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 Betreff des Beitrags: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 3.02.16, 15:13 
Edelbürger
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Zum wenigstens fünften Mal mischte sich dem fallenden Schnee Regen bei und weichte mit den matschigen Schneeflocken zusammen den zerfurchten Boden mehr und mehr auf. Das führte dazu, dass Schlamm an seinen Stiefeln klebte, so sehr er sich auch bemühte, auf unberührten Schneeflächen zu schreiten, doch deren weiche Oberflächen ließen sich nur schwer dafür nutzen. Und so war der Elf schon ein bisschen missgelaunt, als er den siebten Hof ansteuerte.
Groß waren die Bauernhöfe hier nicht, die sich rings um die Stadt Brandenstein duckten, wie Küken unter die schützenden Schwingen ihrer Mutter, aber hübsch angelegt und vergleichsweise sauber. Da hatte er auf seiner Reise von Draconis ans Meer zum Zwecke der Überfahrt elendere Gehöfte gesehen, die alles aus dem Mutterboden heraus zu holen versuchten, was irgend möglich war um die Versorgung der Bevölkerung - aber vor allem der Armeen - sicher zu stellen. Dennoch roch es auch hier mässig angenehm. Gewiss, der Geruch von Tieren störte ihn wahrlich nicht, jedoch das, was hier geballt auftrat war nur erträglich aufgrund der geringen Temperaturen, die oftmals Gestank abflachten.
Sein Weg führte ihn an einem alten Wagenrad vorbei, dass jemand aufgestellt hatte, um bepflanzte Körbe an die Streben zu hängen, und er gestattete sich ein leichtes Lächeln. Das war eine hübsche Idee, um Altes neu zu verwenden, und obendrein die Umgebung zu verschönern. Rasch glätteten sich seine Züge wieder, und wichen der Selbstkontrolle, die seine Mutter und sein Meister ihm vermittelt und geschärft hatten. Die Bewohner des Hofes sollten einen aufrechten Soldaten wahrnehmen, der sich benahm und keine Bedrohung darstellte, keinen Vagabunden.

Fast eine Stunde dauerte die siebte Befragung heute, und wieder war er nicht schlauer als zuvor. Das Ehepaar Weserbach galt als freundlich, höflich und zuverlässig. Seine sonstigen Fragen waren ins Leere verlaufen, und so verließ er den Hof wieder.
Waren sie am gestrigen Tage vor Ort gewesen, wenn ja, wann?
Hatten sie von jenem Diadem erzählt, dessen Diebstahl diese Ermittlungen ausgelöst hatte, oder von möglichen Feinden, Geldnöten? Natürlich war es kritisch, derartige Fragen zu stellen, und so streute er derlei beiläufig ein, getarnt als Sorge um den allgemeinen Wohlstand der Örtlichkeit und mit seiner mangelnden Kenntnis als Neuankömmling.
Auch die Fragen, ob die Bauersleute wüssten, wo der Onkel sich aufhielte, oder wo es eine ausreichend große Rosenzucht gab um eine Duftwasserherstellung zu ermöglichen hatte er gestellt, oder ob ein entsprechender Alchemist seine Blumen aus verschiedenen Quellen beziehen müsste.
Maichellis kniff sich in die Nasenwurzel, und zählte im Geiste bis hundert, um die aufkeimende Frustration zu zügeln. Natürlich war es erbärmlich, dass ihn gerade mal 8 Stunden durch den Schnee stapfen und die Gerüche reizten, und er war froh, dass weder Hochwürden Falkensang, noch seine Mutter diese Schande mit erleben mussten; andererseits war er noch jung und hatte noch alle Zeit Tares, sich in Geduld zu üben.
Kurz musste er lachen. Was für ein Gedanke: Geduldig sein beim Geduld üben.
Ja, wieso nicht.
Nachdem er die hundert erreicht hatte, setzte er seinen Weg fort und steuerte den nächsten Hof an. Immerhin konnte er so auch zugleich überall nach dem Rechten sehen und Spuren der Wölfe, die der Marschall am Abend zuvor erwähnt hatte, suchen. Nicht, dass er sonderlich viel Ahnung von Wildtieren hatte - in Draconis gab es höchstens mal ein exotisches Haustier in der höheren Gesellschaft zu bestaunen, oder einen Tanzbären in bedauernswerten Zustand auf den Straßen, aber Befehl war Befehl, und einen angreifenden Wolf würde ihm sogar als Fey der Städte verständlich sein.
Er sortierte seine gemachten Notizen, rollte die Hadernblätter zusammen und verstaute sie in seiner Umhängetasche, folgte dann wieder dem schlammiger gewordenen Weg.
Der Vitama schien sich seinen Pfad zu suchen, und er freute sich schon auf den Duft von Blumen und knospenden Bäumen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 17.02.16, 17:10 
Edelbürger
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Selbst am nächsten Morgen hatte sich der Rosenduft noch nicht verflüchtigt, aber ein großes Wunder war das nun nicht: immerhin hatten sie allesamt einen guten halben Dunkelzyklus in diesem penetranten Dunst gestanden. Mittlerweile roch die ganze, frisch umgebaute Kaserne nach dem Duft, und Maichellis spähte bisweilen zur Türe. Irgendwie nagte in ihm die Befürchtung, jeden Moment könnte dem Duft seine Mutter zur Türe herein folgen, und dann müsste er ihr erklären, warum er noch nicht längst Marschall oder Ritter oder vielleicht auch Inselkönig geworden wäre. Immerhin hatte er zwei Wochen Zeit gehabt, da wäre das natürlich angemessen.
Rasch schob er diese zu nichts führenden Gedanken beiseite, beendete die Leibesertüchtigung - Liegestütze, Knie und Bauchbeugen sowie gymnastische Dehn und Streckübungen - und griff seine noch immer nach Rose regelrecht stinkenden Sachen, um sich damit ins Bad zu begeben. Blumenduft hin oder her.. das war übertrieben und lenkte fürchterlich ab.
Nun hatte also der Rosendieb sein wahres Gesicht gezeigt: er ging über Leichen, benutzte Kinder für seine Untaten und bestahl zu allem Überfluss auch noch einen friedfertigen Diener der Lieblichen.
Während er baren Fußes durch die so früh noch angenehm stille Burg schritt, hinab zum prächtigen und geschmackvollen Bad, dass ihn an Zuhause erinnerte und so einen wahren Hort an Wohlgefühl darstellte, ging er im Geiste wieder und wieder das Geschehen vom gestrigen Tage durch.
Erst der Duft in der Burg. War er durch den Wind herbei getragen worden, oder hatte Zauberei ihn gezielt dort hin gebracht? Der Weg bis zum Haus, aus dem der Gestank drang, war weit, andererseits war der Geruch in der Burg bereits so schwach gewesen, dass es kaum wahr zu nehmen war. Also eher der Wind, beschied er. Und das hätte dem Dieb auch Zeit genug verschafft, um sich ausreichend zurück zu ziehen.
Wie genau waren nun die Wachen ausgeschaltet worden? Das heranrückende Banner hatte selbst keine Wirkung in betäubende Richtung wahr genommen, nur die beiden regulären Wachsoldaten am Tor hatten geschlafen - tief und fest. Während der Situationsanalyse hatte Gnaden Tendarion geäußert, die Wachen wären mit Nachtschatten betäubt worden. Wie war das möglich? Hatte man ihnen vergifteten Tee angeboten? Blasrohre mit Giftpfeilen? Waren sie mit den Ausdünstungen konfrontiert worden? Wenn ja, würden sie eventuell etwas zu erzählen haben.. es sei denn, der Dunst wäre mittels Magie in ausreichend großer Menge über sie gebracht worden. Er würde sich dringend kundig machen müssen, wie Nachtschatten seine betäubende Wirkung entfaltete, und machte sich eine geistige Notiz: Erkundigungen über Nachtschatten, und die Wachen befragen.
Warum nun hatte der Rosendieb seine Vorräte auffliegen lassen? Und auch die Information, dass er seine penetrante Hinterlassenschaft selbst herstellte? So musste man eigentlich "nur noch" aufspüren, wer große Mengen an Rosen veräußerte.
Auch dies führte zu einer weiteren Frage- wozu das Ganze? Finanziell dürfte sich die bislang erhaltene Beute nicht lohnen: weder das bronzene Diadem, noch der Ehering waren von großartigem Wert, einzig der Ring des elfischen Geweihten besaß für sich genommen höhere Werte - war jedoch bei weitem nicht genug, um die bislang getätigte Investition zu rechtfertigen.
Also eher, wie Felis schon gesagt hatte, der Versuch, sich einen Namen, eine Legende zu erschaffen? Auch er hielt dies zunehmend für wahrscheinlich - oder streute der Dieb ihnen auch hier Rosenblätter in die Augen, um sie in Sicherheit zu wiegen, während er andernorts einen größeren Diebstahl vorbereitete? Bedachte man die schlichte Tatsache, dass der Rosendieb offenbar zur Ablenkung.. "entbehrliche" Kleinkriminelle einsetzte, deren Wohl und Wehe ihm gleichgültig scheinen, und die so offensichtliche Aufmerksamkeitsheischerei, erzeugten eher den Verdacht, letzteres sei der Fall. Aber was lohnte einen solchen Aufwand?
Er öffnete die Badekammer und trat ein, bettete die saubere Kleidung in einem Regal, warf die Uniformteile in den Waschzuber und machte sich an die Arbeit. Natürlich reinigte er seine Gewandung selbst: Demut, aber auch der dringende Wunsch, es wirklich gründlich zu erledigen, waren Grund genug.
Der gefangene Räuber war ein möglicher Schlüssel: wusste er, wer sie angeheuert hatte, konnte er den Rosendieb identifizieren, oder wenigstens einen Hinweis geben? Der Elf befürchtete, dass dem nicht so wäre: entweder hatte sich der Dieb wahrscheinlich verkleidet, oder einen Mittelsmann vorgeschickt. Oder, noch schlimmer, er war tatsächlich ein Zauberer, und hatte einfach mittels Illusionen die Sicht auf seine wahre Identität verschleiert.
Dennoch: es blieb dabei, den Mann musste man befragen und er hoffte, dass der erbärmliche Dieb bis da hin tatsächlich überlebte.
Irgendwas übersah er, nur was? Vielleicht war die alte Frau der Schlüssel, die den Knaben angeheuert hatte, der zur Ablenkung eingesetzt worden war? Wenn ja, wie fand man sie?
Während er die Wäsche auswrang und nahe dem Ofen aufhängte, fanden seine Gedanken stets den selben Weg: sie würden heraus finden müssen, wer die vielen Rosen veräußert hatte. Das war ihm bislang nicht gelungen, aber er kannte sich hier auch kaum aus. Vielleicht wusste Felis näheres? Er würde sie fragen müssen.
Eine akribische Kontrolle der Uniform stellte einen weit neutraleren Geruchszustand und tadellose Reinheit fest, dann stieg der Elf in das Wasser und ließ sich hinein sinken.
Genug gegrübelt.. nun galt es, der Lieblichen und Maquira Anerkennung zu zollen, in dem er ein entspannendes Bad genoss.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 1.04.16, 15:28 
Edelbürger
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(Anmerkung: ich hab nicht mehr die 100% exakte Abfolge im Kopf, und auch nicht mehr die wortwörtliche Rede. Wenn jemand sich entsprechend auf den Schlips getreten fühlen sollte, so möge er mir eine PN mit der Korrektur schicken und ich passe es an :) seid gnädig, es war spät! Ernsthaft spät!)


"Ich werde mich nun zurück ziehen." sagte er gegen den wachsenden Lärm in der Taverne. Er war müde. "Der Tag war lang und anstrengend, und der Morgige wird nicht kürzer." Tendarion nickte und lächelte. Das machte er immer: er lächelte so oft, ein angenehmer, lindernder Anblick. Viel zu oft gelang es Maik, den Impuls, zurück zu lächeln, zu unterdrücken. Er sah einer nervös anmutenden Menschenfrau nach. Sie passierte den Tisch, den Maik mit Tendarion teilte, und die Theke der roten Seeschlange, durchquerte die Taverne und verschwand in einem Abschnitt auf dem Weg zum Kamin im hinteren Teil der kleinen, gemütlichen Stube.
Der Elf stellte seinen geleerten Becher in die vor kurzem noch mit harmonisch komponierter Kürbiscremesuppe geadelten Schale, erhob sich unter dem Blick des Geweihten und trug das Geschirr zur Theke, die mit den Gaben des Ordo Vitamae beladen war. Mittlerweile war das Fräulein Ayon an die Arbeit gegangen und bediente allerlei bunt gemischte Besucher auf ihre ganz eigene, unschuldig-bezaubernde Weise. Für einen Moment gestattete er sich, das junge Menschenmädchen zu beobachten, dann verschwand sie zu der Frau, die sich alleine und abseits nieder gelassen hatte, um deren Bestellung auf zu nehmen, und er wandte sich Tendarion wieder zu. "Wenn du Hilfe benötigst, und sei es, dass ich unkooperative Individuen in ihre Schranken verweise..."
Der jüngere Elf blickte ihn verwirrt an; sie teilten definitiv nicht immer den selben Humor, doch das bedeutete nichts. Er winkte mit einem angedeuteten Lächeln ab und ließ einen Mann passieren, der ebenfalls in den hinteren Bereich der Taverne vor drang und ausser Sicht verschwand. Maik folgte ihm kurz darauf, um seinen Mantel vom Kaminfeuer zu holen, wo er ihn zum Trocknen aufgehangen hatte; weniger, weil ihn Wasser oder Kälte sonderlich störten, hauptsächlich, weil er nicht die Taverne durchweichen wollte.
Ayon hatte die Bestellung der Frau aufgenommen - Brandensteiner Landrebe - und war wieder verschwunden, und der eben noch hinzugetretene Mann hatte sich zu der nervösen Frau gesellt, als Maik sich endlich durch die volle Taverne gekämpft hatte. Warum genau war er noch gleich hier her... Tavernen bedeuteten Lärm, Gestank, Enge... ach richtig, er genoss das ja. Warum auch immer. Vielleicht eine Form von Selbstgeißelung, dachte er belustigt und und nahm den schweren Ledermantel vom Haken. Er war nun warm und trocken. Später würde er das Leder einfetten müssen, damit es nicht brüchig wurde.
Während er sich das schwere Kleidungsstück überwarf - er brauchte keinen Schutz vor der Kälte, aber das dichte Material bot Schutz in potentiellen Konflikten - machte er sich auf den Rückweg und nahm kaum Notiz davon, dass die beiden Menschen in ihrer stillen Ecke gerade ein kleines Päckchen austauschten: die Frau lieferte dem Mann etwas, und erhielt im Gegenzug offenbar eine Pergamentrolle.
Maik sortierte noch das Revers seines Mantels, während er zu Tendarion zurück kehrte, um sich ordentlich von seinem Freund zu verabschieden, als der Mann aus dem Separée durch die voller gewordene Taverne und am Elfen vorbei hinaus drängte.
Ein Geruch stieg Maichellis in die Nase, ungeliebt und zutiefst vertraut:
Rosenduft.
Sofort spürte er Aufregung in sich aufsteigen. Rasch wechselte er ins Auriel, während er die Nasenflügel weitete, die miefige, nach Regen und Menschen riechende Luft einsog: "Riechst du das auch?"
Tendarions Antwort erfolgte rasch, verdutzt: "Was denn?" - er nahm es nicht wahr. Maiks Blick glitt umher, rasch, wo war die Quelle? Sie entfernte sich - der Mann!
Eilig folgte er dem Menschen, zog die Türen der Taverne auf und stürmte hinaus in den ströhmenden, kalten Regen, der sein gerade getrocknetes Haar sofort wieder durchtränkte. Ein vager Rosenduft hing noch in der Luft, wurde jedoch rasch vom Regen mit sich getragen. Wieder blickte er umher, entdeckte in Richtung des Hafenviertels eine Gestalt, die zu der Statur des Mannes passte, und folgte ihm, doch war noch zu viel Verkehr unterwegs, als dass er ihn hätte im Auge behalten können. Nach fast hundert Schritt verlor er die Spur, fuhr herum, spähte umher. Dort hinten entfachte ein Mann mit einer Stange die Laternen, weiter daneben war eine männliche Hure damit beschäftigt, mit einem Freier zu verhandeln (eine äußerst mysteriöse und pragmatische Praktik, wie Maik fand), die Straße hinab torkelten zwei betrunkene Arbeiterinnen Arm in Arm dahin, Flaschen schwenkend. Laut und falsch und fröhlich gröhlten sie das Glaubensbekenntnis, wobei sie jedem der Viere alberne Anzüglichkeiten andichteten, die man ob ihres Lallens kaum so richtig verstand.
Nichts.. der Mann war verschwunden, in der Menge und dem Regen und in den verwinkelten Gassen der hübschen kleinen Stadt verloren.
Für einige Augenblicke stand der Elf da, spürte das kalte Wasser wie lange Finger sein Gesicht hinabwandern, wie es in seinen Kragen drang und sein Gewand darunter durchtränkte. Irgendwann bekäme er noch Schwimmflossen und Kiemen, da war er sich verdammt sicher.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 1.04.16, 17:40 
Edelbürger
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Maik führte die Gefangene - Zeugin - zwischen den Besuchern der Taverne hindurch. Nachdem er deutlich gemacht hatte, vom Banner zu sein und die Frau als Zeugin wegen einer Einbruchs und Diebstahlserie mit Entführungen und Aufruhr gegen die königliche Ordnung mit nahm, hatten die Menschen ihm Raum geschaffen und trösteten nun sogar die eingeschüchterte Kurierin. Sie hatte ihm hilflos gestanden, für einen "Mann aus dem Norden" den Auftrag ausgeführt zu haben, ohne zu wissen, was genau sie liefern musste; dass sie jedoch wusste, irgendwas gefährliches zu tun, war ihrer Nervosität wegen sehr wohl klar.
"Lang lebe der König!" hallte es hinter Maik, Tendarion und der namenlosen Menschenfrau, und er fühlte sich geradezu gezwungen mit "Ehre dem König!" zu antworten, obgleich ihn für gewöhnlich der König selbst wenig interessierte - mehr die göttergewollte Ordnung. Das Trio trat hinaus in den Regen, und der Geweihte schloss die Türe. Sofort nahm der anstrengende, aber irgendwie auch angenehme Lärm der Taverne ab und wurde durch das regelmässige, beruhigende Prasseln des allgegenwärtigen Regens ersetzt, der ihn sofort erneut bedrängte. Bei Maquira, wieso lief diese Insel eigentlich nicht über?
Sie schritten über den Platz, doch waren sie kaum 5 Schritt gekommen, als Tendarion warnend "Wir werden beobachtet." sang. Im Reflex zerrte Maik die Gefangene näher an sich, schirmte sie mit dem Körper ab, als aus den Schatten nach und nach drei Gestalten erschienen. Zwei davon - einer vor, einer hinter ihnen - wirkten eher belanglos, vielleicht angeheuerte Schläger, mit einfachen Messern. Der Dritte jedoch, der hatte Charisma, Charakter gewissermaßen, und grollte sogleich: "Gib uns die Frau."
Er hatte es geahnt, und presste die Zeugin fester an sich. Nun war ihr Leben tatsächlich in Gefahr. Seine Hand flog an den Griff von Feâr'arlan, und als er die Klinge zog, tanzte ihrem Namen zur Ehre das schwache Licht sternengleich auf dem blanken Stahl. Drei gegen Einen? Hätte er nicht zwei Leute zu schützen, wäre das eine Herausforderung, die er genießen würde, doch so verkündete er nur lautstark eine Drohung: "Zieht euch zurück, dann geschieht euch nichts." bei den Räubern neulich hatte das halbwegs funktioniert, und auch wenn er wusste, dass er mit der zitternden Zeugin in seinen Armen keine Chance hatte, auch noch Tendarion zu schützen, legte er jedweden Funken Überzeugung in seine Stimme, die er aufbringen konnte.
Neben ihm wallte Astraels Gabe auf und er warf Tendarion einen kurzen Blick zu - der Elf löste sich auf, wurde zu einem Schemen, verging binnen weniger Herzschläge. Gut - eine Sorge weniger. Er lächelte grimmig, froh über das besonnene, kluge Handeln seines Freundes, dass ihm eine Sorge abnahm, und drängte die Frau weg von den Männern, die sich mit erhobenen Waffen näherten, geduckt und kampfbereit. "Zieht euch zurück!" grollte er und hob das Lind'ri an, von dessen blanker Klinge der Regen abperlte und ihm auf die Hand troff. Ein Wumms, Klirren, und einer der Männer hatte seine Waffe fallen gelassen - offenbar hatte Tendarion sich angepirscht und ihn mit einem gezielten Hieb ohne ihn zu verletzen entwaffnet.
Er blickte zum Anführer der Dreie und sah, wie dieser einige Schritte zurück machte und seinen Männern Anweisungen zurief. "Setar, da runter!" befahl er und scheuchte den Anderen weg. Dann, während Maik schon zu hoffen wagte, das Ganze unbeschadet zu überstehen, ließ der Anführer seine Hand fallen und donnerte: "Schatten! Erledige es."
Der Elf riss die Augen auf und warf sich samt seiner zitternden und vor Angst wimmernden Last beiseite, als ein hartes, lautes Klacken ertönte. Eine Armbrust. Und obgleich er in genau der Richtung die Zeugin schützte, aus der jenes Geräusch kam, und sich mit ihr zur Seite warf - trotzdem spürte er sie zusammen zucken, fühlte das Blut gegen sein Gesicht, seinen Hals spritzen und wie sie in seinen Armen röchelnd erschlaffte. Er erstarrte, fassungslos den gefiederten Bolzenschaft anblickend, der aus dem Hals seines Schützlings ragte, und fühlte die Wut gegen seine Selbstkontrolle ankämpfen.. unsagbare, rasende Wut..

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 1.04.16, 18:19 
Edelbürger
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Die Männer waren verschwunden, dafür war Tendarion wieder - sprichwörtlich - erschienen und nahm ihm die zusammenbrechende Frau ab. Grimmig warf er sich herum, leise Flüche ausstoßend, die er auf den Straßen Draconis' gelernt hatte, und entdeckte noch während er los rannte die schattenhafte Gestalt auf dem Dach im Osten. Die Zähne zusammen beissend schob er Feâr'arlan zurück zu ihrer Schwester in das Wehrgehänge, und nahm Tempo auf dem nassen, glatten Boden auf, dankbar für seine festen Stiefel, die ihm zu seinem ohnehin ausgeprägten Gleichgewichtssinn guten Halt gaben. Er sammelte die Kraft des Herrn um sich, in sich, lenkte sie durch seinen Körper und, als er fast das Haus erreicht hatte, duckte er sich und sprang, die Energie frei gebend. Unsauber kam er auf dem schrägen Dach auf, glitt auf den nassen Schindeln ein Stück ab, fing sich und hetzte dem davon laufenden Schatten hinterher. Ein einfacher Gedanke, ein geflüstertes Wort, und die Dunkelheit wich, auch wenn die Töne blasser waren, mehr Grauschattierungen als alles Andere, doch es genügte: er sah, wo er hin lief, und wo der Attentäter war. Dieser sprang gerade vom Dach und auf das Nächste, ein überraschend weiter Satz, den er zustande bekam, quer über die Straße an der engstmöglichen Stelle und in Richtung Hafen.
Maik klapperte ihm hinterher, setzte erst in langen Sätzen über das Dach, bis er merkte, dass er damit nur Gefahr lief, ab zu rutschen, und setzte seine Füße ein wenig vorsichtiger, passte sich an und behielt seinen Körper im Griff, um nicht ein sehr, sehr unrühmliches Ende zu finden. Dass er dabei diverse Dachschindeln zerschmetterte oder hinab riss war ihm gleich: er war auf sein Ziel fixiert, die Wut, die in seinen Adern hämmerte, trieb ihn vorran und ließ keinen anderen Gedanken zu.
Er sprang, lief, ein neuer Sprung, der Regen wurde stärker, er konnte den Mann vor sich beobachten, wie er mit müheloser Kraft seinen Weg bahnte und sich offensichtlich auszukennen schien, denn er zauderte nicht, folgte seinem Weg, bis er merkte, dass Maik ihm auf den Fersen war und aufholte. Ob der Andere eine militärische Ausbildung genossen hatte, so kontrolliert und kraftvoll er sich bewegte?
Die Wut spülte jedoch rasch diesen Gedanken wieder fort, bevor er sich fest setzen konnte, und er konzentrierte sich auf einen neuerlichen, sehr weiten Sprung, den der Mann selbst gerade so bewältigt hatte. Ihm ging allmählich die Kraft aus: so verschwenderisch die Gabe Astraels zu gebrauchen war nie gut, er würde später mit üblen Kopfschmerzen bezahlen müssen. "Lass es sein." rief ihm der Schatten zu, "Das hier geht dich nichts an." Maik antwortete nicht, beschleunigte nur seinen Schritt, getrieben von der rasenden Wut.
Wieder sprang er ab, sicher, sein Ziel nun zu erreichen, ah, er würde ihm weh tun, ihn leiden lassen dafür, dass er seinen Schützling ermordet hatte, ihn den Schmerz des Fräuleins spüren lassen...
Maik kam auf, eine Schindel brach unter der Sohle des harten Soldatenstiefels und die Scherben glitten unter seinem Fuß weg, er krachte schwer auf ein Knie, stieß den Attentäter, den Schatten, um und rutschte ab, bekam gerade so eine weitere Dachschindel zu fassen. Diese löste sich einen Herzschlag später aus ihrer Verankerung und ließ den Elfen stürzen, über die Kante, mehr als 3 Stockwerke tief, gut und gerne zehn, vielleicht zwölf Schritt hier vom Dach aus, und er war so erschöpft, keine Kräfte mehr um den Sturz ab zu fangen, das wusste er. Unten wartete das Pflaster, dass seine Knochen zerschmettern würde, und vor sich lauerte der Tod... Maik kämpfte, suchte nach Halt, rutschte rasend schnell ab und spürte, wie ihm die Mantelschöße um die Beine flatterten, bekam Regen in die Augen, seine Fingernägel kratzten über die letzte Dachschindel. Kein Halt, nichts, es war zu nass, zu glatt, Moos riss unter seinem verzweifelten Griff weg, blieb an seiner Haut kleben, er blieb mit ein paar Fingern am Rand hängen, doch die Schindel gab unter der Belastung ebenfalls nach, riss ihn mit sich...
.. eine Hand schnellte hinab und packte ihn am Gelenk. Ein Ächzen, dann prallte er durch den eigenen Schwung getragen teilweise gegen die Hauswand unter sich, aber der Sturz war abgebremst. Er sah erschrocken, schwer atmend, hinauf und in das vermummte Gesicht seines Gegners, der ihn fest hielt und gewiss gleich dafür sorgen würde, dass der Sturz definitiv und endgültig in Galtors Schwingen führte.
"Das ist nicht dein Kampf, Junge." keuchte der Mann, der ihn fest hielt, und keinerlei Anstalten machte, Maichellis den Garaus zu machen. Mühsam kämpfte der sich, keineswegs gewillt, auf zu geben und noch immer erfüllt von rasender Wut, in einen besseren Halt zurück, bekam mit den Zehenspitzen ein schmales Fensterbrett zu fassen, rutschte ab, konnte es erneut erreichen und sich an einem Fensterladen fest halten. Ans hinauf Klettern war nicht zu denken.
"Mörder...!" knurrte der Elf zurück, auch wenn es gewiss klüger wäre, zu schweigen.
"Nicht deine Geschäfte." warnte ihn der Attentäter, der Maik offenbar.. half? Warum?
Dann, als der Elf offensichtlich Halt hatte, ließ ihn der Schatten ohne weitere Worte los, wandte sich herum und verschwand in der Dunkelheit, den keuchenden und vor Wut geradezu rauchenden Soldaten zurück lassend.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 1.04.16, 19:00 
Edelbürger
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Er trat aus den Schatten heraus, materialisierte sich und mit geweiteten Augen besah er die um Luft röchelnde Frau. Gurgelnde Worte entkamen ihr, doch waren sie nicht zu verstehen. Sie hielt ihren Hals. Tiefer Schrecken erfüllte Tendarion, doch zog er die Kette mit dem Vitamakelch, die Maluk ihm schenkte, und Tendarion seither nur zum Baden abnahm, mit einem Ruck von seinem Hals und er drückte den Kelch an die Stirn der Frau, ehe er wispernd ein Gebet an die Herrin intonierte. Er bat Vitama ihm und Nelja Ravana, der jungen Weißmagierin, noch etwas Zeit zu gönnen um dieses Leben zu erretten. Dieses unsinnige Opfer in einem Spiel um Habgier und Auflehnung gegen Recht und Gesetz zu vermeiden. Keinen weiteren Gedanken verschwendete er an die Gefahr in der Maichellis schweben könnte. An die Gefahr in der Nelja, Edelmut oder er selbst schweben könnte. Sein ganzes Sein, seine größte Liebe, seine größten Begierden, seine innigsten Wünsche, vermachte er einzig und allein der gequälten Frau in seinem Arm.

Er deutete Nelja ihre Gabe einzusetzen und auch Edelmut folgte dieser Aufforderung. Tendarion zog den Bolzen aus dem Hals der Frau, doch der Blutschwall der sich über ihn und seinem Ornat ergoß, war zu groß, zu erschreckend. Ungeachtet dessen, war er gerade im Begriff auch seine von Astrael geliehene Gabe einzusetzen, als er einen Raben hörte? Fühlte?

Sein Reflex war es sofort die Frau am Rücken zu fassen, als sie im selben Moment leblos nach hinten sackte. Sogleich schloss der Elf die Augen und schüttelte bedeutungsschwanger mit dem Kopf. Als er die Augen öffnete, bat er hauchend um Verzeihung und bat Galtor um sicheres Geleit für ihre Seele und den Herrn Morsan um die Aufnahme ihrer Seele in sein Reich. Wäre er alleine gewesen, hätte er sich ganz seiner Trauer um dieses geliebte Kind Vitamas hingegeben. Doch er fühlte die fassungslose Verzweiflung von Nelja und war sich bewusst, dass noch nicht der richtige Moment gekommen war, sich der Trauer zu ergeben. Er hob sie an, bat die Damen um sich herum, ihm die Türen zu öffnen, während er den Leichnam zu der Krypta trug.

Die Templer waren entsetzt, aber hielten, wie sie es stets verlässlich und ohne Grund zum Tadel, ihren Posten ein und quälten den Geweihten und die beiden Begleiter nicht mit Fragen, sondern hielten nach weiterer Gefahr Ausschau.

Er bahrte die Frau auf und Nelja zuliebe fand er seine eigene Mitte, ließ die Trauer zu einer kleinen Flamme in seinem gepeinigtem Herzen verkümmern und gab der Weißmagierin Aufgaben und verwickelte sie in ruhige Gespräche. Es war das erste Mal, dass ein Lebewesen in Neljas Behandlung starb. Der Elf wusste, dass noch mehr emotionale Bürde für sie nicht mehr tragbar war. Er ließ sie ruhig gehen, als Maichellis kam und der Verstorbenen seine Schuld und Bitte um Verzeihung angedeihen ließ.

Tendarion zog sich schnell zurück, als Maichellis sich verabschiedete.

Seine Gefühle, die er in dem Gebet für die verstorbene Frau aufwallen ließ und sie kurzzeitig zu dem wichtigsten Lebenwesen auf Tare und in seinem Leben werden ließ, mussten gebändigt werden. Schluchzend begab er sich ins Wasser und ergab sich einigen Stunden vollkommener Emotionalität und untröstlicher Trauer.


Zuletzt geändert von Tendarion: 1.04.16, 20:12, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 1.04.16, 19:10 
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Der Weg durch die Stadt, mit einem kurzen Blick in die Seeschlange um zu fragen, wo Tendarion hin gegangen war, und schlussendlich zur Kathedrale zog sich, fühlte sich unsagbar zäh an. Seine Beine schmerzten, sein ganzer Körper war wie mit Blei gefüllt - flüssigem, heißem Blei.
Die Zeugin war tot, das hatte er in der Taverne von den guten Leuten erfahren, sie war ermordet worden obgleich er sein Äußerstes gegeben hatte, sie zu schützen.
Versagt.
Der Attentäter war ihm entkommen, und zu allem Überfluss hatte ihm der Mörder sogar das Leben gerettet!
Versagt.
Wieder und wieder hallte das Wort wie das Klacken einer Armbrust durch seinen Verstand, das Gefühl, die Frau, für die er verantwortlich gewesen war, im Stich gelassen zu haben. Sein Äußerstes hatte nichts genutzt. Sie war tot, krepiert im eigenen Blut, und Tendarion hatte das auch noch mit ansehen müssen. Was sollte er jetzt tun? Selbst, wenn es ihm gelänge, den Mörder ausfindig zu machen, würde er seine Ehre noch weiter besudeln müssen: entweder, er ließ ihn entkommen, um die Schuld zu tilgen, oder er bekämpfte ihn in seiner Pflicht als Soldat und verlor dabei seine Ehre, da er die Blutschuld nicht tilgen konnte!
Er stieß die Portaltüren auf, berautete sich mit zitternder Hand, an der noch das Moos klebte, und folgte den Regen und Blutstropfen, die hinab führten in die Krypta. Es war kalt dort unten, unangenehm kalt, muffig roch es, aber nicht faulig - offenbar hielt irgendeine Art Segen des Herrn Morsan die Toten hier davon ab, zu verrotten.
Der Elf brauchte nicht lange, um Tendarion zu finden; der Geweihte stand mit tränennassen Augen neben dem Leichnam der Zeugin, und entledigte sich seines blutgetränkten Ornates. Fräulein Ravana, soweit er wusste, eine Schülerin der Magie, stand daneben und barg in Händen die Umhängetasche der Toten.
Maichellis holte tief Luft, dann sank er auf die Knie, presste die Hände, dann die Stirn vor der Toten auf den kalten Steinboden. Vergeben konnte sie ihm gewiss nicht mehr, und das zu verlangen wäre vermessen, doch er musste sich einfach ausdrücken, irgendeine Möglichkeit finden, den Zorn, die Enttäuschung, die Scham ein wenig zu lösen, und sei es, in dem er sich selbst erniedrigte um Demut vor dem Tod eines unschuldigen Geschöpfes zu zeigen. Stille herrschte um ihn her, wohltuende Ruhe, man ließ ihn seinen Gefühlen den nötigen Ausdruck verleihen. Nach einigen Augenblicken, als der harte Knoten in seinem Bauch sich etwas gelöst hatte, konnte er sich wieder erheben, ganz gleich ob es Schmerzen auslöste. Sofort reichte ihm das hübsche Fräulein die Umhängetasche, die mit Blut besprenkelt war. "Darin ist eine NAchricht.." erklärte sie verhalten, wagte es kaum, ihm in die Augen zu sehen, aber gerade war es ihm gleich; e rriss die Tsche auf und untersuchte den Inhalt. Eine einfache Rose, eine Karte der Insel, ein Wertbrief, der sich auf 500 Dukaten bezifferte, und tatsächlich eine Nachricht.
"Botschaft, von 'Haus der Rosen': Bring das Paket heute Abend in die Seeschlange.
Versagen führt zur schwarzen Rose."

Eine Weile starrte darauf, verständnislos, nicht fähig, den Sinn der Worte auf zu nehmen, darum stopfte er alles zurück und zurrte den Beutel wieder zu. Tendarion war fertig damit, sich zu säubern, und sprach leise: "Wir sollten die Toten nicht länger mit den Belangen der Lebenden belästigen. Kommt."
Mechanisch folgte Maichellis dem jüngeren Elfen, bekam auch gar nicht so recht mit, wann das Fräulein sich entfernte.
Oben angekommen blieben sie stehen und Tendarion legte die Arme um ihn, eine wohltuende, warme, weiche Präsenz, duftend unter all dem Gestank nach Blut, und dieses Mal war es der Geweihte, der den Soldaten beruhgite, nicht umgekehrt, und es war gut, es tat gut, half ihm, seinen Zorn ein wenig zurück zu drängen, unter Kontrolle zu bringen. Warme, weiche, sanfte Hände legten sich auf die harten, kampferprobten Finger und gaben Halt, den er dankbar annahm und sich dieses Mal auch nicht schämte.
Schritte näherten sich, und ein Templer erschien, ein Stück abgerissenen Pergamentes in Händen. "Herr? Das hier wurde für den Herrn Elf hier abgegeben." meinte er verhalten und überließ auf Anweisung Tendarions Maichellis die Notiz. Sie war, wie seine eigene Hand, mit Mooskrümeln verpappt und wirkte hastig geschrieben.
Trefft mich in drei Tagen am Brandensteiner Hafen. Antworten werdet ihr dort finden. Ratte.
Wieder brauchte er einige Versuche, die Worte zu begreifen, überließ die Nachricht des Attentäters dann Tendarion. Der schwieg eine Weile, gab es ihm zurück und wies ihn fast schon an: "Nimm ein Bad, meditiere, ruhe dich aus. Morgen reden wir."
Dann ließ er Maik sanft los, der einfach nur nickte, müde, nein, erschöpft; seine Gabe aus zu schöpfen hatte ihn auf eine Art entkräftet, wie sie sich nicht in Worte fassen ließ. Er murmelte einen Gruß und verließ die Kathedrale.. er musste einen Bericht schreiben und dann dem Rat eines Geweihten folgen, und hatte doch das Gefühl, dass ihm das nicht viel helfen würde...

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 3.04.16, 12:51 
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Die nötige Ruhe für die Meditation wollte sich nicht so recht einstellen, aber es war im Grunde auch kein Wunder: mittlerweile war ihm vor Erschöpfung heiß und er fühlte sich seltsam leicht, sein Blickfeld hatte sich auf merkwürdige, kaum identifizierbare Weise verschoben. Und zu allem Überfluss brannten seine Augen.
Er griff zur Seite, nahm den Krug und goss sich Wasser in de Becher.. nein, er versuchte es, merkte erst recht spät, dass der Krug längst geleert war. Seufzend stellte er ihn wieder ab und rieb sich die müden Augen, ließ sie geschlossen und krümmte entspannend den Rücken. Im Augenblick guckte ja keiner.
"Ich bekomme Gold dafür! Dann kann ich meiner Schwester und mir über Wochen Essen kaufen!" hatte der Knabe fröhlich verkündet. Wie alt mochte er gewesen sein? Acht? Wie alt Menschen bei dieser Größe waren, konnte er kaum einschätzen, aber es war auch nicht so wichtig: ein Kind war ein Kind, und damit etwas, dass für sein Volk unendlich kostbar galt.
Kurz hatte er überlegt, die Kameraden allesamt zu alarmieren und mit zu nehmen, doch wie leicht wäre es für den Attentäter, ihn zu strafen, in dem er dem Knaben einen Bolzen in den Leib schoss? Oder die Schwester als Geisel ergriff? Zwar machte Moritz keinen irgendwie gearteten Eindruck, eingeschüchtert oder auch nur nervös zu sein, doch darauf konnte Maichellis sich ja schlecht verlassen. Auch ein freundlich daher kommender Auftraggeber mochte nur eine Maske getragen haben, und war womöglich bereit, schreckliches zu tun.
Also hatte er in Auriel Tendarion informiert und ihn gebeten, etwas später die Kameraden in Kenntnis zu setzen, dass man Maik vermutlich am Hafen fände, so dass sie ihm würden folgen können. Dabei hatte da noch gar nicht daran gedacht, dass die Einladung womöglich an andere Orte verlegt werden könnte - ein Fehler, der verhängnisvoll hätte enden können!
Moritz hatte ihn quer durch Brandenstein geführt, und trotz aller Wachsamkeit hatte Maik keine Beobachter wahrgenommen, und es gab keine Überfall auf einen einsamen Soldaten; dafür war ihm natürlich rasch aufgegangen, dass es nicht zum Hafen gehen sollte. Kaum, dass sie an einem etwas weniger belebten Ort waren, auf dem Weg zum Strand im Westen der Stadt, hatte er dem Knaben Gold gegeben, damit dieser zurück liefe und in der Burg die Kameraden informierte - und aus dem Weg war, sollte das geschehen, wo von der Soldat schlichtweg fest ausging: ein Kampf, bei dem ein Kind am besten meilentweit entfernt war.
Der Knabe hatte ihn schlussendlich in die alte, miefende Kanalisation von Brandenstein geführt, die er vor einigen Wochen mit Merghild zusammen teilweise erkundet hatte - ein Gewirr aus halb verfallenen Gängen und Gewölben, Zugängen zu alten, verschütteten und baufälligen Häusern und altem Unrat, Dreck und Ratten. Tief drangen sie nicht in diesen unwirtlichen Ort vor, sehr zu Maiks Erleichterung: ohne Führung wäre er hier unten höchst wahrscheinlich verloren, belief sich sein gewöhnlicher Orientierungssinn doch eher auf den einer Nacktschnecke, insbesondere unterirdisch. Kaum hatten sie eine alte, rostige und in den Angeln quietschende Türe passiert, stand dort bereits ein Schatten, begrüßte sie enervierend freundlich und überließ Moritz das versprochene Geld. Er entließ den Knaben, der den Attentäter vertraulich mit "Ratte" angesprochen hatte, mit einem gutmütigen Gruß an die kleine Schwester, und in dem Moment kam Maik sich ernsthaft wie ein Idiot vor. Dann besann er sich wieder darauf, dass all dies Täuschung sein mochte - vermutlich war - und straffte sich, als Ratte ihm einen einfachen Dolch anbot.
"Wenn du mir nicht glaubst, kannst du mich töten und gehen."
Maik hatte gezögert, doch der Gedanke, ein Leben zu nehmen, ohne Kampf, ohne Gerechtigkeit, einen Wehrlosen zu töten, war ihm zutiefst zuwider, und so hatte er abgelehnt und sich angehört, was der Mann zu sagen hatte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 3.04.16, 15:06 
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Die Worte des Attentäters ließen Maik durchaus aufhorchen und dass obendrein keinerlei Versuch erfolgte, den Soldaten zu kaufen oder um Milde zu bitten - nur um "Vernunft" - und obendrein alles zusammen zu passen schien, sorgten bedauerlicherweise nicht für dessen Beruhigung. Im Grunde genommen wurde nur offenbar, dass er gewaltig in einer großen Jauchegrube fest saß und es bis eben nicht so recht gerochen hatte. Die Geschichte stank zum Himmel.

"Warum triffst du dich überhaupt mit mir?" Maik hatte Mühe, nicht Feâr'arlain zu ziehen, nicht, um den friedlich da stehenden Mann an zu greifen, sondern um sich Sicherheit zu verschaffen.
"Weil ich weiß, wie sehr einen so etwas mit nehmen kann, und du scheinst ein guter Mann zu sein." Das ließ den Elfen erstmal stutzen. "Aber du brauchst dir wegen ihr keine Sorgen zu machen. Sie war keine Unschuldige." "Was dann?" Maik hatte Mühe, Hohn und Wut aus seiner Stimme heraus zu halten. "Eine Schwarzmagierin."
Das verschlug ihm erst mal die Sprache. Was für ein Unsinn! Dann hätte sie sich doch mit Magie gewehrt!
Dann holte ihn die Realität ein: natürlich nicht. Ein Schwarzmagier mitten in einer Taverne hätte einen unglaublichen Aufruhr verursacht und man hätte sie mit aller Macht gejagt. So hatte sie davon ausgehen können, dem Banner allerlei Unfug zu erzählen und dann frei zu kommen... Maiks Wut verflüchtigte sich, obwohl er daran fest zu halten versuchte.
"Das lässt sich nicht nachprüfen..." "Sucht an ihrem Körper nach ihrem Mal. Ein umgekehrter Morsankelch, vermutlich auf ihrem Nacken. Sie gehört zu einem Kult um einen selbsternannten Propheten, der sich Faison nennt, die haben ihren Sitz irgendwo im Südosten der Insel." Maik starrte den Anderen an. Glaubte dieser echt, der Elf glaube ihm diesen Unsinn?
"Und was hat sie mit.. dem Rosendieb zu tun?" versuchte er es erneut.
"Zum Einen: der Rosendieb hat nichts mit den Morden zu tun." Maik hob skeptisch eine Augenbraue. "Die Entführungen meiner Kameraden an der Brandensteiner Mine?" "Das war Zufall. Die sind aus Falkensee abgehauen wegen der Besatzer da und dachten sich, sie könnten in der brandensteiner Unterwelt Fuß fassen mit der Aktion, und glaubten, das Banner wäre demoralisiert und geschwächt. Idioten." Einen Moment überdachte der Elf das, nickte dann langsam. Das wäre zwar ein äußerst merkwürdiger Zufall, aber es war durchaus plausibel. Dazu könnte man den Gefangenen nochmals näher befragen, oder er würde nach dem Verhörprotokoll forschen. "Warum liefert sie ihm dann Rosenduft?" "Hat sie nicht. Sie sollte ihm ein Kästchen mit einer Falle darin bringen, die ihn töten sollte." ".. Was?"
Ratte wandte Maichellis den Rücken zu, etwas kleines aus der Tasche holend, und stellte es auf dem Boden. Offenbar hatte der Verbrecher keinerlei Angst vor dem Soldaten - dem seinerseits die Hände durch seine Ehre gebunden waren.
Bellum, steh mir bei.
Ratte zog nun zwei Wurfmesser und öffnete das Kästchen, trat rasch zurück neben den Elfen, während etwas aus dem auf eine Hand passenden Kasten entfloh und anschwoll. In der grauschleiern verfärbten Sichtweise seiner Magie war das Ding ein großer, dunkelgrauer Klops, nein, ein Auge, dass anschwoll kaum dass es dem fesselnden Kästchen entflohen war, und sofort aggressiv auf die beiden Männer zu sauste. Er konnte gar nicht so schnell denken, wie Feâr'arlain in seine Hand sprang, fast wie von selbst, doch Ratte hatte noch schneller reagiert und seine Dolche in dem Ding versenkt. Der widerwärtige Dämon kam ins Trudeln, erhielt Schlagseite und eierte gegen eine schleimige Felswand, dopste ein, zweimal daran entlang und kullerte endgültig zu Boden, wo er sich unter dem ungläubigen Blick des Elfen zu grauem Schleim auflöste und verschwand.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Dieben und Rosen
BeitragVerfasst: 3.04.16, 15:39 
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Es dauerte einige Herzschläge, bis Ratte sich wieder Maichellis zuwandte und die Arme verschränkte. Dem Elf fiel es weit schwerer, sich vom Anblick der Kreatur los zu reissen.. das ekelhafte Gefühl, dass seine schwach ausgeprägten astralen Sinne geradezu verklebte wie Sand in den Augen hallte in ihm nach und er konnte der Versuchung, sich zur Seite hin zu übergeben nur schwer widerstehen.
Natürlich hatte man ihn gründlich ausgebildet. Zwanzig Götterläufe unter der sprichwörtlichen Knute eines Bellumsgeweihten, der seinen Schülern gegenüber keinerlei Gnade kannte und sie mit allem, was irgendwie vertretbar war, traktierte, waren schon recht passabel. Und auch die Geschichten seiner Mutter, wenn sie sich einmal hatte dazu hin reissen lassen, von ihrer Berufung als Hexenjäger zu erzählen, waren Warnung genug gewesen.
Aber nichts, nichts konnte einen auf den entsetzlichen, bis in Mark und Seele vibrierenden Schrecken vorbereiten, den er nun empfand, und den er nieder kämpfen musste. Einen Augenblick drängte sich Bewunderung gegenüber Ratte in sein vernebeltes Bewusstsein, dem das Ganze herzlich wenig aus zu machen schien. Vielleicht.. doch eine Illusion?
So oder so.. warum sollte Ratte sich eine derart große Mühe machen, nur um Maik zu überzeugen? Das ergab alles keinen Sinn, ausser dem, dass der Attentäter ihn nicht belog.
Und das machte ihm mehr Angst als alles, was er je zuvor erlebt hatte.
"Gut, also.. warum... warum der Aufwand?" Maik fasste sich, mühsam, aber die Pflicht verlangte es.
"Der Rosendieb ist, was er ist, und er war ... einmal Gast bei Faison."
"Wie, Gast?" "Nun, er hat Faison ein Buch gestohlen. Das dieser wieder haben möchte. Und Rache."
"Und darum schickt er eine Schwarzmagierin, die ihm einen.. .. in der Box überbringt." Langsam ergab das Ganze auf verdrehte Art und Weise Sinn.
"Für.. wen oder was ist dieser Faison ein Prophet?"
Dieses Mal zögerte Ratte leicht, erklärte dann aber doch: "Sie dienen Moghtor, einem Herrn der 9 Gegendomänen." Maik wurde flau im Magen. Nekromanten?
Kurz senkte er den Blick, ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Es machte Sinn. so wenig ihm das gefiel.
Eines aber war noch mehr als merkwürdig:
"Warum das Alles? Wenn es hier um Schwarzmagier, Dämonen und dergleichen geht, warum habt ihr nicht das Banner, die Kirche, die Magierschaft informiert?"
Rattes Lachen hallte durch die Gänge. "Wir halten nur die Stadt sauber, wir gehen da ja nicht hin und greifen die an. Nein, wir sind der Untergrund, Wanderstern. Wir können nicht mit euch zusammen arbeiten." "Aber.. durch mich werden sie es nun erfahren. Du weißt, dass ich es nicht für mich behalten kann." "Ich hoffe aber, du bist vernünftig und ihr geht nicht gegen uns vor - wir sind nicht eure Feinde. Bedenke, dass wir euch noch nie ernsthafte Probleme gemacht haben."
Bedachte man, dass die 3 Männer am Markt ihm und Tendarion kein Haar gekrümmt hatten... im Gegenteil, Ratte hatte ihm ohne jede Not geholfen. Und stand ihm nun ohne jede Forderung Rede und Antwort.
"Das liegt nicht in meiner Macht, das weißt du." wandte er ein, und fühlte sich neuerlich hin und her gerissen, trotz des Marschalls gutem Rat vom Mittag. Der, bedachte man die - möglicherweise - veränderte Situation, ohnehin nicht länger richtig anzuwenden war.
Ratte nickte. "Ich gehe jetzt." meinte er nur lapidar, und Maik blinzelte. Verdammt, er musste den Mann fest nehmen, das war seine Pflicht.
"Du weißt, dass ich dich nicht gehen lassen kann." warnte er ihn und hob Feâr'Arlain an. Ratte hielt inne, lächelte spöttisch in seine Richtung und setzte sich wieder in Bewegung, ließ auch den Dolch fallen, den er anfänglich Maik als Pfand angeboten hatte und steuerte eine alte, rostige Türe an.
"Im Namen des Königs, ihr seid verhaftet!" Der Elf folgte ihm, mit mulmigem Gefühl im Bauch, wissend, dass er den Mann gar nicht einfangen wollte, es aber tun musste und würde, sollte er seiner habhaft werden. Ratte zog die angelehnte Türe auf und trat hindurch.
Die Tür fiel hinter Ratte ins Schloss, und nachdem Maik das rostige, schwergängige Ding aufgezerrt hatte, konnte er bestenfalls noch leise Schritte in der Ferne als Echo verhallen hören.
Großartig.

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