Ehre der Krone Grauer,
es ist mehr als traurig, dass ein Mann wie ihr mich der Ehrlosigkeit bezichtigt ohne die Fakten zu kennen. Dieser Brief an mich trotzt nur so vor Lügen und basiert auf diesen. Es wird dabei verheimlicht, dass nicht die Ehre der Nortraven angegriffen wurde, sondern deine, denn du hast durch deinen Angriff auf einen Gardisten und Androhung der Todesstrafe für mich und meinen Kameraden, dich schuldig gemacht und wurdest deshalb auf Dauer aus dem Lehen Ersonts verbannt. Nun fühlst du dich in deiner Würde angegriffen und meinst dies öffentlich mit deinen Lügen heraus sprechen zu müssen.
Ich werde darauf aber nicht eingehen. Nein ich werde mich nicht zu einem Duell mit dir stellen und schon gar nicht werde ich mich einem Duell mit einem Lügner stellen. Ehrlosigkeit ist ein Vorwurf, dessen ich mich nicht schuldig sprechen kann. Da meine Ehre aber hier in Zweifel gestellt wird werde ich auf Basis der Fakten innerhalb der nächsten Absätze einen Bericht verfassen. Jeder der mich kennt dürfte bestätigen können, dass das Lügen mir nicht liegt und daher wissen, dass meine geschriebenen Worte so wahr sind als würden sie aus meinem Munde kommen.
Am Felatag, dem 7. Onar 21 n.H., begab sich eine Abteilung der Garde zu den Nortraven. Uns angeschlossen hatten sich zwei Graue Gardisten. Ich kündigte vor dem Marsch groß an, dass wir dort nur friedlich einkehren werden. Die Garnision sollte mich begleiten um den Willen des Ersonter Bundes deutlich zu machen, dass die Taten des Nortraven Halgar gesühnt werden sollten. Als wir vor dem Dorf ankamen standen bereits einige Nortraven mit gezogenen Waffen dort, als hätten sie uns erwartet. Es steht also zu befürchten, dass sie jemand vorgewarnt hat, wohl aber verschwieg, dass wir friedlich kommen. Ein Kriegstreiber?
Ich forderte vor der Ansammlung der Nortraven die herausgabe des Nortraven Halgar und der Verantwortlichen für den Brand im Falkensee. Halgar bekannte sich persönlich schuldig für den Brand, da er dies aus Rache für die Diebstähle an den Dwarschim tat. Ich erklärte ihm, dass dies nicht zu dulden ist. Das Viertel gehört zum Lehen des Ersonter Bundes und wenn dort jemand ein Verbrechen begeht, dann wird er von der Garde des Ersonter Bundes gestellt und gegebenenfalls ausgeliefert, wie wir es mit der Diebin Nirijan taten. Diese wurde an die Dwarschim ausgeliefert um sie der Gerechtigkeit zuzuführen.
Was aber tat Halgar? Er verweigerte sich mit der Garde zu gehen und seine Strafe vor einem Ersonter Gericht zu empfangen. Er forderte mich zum Duell um die Sache zu bereinigen. Doch einmal ehrlich? Sollte man jedes Verbrechen mit einem Duell aus der Welt schaffen können, dann wäre keinem geholfen. Gerechtigkeit definiert sich nicht durch Kampfstärke, sondern durch unsere Taten. Wie sollte ein Soldat Ersonts gegen einen Berserker der Nortraven bestehen können? Sollte jeder ehrbare Nortrave, der den langen Weg des Berserkers gegangen ist auf immer Schuldfrei sein, dadurch, dass er im Prinzip ein jedes Duell für sich entscheiden kann? Nein sage ich! Nein! Verbrechen müssen gesühnt werden und die hatte Halgar begangen.
Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen habe ich Halgar angedroht ihn mit Gewalt zu hohlen und beschwor den Leitwolf Havarr ihn herauszugeben. Hier erfuhr ich, dass Halgar wohl der Anführer der Nortraven sei. Im Akt der Drohung gab ich meinen Mannen den Befehl sich in Kampfformation zu begeben und gerade als ich dies tat befahl Halgar den Angriff auf uns. Völlig unvorbereitet wie ich war konnte Halgar sich durch die, noch nicht formierte, Linie schlagen und die Grauen Gardisten erschlagen. Viel bekam ich vom Kampf nun nicht mit, da ich Halgar nachjagte, der feige in den Wald flüchtete. Dort konnte er überwältigt werden. Der Gardist, der mich begleitete, sollte Halgar nach Falkensee bringen. So kehrte ich zurück und musste mir unsere Niederlage eingestehen. Ich stellte mich vor Havarr und gestand unseren Verlust ein, beschwor ihn meine Mannen gehen zu lassen. Einige rappelten sich bereits, verletzt, wieder auf. Was aber taten die Nortraven? Sie preschten erneut durch die Reihen und schlugen jeden Gardisten, obwohl sie noch völlig benommen waren, abermals nieder. Mich selber nahmen sie mit Waffengewalt gefangen.
In der Kerkerzelle traf der Gardist ein, der Halgar nach Falkensee bringen sollte. Der Graue, der mich hier anklagt, hatte den Gardisten überwältigt und fast tot geprügelt. Ich wurde in die Taverne geschafft, da die Nortraven verhandlungen führen wollten. Halgar selber übernahm dies nun. Er drohte mir und meinem Kameraden mit dem Tode. Ich sollte wählen. Wie ehrbar ist es jemanden wählen zu lassen wer sterben soll? Natürlich entschied ich mich für das Leben meines Kameraden und gegen das meine. Der Graue aber mischte sich ein uns meinte, dass der Ersonter Bund alle Taten Halgars vergessen sollte um beide Leben zu retten, ansonsten würde beide Lebenslichter verlöschen. Was nun tun? Natürlich stimmte ich zu Halgars Taten zu vergessen. Meinen Wort kann man trauen, keine Lüge kommt über meine Lippen und so betranken wir den Pakt. Nach kurzer Abwesenheit Halgars beschwor mich der Nortrave Ragnarr in sehr ehrbarer Weise irgendeinen Fehler zu begehen, damit er mich töten könne. Diesen Gefallen tat ich ihm nicht. Halgar kam zurück und sagte, dass ich gehen könne. Er gab mir allerdings in ehrbarster Form noch ein Abschiedgeschenk mit. Eine gebrochene Nase. Einem wehrlosen Mann brach er einfach die Nase. Wie ehrbar ist solches Verhalten? Wenn sich Ehre an dem Nortraven Halgar bemisst, so will ich lieber ehrlos sein, denn solche Ehre brauche ich nicht. Seine Taten vor der Abmachung mögen vergessen sein, die zukünftigen werden es nicht.
Mit meinem Kameraden zog ich ab aus dem Dorf der Nortraven. Nicht aber ohne vorher noch mit Havarr zu sprechen. Der Leitwolf ist ein Nortrave voller Ehre. Nicht wie Halgar. Wir waren uns in den meisten Punkten des Gespräches einig. Ich wage zu behaupten, dass der Nortrave Havarr einer der wenigen ist, die wirklich an einem Frieden mit dem Ersonter Bund interessiert sind. Ich bin es jedenfalls, weiß ich doch um die große Hilfe der Nortraven im Krieg zwischen Ersont und Khalandra. Verbrechen auf unserem Lehen können aber dennoch nicht geduldet werden! Nun mag mancher Feind des Ersonter Bundes behaupten, dass wir Gesetze der Nortraven gebrochen haben, dem ist aber nicht so. Das Lehen der Nortraven haben wir seit dem Friedenskampf zwischen Havarr und mir immer gemieden um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Ich sehe nur zwei Parteien, die den Konflikt zwischen Nortraven und dem Ersonter Bund immer wieder schüren. Malthust und jene, welche blind Halgar folgen!
Ja ich habe mich schuldig gemacht! Ja ich habe mich versündigt! Aber weder an dem Grauen, noch an den Nortraven! Meine einzige Schuld trage ich im Herzen. Meine geringe Erfahrung im Feldeinsatz sind meine Schuld. Ich hätte damit rechnen müssen, dass Halgar den Angriff befiehlt ehe ihm Schaden zugefügt wird! ich hätte damit rechnen müssen, dass meine Kameraden hätten vorbereitet sein sollen. Ich hätte gleich in aggressiver Haltung gegen Halgar ziehen müssen. Dafür bin ich schuldig. Meinen Kameraden gegenüber trage ich die Schuld für immer in meinem Herzen. Meine Schuld muss ich vor den heiligen Vieren verantworten. Ihnen muss ich reue zeigen und nicht einem eingebildeten Spion Malthusts, der sich in seinen Lügen als "Freund" schimpfte!
Ich hoffe Grauer, dass du dich an den ausgesprochenen Lehensbann hällst, denn die Folgen für deine Taten wären Katastrophal! Spionage, Lügen, Intrigen, Verrat und aktive Angriffe auf den Ersonter Bund sind keine kleinen Delikte und werden ihre Folgen haben, wenn du mich herausforderst! Eher kämpfe ich Duelle gegen den Cho der Orken, der mehr weit mehr Ehre im Blut hat als du! Und damit meine ich wahre Ehre und nicht solche, wie du sie über den Nortraven Halgar definierst! Ich werde keinem Duell zustimmen, bei dem ich glauben müsste bald ein Messer in meinem Rücken zu haben!
Waldemar Delarie
Gardewaibel der Garde des Ersonter Bundes