"... Eisiger Wind treibt die Scheeflocken über die hohen, von vielen Knochenhänden und rostigen Schwerten schon abgewetzen Palisaden. Knochen und zersplitterte Totenschädel werden halb vom Schnee bedeckt, der schon lange den Weg, der einst hierher führte, verweht und alle Spuren des Lebens weggewischt hat. Die Dunkelheit hat sich über dieses Land gelegt und mit ihr kriecht die Kälte bis in den allerkleinsten Winkel hinein.

Kein lebendes Wesen wagt sich mehr in diese Gegend und wenn doch, so wird es bald von den unheiligen Schatten, die in Schaaren durch die Nacht streifen, ohne Gnade niedergemetzelt und zu ihresgleichen gemacht. Der Wind trägt das Klappern der Knochen und das Klimpern der alten Rüstungen aus Kriegen längst vergangener Zeiten weit fort und raubt so manchem Ängstlichen den Schlaf.

Hinter den Palisaden jedoch bietet sich ein Bild, das unwissende Herzen mit Angst und jene, welche voll Glauben sind, mit Hoffnung erfüllt. Haushoch ragen dort gestaltgewordene Urelemente empor, beschworen von den Priestern und besehlt vom Geist der Elementarherren, unbeirrt in ihrer Aufgabe den schmalen Durchgang zum Tal der Elemente zu bewachen und kein unheiliges Wesen hindurch zu lassen.

Dahinter erhebt sich das mächtige Haus des Ordens der vier Elemente - der Ecclesia Elementorum. Nur wenige Fenster wird man beleuchtet sehen und selten nur ist ein Geräusch zu vernehmen, das den fauchenden Wind übertönt. Vielleicht erhascht man hier und dort einen flüchtigen Schemen in den Gängen, sieht den Zipfel einer Robe im Dunkel verschwinden oder hört leise Schritte aus den Tiefen der Tempelhöle hallen.

Verlassen scheint dieser Ort, ohne Leben wie die Einöde vor den Toren. Doch wenden wir uns dem düsteren Eingang des uralten Tempelgemäuers zu, folgen wir einem jener stillen Schatten hinein in die Dunkelheit und steigen wir die steinernen Treppen hinunter immer tiefer in den Berg hinein. Schon tastet die Wärme mit ihren sanften Fingern nach unserer Kleidung und der Wind draussen wird zu einem entfernten Rauschen. Fackeln beleuchten hier die mit seltsamen Zeichen behauenen Wände, welche das Gemurmel der Ordensbrüder und -schwestern verschlucken und der eigenen Stimme einen dumpfen Klang geben.

Ruhig und in sich gekehrt wandeln Priester - gekleidet in prachtvoll verziehrte Roben - durch die Gänge, hier und dort sieht man ein paar Novizen sich leise unterhaltend oder emsig den Aufgaben nachgehend, welche ihnen von den Priestern aufgetragen wurden. Schon lange fand kein Aussenstehender mehr den Weg in diese heiligen Hallen und so gehen die Ordensmitglieder ihren eigenen Dingen nach - abgeschieden von der Aussenwelt, gleichsam entschwebt in die Arme ihrer Herren.

So kommt es, dass kaum einer weiss von den seltsamen Ritualen und mystischen Messen, die hier abgehalten werden. Keiner erblickte die erhabenen Gestalten der Hohepriester als die Hände in die Dunkelheit der Nacht streckten und ihre Götter anriefen. Niemand hat die Wunder geschaut, welche die Herren der Elemente selbst wirkten - als sie ihre Geschöpfe zum Schutz des Tempels entsendeten. Und so scheint es, dass dieser Ort an der Felsenkron Siebenwinds langsam in Vergessenheit gerät, dass kaum jemand der Priester gewahr ist, die Zwiesprache mit den Seelen der Elemente halten, ja vielleicht schwindet sogar da draussen das Wissen um die Herren der Elemente selbst.

Doch ich habe hier mein Refugium gefunden, mein neues Heim, und der Schutz der Götter ist mir sicher! Mögen diese düsteren Zeiten bald vorrübergehen - mögen die Acht bald den Götterbastard von Tare tilgen und mit ihm seine ganze unheilige Brut ..."

- Auszug aus dem Tagebuch eines Flüchtlings