterblichen Überresten verwahre ich noch, da die Gedenkstätte unserer Wahl im östlichen Teil der Insel liegt, den wir nicht sicher betreten können. Ich spiele mit dem Gedanken in Erfahrung zu bringen, ob die Plünderer uns den kurzen Weg zur Gedenkstätte - gegen etwas Gold - passieren lassen würden. Ob sie so viel Anstand im Leib haben? Oder genügend Furcht vor den Mächten des Todes?
Ich spreche von uns, da ich eine neue Dienerin auf dem Sklavenmarkt gefunden habe. Es ist ein rechtes Glück, dass ich so ein fleißiges Kind, das belesen und gebildet ist, gefunden habe und erstehen konnte. Sie wird aber große Fußstapfen zu füllen haben.
Dies bringt mich zu den verlorenen Schriften. Von ihnen gibt es bisher keine Spur, und die Schlangengarde hat auch keine weiteren Spuren finden können. So bleibt bisher nur zu vermuten, dass die Diebe des alten Folianten und Mörder Lahmunets unter den Plünderern des Ostens weilen. Vielleicht werden wir eines Tages erfahren, was sie Lahmunet angedroht haben, damit er ihnen den Folianten zu einem abgelegenen Ort brachte. So sind meine Gedanken zu dieser Verwicklung.
Bezüglich der Plünderer gibt es auch weitere Neuigkeiten, die für euch interessant sein könnten. Ein geplanter Angriff auf sie, an dem ihr euch mit den eurigen beteiligen wolltet, wenn ich richtig im Bilde bin, wurde verschoben. Uns wurden Berichte zugetragen, dass sie momentan an einer anderen Front zu kämpfen haben: rote Lindwürmer, wie ihr sie nennt. Offenbar ist die rote Brut am Vulkan geschlüpft und fordert Opfer unter den Plünderern, die in Nachbarschaft zum Vulkan ihre Zelte aufgeschlagen haben. Wenn sich diese Dinge bestätigen, könnte ein Angriff von unserer Seite wesentlich leichter werden und geringeren Blutzoll verlangen. Die Schlangen werden über den richtigen Zeitpunkt beratschlagen.
Gleichzeitig ist somit Gewissheit, dass zahlreiche Eier geschlüpft sind und die Exemplare, die man zu eurer Insel verbracht hat, nicht die einzigen waren. So ist es nun ein beliebtes Thema im Dorf, wie man sich verhalten könnte, wenn die Roten das erste Mal über Sijada Manzil gesichtet werden. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen und meine alten Texte über den Echsenkult wirken aktueller denn je.
Um mich macht euch derweil keine Sorgen. Fatma und Miriban kümmern sich bestens um mich und mein Körper scheint momentan ein paar gute Tage zu haben.
Mögen euch die Mächte gewogen sein,
*schwungvoll unterschrieben*
Nemekath Su Rashid,
Verehrer der Pflanzen und Bewahrer der Schriften