Die Männer waren verschwunden, dafür war Tendarion wieder - sprichwörtlich - erschienen und nahm ihm die zusammenbrechende Frau ab. Grimmig warf er sich herum, leise Flüche ausstoßend, die er auf den Straßen Draconis' gelernt hatte, und entdeckte noch während er los rannte die schattenhafte Gestalt auf dem Dach im Osten. Die Zähne zusammen beissend schob er Feâr'arlan zurück zu ihrer Schwester in das Wehrgehänge, und nahm Tempo auf dem nassen, glatten Boden auf, dankbar für seine festen Stiefel, die ihm zu seinem ohnehin ausgeprägten Gleichgewichtssinn guten Halt gaben. Er sammelte die Kraft des Herrn um sich, in sich, lenkte sie durch seinen Körper und, als er fast das Haus erreicht hatte, duckte er sich und sprang, die Energie frei gebend. Unsauber kam er auf dem schrägen Dach auf, glitt auf den nassen Schindeln ein Stück ab, fing sich und hetzte dem davon laufenden Schatten hinterher. Ein einfacher Gedanke, ein geflüstertes Wort, und die Dunkelheit wich, auch wenn die Töne blasser waren, mehr Grauschattierungen als alles Andere, doch es genügte: er sah, wo er hin lief, und wo der Attentäter war. Dieser sprang gerade vom Dach und auf das Nächste, ein überraschend weiter Satz, den er zustande bekam, quer über die Straße an der engstmöglichen Stelle und in Richtung Hafen. Maik klapperte ihm hinterher, setzte erst in langen Sätzen über das Dach, bis er merkte, dass er damit nur Gefahr lief, ab zu rutschen, und setzte seine Füße ein wenig vorsichtiger, passte sich an und behielt seinen Körper im Griff, um nicht ein sehr, sehr unrühmliches Ende zu finden. Dass er dabei diverse Dachschindeln zerschmetterte oder hinab riss war ihm gleich: er war auf sein Ziel fixiert, die Wut, die in seinen Adern hämmerte, trieb ihn vorran und ließ keinen anderen Gedanken zu. Er sprang, lief, ein neuer Sprung, der Regen wurde stärker, er konnte den Mann vor sich beobachten, wie er mit müheloser Kraft seinen Weg bahnte und sich offensichtlich auszukennen schien, denn er zauderte nicht, folgte seinem Weg, bis er merkte, dass Maik ihm auf den Fersen war und aufholte. Ob der Andere eine militärische Ausbildung genossen hatte, so kontrolliert und kraftvoll er sich bewegte? Die Wut spülte jedoch rasch diesen Gedanken wieder fort, bevor er sich fest setzen konnte, und er konzentrierte sich auf einen neuerlichen, sehr weiten Sprung, den der Mann selbst gerade so bewältigt hatte. Ihm ging allmählich die Kraft aus: so verschwenderisch die Gabe Astraels zu gebrauchen war nie gut, er würde später mit üblen Kopfschmerzen bezahlen müssen. "Lass es sein." rief ihm der Schatten zu, "Das hier geht dich nichts an." Maik antwortete nicht, beschleunigte nur seinen Schritt, getrieben von der rasenden Wut. Wieder sprang er ab, sicher, sein Ziel nun zu erreichen, ah, er würde ihm weh tun, ihn leiden lassen dafür, dass er seinen Schützling ermordet hatte, ihn den Schmerz des Fräuleins spüren lassen... Maik kam auf, eine Schindel brach unter der Sohle des harten Soldatenstiefels und die Scherben glitten unter seinem Fuß weg, er krachte schwer auf ein Knie, stieß den Attentäter, den Schatten, um und rutschte ab, bekam gerade so eine weitere Dachschindel zu fassen. Diese löste sich einen Herzschlag später aus ihrer Verankerung und ließ den Elfen stürzen, über die Kante, mehr als 3 Stockwerke tief, gut und gerne zehn, vielleicht zwölf Schritt hier vom Dach aus, und er war so erschöpft, keine Kräfte mehr um den Sturz ab zu fangen, das wusste er. Unten wartete das Pflaster, dass seine Knochen zerschmettern würde, und vor sich lauerte der Tod... Maik kämpfte, suchte nach Halt, rutschte rasend schnell ab und spürte, wie ihm die Mantelschöße um die Beine flatterten, bekam Regen in die Augen, seine Fingernägel kratzten über die letzte Dachschindel. Kein Halt, nichts, es war zu nass, zu glatt, Moos riss unter seinem verzweifelten Griff weg, blieb an seiner Haut kleben, er blieb mit ein paar Fingern am Rand hängen, doch die Schindel gab unter der Belastung ebenfalls nach, riss ihn mit sich... .. eine Hand schnellte hinab und packte ihn am Gelenk. Ein Ächzen, dann prallte er durch den eigenen Schwung getragen teilweise gegen die Hauswand unter sich, aber der Sturz war abgebremst. Er sah erschrocken, schwer atmend, hinauf und in das vermummte Gesicht seines Gegners, der ihn fest hielt und gewiss gleich dafür sorgen würde, dass der Sturz definitiv und endgültig in Galtors Schwingen führte. "Das ist nicht dein Kampf, Junge." keuchte der Mann, der ihn fest hielt, und keinerlei Anstalten machte, Maichellis den Garaus zu machen. Mühsam kämpfte der sich, keineswegs gewillt, auf zu geben und noch immer erfüllt von rasender Wut, in einen besseren Halt zurück, bekam mit den Zehenspitzen ein schmales Fensterbrett zu fassen, rutschte ab, konnte es erneut erreichen und sich an einem Fensterladen fest halten. Ans hinauf Klettern war nicht zu denken. "Mörder...!" knurrte der Elf zurück, auch wenn es gewiss klüger wäre, zu schweigen. "Nicht deine Geschäfte." warnte ihn der Attentäter, der Maik offenbar.. half? Warum? Dann, als der Elf offensichtlich Halt hatte, ließ ihn der Schatten ohne weitere Worte los, wandte sich herum und verschwand in der Dunkelheit, den keuchenden und vor Wut geradezu rauchenden Soldaten zurück lassend.
_________________ Inaktiv.
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