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Vielleicht sollte ich dir diesen Mann beschreiben. Ich kannte ihn schon immer besser, denn schließlich war er kein Geringerer als der Freiherr Konrad Frickenstein. Gestrenger, bohrender Blick, stoische Haltung, elegante Gewandung und nicht zu verachten war schon immer sein Gehstock mit dem Elfenbeingriff. Wenn dich dieser Blick trifft, dann weißt du genau woran du bist oder besser gesagt du weißt wo du nicht bist - auf Augenhöhe. Das erscheint mir im Nachhinein als sehr zutreffende und passende Beschreibung für niemand geringeres als meinen eigenen Vater. Das was Barthel dir erzählen wird, das war ein Wendepunkt in meinem Leben auch wenn ich das erst Jahre später in einen Zusammenhang bringen sollte. Nun gut, aber wo waren wir? Ja, genau mein Vater kam in die Schankstube "Zum glücklichen Häschen" und brach einen Streit vom Zaun, aber das soll lieber Barthel dir erzählen, denn ich war selbst nicht dort.
Naja, Streit wäre vielleicht zu viel gesagt, denn Endris Vater hat nicht einmal die Stimme erhoben. Er unterbreitete Tatsachen mit einem Nachdruck, welcher verdeutlichte, dass er kein Mann war der keine Wiederworte kannte, erwartete oder duldete. Auf diese Weise sprach er mit meiner Mutter und erklärte ihr, das sie ihn nicht wieder sehen werde und das sich ihre Wege an diesem Schneidepunkt des Lebensweges für immer und unwiderruflich trennen würden. Ich hatte damals das Gespräch vom Geländer der Treppe belauscht und wie schon immer hatte ich Mal wieder mein Talent nicht aufzufallen unter Beweis gestellt und niemand hatte mich bemerkt. Auch Tage später hatte ich zu dieser Zeit noch auf der Treppe gesessen und mich gefragt ob dies mein Vater sein könnte. Ich träumte davon, das er nicht Wort halten würde und die Türe ein weiteres Mal aufspringen würde und er wieder käme. Hoffte darauf das er mein Vater sei und mich mitnehmen würde. Das ich diesem Viertel entfliehen könnte und in sein prunkvolles Heim mit einziehen dürfte. Ich versank in den verzehrenden Gedanken nach einer ganz normalen Familie.
Aber der Mann kam vorerst nicht wieder und ich begann ihn zu vergessen. Getrieben und getragen von dem Alltagstrott eines kleinen Jungen der dieses Haus immer weniger als einen Ort des Frohsinns verstand. Der sich nach der Liebe seiner Mutter sehnte, während jene ihre Liebe nur an ihre Freier mit klimpernder Börse gab, aber nicht mir - ihrem kleinen Jungen mit leerem Lederbeutel.
Du wirst dich noch wundern, aber zu einem späteren Zeitpunkt wird alles einen Sinn ergeben und sich zusammenfügen und vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt um die Geschichte um meine Person weiter zu erzählen. Ich mag zwei Götterläufe weniger auf Tare zählen als Barthel, aber meine Probleme haben zu einem ähnlichen Zeitpunkt begonnen. Bevor ich dir jedoch von meinen Problemen erzähle möchte ich dir schildern in was für einer Familie und Haus ich aufwuchs.
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