*Eine schlanke Gestalt, tief vermummt in ihren zu dünnen Umhang und ohne rechte Winterstiefel, wandelt des Nachts die schmale Gasse entlang. Leise fällt ihr der Schnee auf die schmalen Schultern und verdriesslich streift der Fremde den selben aus den roten Haaren. Da rückt das Ziel näher. Eines der kleineren Häuser im südwestlichen Stadtviertel Falkensees. Es ist niemand da. Das sieht er schon von weitem, aber auch daran hat er gedacht...
Vor der edlen Holztüre angekommen holt der junge Mann mit zitternden Händen ein mehrfach gefaltetes Blatt rissigen Papieres hervor. Er versucht es unter der Tür durchzuschieben, aber der Spalt ist zu klein. "Reiche Leute haben nicht mal Zug..." hört man ihn murmeln. Dann versucht er den Zettel in den Briefkasten zu stecken - verschlossen. Schließlich rollt er das Blatt zu einer feinen Rolle und steckt es in das Türschloß. Wärend er sich die Hände mit dem Atem wärmt, betrachtet er sein Werk und ist zufrieden.
Leise dreht er sich um und verschwindet im dunkeln.*
*Als er den Brief im Seiltänzer aufsetzte, lautete er wie folgt:*
Sehr wohlhochgelobter Herr Aaron Lethandor, seien Sie meiner mannigfaltigen Grüße gewiß,
es wird Eurer vielbeschäftigten Aufmerksamkeit mit Sicherlichkeit nicht entgangen sein, daß man allenthalben genötigt zu sein schien, Euch dieses Schreiben zukömmlich zu machen.
Zu meiner Person betreffend schreibe ich Euch, daß ich ein lernender der Zunft des Zeichnens bin und Eurigen Namen genannt bekomme, wo immer ich mich nach einer Möglichkeit des Zuwachses meines Könnens zu fragen getraue.
Doch ist dies nicht der erstgewichtige Grund dieses Schreibens.
Ich erhielt auf Anfragen am Rathaus der Stadt Falkensee von Herrn Fedral Lavid, möge Rien seine Beete besuchen, den freundlichen Auftrag, eine Karte der Stadt anzufertigen. Auch rüstete er mich mit einem Handgeld aus, um das Unterfangen technischer Umsetzung nahe bringen zu können.
Nun nannte er mir als ersten Adressaten einer solchen Karte Eure geschätzte Adresse, der Ihr als Mitglied des Rates dieser Stadt mit solchen Dingen betraut scheint.
Da ich mich in der glücklichen Lage sehe, ein erstes Exemplar, welches, da die werten Händler mir noch kein Pergament besserer Art liefern konnten, vorerst noch auf Leinwand gebannt ist, in Händen zu halten, möchte ich Euch ergebends um ein Treffen ansuchen.
Ich hätte dabei nichts gegen die Nähe eines Kaminfeuers einzuwenden.
Da ich momentan keine feste Adresse mein Eigen nennen kann, wäre der einfachste Weg eine Antwort stattfinden zu lassen, ein Schriftstück mit Eurer wohlgeschätzten und herbeigesehnten Antwort auf selbigem Wege zu hinterlassen, wie Ihr dies Schreiben vorgefunden haben solltet.
Möge Rien über Euch wachen.
Endtag den 15. Oner 17 n. Hilgorad
Euer,
Firrin Hornbläser
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Roselin Linnfaerber Bram Fichtenstieg Viinjald Frederikksson
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