Es dauerte einige Zeit bis Dalabai wieder die Feder tadellos führen konnte, denn noch immer war das Kribbeln und die Taubheit in seinem rechten Arm nicht vollständig verflogen. Doch dann entschloss er sich einen längst fälligen Brief aufzusetzen. Mehrfach begann er sein Schreiben und verwarf es wieder, bis er dann nach mehreren Versuchen endlich den fertigen Brief in den Händen hielt und ihn nocheinmal überflog.
Kurz nickte er zufrieden, schwang seine Unterschrift unter seinen Text und legte ihn auf eines seiner Bücher. Dieses wickelte er dann in ein Stück Stoff und verschnürrte es sorgfältig.
"Stella?" rief er während er sein Zimmer verliess. Die junge Frau trat lächelnd aus ihrem Zimmer. "Ahh Stella, würdet Ihr so freundlich sein und dieses Päckchen Sire Lavid zukommen lassen?" Ohne eine Antwort abzuwarten drückte er ihr das in Stoff verpackte Buch in die Hand.
"Achja, seid doch so gut und seid bis zur neunten Stunde wieder zurück!" Kurz nickt er ihr noch zu und verschwindet dann wieder in seinem Schlafzimmer. Schmunzelnd schüttelte Stella daraufhin den Kopf, und machte sich, während sie ein Lied summte, auf die Suche nach einer Fackel, um den Auftrag in Angriff zu nehmen.


Edler Sire Lavid, mein Lehensherr!


Ergebenste Glückwünsche möchte ich Euch zu Eurer Hochzeit ausrichten. Möge dieser Bund unter dem Segen der Vier, ganz besonders aber unter dem Schutz der lieblichen Göttin stehen! Euch und Eurer angetrauten Braut möchte ich dieses Geschenk als Zeichen meiner ewigen Hochachtung und Treue zukommen lassen. Es ist ein Buch über die Kunst des Minnesangs mit einer persönlichen Widmung. Ich hoffe das Ihr mit diesem Werk so manche schöne Stunde gemeinsam verbringen könnt!

Leider muss ich diesen Brief auch nutzen um einige persönliche Bitten und Fragen an Euch zur richten. Bitte verzeiht es mir, doch ist die Klärung der solchen für mich überaus wichtig.
Da ich nun eine Wohnung in Falkensee bezogen habe, würde ich gerne eine Bürgerurkunde beantragen. Man sagte mir, dass hierfür bei Euch persönlich vorstellig werden sollte. Über eine gewährte Audienz würde ich mich sehr freuen!
In der vorgestrigen Nacht bin ich in Falkensee von einem aufgebrachten Mob in die Enge getrieben worden. Dieser befand sich augenscheinlich unter der Führung eines Banneristen, von der Uniform her ein Feldscher! Man warf mir vor ein Dieb und Einbrecher zu sein, jedoch ohne einen Grund. Die Menge erfreute sich mich zu demütigen und mir verschiedenste Strafen anzudrohen. Das Abhacken von Fingern war lediglich eine davon! Gerettet sah ich mich als seine Exellenz Liebig dem Treiben Einhalt gebot und meinte er würde sich dessen annehmen. Er belegte mich mit einen Zauber und berührte meinen Arm mit seinem Stab. Dieser ward von da ab zwei Tage lang unbeweglich und vollends taub! Unter lautem Gelächter jagte man mich fort. Ich frage Euch, ob dies die entsprechenden Sitten sind, welche Ihr in Eurer Stadt dulden wollt? Der Vorfall hat mein Vertrauen in das Lehensbanner und meinen Respekt gegenüber den Magistern des Magierturmes stark erschüttert!
Schliesslich möchte ich erfragen, warum mein Grundstück mir aberkannt wurde? Der Lehensverwalter Mischelgrimm war es glaube ich, der es wieder frei zur Pacht anbot! Ich hoffe es handelt sich hier lediglich um ein Missverständis!

Habt Dank, ehrwürdiger Sire, dass Ihr Euch dieses Briefes angenommen habt! Ich wünsche Euch alles Gute und mögen die Götter Euch beistehen und Eure Geschicke, auch um des Lehens Willen, zu lenken!

loyal und treu
Dalabai al Wechnett
Schreiber im Dienste Sire Llewellyn
Falkensee Hausnummer 24

Zu Herren Dalabei,

Zu allererst anerkenne ich eure Glueckwuensche mir und meiner Braut entgegen an. Ein besonderer Dank, an das weise gewaehlte Geschenk, welches mich besonders anspricht, ihr habt meinen Geschmack getroffen.

Herr Mischelgrimm, der Liegenschaftsverwalter des Lehens, handelt innerhalb seiner Vollmachten, die ich ihn persoenlich gewaehrt habe. Spricht auch ihn an, betreffens des Buergerbriefes, er kann euch jenen Brief ebenfalls ausstellen.

Zu den Ereignissen, moechte ich mich, vor nicht vorangehendem Nachhaken nicht aeussern. Meine Empfehlung ist es, den Prozess der Beantragung der Buergerrechte der Stadt so schnell wie moeglich zu absolvieren. Danach koennt ihr das Gericht zu Siebenwind konsultieren und alle vermeintlichen Rufmoerder in Zukunft zum Schweigen bringen. Auch ich, werde fuer meine Buerger der Stadt Siebenwind immer eine schuetzendesSchild halten, wenn in menen Augen Unrecht getan wird.
Den Pachtzahlungen seid ihr nicht meines Wissens ordentlich nachgegangen, noch konnte man irgendeinen Baufortschritt auf gepachteten Gut verzeichnen.
Mit dem Anmelden des Hauses 24 auf euren Namen, hat sich die Pacht des Grundstueckes auch von alleine erledigt. Die Lehnsverwaltung gewaehrt nur eine Pacht, um moeglichst vielen loyalen Einwohnern einen Platz in der Hauptstadt zu bieten.

Ich gewaehre euch heute, zur Zeit des Zirkusauftrittes eine Audienz, so ihr koennt. Kommt es nicht zu einem Treffen, gebe ich meine waermsten Empfehlungen zu euren Gunsten, meinen Liengeschaftsverwalter weiter.

*unterzeichnet*

Sir Fedral Lavid