Über das Wesen der Seele.
Das Ziel dieses kleinen und mit Nichten allumfassenden Schreibens soll es sein, das Wesen der Seele zu erörtern, was sie von den elementaren und den belebten Dingen unterscheide, sowie auf das Streben der Seele einzugehen.
Teil I.
Wie wir aus der Schrift wissen, handelt es sich bei der Seele um einen Teil des göttlichen Lichtes der Viere. Dieser Teil ist dadurch, dass er aus dem Wesen der Viere entstammt unsterblich und ewig.(siehe hierzu Phan 14.) Der göttliche Teil der Seele muss auch jener sein, welcher die eigenständige Bewegung des Wesens, seinen freien Willen darstellt. Dies ist das größte Geschenk der Viere an ihre Schöpfung. Er ist jener Teil, welcher es dem denkenden Wesen ermöglicht Erkenntnis zu erlangen. Seelenlose Dinge, wie beispielsweise die Elemente, folgen lediglich ihrer Art her einer einzigen Bewegung. So steigt das Feuer beispielsweise nach Oben und breitet sich stets aus, das Wasser hingegen strebt nach Einheit und nach Unten. So sinkt Wasser stets nach unten und formt im Fallen eine Kugel. Ihnen ist weder Wille noch etwas selbst Handelndes Gemein. Sie folgen lediglich den Begebenheiten ihrer Natur, sie bedürfen Nichts und fühlen ebenso nichts.
Der Mensch (als Beispiel für beseelte Wesen) besitzt nun aber mehr als diese eine, seiner Natur nach eine Bewegung, die nach Oben oder Unten, sondern ist befähigt seine Bewegung nach seinem eigenen Willen zu lenken. Dies unterscheidet ihn auch von den zwar belebten und bewegten aber nicht beseelten Dingen, den Tieren und Pflanzen. Diese Tiere mögen zwar ebenso eine eigenständige Bewegung haben, sie können aber auch in mehr als eine Ihnen von der Natur her vorbestimmte Richtung streben. Dennoch obliegt ihr Streben in der Bewegung einem Zwang. Dem animalischen Zwang der Triebe.
Das Tier, mehr noch als die Pflanze deren einzige Bewegung die des Wachsens ist, mag sicherlich entscheiden können, in welche Richtung es geht, aber nicht was es tut. Denn was es tut, das ist ihm von Begierden und Instinkten vorbestimmt. Das Tier wird nicht auf das Essen verzichten, weil es einen eigenen Entschluss getroffen hat, auf das Essen zu verzichten. Sollte es darauf verzichten, dann wenn überhaupt weil es keinen Hunger hat oder ihn ein äußerer Einfluss dazu zwingt es nicht zu tun.
Demnach kommen wir zu der Unterscheidung zwischen dem was belebt ist und dem was wahrlich beseelt ist. Hierbei findet sich der Unterschied zum beseelten Wesen, in der Form, dass jenes in der Lage ist, seine Entscheidungen gemäß der Vernunft und Überlegungen zu treffen und somit den höchsten Grad der Freiheit im Sein erreicht hat. Somit ergibt sich die Aufteilug nach folgenden Teilen:
Den einfach lediglich bewegten Dingen, welche die Elemente darstellen, die belebten Dinge, welche die Tiere und Pflanzen darstellen sowie die beseelten Dinge, welche die vernunftbegabten Wesenheiten sind.
Weswegen sich daraus folgende Hierarchie der Dinge ergibt: Beginnend mit den Elementen als geringste Art des Seins. Dies entspricht auch unserer Art der Sprache. Reden wir von etwas Geringem oder etwas Basalem, sprechen wir von etwas Elementarem. So wie wir auch von Elementarwissen reden etc. Dieses Elementare mag zwar bewegt, aber noch nicht empfindend sein. Demnach ist das nächst folgende, das Belebte, also Pflanzen und Tiere, welche empfindend, jedoch noch nicht vernunftbegabt und in ihrem Handeln nicht frei sind. Würde ein Mensch nun nur gemäß animalischer Lüste und Instinkten handeln, würden wir ihn auch zurecht ein Tier schimpfen. Den Pflanzen und Tieren mag zwar der Atem des Lebens gegeben sein, doch kein göttlicher Teil innewohnen, demnach auch keine Freiheit.
An höchster Stelle kann folgerichtig also nur das beseelte Wesen stehen, welches nicht nur bewegt, empfindend, sondern auch vernunftbegabt und frei in seinem Handeln ist. Ihm allein ist es möglich, da er selbst einen Funken des göttlichen Lichtes in sich trägt, Erkenntnis über das Göttliche, also die Viere zu erhalten und um so größer wird die Erfüllung der Seele, denn nur so mag sie die Nähe zu ihrem Ursprung erfahren. Demnach ist der Weg zur Erkenntnis nur über das Bekenntnis zu den Vieren begehbar. Der Ungläubige, wird die Wahrheit niemals finden, wenn er sie nicht in den Vieren sucht. So werden die Heiden stets in ihren Unglauben abdriften, solange sie versuchen sich die Welt aus ihrer eigenen heidnischen Sicht zu erklären. Sie mögen zwar dem Guten folgen, wie es ihrer Seele eigen ist, unter Umständen ein gutes und gerechtes Leben führen, doch niemals die Erfüllung des größten Glückes -der Einswerdung mit dem heiligen Licht der Viere- erfahren.
Teil II.
Die Seele nach der Wiedervereinigung mit dem Licht der Viere, dem Zentrum allen Seins, dem Horlaf. Dies liegt daran, dass sie ursprünglich eine Einheit bildeten, denn wie schon zuvor genannt, besitzt die Seele einen göttlichen Teil. Doch jedes Ding, welches einer Einheit entstammt, wünscht jene Einheit wieder zu vollenden. Dies sehen wir auch in allem, was uns umgibt. So Schmerzt es den Liebenden, von seinem Partner getrennt zu sein. Ebenso die Mutter, welche von ihrem Kind getrennt ist. Sie streben nach dem Anderen um ihre Einheit wieder herzustellen. Ebenso verbindet sich das Wasser im Eimer eiligst mit Wasser in einer Wanne, wenn man es zusammengießt. Was eine Einheit war, wünscht jene wieder zu vollenden.
Demnach ruht jeder Seele ein Streben nach dem Guten inne. Doch versucht das Böse unentwegt diesem Streben der Seele nach Einheit mit dem Guten entgegen zu wirken. Mit allen Mitteln versucht es die Seele an ihrem Streben zu hindern und die Seele mit allerlei Verfehlungen, Schmutz und Unrat zu beladen. So dass sie in ihrem Elend verblendet werde und zum Bösen hinunter gezogen werden. So sprechen wir auch davon, dass wenn wir uns in schlechter Gesellschaft befinden, wir von jener herunter gezogen werden. Der sprachliche Gebrauch rührt hiervon her. Doch um jenem Befall des Bösen entgegen zu wirken, gaben uns die hochheiligen Viere die Tugenden, welche ihrem Wesen eigen sind mit. Wir können diese Tugenden erkennen und wertschätzen, weil sie in uns, da wir einen göttlichen Seelenfunken besitzen auch erkennen.
Diese Tugenden, der Gerechtigkeit, Tapferkeit, Genügsamkeit und Güte entspringen dem Wesen der Viere und sind unserer Seele somit ebenfalls verbunden. Lebt das beseelte Wesen nach diesen Tugenden, wird es nicht nur zu seinen Ursprung zurückfinden, da es vor den Einflüsterungen des Bösen gefeit ist, sondern wir auch, da es ein Leben gemäß seiner Natur ist, ein sehr glückliches und erfüllendes Leben führen.
Doch wenn die Seele erst einmal beschmutzt ist, muss sie erst gereinigt werden, ehe sie in das Licht einkehren kann. So sie es nicht, durch aufrichtige Reue im Leben vermag, so wird dies nach dem Tode, gemäß heiligem Richtspruch, geschehen. Doch gnädig sind die Viere, da es ihre Natur ist, so dass jeder seine Seele reinigen kann, der sich mit wahrhaftigem Entschluss vor den Vieren nieder wirft und mit aufrichtiger Reue um Vergebung sucht. Tut er dies nicht und verstirbt mit Bösem und Unrat beladener Seele, so kann er nur nach dem Tode, durch das Feuer gereinigt werden.
Wie das ungenießbare Wasser durch das Kochen gereinigt wird, der Schnaps durch das Destillieren in seiner Reinheit angehoben wird, so kann auch die Seele durch diese reinigende Kraft des sengenden Feuers wieder gereinigt werden.
Doch sollten wir, die wir rechten Glaubens sind, stets versuchen, dass die Seelen unserer Mitmenschen schon vor dem Tode ihren Weg zu den Vieren erkennen und sich zu ihrem heiligen Ursprung bekennen. Dies ist ein Akt der Liebe zu seinem Nächsten. Denn wir können nicht wollen, dass die Seele eines anderen, erst durch das sengende Feuer gereinigt wird, anstelle des vergebenden Lichtes der Viere.
Gez.
- Bruder Ridiculus
Zum Autor: Meinen Namen will ich an dieser Stelle noch nicht nennen, sondern meinen Brüdern im Geiste ein Rätsel aufgeben. Ich tue dies nicht, weil ich die Verbannung oder den Prozess wegen der Häresie fürchte. Sondern will ich schlicht versuchen diese Schrift vor dem schweren Schatten meiner Person zu schützen. So würde keiner der wüsste, wer euer närrischer Bruder ist, dieses kleine und unbedeutende Schreiben objektiv betrachten, sondern es stets dieser einen Person zuordnen. Des Weiteren möchte ich mich erst nach und nach dem zu erkennen geben, der es vermag meinen Hinweisen zu folgen. Möge es ein Rätsel, welches versucht Laertas zu gefallen.
Auf rechtgläubige Antworten werde ich, so es meine Zeit und mein Können zulässt, eine Antwort schreiben und auch sonst noch weitere Schreiben veröffentlichen, bis mir die Lust oder der Atem vergeht.
Jeder der es vermag, meine Identität mit stichhaltig Belegen offen zu legen, dem will ich mich gern offenbaren.