*Ein Bote mag wohl die nächsten Tage das Haus, in welchem Frau Fe lebt, in Südfall, aufsuchen, und ihr entweder einen, auf recht ordentlichem Papier geschriebenen, mit einfachem unverzierten Wachs gesiegelten Brief direkt übergeben, oder, so er sie nicht antrifft, wohl dort hinterlegen. So man das Siegel brechen mag, ist wohl mit reicher, blauer Tinte in recht kindlicher, doch sicherer Handschrift folgendes zu lesen.*

Den Vieren zum Gruße, Frau Fe.

Ich hoffe, ihr habt die Nachricht erhalten, weshalb ich dem Treffen erneut fernbleiben musste. Jawohl, musste. Ihr habt möglicherweise schon von der Schatzsuche des Herrn Lizzy de la Rudishofer gehört. Ich war da dabei. Ganz sicher habt ihr aber schon gehört, das die Pest umging, und es noch immer tut. Ich bin wohl einer der wenigen, der den wahrscheinlichsten Grund kennt, doch nicht deswegen schreibe ich euch.

Ich bin mittlerweile wieder gesund, und wurde behandelt, aber auch ich hatte die Pest wahrscheinlich, daher solltet ihr, wenn ihr sicher gehen wollt, den Brief nach dem Lesen verbrennen, auch wenn unwahrscheinlich ist, das ihr dadurch gefährdet wärt.

Ich denke wohl, wir sollten meinen Antritt bei euch als Lehrling verschieben, bis diese ganze Sache ausgestanden ist, auf das keiner von uns beiden durch das Herumtreiben drausen sich noch ansteckt.

Mögen die Viere mit euch sein, und ganz besonders Mutter Vitama euch behüten,

*recht verschlungen, gar nicht kindlich, unterzeichnet*

Cedric Rotfuchs
Angehender Krieger, begeisterter Feinwerker.

*In lockerem Trab durchquert ein hochgewachsener Reiter zum Hellzyklus den Dorfbogen von Südfall. Die Hufe des dicken Norlandgauls klappern nur kurz auf den frisch verlegten Pflastersteinen, ehe sich der Mann langsam vom Pferd abrutschen lässt. Mit einem kurzen Satz steigt er die hohe Stufe des zweiten Haus zur Rechten auf und hebt die Faust kurz an, als wolle er recht grob an die Türe hämmern. Sein Blick fällt dabei auf das Seitenfenster, durch das er ins Innere lugt, während seine Hand sich doch statt an die Tür grübelnd in seinen Bart eingräbt.

Vom Klopfen abgekehrt, setzt er die Stufe wieder hinab und fummelt einen Fetzen Leder aus seinem Gurtbeutel. Er strafft ihn einmal ordentlich und nähert sich mit der Rolle dem Einwurfkasten vor dem Haus. Die dünne Lederrolle bereits halb durch die Öffnung geschoben hält er erneut inne und geht vor dem Kasten in die Knie, wohl um irgendetwas durch den Schlitz erkennen zu können. Recht nachdenklich zieht er die halb eingesteckte Rolle wieder heraus und steckt sie in seinen Beutel zurück.

Vom Einwurf der Botschaft abgewendet, steigt er wieder zur Eingangstür hoch und hämmert nun recht fest, laut und deutlich an die Türe, sodass diese unter dem Schlag zitternd bebt. Falls drinnen jemand von der Unruhe gestört wird, hört man eine wohl bekannte, tiefe Stimme recht eindringlich brüllen:*

Falls ihr euern Gaul doch noch zurückhaben wollt, dann geb ik euch noch bis zum Mondende Tim, um euch bei mir zu melden! Danach geb ik en frei, damit hver mal wieder Uslauf bekommt ...

*Danach herrscht wieder Stille, das Klappern der Hufen entfernt sich allmählich wieder.*