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Zum ersten Mal seit sie dem Hexenwald den Rücken gekehrt hatte war sie wieder in eine Stadt gezogen. Brandenstein. Sie musste sich zuerst an den Gestank und den Lärm gewöhnen. Doch im Gegensatz zu früher gewöhnte sie sich schneller an die eigenartigen Gerüche. Völlig ausser Atem vom langen Marsch sass sie auf der Bank vor einer Taverne und suchte nach etwas Ruhe und Erholung vom anstrengenden Marsch. Doch lärmende Kinder wussten das zu verhindern. Auf der einen Seite wollte sie nicht unnötig auffallen. Auf der anderen Seite hätte sie aber dem einen, neunmalklugen Jungen, der sie mit einem billigen Zauberspruch belästigte, am liebsten gezeigt was es heisst eine Hexe zu stören wenn sie ihre Ruhe wollte. Bereits machten sich erste Anzeichen von Jähzorn in ihr bemerkbar, als ihre Aufmerksamkeit auf den Vater dieses vorlauten Schnösel viel.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihre Hände wurden feucht. Es war nicht Jähzorn. Es war etwas anderes. Irgend wie, aber sie wusste nicht woher, kam er ihr bekannt vor. Der ausgemergelte Ausdruck im Gesicht des nur alt Wirkenden und die unnatürlich weissen Haare. Aber sie konnte ihn nicht einordnen. Auch die komische Frau, welche angezogen wie ein bunter Papagei auch dementsprechend krächtzte, kam ihr bekannt vor.
Sie musste ihre Karten befragen.
Langsam und konzentriert, so gut es eben bei dem Lärm ging, mischte sie die Karten. Das Rad des Schicksals mit dem Wagen zur Linken, dazu die Herrscherin und der Stern das Kreuz bildend.
Das Schicksal und der Wagen deutete auf die eigene Vergangenheit, die Herrscherin und der Stern zeigte auf eine frühere Beziehung.
Rha..... das konnte nur Rha aus Rohehafen sein. Ja natürlich das war er. Er hatte sie wohl auch nicht mehr erkannt oder wahrscheinlich wollte er sie gar nicht mehr kennen. Sollte sie ihn...... Nein sie wollte keine alten Wunden aufbrechen. In Gedanken der Vergangenheit versunken nahm sie die Karten zusammen. Ob er immer noch so schöne Gedichte und Lieder schrieb? Ein leichtes Schmunzeln flog über ihr Gesicht.
Wie doch die Zeit ihre Spuren hinterlässt und vergessen macht.
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