*ein kleiner Junge läuft so schnell ihn seine kurzen Beine tragen über den belebten Marktplatz und hält zielstrebig auf das kleine Haus direkt neben der Schmiede zu. Erst zaghaft, dann etwas kräftiger klopft er an der großen Holztür an. Einige Momente vergehen ohne, dass sich etwas im Haus zu regen scheint. Gerade als er sich umdrehen und gehen will wird ihm doch noch geöffnet. Eine etwas müde erscheinende blonde Frau öffnet die Tür und ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht als sie den Jungen sieht.
„Telan, was tust du denn hier?“ „Ich habe hier diesen Brief für dich.“ Seine kleine Hand streckt sich ihr entgegen darin ein etwas mitgenommen aussehender Brief. Sie nimmt den Brief und gibt ihm ein paar Münzen ehe sie die Tür wieder verschließt und sich zum Tisch begibt, welcher den Raum zu beherrschen scheint. Neugierig öffnet sie den Brief und entfaltet ihn. Mit einem klirrenden Geräusch fällt dabei etwas aus dem Brief heraus und landet auf dem Steinboden direkt neben ihr. Ihr Blick gleitet zu dem kleinen Ring und hebt ihn langsam auf.
Langsam dreht sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und erst einige Zeit später erblickt sie die Inschrift im Ringinneren. Ihr Gesicht scheint noch etwas blasser zu werden als es sowieso schon war, sie legt den Ring vor sich auf den Tisch und nimmt den Brief auf um ihn zu lesen.
Zwischen Lachen und Weinen legt sie den Brief, nach dem sie ihn gelesen hatte, neben den Ring. Geschwind springt sie vom Stuhl auf und sucht sich Papier, Feder und Tinte. Wieder am Tisch zurück, beginnt sie ohne zögern einen Antwortbrief zu verfassen.*
Mein geliebter Jarusch,
ich weiß meine Freude, doch auch meine Trauer, über deinen Brief kaum in Worte zu fassen. Es tut mir so unendlich leid, dass ich in den schweren Stunden, welche du hinter dich bringen musstest nicht bei dir sein, dich nicht trösten konnte. Verzeih mir bitte, dass ich ohne dir ein Wort zu sagen damals von der Insel ging. Ich suchte dich die Tage über, welche ich benötigte um meine Abreise vorzubereiten, doch fand ich dich trotz größter Mühen nicht. Ich hoffte darauf, dass Erudin dir von meinem Entschluss und meinen Gründen erzählte, doch scheint es ja nun so, dass er es, aus welchem Grunde auch immer, wohl versäumte.
Lass mich dir beteuern, dass auch ich dich noch immer Liebe, dass du mich dereinst tiefer berührt hast, als ich je glaubte, dass sogar du mich berühren könntest. Mein Herz war und ist voll von Liebe und ich gehöre ganz und gar dir. Doch auch, wenn die Sehnsucht zu dir mich manches Mal fast zu verzehren droht, kann ich noch nicht zu dir zurückkehren, da mein Vater noch immer nicht genesen ist.
So lange Zeit bin ich schon wieder zu Hause, doch sein Zustand scheint mir kaum verbessert zu sein. Er liegt in seinem Bett und scheint eher vor sich hinzuvegetieren, als zu leben und nichts was ich sage oder tue scheint ihm zu helfen. Ich kann wohl nicht mehr tun als in diesen Stunden seiner Krankheit bei ihm zu sein und ihm Gesellschaft zu leisten, ihm das Gefühl zu geben nicht alleine zu sein.
Jeden Tag Hoffe und Bete ich, dass alles ein gutes Ende finden mag und ich zu dir eilen kann, auf dass ich auf Ewig in deine Arme sinken und deine Nähe und Liebe genießen kann. Dies hier, mein Liebster, soll mein Versprechen an dich sein, dass ich dich nie vergessen und alles tun werde um zu dir zurück zukehren.
Deine dich liebende Eleonora
*Noch einmal ließt sie über den Brief und verschließt ihn dann sorgfältig. Sie nimmt den Ring vom Tisch auf und streift ihn sich über den Finger und ein leichtes, wohl etwas trauriges Lächeln legt sich über ihre Züge. Sie steigt die Treppen zur Kammer ihres Vaters auf und spät vorsichtig und leise durch die Tür. Als sie sieht, dass er schläft eilt sie aus dem Haus, hin zum nächstliegenden Bodendienst. Dort gibt sie den Brief in den Gewahrsam eines Boten, gibt ihm den verlangten Preis und eilt ebenso schnell wieder zurück zum Haus. Wo sie mit den Vorbereitungen zu einem mittäglichem Mahl beginnt.*
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