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 Betreff des Beitrags: Ein Anhang zu der Oratio Prima.
BeitragVerfasst: 10.10.10, 19:38 
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In Falkensee am Brett des Marktplatzes findet sich seit den früheren Abendzyklen des heutigen Tages eine Schrift, die unter die Oratio Prima von Antonius geheftet wurde.
Das Schriftbild ist sachlich und korrekt gehalten und weist auf jemanden hin, der viel und oft schreibt - und sich weniger mit Dekoration aufhält.


Zitat:
Ehrwürdiger Diener Antonius,

Bitte verzeiht mir, auf diesem Wege an euch heranzutreten. Oftmals versuchte ich, euch in Falkensee ausfindig zu machen - erfolglos, bedauerlicherweise. So muss ich auf die Methode des öffentlichen Briefaustausches zurückgreifen. Ich hoffe, dass ihr dafür Verständnis haben werdet: Nur so wird es unseren Mitmenschen möglich sein, die Gedankengänge und verschiedenen Theorien nachvollziehen zu können. Denn die Thematik selbst, die früchtetragende Aneinanderreiberei der verschiedenen Religionen - Religionen, die auf Falandrien oft geographisch weit voneinander entfernt sind und doch hier in der Provinz tagtäglich miteinander kollidieren - ist zweifelsohne von größtem Interesse für die Allgemeinheit.
Ich bin lediglich ein Lehrer und Reisender, und doch hoffe ich, während meiner extensiven Reisen über Falandriens exquisitem Antlitz die eine oder andere Sache richtig aufgeschnappt, will heißen, verstanden zu haben. Jene wirren und losen Gedankenfäden sind es, die mir viel Kopfzerbrechen bereitet haben und immernoch bereiten. Eventuell könnt ihr mir Abhilfe verschaffen, wenn ich diese Ansätze und Überlegungen hier verfasse, auf dass ihr in eurer Güte antworten und mich beruhigen mögt.

Zum Bewusstsein:

Denn seht ihr, stutzig machte mich die unerklärte Einteilung der Götter nach dem Vorhandensein des "Bewusstseins". Wir müssen uns nicht in Menstheorie ergehen, um festzustellen, dass das Bewusstsein eine sehr diffizile und schwer festzuhaltende Sache ist. Das Bewusstsein eines Menschen kann durch Kopfverletzungen gar absonderliche Formen annehmen. Allein die Tatsache, dass mundane Verletzungen eine durchschlagende Wirkung auf das sogenannte Bewusstsein von uns Sterblichen haben können, ist Zeuge für den Rückschluss, dass man vorsichtig sein musst, wenn man es als Maß an Wesen anlegt. Es ist eine biegsame Sache - ich selbst durfte Zeuge eines Unfalls in einer Werft werden, der dies schmerzlich aufzeigte. Ein metallerne Stütze brach unter der Last der halb konstruierten Schiffshülle in der Mitte durch. Der obere Teil wurde fortgewirbelt und durchschlug mit der spitzen Bruchkante voran den Schädel eines Arbeiters. Der Mann überlebte, wie durch ein wahrhaftiges Wunder der gnädigen Götter selbst, und doch war er danach ein anderer Mensch. Aggressiv statt nachsichtig, ungestüm statt achtsam.
Menschen kann man einfach beobachten, um Ursache und Konsequenz zusammen zu führen. Bei den Göttern jedoch ist es unfassbar viel schwieriger, denn sie sprechen nur zu den sehr wenigen Glücklichen unter uns Sterblichen - und sie selbst zu erblicken, muss wohl den Tod durch ihre geistessprengende Pracht bedeuten. Wie können wir uns also anmaßen, Wesenheiten fern unseres Verständnisses so über einen Kamm zu scheren?

Zum Wesen des Göttlichen:

Eure Feststellung, dass die Viere und die En'Hor nichts gemein haben, ist durchaus korrekt und selbstverständlich. Und doch lamentiert ihr, ehrwürdiger Diener, den Umstand, dass den En'Hor die Tugenden der Sa'Hor abzugehen scheinen. Es stimmt, dass man einen Vulkanausbruch niemals ungebührlich wird zögern sehen. Stürme fegen und reißen an allem und jedem in ihrem Pfad und machen keine Ausnahme - selbst, wenn das das Ende eines Fischerdorfes oder gar einer Stadt bedeuten sollte. Sturmfluten weinen nicht, wenn sie Mann und Maus mir nichts, dir nichts einfach ertränken. Erdbeben sind an Feiertagen nicht andächtig und beben leiser vor sich hin, Gewittern ist es völlig gleich, ob sie einen Baum oder einen Bergarbeiter mit Blitzen malträtieren.

Doch denke ich, mit Verlaub, dass ihr fehlentschieden habt, als ihr die Überzeugung gefasst habt, dass dies einen Mangel an dem schwer definierbaren Funken des Göttlichen bedeutet. Was ist göttlich?
Macht es einen Gott aus, dass er einen metaphysischen Finger aus der zweiten Sphäre herabstreckt um uns Weisungen zu geben? Dann sind die En'Hor ebenso Götter, denn ihre Diener handeln wohl auf ihr Veranlassen hin.
Macht es einen Gott aus, dass er Wohlwollen über gefällige Taten der Sterblichen ausdrücken kann? Dann sind die En'Hor ebenso Götter, denn sie besitzen Sendboten, die sogenannten Elementargeister, die diese Aufgabe für sie übernehmen. Die schwer fass- oder auch nur sehbaren Wesen, die den besonders schönen und natürlichen Orten wie Tropfsteinhöhlen, idyllischen Teichen und uralten Eichen zumeist innewohnen und durchaus in der Lage zu zusammenhängenden Gedanken sind und durchaus geistreiche Konversation führen können.
Macht die Macht einen Gott aus? Dann sind die En'Hor ebenso Götter, denn nur ein Irrer oder Blinder würde allen Ernstes behaupten, dass die Elementarherren auch nur ansatzweise weniger sein könnten als die Summe all' der wunderbaren Schöpfungen um uns herum. Denn wenn die Schöpfungen der Viere seelisch-tugendhafter Natur sind, dann muss folglich alles Mundane, all das Anfassbare, all das Riechbare, all das Schmackhafte, all das Sehbare aus der Substanz der Elementarherren geschaffen worden sein - ein Stein wie auch ein Lebewesen, auch wenn dieses mehr Tiefe gewinnen mag durch die faszinierenden Verflechtungen einer funktionstüchtigen Seele.
Macht es einen Gott aus, dass er logischen Gedankengängen folgen und gute Schlüsse ziehen kann? Dann sind die En'Hor ebenso Götter, auch wenn ihr exakt diesen Punkt bemangelt haben mögt. Ich werde später näher darauf eingehen, wenn es um die Ziele und Absichten der Elementarherren geht.

Zu tieferen Zusammenhängen:

Im Folgenden werde ich meine Reaktion auf den Rest eurer Oratio zusammenfassen, ehrwürdiger Diener. In gebotener Kürze, denn wir wollen einen potentiellen Leser unserer Schriften gewiss nicht ungebührlich ermüden, indem wir wie die sprichwörtliche Katze um den heißen Brei herumtapern bis er kalt ist. Und kalter Brei zumindest ist oft hart, gar zäh.

Ich muss erneut in meiner bescheidenen Meinung von der Euren abweichen. In diesem Falle geht es um die Intention der Elementarherren. Ihr stellt heraus, dass ihr Sinne und Willen nur dem Kampf gegen den Einen und für die Viere gelten sollte und degradiert sie damit (als logische und durchaus nachvollziehbare Konsequenz) zu Dienern zweiter Klasse - unvollkommenen noch dazu, denn sie weichen mit der vorgegebenen Neutralität von der Entschieden- und Entschlossenheit der Viere im Kampf gegen ihren Sohn ab.

Es gilt, sich zu fragen, ob es nicht andere Belange gibt, die der Aufmerksamkeit der Fünf En'Hor beanspruchen. Namentlich, der Kompromiss zwischen konservativer Ordnung und neu schaffendem Chaos, der Entropie. Eine zweite, moralische Ebene gewissermaßen, die es angemessen zu berücksichtigen gilt, auf dass sie nicht zu Komplikationen und Missverständnissen mit den Anhängern der Ersten, Gut und Böse, führen möge. Erscheint es nicht logisch, dass die Schöpfer der Materie sich auch mit der Pflege eben jener befassen sollten? Auf meinen erwähnten Reisen überkam mich immer wieder ein tiefes Gefühl der Faszination für eben diese leblose Schöpfung, das scheinbare Beiwerk zu der Krone der Menschheit. Wer hält die Bergkämme spitz, wenn doch tag ein, tag aus ein schneidender und schleifender Wind über sie hinweg fegt? Wer bestimmt, wann Ignis' Blut nicht länger in Riens' Leib gehalten werden darf und sich ein Ventil suchen muss - einen Vulkanausbruch? Und wieviel soll es dann sein, wer gibt soetwas vor? Wer gibt jedes Frühjahr den verfrorenen Blüten den Impuls, sich wieder gemeinsam zu öffnen um einem neuen Götterlauf optimistisch und farbenfroh in das Gesicht zu sehen? Wer hat festgelegt, dass das menschliche Herz ausgerechnet in dem Rhythmus erklingen soll, der uns allen nur zu gut bekannt ist? Viele meiner Mitreisenden waren der Überzeugung, dass es die Herren der Elemente sind, die die ausgesprochen komplexe und komplizierte Uhrwerk am Laufen halten, dass das Leben als Zugabe überhaupt erst ermöglicht. Jeder Mensch, der den Hauch der Viere und des Einen in sich trägt, fordert den Elementen zum eigenen Überleben eine Unmenge ihrer Gaben ab, die diese bereitwillig herausgeben - doch bedarf es wirklich eines Gottes, auch für die Verfügbarkeit dieser vielfältigen und von Grund auf wunderbaren Gaben zu sorgen.

Die Elemente sind also primär mit ihrer Selbsterhaltung beschäftigt. Doch geschieht dies ganz gewiss nicht auf die dumpfe und stumme Weise, die ihr andeutet, ehrwürdiger Diener. Sie haben ein System von solch grandioser Genialität entworfen, dass kein Mensch es jemals in seiner Fülle erfassen könnte: die Natur. Boden, der verdörrt, wenn er zu gierig beackert wird. Die verschiedenen Kreaturen, jede Einzelne durch die wohlüberlegenden Hände Riens geschaffen, die sich gegenseitig nützen oder schaden, in jedem Falle aber regulieren und zugleich im Zaum halten. Wind, der sich seinen eigenen Weg durch die Felsklüfte und Berglandschaften sucht um Xans Tränen an die Orte zu tragen, die sie verdienen oder benötigen. Und dann erst das Wunder des Wassers, einer Substanz, wie es keine Zweite auf Tares Antlitz geben kann. Nicht zu unterdrücken, aber anpassungsfähig und damit zufrieden, jede Form und jedes Behältnis aufzufüllen, in das es gegeben wird. Die einzige Flüssigkeit unter Hunderttausenden, die unseren Durst wirklich und gründlich. zu stillen vermag. Und dann erst Astraels Gabe, die Magie, und ihre wunderlichen Wechselwirkungen mit den Elementen, wie wir sie kennen. Intrikante Gleichgewichte von winzigem Ausmaße und unfassbarer Anzahl, die sich summieren und nach dem Willen der En'Hor justiert werden. Niemand kann beim Anblick ihrer Schöpfungen verneinen, dass dort Götter am Werke waren, denn nur solche können das Verständnis der Sterblichen auf solch eine Art und Weise erweitern, dass man sie ein Leben lang studieren könnte, ohne dem fernen Ziel des vollkommenen Verständnis auch nur einen ganzen Schritt näher zu kommen. Vielleicht ein Zehenspitzen-Tippelchen. Ihre Werke rühren seit dem Anbeginn der Gonai, der Völker wie wir sie heute kennen, die Herzen eben jener, inspirieren und ermutigen und schenken ihnen Kraft und Zuversicht, die sie in sich selbst so nicht hätten finden können. Ein armer Mann ist es, der beim alltäglichen Anblick des Sternenhimmels nicht noch einen Schauer verspürt und eine Gänsehaut bekommt bei dem Gedanken an die unermessliche Entfernung und die fremdartigen Lichtpunkte am Firmament, die doch so ähnlich sind wie wir: Auch sie sind aus den selben vier, fünf, Elementen geschaffen worden.
Diese Elemente unseres Körpers sind es auch, die wieder frei werden, wenn er nach dem Todeszeitpunkt und der Verwesung vollständig zerfallen ist. Fleisch wird zu fruchtbarem Humus und mag dereinst einem Baum oder einem Strauch als haltender Grund und nährender Boden dienen. Der letzte Atemzug ist vereint mit seinen Brüdern im Wind und mag im Laufe seiner niemals endenden Existenz mehr von Tare sehen, als sein ehemaliger Besitzer es sich in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können. Blut wird gefiltert und zum Trunk für Flora und Fauna und die Körperwärme selbst wandert hinüber in den Magen des aasfressenden Geiers, beispielsweise. Nichts ist verloren, und alles dreht sich in einem Kreislauf, der in sich selbst mündet. Seht eure Hände an! Sie könnten Sternenstaub sein, Überreste oder zukünftiger Bestandteil eines der fernen Lichtpunkte.

Verzeiht mir. Ich könnte stunden- und seitenlang über solche Dinge reden.

So ist es nicht das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, das sie primär interessiert. Viel eher die Erhaltung ihrer Schöpfung, im Kompromiss mit dem gelegentlichen Eingeständnis eines Neuanfangs um neuen Kreaturen und Möglichkeiten ihren verdienten Platz einzuräumen. Überschneiden tuen sich diese Dinge, wenn der Eine, oder die Viere, in diesen tiefgründigen Prozess eingreifen. Eine Schreinschändung oder Reliktdiebstahl ist eine solche Tat, denn es handelt sich dabei um Orte und Gegenstände, die gewissermaßen Grundsteine in einem hierarchisch höher angeordneten Gleichgewichtskreis und damit von immenser Bedeutung sind. So ist nur verständlich, dass die Elemente und ihre Diener dann alles daran setzen würden, den Status Quo wiederherzustellen. Schreinschändungen sind zu meinem tiefsten Bedauern und gewiss auch eurem nicht nur auf den Einen beschränkt, sondern kamen auch im Rahmen der Inquisition und kommen immernoch gelegentlich durch Unwissende oder vorsätzliche Verwüster vor. Im kleineren Rahmen ist auch ein unrechter Umgang mit den Elementen in diese Kategorie einzuordnen, auch wenn er nicht so schwer wiegt und kaum herbeizuführen ist. Riens Leib wird jede Feldfrucht geduldig tragen, da bin ich mir sicher. Die selbstverständliche Grenze ist erreicht, wenn der Acker aus bösartiger Absicht gesalzen oder pervertiert wird.

Ich hoffe, dass ich damit einen kleinen Einblick in mein bescheidenes Wissen zur Gleichgewichtskunde geben konnte. Denn das Eurige, der Lauf des Lebens, trifft nur auf die Beseelten und ganz gewiss nicht auf die Elemente zu - denn dass Galtor einen Stein mit sich nimmt, das muss ich noch erleben.

Es verbleibt in Hochachtung,
Lazalantin.
Lehrer.


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 Betreff des Beitrags: Ein Anhang zu der Oratio Tertia.
BeitragVerfasst: 17.10.10, 15:26 
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Und erneut findet sich ein Zusatz, dieses Mal unter der Oratio Tertia. Oberhalb der Anrede noch sieht man die Hälfte eines eingetrockneten Flecks, der wohl vom Rand eines Weinglases stammt - und tatsächlich auch weinrot ist.

Zitat:
Ehrwürdiger Diener Antonius,

Und erneut gilt es, höfliche Kritik an eurem zumindest qualitativ hochwertigen Werk zu üben.
Zur Lernfähigkeit der En'Hor:

Als Beispiel für die viehisch-tierische Stur- und damit Dummheit der En'Hor führtet ihr bis jetzt zwei Mal ihre Entscheidung am Ende der Amulettkriege an. Im Folgenden möchte ich versuchen, dies aus einer nicht menschlichen, sondern viel eher elementaren Sichtweise darzulegen, in der Hoffnung, dass die Beweggründe dahinter dann offensichtlich werden mögen für euch.
Es ist festzustellen, dass sich die direkten und außerplanmäßigen (ein Adjektiv, das im späteren Zusammenhang wichtig sein wird) Eingriffe der Elementarherren an einer Hand abzählen lassen. Zum Zeitpunkt der Schöpfung riefen sie ihre vier Elemente in die Existenz und erwählten sich Stellvertreter, die Uralten und die Alten, um über diese zu wachen und sie zu hegen. Als das brutale Urvolk der Gangreij die zarten Laryseij im ersten Krieg der Schöpfung an den Rand der Vernichtung brachten, da wirkten sie mit den Vieren Hand in Hand, um auf Psalatrils Ansinnen hin die Laryseij zu bewahren. Der letzte Vorfall dieser Art aber war das Ende der Amulettkriege, über das nun wirklich schon genug Worte verloren wurden. Die Viere aber begleiten uns Menschen oft auf Schritt und Tritt und ich bin mir sicher, dass euch dutzende geschichtliche Begebenheiten einfallen würden, die dies untermauern. Sie sind präsent, aktiv und vor allem um unser Wohlergehen scheinbar geradezu müttlich/väterlich besorgt.

Warum aber verhält es sich so? Die Antwort ist, dass die En'Hor eine andere Art an den Tag legen, die von allzu vielen missinterpretiert wird. Die En'Hor müssen uns nicht Tag für Tag auf die Finger klopfen, damit alles in ihrem Sinne abläuft. Denn als sie die Elemente schufen und aus diesen wiederum selbst geboren wurden (ein interessantes Paradox!), da gaben sie der neugeschaffenen Materie Regeln mit auf den Weg, die sie formen und erfüllen sollten. Diese Regeln sind es, in denen wir die En'Hor wiederfinden und die das wahre Ausmaß ihrer Majestät darstellen. Jedes Menschenkind kann mit einem Eimerchen einen Haufen Sand aufschütten. Aber nur Göttern wie den En'Hor ist es möglich, diesen Berg nicht nur perfekt zu formen und mit all den verschiedenen Sedimenten zu füllen, wie die Bergleute unter uns sie kennen mögen, sondern auch die bloße Tatsache der Interaktion zwischen den Elementen zu ermöglichen. Dass Wind vom Berg gebrochen wird und sich schaurig heulend neue Wege sucht. Dass ein beständiges Rinnsal über Jahrhunderte hinweg eine Furche in den massiven Fels graben kann. Dass der Berg von Ignis' Hand berührt dessen Wärme in seinem Innersten bergen kann, bis sie wieder hinaus gelassen werden muss.

Aber das ist noch nicht alles! Das Werk der En'Hor ist es, dass ein Lagerfeuer brennen kann, und dass auf ähnliche Art und Weise Eichenholz vom Köhler verbrannt wird um uns in Morsans Zeit des Götterlaufs Wärme zu spenden im Herdfeuer. Das Tun Riens ist es, dass ein kränkliches Reh von einem Beutereißer zur Strecke gebracht und gefressen wird, um diesen zu stärken. Dieser wird wiederum eher Junge zeugen können, sodass der Tod eines Rehs zum Leben eines halben Dutzends junger Welpen oder Küken führen mag - die dann irgendwann womöglich den Magen eines Jägers füllen, der Waidmannsheil hatte. Welcher wiederum irgendwann sterben wird, sodass der verrottende Körper wieder zu fruchtbarem Humus wird für neue Pflanzen. Der sterbende Atem wird freigelassen, die Körperwärme verflüchtigt sich. Diese Worte werden euch bekannt vorkommen, denn ich verwendete sie bereits in meiner Rezension, doch in einem anderen Zusammenhang.

Denn sie legen auf eindrucksvolle Art und Weise dar, warum die En'Hor nicht eingreifen müssen. Am Beginn aller Zeit haben sie eine perfekte Schöpfung und eine göttliche Idee geschaffen, die immer wieder zu sich selbst zurück findet. Entweder durch die zahlreichen ausgleichenden Faktoren oder durch das mühselige Werk der niederen Elementargeister und ihrer sterblichen Geschwister von den Orden der En'Hor, die über Falandrien hinweg verteilt sind. Sie haben keine Fehler gemacht, aus denen es zu lernen gäbe - denn selbst das Verfahren mit dem Einen war völlig gerechtfertigt aus ihrer Sicht heraus. Ich bin mir sicher, dass ihr mit dem Argument zur kosmischen Notwendigkeit des Einen als Gegengewicht mehr als vertraut seid, und, dass ihr auch um dessen chaotische und damit potentiell neuschaffende Funktion wisst. Darauf muss ich nicht weiter eingehen. Wie ein Gärtner - denn genau das sind sie! - schnitten sie einen aus dem Gemüsebeet ragenden Trieb ab, um ihm stattdessen zu ermöglichen, wieder in besserer und gerader Form zu wachsen. Würdet ihr die ganze schmackhafte Rübe einfach unreif aus dem Erdreich zerren und verrotten lassen?

So sind die En'Hor ganz sicher alles andere als verständnislos: Denn in ihrer grenzenlosen Vielfalt wussten sie bereits um all' die Dinge, die ihren Elementen widerfahren könnten und trafen Maßnahmen, damit diese sich selbst ausgleichen könnten. Es ist für sie unnötig, jeden Tag aufs Neue in diesen perfekten Kreislauf einzugreifen. Die Viere hingegen haben scheinbar alle Hände voll damit zu tun ihre größte Schöpfung, die Menschheit, genauestens im Auge zu behalten, damit wir keinen Unfug anstellen - göttliche Kindserzieher sind sie, denn der freie Wille lässt sich weder vorhersagen noch beherrschen und ist damit zu einer Lästigkeit für die Viere selbst geworden. Jeden Wimpernschlag aufs Neue mag eine ehemals treue Seele in der Gefahr schweben, dem Einen zu verfallen. Steine aber neigen dazu, ruhig zu liegen und zu 'schlafen' wie ein.. Stein.

Zur Logik und Beweislast:

Nun, da der Grundstein eures Arguments geschwächt worden ist, gilt es aus Höflichkeit und Anstand heraus euch die Möglichkeit zu bieten, ihn wieder aufzupäppeln. Ich wünsche nurnoch, als verwandten Exkurs gewissermaßen, darauf hinzuweisen, dass ihr einen logischen Fehlgriff begangen habt. "(...) aber das einhundert wahrhafte Gründe für eine Behauptung schwächer sind als eine einziger Grund gegen die Behauptung.", schreibt ihr, und doch verhält es sich nicht so. Eure Schrift dient dem Zweck, die axiomatische Göttlichkeit der Elementarherren zu disputieren und trägt damit die Beweislast, das Gegenteil zu beweisen. Klassisch fehlerhaft wäre es nun, diese Beweislast umkehren zu wollen. Ein Hund ist solange als ein Mann anzusehen, bis der schlüssige Gegenbeweis erbracht werden kann (um auf euer Gleichnis zurückzukommen), und dieser ist momentan noch zu vermissen.

Es verbleibt in Hochachtung,
Lazalantin.
Lehrer.

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Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον


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