Es regnete, als hätte irgendwer, irgendwo Schleusen geöffnet. Bis zu den Knöcheln stand das Wasser auf den Straßen und die Kanalisation war längst übergeflossen. Es schien so gar nicht mehr aufhören zu wollen und kaum, dass man zwei Schritt ins Freie tat, schon war man nass bis auf die Knochen. Blitze zuckten aus den Wolken hinab und schlugen hier und da sogar in der Stadt ein. Donner grollte markerschütternd. Alles wirkte so als wolle die Welt gerade untergehen und doch war es nur über Falkensee, keine 10 Schritte vor die Stadtmauern getan, schon änderte sich das Wetter völlig. Denn ganz im Gegensatz dazu war das Wetter überall sonst auf der Insel eher gut, leichter Nieselregel und sogar ein Regenbogen zeigte sich am Himmel. So wie auch schon gestern war nur Falkensee betroffen. Als der Regen schließlich nach endlosen Zeiten abflaute, blieben dennoch die dicken, dunklen, schweren, unheilvoll wirkenden Wolken über der Stadt hängen, wohin gegen auf der gesamten restlichen Insel sich der blaue Himmel zeigte und Fela das Land küsste.

Die Götter müssen verrückt sein - zumindest lässt das derzeitige Wetter solch ketzerische Gedanken problemlos zu.
Rasant näherte sich ein tiefgrauer Wolkenteppich vom Meer aus Westen her der Insel, verdunkelte Brandenstein für den kurzen Moment der Überquerung, steuerte zielstrebig Falkensee an wo er unnatürlich rasch zur Ruhe kam und sich immer höher auftürmte.
Kaum eine Dunkelheit später erzitterte plötzlich der Boden der ehemaligen Hauptstadt bevor die Bewohner spüren konnten, wie jegliche Wärme aus der Stadt gierig Richtung Wolken entzogen wurde. Als man schon in der klirrenden Kälte schauderte, brach ein tosendes Schneegestöber über Falkensee aus. Doch seltsamerweise begrenzte sich auch dieses Unwetter nur auf die Stadtgrenze, sobald man die Stadtmauern hinter sich gelassen hatte, empfing einen ein warmer Bellumstag.
Bis in die frühen Morgenzyklen hielt der Schneefall an ehe die dunklen Wolken sich auflösten.

Was zuerst nur mit einem Grollen begann, welches die Tiefen der Erde durchzog, weitete sich schnell zu einem Erdbeben aus das die Stadt in seinem unbarmherzigen Griff beutelte und schüttelte. Regale entleerten sich, Gläser sprangen aus Kästen und zerschellten am Boden wo die Scherben munter weitertanzten, Fenster klirrten in den Rahmen, Türen schepperten auf und zu. Knirschend protestierten die Steine in den Mauern, knarzten die Holzbalken in den Dachstühlen als sich die Erde in Rissen im Pflasterstein aufwühlte oder in tiefen Löchern absackte, während Schockwellen den Boden der Stadt durchrasten, erst an den Stadtmauern anhielten und somit auch dieses Mal alleine Falkensee befielen.
Kaum zeigte sich Fela zögerlich am Horizont, war auch dieses Schauspiel wieder vorbei - hinterließ die gerüttelte Stadt mit abgedeckten Dächern, Rissen in manch Mauern und verschobenen, schiefen Kellerwänden.
Mit diesem vierten Streich geht der Tag zuende, die Kälte des Schnees der Stadt entfleucht, die düsteren Wolken längst aufgelöst als der Nächste in aller Ruhe und Frische wieder beginnt.