Vor einger Zeit....

Der alte Wald war kalt und still, nur hin und wieder war aus dern Entfehrung ein leises Grollen des Feuerberges zu hören. Weiss war es überall, der Schnee hing schwer in den Ästen und Nadeln der Bäume, drückte sie herab und bedeckte sie wie mit einem Brautschleier. Sie fror, fror trotz ihres Umhanges und ihrer dicken Kleidung, aber dennoch bewegte sie sich nicht von ihrem Sitzplatz auf einem schon lange vom Sturm umgestürtzten Baum. Sie spielte abwesend mit dem langen Haarzopf herum ohne richtig zu beachten das sie die bunten Bänder damit löste oder in Unordnung brachte die sie so sorgsam hineingeflochten hatte.

Verlassen hatte sie den Orden nun, war keine Dienerin mehr, war frei und ungebunden..... aber war es das richtige? So viel Freude hatte sie empfunden die Seelen und Körper der armen Menschen zu heilen. Konnte sie das weiter tun, oder würden die Leute nun vor ihr zurückweichen, zurückschreken? Gedancke um Gedancke, einer von mehr Zweifel erfüllt als der andere reihten sich in ihrem Geiste bis sie nicht mehr wusste wo sie wahr und nur noch mehr anfing vor Kälte und Angst zu zittern.

Dann hörte sie einen Knurrlaut der die Stille des Waldes durchbrach und der direkt aus ihrer Nähe kamm. Erschrocken blickte sie auf, es war schon später Abend geworden und sie hatte es nicht bemerkt. Wie ein Stadtmensch war sie unachtsam gewesen, würde nun vielleicht dem Tode in die Augen sehen müssen für ihre Dummheit.

Aber sie sah nur Leben, nicht den Tod. Silbern war sein Fell, welches sich fast perfekt mit dem Weiss des Morsansschnees vermischte, Augen die sie wachsam und vertarut zugleich musterten, der lange, scharfe Zahn der ihm etwas aus dem Mund ragte. Er war es, er der sie direkt nach ihrer Ankunft auf Siebenwind vor so langer Zeit aufgenomen hatte, der wütend gewesen war als sie ihn verliess um in der Stadt, im Tempel zu lernen. Aber keinen Vorwurf sah sie in seinen Augen, keine Scheu, keine Furcht. Dann erblickte sie auch die Anderen, ihre Brüder, ihre Schwestern, wie sie aus dem dicken Wald hervorkammen und sich um sie scharrten. Viele Neue waren dabei, frischgeborene die sie noch nicht kannten und sie nun neugerig beschnüffelten, mit ihren Nasen anstupsten, begierig darauf zu erfahren warum ihr Rudelführer diesem Zweibeiner so sehr vertraute. Sie rochen die Stadt an ihr, wie verweichtlicht sie war, die dünne Fettschicht die sich um ihre Leib gebildet hatte und die beginnende Unaufmerksamkeit für die Natur wie sie alle Städter hatten.

Aber sie legte jedem von ihnen ihren Hand auf mit ihrem ruhigem, sanften Lächeln und auch sie fingen an Silberzahn ihrem Anführer zu verstehen. Leise begannen einige der Älteren zu heulen als der Vitamalin am Nachthimmel stand, wie um ihn und auch sie, das verlorene Kind zu begrüssen und seine Ankunft zu feiern. Nach und nach stimmten sie alle in das Lied des Rudels ein, nur sie blieb schwiegend auf dem Baumstamm sitzend, unsicher was sie tun sollte, verstand sie sie noch, oder hatte die Stadt alles zerstört? Und während sie noch zweifelte kamm einer nach dem anderen zu ihr und rieb sich an ihr, ihr etwas von seinem, dem Rudelgeruch schenkend.

Ja, ich bin Zuhause, endlich wieder Zuhause.

Flüsterte sie leise kurz bevor auch sie ihren Kopf in den Nacken legte und das durchdringende Heulen anstimmte, was sich in nichts von dem ihrer Familie unterschied, was kein normaler Mensch für das Geheuel eines anderen Menschen halten konnte, was laut und klar durch den schneebedeckten Wald hindurchschall der das Revier dieses, ihres Rudels bildete.
Und so heuelte sie glücklich und selbstsicher nun die Nacht hindurch, heuelte mit ihrem Rudel, heuelte mit den Wölfen.