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 Betreff des Beitrags: Die Ehre eines Ritters
BeitragVerfasst: 13.11.02, 20:37 
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Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und der frische Schnee ließ alles wie neu erscheinen. Samira war wie immer in der Heilergilde, um ihrer Arbeit nachzugehen. Sie hatte sich gerade mit dem Heilerlehrling, dem Zwerg Dagnar, um den verwundeten Talzwerg Gangrosch gekümmert, als ihr Tronko kam. Sie rannte ihm wie immer entgegen und umarmte ihn. Die beiden wollten heute zu Etlaf gehen, dem neuen Schneider der Burg, den sie schon so lange kannte. Da sie sich beeilen wollten, zog sie sich nicht erst um, sondern ging in ihrem weißen Kleid mit dem Zeichen der Heilergilde zum Schneider.
Als sie vor Etlaf’s Tür standen, sahen sie einen Ritter mit gezogenem Schwert, welcher gerade versuchte eine Frau abzuführen. Die beiden beobachteten still das Geschehen. Plötzlich riss sich die Frau los, der Ritter rief den Wachen auf der Mauer zu:“ FEUER AUF DIESE FRAU; WENN ICH ES SAGE!“ Die Gefangene ging langsam mit den Worten, “Wenigstens keine Schmerzen“ auf das Tor zu, sank auf die Knie um die Armbrustbolzen zu empfangen. In diesem Augenblick sprang der Ritter hinter sie und schlug ihr mit dem Panzerhandschuh gegen die Schläfe. Sie sank sofort bewusstlos zu Boden. Samira und Tronko gehen näher heran, während der Ritter der Bewusstlosen Fußketten anlegt. Sie kniete sich sofort nieder und fühlte den Puls und ihr Begleiter ermahnte den Ritter es sei nicht ehrenhaft eine kniende Frau von hinten niederzustrecken. Samira fragte, was sie den getan hätte und der Ritter antwortete nur knapp: „Ein Verbrechen in Brandenstein.“ Er machte sich sofort daran sie auf die Schulter zu legen und Richtung Kerker zu gehen. Samira, die gerade die Platzwunde an der Schläfe behandeln wollte, fragte besorgt. „Ihr werdet aber ihre Wunde versorgen?“ Der Ritter nickt und meinte: „Nachdem sie in der Zelle ist.“ und verschwand mit diesen Worten in dem Büro, von dem aus es zu den Zellen in den Keller geht.
Samira und Tronko konnten das Geschehene kaum glauben und standen da wie angewurzelt. Der freiheitsliebende Tronko murmelte etwas vor sich hin wie “Zelle, dann lieber tot.“
Nach sehr kurzer Zeit kam der Ritter mit mürrischem Gesicht wieder heraus und schickte sich an zu seinem Pferd zu gehen. Sie als Heilerin wusste genau, dass diese Zeit nicht ausreichte um die Wunde notdürftig zu versorgen. Sie sah ihn an, in der Hoffnung, die Gefangene jetzt behandeln zu können. Als er bemerkte, dass die beiden immer noch da standen, schnauzte er sie an: „Was gibt es da zu starren? Noch nie einen Ritter gesehen?“ Tronko sah ihn mit seiner ausdrucklosen ruhigen Mine an und sagte: „Vielleicht ist deine Art ehrenhaft, aber einem das Bewusstsein zu nehmen ist ehrlos.“ „Besser, als sie erschießen zu lassen.“ meinte der Ritter zynisch.
Ein weiterer Ritter kam angeritten und wurde sofort heran gewunken. Mit den Worten: „Ah, Sir Lorence, nehmt den dort fest und setzt ihn für eine Nacht in den Kerker. Ich lass mich nicht von einem Bauern ehrlos schimpfen.“ deutet der Ritter auf Tronko. Samira war fassungslos, Tronko einsperren? Er, der nicht mal ertragen kann wenn ein Schaf eingesperrt wird, hinter Gitter. Sie wusste, das würde Tronko nicht überleben. Sie zog an Tronkos Ärmel und bat den Ritter unter Tränen sie gehen zu lassen. Der blieb aber unerbittlich und wies sogar den Armbrustschützen auf den Zinnen an, auf Tronko zu schießen, wenn er nicht folge. Samira bettelte um Tronkos Leben, aber die Ritter ließen keine Gnade walten.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Tronko, der nicht sehen konnte wie Samira litt, entschloss sich zur Flucht. Geschickt wich er den Armbrustbolzen aus und rannte durchs Tor. Samira schrie vor Verzweiflung, aber die Ritter setzten Tronko schon hinterher.
Suchend verließ sie das Burgtor. Schreckliche Vorahnungen beschlichen sie und bald sah sie einige Schritt entfernt Tronkos Körper leblos am Boden liegen. Samira stürzte auf ihn zu und kniete neben ihn nieder. Dort lag er nun ihr geliebter Tronko und die Ritter standen da und unterhielten sich als ob nichts geschehen wäre. Sie schrie unter Tränen die Ritter an: „Was habt ihr getan! Ihr wollt Ritter sein?“. „Oh ja und ein schlachtgelaunter dazu.“, erwiderte er prompt. Samira konnte sich nicht beruhigen und weinte bitterlich. Gedanken stürmten auf sie ein. Ihr fielen die vergangenen Tage ein, als sie sich schon einmal über die Ritter ärgern musste. Sie musste an die kleine Lillith denken, dieses unschuldige Baby. Hatten doch die Ritter ihrer Freundin Miranda die Neugeborene weggenommen. Nur mit viel Glück und Entschlossenheit konnte Samira erreichen, dass die Ritter ihr das Baby zur Pflege gaben. Dann ging Ihr durch den Kopf, wie sie bei der Schlacht zu Rohehafen die Ritter vermisste. Alle waren versammelt, selbst die einfachen Bauern griffen zur Mistgabel. Aber wo waren die Ritter? Zorn stieg in ihr auf und sie schrie die Ritter an. „Ich habe gewusst, dass ihr kein Herz habt, erst einer Mutter das Kind wegnehmen und dann einen wehrlosen Mann niederstrecken. Was ist aus euch Rittern geworden. Ich hielt euch Ritter immer für bewundernswert und tat alles ...“ Ihr versagte die Stimme. Wieder nahm sie den leblosen Körper Tronkos in den Arm und wiegte ihn hin und her. Immer wieder versuchte sie ein Lebenszeichen zu entdecken. Immer wieder fühlte sie seinen Puls. Aber nichts. Die Ritter erzählten etwas von ruhmreichen Taten die sie begangen und wie sie den Obdachlosen aus Rohehafen halfen, aber Samira hörte nicht mehr zu.
Sie hörte wieder, wie der Ritter sagte. „Er hat den Hochmeister ehrlos genannt. Der Hochmeister hätte das Recht ihn zum Duell zu fordern.“ Samira sah hoch: „...und ihr, was habt ihr mit der wehrlosen Frau gemacht? Sie hätte eine ordentliche Behandlung verdient.“
Der Ritter versuchte ihr zu erklären, dass sie eine gesuchte Verbrecherin wäre und es nicht anders verdient hätte. Darauf fragte er: „Lebt er noch?“. „Ich kann seinen Puls nicht fühlen.“ erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme.“ Darauf der Ritter: „Dann war es der Wille der Götter und ein Götze weniger.“ Samira sah voller Zorn zu ihm hoch und sprach „Und ein Heiler weniger. Auf meine Dienste werdet Ihr in Zukunft auch verzichten müssen.“
Dies schien dem Ritter aber nicht weiter zu stören. „Nun, dann bitte ich euch das Kind bis spätestens zum morgigen Tag bei der Burgwache abzugeben und euer Haus in den königlichen Städten zu räumen. Falls ihr jemals wieder eine galadonische Stadt betreten wollt sucht Vergeben im Tempel. Wer der Krone nicht dient, der soll auch ihren Schutz nicht länger genießen.“ Nach diesen Worten ritten die Ritter davon.
Schutz genießen, aus dem Munde des Ritters der erst vor kurzem Samiras geliebten Tronko niederschlug, klangen die Worte wie ein Hohn. Und für was soll sie um Vergebung bitten?
Sie saß den ganzen Zyklus bei ihrem Tronko der so langsam vom Schnee bedeckt wurde und viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Sollte sie zurückreisen zu ihren Eltern, was macht sie mit der kleinen Lillith, was werden ihre Freunde in der Gilde sagen.
Sie weinte und fühlte sich von allen Göttern verlassen.

_________________
Samira Sandelholz-Das Leben einer Elfe auf der Insel Siebenwind


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BeitragVerfasst: 14.11.02, 01:29 
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Es war spät am Abend, als Samira tränenvoller Augen vor der Tür der Gilde stand. Ich bat sie rein und begab mich mit ihr in den Gemeinschaftsraum. Das Kaminfeuer prasselte vor sich hin und während sich Samira setzte, holte ich ihr eine Tasse, um ihr von dem Kräutertee einzuschenken, den ich kurz zuvor gekocht hatte.

Ruhig saß ich da und trank mit ihr Tee, auf das sie sich ein wenig beruhigen konnte. Dann fing sie auch von selbst an zu sprechen und erzählte mir, was geschehen war.

Sie würde Schieferbruch verlassen, sobald Tronko dazu bereit wäre. Der Schlag des Ritters hatte ihn im Rücken getroffen und eine böse Wunde hinterlassen, aber sie hatte sich dessen schon angenommen. Tronko war also versorgt, nun war es an mir, mich der seelischen Wunden Samiras anzunehmen. Wie sich im weiteren Verlauf des Gespräches herausstellte, hatte man Samira des galadonischen Reiches verwiesen, sie schlichtweg verbannt, nach all dem, was sie für die Menschen hier in Schieferbruch und auch in den anderen Städten tat.

Das sollte also der Dank dafür sein ... tief in mir drin spührte ich einen wohlbekannten Zorn, aber ich lies mir nichts anmerken, noch nicht jedenfalls. Am frühen Morgen verlies sie das Haus wieder und wie ich sie den Weg hinunterlaufen sah, war mir klar, das ich sie so schnell nicht wiedersehen würde.

Ich legte mich, nachdem ich die Tassen und die Kanne weggeräumt hatte noch ein paar Stunden hin, um Kraft zu schöpfen für den nächsten Tag.

Spät am Mittag stand ich auf. Der Zwerg unten hatte mcih wachgebrüllt. Ihm verlangte nach Speis und Trank, was ich ihm dann auch möglichst bald zukommen lies. Ich sah mir seine Verbände an und machte mich dann auf den Weg zur Ritterlichen Verwaltung in der Vorburg des Schieferhorsts.

Ich stand auf dem Burghof, sah mich um. Keine Menschenseele war zu sehen. Stille herrschte, selbst der Schmied Erudin Gropp war nicht an seinem Amboss. Da wurde mir klar, das es ja Mittagszeit war und alle ihr Mahl im Burgwichtel einnahmen.

Zögerlich klopfte ich an die Tür der Verwaltung, eine Stimme von drinnen wies mich an, einzutreten, was ich dann auch tat. Sir Talliostro Barnabas stand an einem Bücherschrank und begrüßte mich dann, sich umdrehend. Nachdem wir Platz genommen hatten, wurde die Tür hinter mir ein weiteres mal geöffnet und Sir Lorence betrat den Raum, um rechts von mir an der Wand Haltung anzunehmen und dort zu verweilen.

Ich konzentrierte mich wieder auf mein Gegenüber und das Gespräch begann. Man erklärte mir den Vorfall aus der Sicht der beiden anwesenden Herren, doch ich war wie immer zu rebellisch, zu ungehalten und fragte, wo denn da die Gerechtigkeit bliebe, wenn es so zuginge, wie gestern Abend. Ohne auf meine Fragen einzugehen, erklärte mir Sir Barnabas den Unterschied zwischen Adel und gemeinem Volk und fragte mich, ob ich adeliger Herkunft wäre. Ihr ständiges Schmunzeln hatte mich schon früher stuztig werden lassen, irgendwas stimmte da nicht. Dies konnte ich nur verneinen und da war mir klar, worauf das hier hinaus lief. Ein Ringen mit zwei Riesen konnte ich nicht bestehen, doch meine Verpflichtung als Heiler dem Leben gegenüber konnte diese Ungerechtigkeit nicht tollerieren.

In einem Ansturm an Wut und Ärgernis sprach ich den Ritter jegliche Hilfe meinerseits und damit auch die Hilfe der Gilde ab. Wenn die Herren meinten, Sie müßten uns zeigen, wo wir Heiler Gesellschaftlich stehen, dann konnte ich meines Stolzes nach ihnen nur so zeigen, das wir sehr wohl einen wichtigen Standpunkt vertreten, auch wenn wir nur gemeine Menschen sind. Sollten sie doch einen Adligen Heiler finden, der sich ihrer Wehwehchen annimmt, wir würden es jedenfalls nicht mehr tun.

Daraufhin wies Sir Barnabas Sir Lorence an, mich festzusetzen. Ich gelte nunmehr wiedereinmal als Verräter und hätte damit der Krone den Rücken zugewandt. Die Gilde würde absofort geschlossen, Lady Fay solle sich in Zukunft der Bedürftigen annehmen. Ich wurde in den Kerker geführt und in eine Zelle gesperrt, wie ein mieser Verbrecher, dabei hatte ich doch nur versucht, die Gilde und ihre Mitglieder zu schützen.

Am nächsten Abend lies man mich wieder frei. Sir Curio, einer der meines Erachtens noch alteingessenen Ritter mit dem Glauben an den Alten Kodex lies mich ziehen. Der Knappe Randur begleitete mich ein letztes mal in das Haus der Gilde, wo ich ein paar persönliche Dinge an mich nahm, um dann Schieferbruch ostwärts zu verlassen. Mein Klopfen an Samiras Haus wurde nicht erhört, ein Blick durch die Fenster verriet, das keiner mehr da war, sie war schon längst fort.

So lief ich den Weg entlang, über den kleinen Bach vorbei am Gerichtsgebäude ... die Hoffnung nicht aufgebend, die Mitglieder der Communis Medici eines Tages wiederzusehen.



Leomar Finkenfarn
Heiler zu Siebenwind


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