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 Betreff des Beitrags: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 16.06.16, 19:34 
Edelbürger
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Draconis im Triar 27 nach Hilgorad


Behutsam legte die schwarzhaarige Elfe die Gänsefeder mit der aufwendigen aus Gold gefertigten Federspitze auf das Hölzchen das verhindern sollte, dass der kostbare Eichentisch, mit den Tra'avain-Verzierungen in Form eines Kelches und einer Unzahl an Ranken und Blüten, mit Tinte beschmutzt werden konnte. Ihr Raum, der direkt an den großen Garten ihres gemeinsamen Hauses anschloss war ihre letzte Verbindung zu ihrer Herkunft geworden. Sie war bestrebt soviel der Kunst und des Wissens ihres Volkes - der Fey'amrai - aufrecht zu erhalten, wo sie doch mit ihrem Glauben und ihrem jetzigen Leben schon so sehr mit ihren Wurzeln gebrochen hatte.

Und doch war es nicht ihr Wille in dieser Stadt ein Zuhause zu finden. Es war auch niemals ihr Wille sich den Vieren zuzuwenden. Und schon gar nicht einen Fey'haim als ihren Seelengefährten auserkoren zu haben. Und doch wollten es die Viere so wie es kam. Sie war da zu verpflichtet worden Grenzen zu überwinden. Das Terthao zurückzulassen um zu erkennen, dass ihr Volk doch schon solange den Vieren diente. Gleichgültig wie sie es nannten, ob sie Kirchen bauten, ob sie Symboliken verehrten.

Sie dachte nicht mehr oft daran wie sie Telendarion und seinen Bruder Celedir kennenlernte. Denn so sehr diese beiden Männer ihr Leben lebenswert machten, war ihr Zusammentreffen stets eng verbunden mit dem Tod all jener die in der kleinen Gemeinschaft lebten, in der sie einst lebte. Lange gab sie den beiden Fey'haim und allen die gegen Galadon und für Galadon und die Krone kämpften die Schuld daran, dass ihr Heim verbrannte, ihre Familie unter Qualen sterben musste. Celedir zerbrach unter ihrem Zorn. Telendarion zähmte sie jedoch, wie die ungezügelte, untröstliche Bestie die sie geworden war. Und so ging er mit ihr jeden Tag, unter dem verurteilendem Blick seines Vaters, zum Ordo Vitamae um ihr wieder eine neue Perspektive zu geben. Ihre Kenntnisse in der Heilkunst für das Rechte einsetzen zu können. Und am Ende war sie es nun, die ihr Knie vor der Krone beugte, als eine Hochgeweihte der Herrin Vitama.

Als ihr Blick über den in Auriel verfassten Brief glitt, zog sich ihre Brust eng zusammen. Sie wollte diese Zeilen noch ein letztes Mal lesen, ehe sie den Brief an den nur ihren bekannten Aufenthaltsort Celedirs sandte. Ein Geheimnis, das sie nun schon seit einigen Jahrhunderten vor ihrer Familie verbarg.

Zitat:
Mein geliebter Bruder,

es ist nun schon einige Götterläufe her, als ich dir zuletzt schrieb und dann will ich dich auch mit einer Bitte behelligen die selbstsüchtiger nicht sein könnte.

Ich weiß, dass es dein Wunsch war dich mit Telendarion auszusöhnen und die Kinder deines Bruders wieder zu sehen. Doch ich kann dir nur davon abraten. Telendarions und die deinen Eltern sind nach Draconis zurückgekehrt. Auch wenn dein Vater dich vor den Augen deines Bruder glorifiziert und als etwas für deinen Bruder unerreichbares darstellt, spüre ich den unterschwelligen Groll, den dein Vater dir gegenüberhegt. Es schmerzt mir in diesen Zeiten einem Kind der Viere davon abraten zu müssen seine Familie anzutreffen, doch möchte ich nicht deine guten Absichten und dein hehres Ansinnen zerstört wissen, ehe du noch dazu kamst, dich mit deinem Bruder ausführlich unterhalten zu können.

Telendarion, unsere Kinder und auch ich sind wegen des Krieges von den frühen bis in die späten Zyklen stets unterwegs oder arbeiten von zu Hause unsere Arbeit ab. Wir mussten gar dazu übergehen jemanden zu bitten, für die Ordnung im Haus zu sorgen. Du weißt, wie sehr es mir stets widerstrebte, die Arbeiten, die das Wohl meiner Familie beinhalteten, nicht selbst erledigen zu können. Demnach wirst du schon alleine an diesen Umstand erkennen, dass sich vieles in Draconis verändert hat, das mich dazu veranlasst, dir davon abzuraten, hierher zu kommen. Denn hier wirst du kein ruhiges Heim finden, in dem man dich mit offenen Armen aufnehmen wollen wird, sondern viel mehr einen Hort von Angst, Unsicherheit und nicht zu bändigender Arbeit. Wo meine Worte in deinen Augen sich zurecht wie ein Flehen lesen, unter keinen Umständen herzukommen, so will ich dir auch den Grund nennen, warum ich dich nicht hier, an einen Ort, an dem du nur Unbill und Ablehnung erfahren würdest, wissen will, sondern viel mehr an einen Ort, wo deine Anwesenheit genauso benötigt wird und auch den Grund meiner Bitte erklärt.

Tendarion lebt nun schon seit einem Götterlauf nicht mehr in Draconis. Das ständige Drängen Telendarions, dass sein Sohn sich höheren Aufgaben zuwenden sollte, verschüchterte meinen lieben Sohn derart, dass er ganz das Festland verließ und sich nach Siebenwind aufmachte. Der Inhalt der Briefe, die ich seither von ihm bekam, waren bewundernswert und erschreckend zugleich. Mein geliebter Sohn ist über alle Maße über sich herausgewachsen und hat die Weihe im Namen der Herrin empfangen und gleichsam hat ihn sein neues Leben derart verändert, dass ich die zarte Pflanze, die ich vor nicht allzu langer Zeit aus meinen Schutz entließ, nicht mehr wiedererkenne. Einst war er eine Knospe einer Pflanze, deren Art sich noch herausstellen sollte und nun war er binnen kürzester Zeit zu einem unnachgiebigen Baum geworden, der sich gegen alle Elemente stellt, als gäbe es nichts, was ihm trotzen könnte. Sage mir, mein geliebter Bruder, was muss mit einem Fey geschehen, dass so ein schneller Wandel ihn nicht mehr wiedererkennbar macht? Was muss auf dieser Insel Siebenwind geschehen, dass ein so unschuldiges Wesen jedweder Unschuld beraubt wird? Er sprach von der Liebe zu einem Menschen. Ich sorge mich darum, dass er manipuliert wird in seiner Naivität, dass er nicht erkennt, dass man ihn ausnutzt und zu etwas macht, was er selbst nicht werden will. Oh, Celedir, wie wünschte ich, ich könnte diese meine Ängste ablegen und zu ihm gehen.

Du erinnerst dich gewiss daran, als ich dir den Brief schickte, als mein geliebter Sohn geboren wurde. Wie du uns aufsuchtest, als Telendarion für einige Wochenläufe aufgrund seiner Arbeit nicht zugegen war. Das einzige Mal wo du ihn sahst und nie habe ich das Bedauern in deinem Blick vergessen, als du mich ansahst und du mich stumm fragtest, warum du nicht sein Vater sein konntest. Doch wisse, das Kind, dass du damals in den Armen hieltest, das nun ein Mann und ein Geweihter der Herrin ist, wurde uns beiden von Vitama selbst geschenkt. An dem Tag als dein Bruder bei mir lag und ich Tendarion empfang, habe ich deinen Brief erhalten, in dem du mir zwischen den Zeilen so unmissverständlich deutlich machtest, wie du dich noch nach all dieser Zeit nach mir sehntest. Telendarion und ich wollten kein weiteres Kind mehr. Doch war es dein Gesicht was ich sah, als ich die Augen schloss und ich spürte, dass die Herrin nicht mir und deinem Bruder ein Kind schenkte, sondern dass dieses Kind das deine sein sollte. Vitama weiß, wie sehr ich deinen Bruder liebe und ihm all die Jahrhunderte nicht einmal untreu war und auch fortan nicht sein werde. Doch sie wollte dir, Celedir, mein geliebter Bruder, etwas schenken, was ich dir nicht geben konnte und geben kann.

So bitte ich dich, als die Frau die du liebst, dich um meinen Sohn zu kümmern, wo ich es nicht kann. Sei ihm der Vater, der dein Bruder nie für ihn sein konnte, da er die Distanz zwischen ihm und Tendarion stets spürte. Nimm dich diesen jungen Elfen an, wo er doch auch dein Blut in dir trägt.

Wenn dieser Krieg ein Ende findet, dann werden wir wieder vereint sein und ein für alle Mal jedwede Fehde beiseite wischen.

In ewiger Liebe.

Selarian


Schnell steckte sie den Brief in den Umschlag und träufelte Siegelwachs darauf. Die Worte zu schreiben erfüllten sie mit Unwohlsein, sie jedoch noch einmal so zu lesen, zerrissen ihr Innerstes. Tat sie es für ihren Sohn? Oder war sie im Grunde in ihrer Selbstsucht nur darauf bedacht Celedir weiterhin an ihr Herz gebunden zu wissen, obwohl sie ihm nicht mehr bieten konnte, als sie bereits tat?

Als das Siegelwachs getrocknet war, flüchtete sie regelrecht aus dem Haus und beauftragte im Handelsviertel einen der teuersten und schnellsten Boten, der den Brief zu Celedirs Aufenthalstort bringen würde. Diese ewige Geheimniskrämerei brachte sie um den Verstand, doch konnte sie mit niemanden darüber reden. Sie würde sich heute wieder Telendarion hingeben, auf dass er von ihrer Aufgewühltheit abgelenkt wird. Die einzige und größte Schwachstelle ihres Mannes - sie selbst in allen Facetten. Würde sie ihn nicht so lieben, wäre sie amüsiert darüber, wie einfach es doch war ihn zu manipulieren.

Doch so empfand sie nur tiefe Scham.


Zuletzt geändert von Tendarion: 18.06.16, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 17.06.16, 14:39 
Edelbürger
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Draconis im Triar 27 nach Hilgorad - 5026 nach Ende des Amulettkrieges


Sanft umspielten die langen, doch von Jahrhunderte langer Kampferfahrung geprägten, Finger die Zeichnungen auf der Haut seiner Seelengefährtin. Telendarion konnte sich nich ausmalen, wie schmerzhaft es sein musste zyklenlang ruhig zu verharren, während die Farbe tief in die Haut gestoßen wurde mit einem spitzen Holz. Die Ringe die ihre Ohren schmückten, mussten schiere Qualen aus den Niederhöllen mit sich gebracht haben, als die Löcher dafür gestochen wurden. Ihre kraftvollen Muskeln, die von ihrem rührigen Leben und ihrer harten Arbeit zeugten, die Tätowierungen, die ihre sonst so unversehrte, makellose Haut zierten, die Ringe aus Tra'avain, die sie stolz in ihren Ohren trug - er liebte diese Imperfektionen, die sie so sehr von den Fey'haim unterschied. Diese Rohheit und Wildheit. Diese Ursprünglichkeit. Das Übertrumpfen von Schmerz um zu zeigen, dass man es verdient hatte auf Tare zu leben und sich gegen die Elemente zu behaupten.

Die ersten Götterläufe in Draconis trug sie stets das gefärbte Haar, wie es den Kampftänzern in den Auen vorbehalten war. Sie fiel auf. Und dies keineswegs zu ihrem Vorteil. Man schnitt sie und bezeichnete sie mehr oder minder verhalten als Wilde. Dazu war ihr fehlendes Bücherwissen eine weitere Hürde, die es ihr schwer machte in die Gesellschaft der Fey'haim in Draconis aufgenommen zu werden. Wie sehr hasste sie Telendarion und Celedir die erste Zeit, dass sie sie in so eine feindselige Gemeinschaft brachte. Und wie sehr liebte er und sein Bruder diese ungezügelte Fey'amrai, die all das verkörperte, was die beiden Brüder so sehr erreichen wollten.

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Draconis im Jahre 152 nach Feestar XI. Ap Senal - 4390 nach Ende des Amulettkrieges


"..die ewigen Herrscher werden die Gohor genannt. Denn sie sind nicht die Erschaffer des Chaos', sondern die Bändiger dessen. Die Erschaffer Tares, der Gestirne und aller Götter. So wurden die Stimmen laut "Und den Einen und Dämonen haben sie ebenso erschaffen, weshalb sie nicht gewürdigt werden sollen, da sie Frieden und Leid gleichsam über uns bringen." Doch sehen sie nicht, dass sie nur die Enhor und Sahor schufen? Sie gaben diesen göttlichen Wesen in ihrer Güte Macht und was erschufen sie daraus? Die Elemente die uns nähren und zerstören. Die Viere wollten so perfekt werden wie ihre Erschaffer und zeugten dabei erst Elend, dass es zuvor nicht gab. Nein, nicht unser Glaube an die ewigen Herrscher bringt das Leid über Tare. Jene die so vehement an die Sahor halten und die ihre steten Kriege gegen ihre eigene Kreation führen sind es, was uns und alle die auf Tare existieren bedrohen. Wir lieben und leben den perfekten Ursprung, der noch kein Leid und keinen Hass kannte. Wir lieben und leben das Sein und die Zeit. Gohoris in aeternum!"

Der Ruf wurde von der versammelten Gemeinde aus etwa fünfzig Mitgliedern wie aus einem Mund kraftvoll gerufen. Vornan standen die beiden einzigen Fey der Gemeinschaft. Telendarion und Celedir.

Seit vielen Jahrzehnten folgte Telendarion zu jener Zeit dem Glauben an die Gohor und gehörte dieser Gemeinschaft an. Viele der Mitglieder, die er noch als junge Männer und Frauen kennengelernt hatte, waren mittlerweile verstorben und am heutigen Tage sollte er seinen Eid leisten um als oberster Drachenhüter der Gohor-Gemeinschaft anerkannt zu werden. Die Triumph-Reden zu Ehren der Gohor mussten stets unter Ausschluss des Volkes stattfinden, doch zögerten sie nicht Präsenz zu zeigen. Einige der besten Krieger entstammten ihren Reihen und nie stellten sie sich über das Volk oder die Krone. Wurden sie gebeten zu kämpfen oder eine Schlacht stand bevor, berieten sie untereinander, ob diese Sache der ihren würdig war. Nie zogen sie ihre Klinge für politische oder persönliche Gründe. Nur wenn die Schöpfung als solche in Gefahr war, durch die niederen Einwirkungen von Dämonen und den Dienern des Einen rückten sie aus. Und doch wurden sie nie müde die Sahor-Gläubigen stets daran zu erinnern, dass ihre Götter es waren, die diesen Krieg hervorriefen. Sie wurden geachtet und geächtet. Doch da sie sich stets offen gegen das Wirken des Einen stellten und nie mit ihnen sympathisierten, wurden sämtliche Vergehen, die meist nur Beleidigungen umfassten, stets in weltlichen Gerichten geahndet, während die Kirche den Blick in eine andere Richtung wandte.

Nicht viel später, als die Inquisition ins Leben gerufen wurde, waren sie gezwungen in den Untergrund zu gehen. Hehres Ansinnen zählte nicht, solange man es nicht mit dem Namen der Viere auf den Lippen tat. Die Gemeinschaft zerfiel. Telendarion beugte sich dem Druck seiner Eltern und tauschte den Drachen um seinen Hals gegen das Symbol der Sahor.

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Draconis im Triar 27 nach Hilgorad - 5026 nach Ende des Amulettkrieges


Es entlockte ihm ein sachtes Lächeln, als er an die Zeit zurückdachte. Er und sein Bruder - bereit Tare zu verändern und zu einem besseren Ort für alle zu machen. Wie naiv und hoffnungsvoll sie waren. Bereit sich gegen die Familie und vor allem dem Vater zu stellen. Aber sie waren davon überzeugt, dass die Zeit gekommen war, dass Tare einen Bruch mit der Geschichte machen konnte und Ruhm und Glanz die Zukunft bereithielt. Mit einem Schmunzeln dachte er daran, dass vor allem Silberglanz eine Rolle dabei spielen sollte.

Er schmiegte sich wieder an seine schlafende Gefährtin und bedeckte ihren Nacken mit Küssen, während er den Duft ihres schwarzen Haares in seine Nase aufnahm. Wie sehr litt Selarian darunter nun auch ihr zweites Kind fortgehen zu sehen. Es war gewiss schon einen halben Götterlauf her, dass seine Gefährtin sich ihm nicht nur hingab sondern explizit seine Berührungen suchte. Er wusste, dass sie Trost und Nähe suchte. Und wenn es einige Zyklen der Lust waren, die ihr halfen über ihre Trauer hinwegzukommen, so war er umso seliger gestimmt, dass er endlich etwas für seine unzähmbare Geliebte tun konnte.

Dúlindwen wurde von Eminenz Treulob aufgetragen Tendarions ehemalige Novizen in Venturia ausfindig zu machen und dazu zu überreden nach Draconis zu kommen, da sie selbst kaum abkömmlich war und die Novizen und jede weitere helfende Hand in Draconis dringend gebraucht wurden. Doch ihre erste Suche in Venturia blieb erfolglos. Also kehrte sie zurück um ihre Habe zu holen um sich zunächst in Venturia ein Heim zu schaffen um in Ruhe in dieser ruhelosen Stadt die beiden Novizen zu suchen. So wurde der erste hoffnungsvolle Abschied, auf ein baldiges Wiedersehen zu einem weiteren Abschied auf unbestimmte Zeit.

Er schämte sich nicht sich eingestehen zu müssen, dass er froh war, dass seine Liebste sich wieder mehr an ihn wandte, da die gemeinsamen Kinder nach und nach ihrem wachsamen Blick entglitten. Er würde ihr Trost werden, wie er es immer schon für sie war, seit sie alles verloren hatte. Für sie hatte er seine Familie geopfert, indem er mit seinen Eltern und seinem Bruder endgültig gebrochen hatte.

Und er würde noch soviel mehr für sie tun, nur um sie weiterhin an seiner Seite zu wissen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 17.06.16, 18:34 
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Drachenherz

Das kleine Dorf am Fuße des Gebirgszuges lag schon lange nicht mehr in ruhiger Idylle, wie vor wenigen Monden noch. Kampf und Tod hatte das Land durchzogen und inmitten dieses Konfliktes gerechter Krone wider selbsternanntem Königreich stand immer noch das wehrlose Volk zwischen diesen rastlosen Fronten. Wieder und wieder wurden Tare und seine Bewohner vor Prüfungen gestellt – und diese sollte wohl nicht die Erste und auch nicht die Letzte bleiben.

Auch für ihn.

Fela bahnte sich bereits ihren Weg hinab zur Ruhe, als der Bote eintraf und seinen Weg durch das vor wenigen Wochen geplünderte und marodierte Dorf fortsetzte. Misstrauische Blicke der geschundenen Dorfbewohner begleiteten ihn Schritt für Schritt auf seinem Weg, vorbei an den Teils vollkommen zerstören Hütten, die nur bedürftig wieder mit den wenigen Mitteln instant gesetzt wurden, die nicht den cortanischen Truppen zum Opfer gefallen waren. Selbst jetzt noch konnte man den schweren Geruch von verbranntem Holz und Fleische noch riechen, auch wenn die Vergangenheit an dieses schreckliche Ereignis bereits langsam in die Ferne rückte.
Das ehemalige Bauernhaus war kurzerhand zu einem Hospital umgewandelt worden, nachdem die fast komplett eingefallene Scheune wieder halbwegs errichtet worden war. Viele der Behandelten waren bereits wieder fähig, die Arbeit aufzunehmen, doch verblieben immer noch etliche Verletzte und Kranke unter des Obhuts des weißblonden Elfen, der zwischen den grob gezimmerten Betten gerade damit beschäftigt war, die Schalen dampfender Suppe an die Liegenden zu verteilen.

Es bedurfte keine Worte, um zu verstehen. Erst, nachdem auch der letzte Patient versorgt war, wurde der Brief von Einem zum Anderen gereicht und mit einem stummen Nicken ein letzter Gruß entsandt, ehe der elfische Bote sich wieder hinausbegab, um die nächsten Zyklen lang wartend zu harren.
Celedir's Blick senkte sich auf das Schreiben zwischen seinen Fingern hinab. Das Siegel war ihm nur allzubekannt und auch das Papier, welches den für ihn kostbaren Inhalt umschloss, würde er jederzeit aus einem massiven Gebirge Pergamenten wiedererkennen können. Kurz nur schloss er die Augen, damit sein Herz für nur einen Moment Ruhe finden konnte, ehe er das Siegel brach und den Brief aus seinem Gefängnis befreite.
Erst später in den Nachtstunden trat der Bote seinen Rückweg nach Draconis an, anbei das Schreiben mit der einzigen Antwort, die Selarian für die weitere, nächste lange Zeit erreichen sollte.

Und zurück blieb der Drache, der seine Schwingen spannte und den zeitlosen Blick auf die weiße Stadt richtete.


Zitat:
Sorge dich nicht, geliebte Schwester.

Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen.

In ewiger Liebe,

Celedir

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<Oberon>selbst das wort "Frau" ist ethisch nicht mehr korrekt
<Oberon>das nennt man jetzt "Mensch mit Menstruationshintergrund"


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 21.06.16, 16:40 
Festlandbewohner
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Drachenfeuer

Nur allzuoft hatte er diese Gefühle gekannt, so schwerwiegend und scharf, wie eine geschliffene Klinge, die ins Fleisch drang, um es unwiderruflich zu teilen - und doch waren sie immer wieder im Laufe dieses langen Lebens zumindest für eine Weile in Vergessenheit geraten. Nicht die des Geistes, seines Verstandes, welche stetig präsent waren - in jedem Moment, in dem er den Atem in seinen Lungen sog; die Augen sich kurz zu einem ausruhenden Lidschlag hinabsenkten; die Worte, die sich manifestierten, sobald sie seine Lippen verliessen. Dieses Mal war es Anders.
Er hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatten versucht, die Flanke des Malthuster Trupps zu durchbrechen und waren kläglich gescheitert. Solche heftigen, verbitterten Kämpfe waren in keinem Krieg unüblich. Trotz der Symbole der gerechten Götter, die auf den Bannern und Fahnen des Troßes augestickt waren, war es ein blutiges, schonungsloses Gemetzel gewesen. Die schlammige, von Pferdehufen und Füßen aufgewühlte Erde war durchzogen von etlichen blutgetränkten Bächen, die sich nur vage vom Boden abhoben ob des wolkenverhangenen, regnerischen Himmels über weiten Ebene. Die Monde waren nicht zu sehen und hatten das Land in eine tiefe Dunkelheit getaucht, die sich auch im Herzen des Elfen langsam ausbreitete.
Die engsitzende Lederrüstung, die er schon seit Jahrzehnten nahezu ununterbrochen trug, war mittlerweile durch Wind, Wetter und stetigem Gebrauch brüchig geworden; dem Schwerthieb, der an seinem Körper eine tiefe, klaffende Wunde hinterliess, konnte sie schon lange nicht mehr standhalten. Wo seine eigenen Klingen waren, wusste er nicht mehr – irgendwo zwischen den Schlachtreihen hatte er sie verloren – aber auch das kümmerte ihn bereits nicht mehr.
Und doch musste er weiter, um erneut innezuhalten, wenn ein Stöhnen oder Flehen die Stille durchbrach und an seine Ohren drang - Geleit geben, wo seine Hilfe den Tod nicht mehr abwenden konnte, beruhigendes Streichen der zitternden Hände über die Köpfe der Gefallenen, sanfte und liebevolle Worte, gesprochen mit einem leichten Lächeln, nur um ihnen ihre letzten Momente auf dieser Sphäre für eine kurze Zeit zu erleichtern. Kraft für die heilende Berührung des Liedes hatte er schon lange nicht mehr. Er wollte sich auch nicht mehr aufbringen. Das Feuer war erloschen.
Er fühlte sich ausgebrannt, als würde die vollkommende Leere ihn verschlingen wollen. Nur ein paar Schritte noch, dann würde er sich zwischen die Kadaver, die letzten Zeugen dieser Schlacht, zur Ruhe betten, die Augen schliessen und nach dieser langen, schier endlosen Reise endlich heimkehren können. Nur noch ein paar letzte Schritte noch, dann hätte er auch dem letzten Kämpfer die Ehre erwiesen – ungleich, unter welchem Banner sie zu Anfang noch gekämpft haben. Es spielte keine Rolle mehr. Die Welt um ihn herum war ins Zwielicht geglitten und lag nur noch grau und trüb vor seinen Augen.
Er fiel. Doch auch der kalte, nach schwerem Eisen riechende Schlamm, der sein Gesicht benetzte, schien ihn nicht mehr aus dem festen Griff der Resignation herauslösen zu wollen. Das weißblonde Haar mischte sich mit dem dunklen Erdreich und hinterliessen eine helle Spur inmitten der Dunkelheit. In der Ferne konnte er das Krächzen der Raben vernehmen, welches nur noch dumpf an seine Ohren klang. Bald war es vorbei.
Kein Weg war ihm zu weit gewesen, keine Last zu schwer, um sie nicht zu tragen. Doch seine Kraft war aufgebraucht. Sie würde es verstehen müssen, auch wenn er im Geiste an die Augen dachte, die ihn nur allzuoft mit diesem stummen Blick bedachten, der für ihn die Welt bedeutete. Sie würde ihn nicht gehen lassen, wäre sie hier gewesen an seiner Seite – aber es war einem Anderen vergönnt, was Celedir auf ewig verwehrt blieb. Trotz aller hingebungsvoller Liebe, die er für sie Beide hegte, war sein Platz stets der des stillen Wächters gewesen, ungeachtet aller körperlichen Distanz, die seit Jahrhunderten zwischen ihnen lag. Irgendwann würde ihm vergeben werden – auch wenn die Hoffnung darauf für ihn nicht mehr präsent war.
"Selarian..." Nahezu tonlos formten seine blassen Lippen diesen letzten Namen, mit dem er diese Welt verlassen wollte. Das Stimmengewirr, welches in der Ferne über die Ebene schallte, hörte er bereits nicht mehr.

Kurz bevor der Drache sich zur ewigen Ruhe begab, brach die Wolkendecke auf und tauchte das Land für einen Moment in helles Licht – und entfachte das erloschene Feuer ein weiteres Mal.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 28.06.16, 01:37 
Edelbürger
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Mit ruhigen Schritten begab sie sich durch ihren Garten. Einmal am Tag war sie stets eine zeitlang mit sich und den Blumen und Pflanzen beschäftigt. Für die Geburt jedes Kindes hatte sie eine Pflanze gepflanzt. Die mächtige Eiche ihrer erstgeborenen Tochter vereinnahmte eine große Ecke des Gartens. Auch mussten sie dafür die Mauer einreißen, da die Wurzeln sämtliches Mauerwerk aus der Erde hebelten. Dùlindwen selbst war zwar windig und oftmals viel zu verträumt, aber der Baum kam ihrer Persönlichkeit doch am nächsten. Denn sie war Selarians Fels in der Brandung in den bald dreihundert Götterläufen, die die beiden miteinander verbringen durften. Sie hatte alles mit ihrer Tochter, Vertrauten und besten Freundin geteilt. Und wie erfreut war Selarian, dass sie so sehr ihrem Vater glich. Und auch war sie stets die Schnittstelle zwischen ihrer Mutter und ihrem Vater. Solange Dùlindwen zu Hause war, herrschte Harmonie.

Ihre zweite Tochter, Tarawen, sollte hingegen ihr Abbild sein. Dunkles Haar, ihre dunklen Augen. Das wilde, ungezähmte, dass sie jedoch nur zeigte, wenn sie im Kampf war. Für sie war es ein Rosenbusch geworden, den Selarian pflanzte. Hübsch anzusehen, doch sollte man ihn nicht unterschätzen wenn man achtlos hineingriff. Tarawen war jedoch auch in einer Sache ihr ähnlich: Sie schätzte Telendarion weitaus mehr als ihre Mutter. Sie hatte keine Verachtung je an den Tag gelegt, doch war es mehr als deutlich, dass Telendarions Wort Gesetz war, während Selarians Worte oftmals auf taube Ohren stießen. Selarian lächelte sanft auf als sie den Rosenbusch goß. Es erfüllte ihr Herz, dass ihre Tochter so sehr wie sie war und sie hoffte, dass sie dieses rohe Wesen behalten könnte bis sie einst nach Lothorien eingehen wird.

Als Selarian sich schließlich zu der Blüte wandte, die sie für Tendarion pflanzte, seufzte sie leise auf. Eine einzige Vitamablüte, die nur drei Monde im Götterlauf blühen wollte. Sie hatte sich so sehr gewünscht einen ganzen Busch aus dieser Blüte ziehen zu können, doch wollte kein Setzling greifen. Es war, als wollte die Blume für sich alleine bleiben. Man durfte sie hegen. Man durfte sie bewundern. Aber eben nur sie selbst. Tendarion war nie neidisch oder eifersüchtig. Er war zufrieden damit im Hintergrund zu weilen und die Familie aus der Ferne zu betrachten. Seine stete Sorge darum etwas falsch zu machen lähmte sein Selbstbewusstsein so sehr, dass er selten aus sich herauskam und schon gar niemanden an sich heranließ. Wie die Blume blühte er dann und wann auf, wenn er das Gefühl hatte, dass die Umstände angemessen waren, doch dann vergingen die Blätter und verflogen in Khalebs Hauch, ehe es wieder lange Zeit benötigte, bis sie sich wieder dazu entscheiden konnte zu blühen. Wäre er nicht so still und liebreizend gewesen, immer darum bemüht es allen Recht zu machen, ohne dabei zu bemerken, dass er schon mehr gab, als er eigentlich besaß, hätte sie ihn als Sorgenkind betrachtet.

Als Selarian so vor der Blüte, saß und an ihren Sohn dachte, fiel ihr etwas ungewöhnliches auf. Ein kleines Löwenköpfchen blühte neben der Vitamablume. So sie sich nicht um ein Löwenköpfchen in ihrem Garten normalerweise gewundert hätte, war die Position doch zu auffällig. Bald sechzig Götterläufe konnte keine Pflanze und Blume neben der Vitamablume gedeihen. Gar als wagten sie es nicht dieser prachtvollen riesigen Blüte zu nahe zu kommen. Doch da war ein kleines Löwenköpfchen was binnen weniger Tagesläufe etwas wagte, was andere Pflanzen über Götterläufe hinweg nicht schafften.

Irgendetwas hatte es zu bedeuten. Sie war nun lange genug im Dienst der Herrin. Der Garten war ihr nun über Jahrhunderte ihr Hort. Ihre Zuflucht. Selarian wusste, dass solche Veränderungen etwas zu bedeuten haben.

Doch gleichsam wollte sie das Löwenköpfchen nicht überbewerten. Vielleicht hatte Tendarion endlich jemanden gefunden, den er auch in sein Herz schließen konnte? Ein blonder Mann vielleicht? Selarian war sich noch immer nicht bewusst, wie ihr Sohn dazu kommen konnte sich nicht einer Frau zuwenden zu wollen. Aber Vitamas Wege sind nicht immer verständlich.

Selarian nahm ihre Gießkanne auf und wollte der Blume und ihrem neuen Gefährten Maquiras Nass spenden, als sie mit einem Mal eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte. Ein Vogel. Ein einfaches Rotkehlchen, nichts ungewöhnliches, doch irgendetwas störte sie daran. Sie blickte auf das Wasser ab und dann blickte sie sich wieder um.

Sie wusste, was sie störte.

Sie roch die Blumen. Sie spürte das Gras an ihren nackten Beinen. Sie schmeckte das Bonbon in ihrem Mund.

Doch sie hörte keinen Laut.

Mit gerunzelter Stirn blickte sie hinter sich. Das Haus war ruhig. Keine Aufregung war zu sehen. Die Tiere im Garten wuselten fröhlich herum. Ein Eichhörnchen kletterte die Eiche lebendig hoch. Schmetterlinge tummelten sich um die bunten Blumen. Es war alles wie immer. Nichts schien ungewöhnlich. Als sie schließlich auf ihre Gießkanne zurücksah sprang sie entsetzt auf. Sämtliches Wasser, dass sich aus der Gießkanne ergoß war pechschwarz und zäh. Die Vitamablume hatte ihre blassrote Farbe gegen ein tiefes Schwarz getauscht und das Löwenköpfchen zerfiel vor ihren Augen zu Staub.

Pures Entsetzen erfüllte sie und sie kippte bewusstlos beiseite.

~~~


Das Blut rauschte in ihren Ohren. Nicht nur das Blut das in ihr durch ihr rasendes Herz panisch durch ihre Blutbahnen gepumpt wurde, sondern auch das Blut das an ihr klebte, schien nach ihr zu schreien.

Sie versuchte zu Verdrängen, dass das Blut an ihrer Rüstung und ihrer nackten Haut das Blut ihrer Familie war. Selarians einziger Beweggrund war nur noch das zu retten was übrig blieb. Ihr eigenes Leben. Die beiden Fey'haîm die in ihren Amrai eindrangen haben die letzten Skelette erschlagen, doch hetzten sie ihr hinterher.

Nein, sie würde ihnen nicht vertrauen, egal wie viele sie dieser Unwesen töteten. Sie haben erst dieses Leid über ihren Hain gebracht. Ohne sie wäre ihre Familie nicht tot. Ohne diese beiden blonden Fey, die ihre Wurzeln verraten haben um sich mit Menschen hinter Steinen und unnatürlichem Prunk zu verstecken, würden sie noch alle leben und glücklich sein. Ein Leben fernab aller Konflikte wählten sie. Sie mischten sich nicht in die Belange anderer ein und öffneten nur die Pforten um Handel zuzulassen. Wenige verließen den Amrai, und wenn kehrten sie immer mit der Erkenntnis zurück, dass es da draußen wenig erstrebenswertes gibt.

Sie merkte, dass ihre Kräfte sich dem Ende neigten. So viele Skelette und Dämonen hat sie erschlagen. Drei der Beschwörer vergingen mit jeweils einem ihrer Pfeile aus Tra'avain in der Stirn. Als ihre Familie vor ihren Augen von den Untoten gerissen wurden, verfiel sie in Raserei. Nichts mehr konnte sie aufhalten. Drei Menschen, die im Beisein der Fey'haîm waren hatte sie ebenso niedergestreckt. Aber sie hatte keine Kraft mehr sich noch um diese beiden zu kümmern. Ihre Pfeile waren aufgebraucht. Sie war geschwächt und blutete stark..

Nein, sie würde sie richten. Dieser jüngere der beiden, war es, der tatenlos zusah wie ihre Eltern zerfetzt wurden. Der nichts anderes tat als sein Schwert zu heben und zu verharren. Er hätte genauso gut seine Hände direkt an ihre Familie legen können um ihnen das Leben so würdelos zu entreißen.

Dieser unbändige Hass. Dieser unzähmbare Groll. Selarian dreht sich um und zog ihr Taek'ri, doch noch ehe sie nach dem älteren der beiden Fey schlagen konnte, schlug er ihr mit der nackten Faust schonungslos ins Gesicht und sie verlor schlagartig das Bewusstsein...


~~~


Mit tränenverhangenen Augen blinzelte sie zu Telendarion hoch. Verwirrt fragte sie nach ihrer Mutter und ihrem Vater. Blickte sich um und erkannte ihren eigenen Garten den Moment nicht wieder. Sie war doch eben noch in ihrem zerstörtem Dorf.

Doch dann fiel ihr alles schlagartig wieder ein und sie rappelte sich panisch auf um zu der Vitamablüte zu krabbeln. Telendarion sah mit wachsender Besorgnis seiner Gefährtin nach. Auch wenn sie oftmals melancholisch und untröstlich war, so war sie stets beherrscht und vor allem nie irrational. Selbst in ihrer kalten, blanken Wut konnte man mit ihr vernünftig reden. Selbst wenn Telendarion es bevorzugte dann eher zu flüchten, denn ihre Zunge war schärfer als jede Klinge.

Selarian betrachtete die Vitamablume und stellte fest, dass das Löwenköpfchen tatsächlich noch da war. Die Vitamablume hingegen hatte schlagartig alle Blütenblätter verloren. Eine einzelnes Blütenblatt hing noch an der Blume.

"Irgendetwas geschieht mit unserem Sohn..", hauchte sie tonlos und voller Entsetzen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Schatten im Silberglanz
BeitragVerfasst: 5.07.16, 19:09 
Edelbürger
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Draconis - 4.195 nach Ende der Amulettkriege


Mit stoischer Miene besah Adahirdh seine Seelengefährtin die unter starken Schmerzen sich in der Geburt quälte. Ihr gemeinsamer Sohn, Telendarion wartete vor dem Zimmer in der die Niederkunft seines ersten und auch einzigen Geschwister von statten ging.

Glóredhel so zu erleben war selbst für den silbernhaarigen Fey eine ungewohnte Situation. Sie war ihm versprochen worden um die Bande zwischen jenen Familien, die sich Celetheyon - Silberglanz wie sie sich später nennen werden - und Erdairienn nannten, enger zu knüpfen. Eine Zweckverbindung, die die ersten Jahrzehnte auch keineswegs von Liebe und Leidenschaft geprägt gewesen war. Man respektierte sich als Geschwister des gleichen Volkes, aber die zarten Bande sollten erst viele Jahrhunderte später geknüpft werden. Telendarions Geburt war der Zeitpunkt an dem Adahirdh seine Gefährtin erstmals bewusst sah. Die Geburt seines zweitens Sohnes war bereits mit Vorfreude versehen.

Die beiden Fey würden sich immer nur kurz nach der Geburt ihrer Kinder ein Lächeln schenken. Ein Zugeständnis für das Zusammenstehen, weil ihre Familien es so wollten. Ein kleiner Lichtblick der diesen beiden Fey einen minimalen Hauch an Gefühlen entlocken konnte.

Adahirdh hatte das Gefühl seinen Erstgeborenen mit einer zu laschen Hand auf den falschen Weg gebracht zu haben. Mit Menschenfrauen hurte Telendarion herum. Mit einer Gruppierung die sich mit den Gohor beschäftigte, rebellierte er gegen die Vieregewollte Ordnung. Glóredhel machte es wohl richtiger als er selbst. Sie ignorierte das Gebaren ihres Sohnes, da sie davon überzeugt war, dass der Zeitpunkt käme, ab dem Telendarion in den Spiegel sah und erkannte, wer und was er war. Adahirdh hatte seinen Sohn jedoch schon aufgegeben und wollte sich ganz auf den neusten Spross der Familie konzentrieren.

Telendarion kam immer weniger nach Hause. Teilweise blieb er mehrere Monde fort. Manchesmal einige Götterläufe. Es interessierte ihn nicht was sein ablehnender Vater und sein neuster Lieblingssohn ihm vorleben wollten. Wie Celedir stets an der Robe seines Vaters hing und dieser ihm mit einem stolzen Blick auf den Arm nahm. Auch interessierte er sich nicht für die halbherzigen Versuche seiner Mutter ihn davon zu überzeugen, dass er noch immer der Erstgeborene war. Dass Telendarion stets das Erbe sein würde, während Celedir das Nachsehen haben wird. Doch ihr Sohn legte seine Wurzeln ab. Celetheyon wurde zu Silberglanz, da seine menschlichen Freunde und Geliebten es besser aussprechen konnten.

Zwei goldene Anhänger Timanors und Galamnors, die zusammen einen in sich geschlungenen Kreis ergaben, zierten seinen Hals. Von der ehrwürdigen Arbeit in der Bibliothek der Fey, mit der Adahirdh sich nun seit Jahrhunderten beschäftigte, wollte Telendarion nicht wissen.

Ein Schwert, viele Menschenfrauen und den innigsten Dienst an die Gohor - dies erfüllte Telendarion Silberglanz.

Erst als Celedir um die fünfzig Götterläufe war, schickte sich sein Bruder an sich wieder öfter im Hause blicken zu lassen. Er hatte seine menschliche Gefährtin nach zwanzig Götterläufen im Kampf verloren und war untröstlich. Er interessierte sich nach wie vor nicht für seine Eltern, aber erstmalig erkannte er seinen Bruder als das was er war. Loyal, liebevoll, ein wenig naiv, aber wissbegierig und gelehrig. Und vor allem leicht zu manipulieren.

Zu anfangs war es nur ein belangloser Zeitvertreib, zu sehen wie sehr Telendarion Celedir gegen seinen Vater aufwiegeln konnte. Hier und da ließ er seinem jungen Bruder nicht die Möglichkeit seine Arbeiten zu vollrichten, die ihm ihre Eltern aufgaben. Ab und an würde er ihn aus der Bibliothek lotsen um ihn in die Stadt und die Tavernen zu entführen. Und schließlich brachte er ihm den Schwerttanz bei, bis Telendarion einen ebenbürtigen Übungspartner hatte.

Die Jahrzehnte vergingen und Celedir kapselte sich immer mehr von ihren Eltern ab und Telendarion wurde sein Lebensmittelpunkt. Auch musste sich Telendarion eingestehen, dass auch er immer weniger Interesse an Liebschaften hatte und sich lieber mit seinem Bruder und den wichtigen Dingen auf Tare beschäftigte. Der ehemals verbundene Drachenanhänger zierte nun die Hälser beider.

Stets waren sie in ihrer rebellischen Gemeinschaft hier und da wegen einer Schlägerei verwickelt, die ihnen Arrest bescherte, bis ihr Vater sie auslöste. Scham und Unsicherheit erfüllte Celedir. Befriedigung und Gleichgültigkeit erfüllte Telendarion.

Sie waren Fela und Mond. Feuer und Wasser. Sie waren Brüder im Herzen, Geist und Seele. Ein ungebrochenes Band.

Zumindest waren sie damals davon überzeugt, dass dieses Band nicht mehr gebrochen werden konnte.


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