So bin ich also hier. Ich lasse meinen Blick umher schweifen. Die Quelle. Um mich herum Wasser. Es umfängt mich. Ich kann nicht ertrinken. Ich atme nicht. Die Quelle ist seicht, das Wasser klar. Es sollte dunkel sein, so tief bin ich, aber es ist hell. Licht bricht sich an funkelndem Quarzgestein. So rein. Dort sitzt sie auf einem Felsen. Sie flechtet ihre Haare. Sonderbar. Ich hätte sie mir anders vorgestellt. Auf den Reliefs ist sie oftmals halb Fisch. Manchmal ganz. Ein Trugbild? Gestaltenwandlerin durchfährt es mich, sie hat keinen Körper, braucht keinen, das alles hier ist sie, ihr Bild, die Frau, Abbild für mich, stoffliche und unstoffliche Existenz. Das Quellwasser berührt mich und damit auch sie. Was bin ich? Teil oder Eindringling? Teil möchte ich sein. Wird sie mich akzeptieren? Langsam schreite ich auf sie zu. Das Wasser trägt mich zu ihr. Ich stocke. Etwas zieht an mir, umklammert mein Handgelenk. Eine Hand, kleiner als meine. Ich will sie abstreifen, aber mir fehlt die Kraft. Ich wende meinen Blick nach oben. Licht. Ein Arm. Wieso greift sie nach mir? Komm doch mit mir, hab keine Angst, wenn sie mich akzeptiert, dann auch Dich. Komm, es ist ganz leicht, sich mit dem Wasser zu bewegen, ich kann es Dich lehren, wenn Du magst. Laß mich, ich will schweben. Ich richte meinen Blick auf die Frau vor mir. Ich lächele entschuldigend. Sie lächelt zurück. Dann ist sie vor mir. Ich weiß, daß ihre Hand mich berührt, aber ich spüre sie nicht, sie fühlt sich an wie das Wasser, das mich umgibt. Ich folge ihr mit den Blicken. Sie streicht über meine Hand und über die, die mich hält. Löse sie doch oder nimm sie mit. Doch sie tut es nicht. Unsere Blicke treffen sich. So klar. Ein Sog. Sie zieht mich zu sich. Nein, nicht mich, nur meinen Kopf. Unsere Lippen treffen sich. Wir küssen uns. Etwas drückt gegen meine Lippen, ganz klein. Ihre Zunge? Ich bin verwirrt, aber so es ihr Wunsch ist, Einlaß zu erhalten, werde ich ihn ihr gewähren. Mein Mund öffnet sich leicht. Wasser dringt in ihn ein, nicht langsam, sondern schnell. Mein Mund ist zu klein, die Zunge wird schwer, das Wasser drückt sie herab, es fließt in meine Lungen. Es brennt. Warum brennt es? Ein Stoß. Sie stößt mich von sich. Ich blicke verwirrt, doch sie lächelt noch immer. Eine Geste mit der rechten Hand. Deutet sie? Ich weiß es nicht. Der Griff um mein Handgelenk ist eisern. Meine Lungen, sie brennen. Luft. Ich brauche Luft. Ich recke den Kopf empor, ich schwebe nicht, ich springe das Wasser hinauf wie Stufen einer Treppe, hangel mich kletternd an den Quarzvorsprüngen empor. Die Hand zieht mich, verleiht meinen Sprüngen mehr Kraft. Licht.
Ich reiße die Augen auf. Rechts. Ich falle aus dem Bett, kauere mich auf alle Viere. Ein Würgen. Ich erbreche Blut und Wasser. Husten. Gierig atme ich ein. Meine Lungen schmerzen, wehren sich dagegen. Mir ist schwindelig. Ich starre auf die wässrig-rote Pfütze vor mir, betrachte mein verzerrtes Spiegelbild. Erneutes Würgen, doch es ist nichts mehr in mir. Langsam wischt mein Handrücken über meinen Mund. Er ist kalt. Mein Blick wandert umher. Ja das Zimmer kenne ich. Ich friere. Ein Tropfen rinnt über meine Stirn, die Nase entlang, löst sich von mir, zerplatzt auf dem Boden. Kleine Kreise im Blut. Ich schaue an mir herab. Ich bin nackt. Unwillkürlich fasse ich an die Stelle, an der mich die Axt getroffen hat. Sie ist kalt wie alles an mir, kalt, aber geschlossen. Meine Gedanken sind wirr. Schlaf. Ich brauche Ruhe. Und Wärme. Suna!
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PO Selina Leskadon PO Shayana Mondlicht
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