Die ersten Regentropfen Vitamas prasseln auf den noch verschneiten Boden Morsans. Langsam tritt eine Frau mit einem kleinen Beutel an ihrem Kleid durch die Stadt Brandenstein. Der Regen prasselt ihr durch den schwachen Wind seichte ins Gesicht. Ihr Kleid durchnässt, geht sie mit einigen Briefen in der Hand in Richtung des Hafens.
Deutlich erkennt man aus der Entfernung, dass sich aus ihren geröteten Augen nicht nur Regenwasser durch ihr Gesicht den Weg bahnt.
Am Ufer der Stadt erkennt man einige Schiffe, die voller Flüchtlinge ist. Scheinbar führt diese Frau auch zu diesem Ufer, ihre Schritte wirken aber zittrig und schwach, fast verhalten, als wolle sie diesen Ort nicht verlassen. Ein Schritt vor dem anderen, leise knirscht der Schnee unter ihren Schuhen. Ihr Atem wird immer lauter und ihre Schritte bedächtiger.
Als die Planken des Hafens erkennbar werden, stockt sie für einen Moment. Gedanken kreisen in ihrem Kopf, Namen, Gesichter…
Ihre Freunde, die sie wie eine Mutter aber auch eine Freundin geliebt und verehrt hat.
…
Desdemonda
Mandoran
Benni
Sonjilah
Maransil
Anaih
Angostin
Daniel
Donarius
Ehlen
Ferandor
Leomar
Sean
Athos
Aspin
Melissa
Tom
Varg
Lundil
Faram
Isabel
Lennart
Rianna
Thalion
...
Es sind noch so viele mehr, schier endlos scheinen sie. Nie wird sie sie vergessen. Ihre Gedanken immer bei Ihnen. Ein Teil von ihr werden sie immer in ihren Herzen tragen und sie von ihr.
Mehrmals blinzelt sie, bis sie wieder aus den Gedanken war. Sofort schritt sie weiter, nicht noch einmal die Gedanken verlierend und es sich vielleicht anders zu überlegen.
Zu viele Erlebnisse aus der Vergangenheit, aus der Zeit, in der sie nach Siebenwind kam und die verheerende Macht Angamons sah. Es waren zu viele, sie entschied sich in ihre Heimat zurückzukehren, zu ihren Eltern, die sie mittlerweile seit 12 Vitamas nicht sah. Die blühenden Felder am südlichen Rand Galadons am Rande der Wüsten nach Endophal. Die Weinreben, die fruchtbare Erde….
In diesem Moment betrat sie die Planken des Schiffes. Ein Flüchtlingsschiff in Richtung Venturia, ihr erster Schritt zurück in ihre Heimat. Der Anker lichtete sich, die Takelage wurde eingeholt und das Schiff setzte sich langsam im Wind in Bewegung.
„Ade Siebenwind, möge das Licht der Herrin dich wieder erhellen“
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