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 Betreff des Beitrags: Wiederhall
BeitragVerfasst: 23.03.03, 23:40 
Edelbürger
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Ich mochte diese Stadt. Das kalte Gestein, die stete Dunkelheit und eine nahezu unendliche Leere zwischen dem Boden und dem Himmel aus Fels. Wie oft sah ich schon zu diesem finstren Himmel auf, an welchem man nie die Monde oder Sterne erblicken konnte. Der Gedanke, dass das Licht Felas die friedliche Nacht hier verletzen könnte, war mir schon abartig. So abartig, feine, seidene und hell leuchtende Gewänder zu tragen, wo doch das Schlichte und Übersehbare hier das Schöne darstellte.
Die Luft war dünn und Asche lag trächtig in ihr, jedoch war jeder Atemzug Genuss als hätte ich aus dem bloßen Halten in meiner Lunge Kraft schöpfen können.
Ich weiß nicht mehr wie lang ich schon an ihrem Bett gestanden hatte als ich mit meiner rechten Hand nach ihrem Kleid griff, aber es nicht wagen wollte, sie zu berühren und sie aus ihrem unschuldsvollen Schlaf zu reißen.
Kummer überkam mich als ich sah wie die Kälte nach ihrem Herzen griff und sie wider meinem Willen vom Bett hochriss, doch nach all der Zeit war es leicht, den Kummer beiseite zu schieben wie einen Vorhang, der einem am Vorangehen hindern würde.
„Folgt mir...“ waren meine Worte und obwohl ich mich sogleich abwandte, drehte ich mich leicht nach ihr um als ich ihr einige Schritte voraus war. Woher kamen diese Zweifel? Sie folgte und gab mir keine Gründe, um mich von dieser vielleicht trivialen Frage plagen zu lassen. Ihre Schritte auf dem Jahrtausende alten Platz glichen den vorsichtig geübten Schritten eines Rehkitzes, das in die Welt geboren wurde und das war sie auch, nur als Kind der Dunkelheit, als ein Kind Zorals.
Gemeinsam erstarrten unsere Leiber und hörten unsere Herzen auf zu schlagen als wir durch das Portal schritten und umso erquickender war es als der Hauch des kleinen Todes von uns abließ und wir unter dem fahlem Winterlicht unter den Lebenden weilten. Ich blickte nochmals zurück. Zoral, eine Stadt der Todgeweihten? Ja, das war sie. Zoral war das Grab meiner Seele, die ich in den Tiefen unter dem Nordmeer verloren hatte und nie wieder finden würde... und es auch nicht mehr wollte.
Als ich mich wieder zu ihr umdrehte und ihr in die Augen blickte, konnte ich mich an ihrem kindlichen Trotz kaum satt sehen. Sie wollte tatsächlich so werden wie wir... wie ich? Sie war naiv, zu erkennen was es bedeutete, diesen Weg zu beschreiten, denn ein viel zu leidvoller Weg würde es werden und nur kaum Trost gäbe es für die Entbehrungen, die sie noch eingehen müsste.
Den Blick von ihr nehmend, bat ich sie leise, zu bleiben und zu warten. Ich wäre gleich zurück und so verschwand ich in Richtung der dunklen Feste, die sich wie ein Stachel aus der Insel zum Himmel hervor streckte als wollte sie allein durch ihren Anblick, den sie bot, die Himmelsfestungen verspotten.
Den beiden Wächtern vor dem Brückentor nickte ich, wie es sich geziemte, leicht zu und waren sie es auch wert, dass sie meine Bewunderung in meinen Augen hätten heraus lesen können, wenn sie mich denn nur angesehen hätten.
Es waren nur wenige Handgriffe und leise Schritte innerhalb der heimischen Mauern bis ich endlich das in den Händen hielt, weshalb ich dort hingegangen war. Es war die alte Axt... die mit welcher ein Tardukai einst in seiner Heimat blutige Rache nahm. Mittlerweile war aber auch dieser Tardukai tot wie auch viele anderen. Als ich nach der Axt griff, überkam mich ein leichtes Erstaunen. Vollkommen schwarz war sie geworden und hatte man den Eindruck, der Schaft sei in dem Schatten des Ganzen eingebunden. Ich ergriff den Schaft beidhändig und sobald meine Hände den wider Erwarten warmen Schaft berührten, war es so als würde der an ihrem ruhende Schatten aus einem Schlaf erwachen und umgarnte spielerisch meine Handrücken. Ich sah auf... ich müsste nun zu ihr. Ich wollte sie prüfen.
So bemüht leise wie ich die Feste betrat, verließ ich sie auch wieder. Die Einzelheiten waren nichtig, weshalb ich mich wohl nicht mehr erinnern kann.
Ungewöhnlicherweise hatte ich nicht bemerkt wie schnell es doch Nacht wurde und ebenso überrascht sah sie mich, die Axt quer vor mich haltend, an. Meine dunklen Kleider ließen selbst mir nicht zu, meine Bewegungen mit meinen Augen folgen zu können. Ich liebte diese Axt. Sie schien wehmütig eine einst vergessene Geschichte zu erzählen... die Waffe in meinen Händen klagte über die Leben, die ihr zum Opfer fielen. Sie sprach in ihrer Naivität viele Worte. Sie würde mich niemals angreifen wollen... ich kann mich nun tatsächlich nicht mehr daran erinnern, warum sie es nicht wollte, jedoch genügte es, mich zu befriedigen und obwohl sie schon bestanden hatte, wollte ich einen Kampf, in dem wir unsere Kräfte messen sollten. Ich wollte sie aber nur verletzen. Ich wollte sehen, wie die Klinge ihre zarte, helle Haut aufschnitt und das Blut peitschend aus den Wunden drang. Nach drei Schnitten in ihr Fleisch lag sie am Boden. Ich betrachtete eine Weile ihr Blut, das an der dunklen Axt langsam ab rinn, ehe ich die Axt auf den gefrorenen Boden ablegte. Leicht kniete ich vor ihr nieder und berührte sie nun zum zweitem Male nach dem Kuss in den Gassen Brandensteins. Obwohl ich sie wenige Augenblicke zuvor fast getötet hatte, strich ich mit der rechten Handfläche über die kalte, zarte Haut, auf der ihr warmes Blut haftete. Wie gern hätte ich doch von ihren Wunden getrunken, ihren Schoß berührt... wie gern hätte ich ihre Schmerzen gelindert, aber ich konnte einfach nicht, ich durfte nicht.
Mit blieb nur, ihren linken Handrücken zu ergreifen und mit dem Dolch den Namen eines Toten hineinzuritzen. Sie war nun mein und würde unter meiner Obhut aufwachsen. Sie würde so werden wie ich.
Später trauerte ich um sie.


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BeitragVerfasst: 23.03.03, 23:45 
Einsiedler
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Im Traum erschien sie mir.

Ihr süßes Gesicht, die elterlichen wohlgesonnen Fältchen, der Sonnenglanz auf ihren kurz geschnittenen roten Haaren, der blaue Fleck unter ihrem rechten Auge und die blutige Lippe, die sie immer wieder mit der Zunge berührte, während sie um die letzten Worte an mich rang...

„Lebe in Ehre... Feuerchen...“

Ihre Augenlider waren schon fast geschlossen als sie mich anlächelte...und dann starb...

Ich schloss die Augen und versuchte ihre wegschleichende Seele mit meinen Händen fest zu halten.

Doch ich schaffte es nicht.

Vor mir ertrank sie in dem verdorbenen Fluss der Verleugnung. Dornen stachen durch ihren Körper, verletzten ihn bis zur Unkenntlichkeit, ritzen die Haut auf und zeigten das süße Fleisch meiner heiligen Mutter.
Sie öffnete ihre blutunterlaufenden Augen, ihrem Mund drangen ekelerregenden Laute... Warnungen... Flehen... Winseln des Todes. Plötzlich war sie fort in den Hallen der ach so geliebten Götter.

Ich sah sie ein letztes Mal an, kein Ton entwich meiner Kehle, nichts beruhigendes... bis mich die Realität fortriss und ich aufstand um meinen Schicksal zu folgen.

Niemals mehr konnte und wollte ich jemanden verlieren, der mir so viel bedeutet, so meine Existenz und mein Herz umschlungen hatte, wie sie.
Nach all den Geschehnissen der letzten Tage wusste ich genau, wonach ich konvergierte und dieses Ziel wurde mir zum einzig verbliebenden Trost meiner Selbst.
Ich musste es schaffen, gab es doch keinen weiteren Ausweg mehr.

Ich schritt durch das Portal und trank all die Hoffnung die mir verblieben. Saugte sie förmlich, um den mir vorgegebenen Weg weiter zu gehen, nicht stehen zu bleiben um dann in der lähmenden Angst für immer zu verharren.

Es war wie eine langwierige nicht heilbare Krankheit, eine unbändige umschlingende Lust und doch auch ein einfacher trostspendender Keimling.
Ich gab meine Seele für mein Ziel. Ich wusste, dass es nicht richtig war, was ich tat, aber das war mir egal, ich sehnte mich nach Rache.
Sie sollten büßen für das, was sie mit antaten, für ihre Verleugnungen und falschen Versprechen. Ich hatte es satt immer wieder meine Hoffnung rein zu halten, wenn sie diese durch ihre läppische, lärmende, kaltschnäuzige Unverschämtheit befleckten.
Nun sollte mein Sein durch mein eigenes Blut getränkt werden.
Was einst war, sollte beglichen durch die Schwelle, die ich nun überschritt. Meine Vergangenheit sollte gehen und Platz schaffen für mein neues, sublimiertes Ich.

Ungeduld stieg in mir hoch als mein Schicksalsherr verschwand und mit ihm der Hass, der doch so zuckersüß in mir aufloderte.
Mit der Stiefelspitze scharrte ich auf den Boden als könne ihn das zurückbringen, mein Warten verkürzen.

Immer, wenn ich ihn sah, wollte ich ihm meine Gemütsbewegungen zeigen, mit meinen Augen ihm den Hass, den ich empfand, ins Gesicht spucken, ihm deutlich machen, wie sehr er mich aufregte. Sein lieblicher zarter Kuss damals und seine schorfsinnige, besitzergreifende Überlegenheit. Er war wie ein gespaltene Persönlichkeit. Wie ich sie hasste.

Ich zog den vom Wind gepeitschten Stoff an meinen ungeschützten Hals und fuhr wenn auch wiederstrebend an meinem Nacken entlang. Seine Zierde war mir noch deutlich in Erinnerung und seine hauchende Stimme damals, die wie auch nun in meine Ohren drang, dumpf aus tiefen Brunnenschächten und doch so verführerisch einladend, zart und verlockend, sodass es schwer für mich ward ihn zu hassen.

Trotz meines Eifers, wollte ich ihm keinen Schmerz zufügen, noch gäbe es keinen Grund. Keinen wirklichen.... Vielleicht war es sein anderes Ich, welches mich davon abhielt. Seine Ruhe... vielleicht sogar der falsche Kuss?
Mein erster richtiger oberflächliche Schmerz und ihr letzter... die scharfe Seite seiner Axt strich durch meine Haut und schenkte mir dreimal ihre schnellste Berührung, bis ich durch ihre Macht zu Boden ging.
Benebelt von ihrer kalten Verführung, den mir noch die nicht klargewordenen Schmerz, wartete ich darauf, dass geschah, was geschehen musste.

Doch es geschah anders... Ich wurde wiedergeboren als seine Schülerin, des Lehrers falscher Pfade zum Ziel.


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BeitragVerfasst: 8.04.03, 21:51 
Edelbürger
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„Ich hasse Euch, Lehrmeister...“
Dies waren ihre letzten Worte, die ich von meiner Schülerin vernahm, ehe sie nach vorne über in ihre eigene Blutlache fiel, vor der ich zuvor angewidert zurückgewichen war. Ich kniff meine Augen fest zu als sie dies sprach als konnte ich ihren Anblick nicht mehr ertragen und als würde ich sie nicht mehr hören.

Talisha, meine Schülerin und ich befanden uns auf dem heiligen Boden Zorals. Rings um uns war das nichtige Flackern der Kerzen, das die Dunkelheit nur zierte, anstatt sie zu erhellen. Warum tat ich, was ich getan hatte?

War ich es denn nicht, der sie erwählte, auszubilden? Ich legte all meine Hoffnungen in ihre Ausbildung und nun war ich es, der ihr Handgelenk ergriff, ihren Geist von Angamon bannen ließ, um ihr schließlich das Handgelenk aufzuschneiden.

Das Blut quoll aus ihren Adern. Ihr Körper zitterte. Ich konnte mich beherrschen.
Das Blut tropfte von meiner Klinge, die schon so viel Blut gekostet hatte, und berührte mit der Hand, welche kurz zuvor noch Levias Handgelenk umgriffen hatte, die Klingenspitze, um das Schwert quer an meine Lippen zu führen.

Einige Tropfen konnte ich mit der Zunge erhaschen, aber der Geschmack war kalt und bitter. Ich Tor glaubte, Trost darin zu finden, doch war im Anblick des vor mir sterbenden Mädchens kein Trost mehr zu finden.
Obwohl ich nicht zu meiner Schwester hinsah, wusste ich um die Kälte in ihrer Brust. „Ich hasse euch...“

Talisha wandte dem Mädchen den Rücken zu und erschien so als hätte sie nie etwas gefühlt und des Momentes zum Trotz erstaunte sie mich wie sie einfach dastand und Zeugin ward als hätte sie dies Jahre lang geprobt.

Levia krümmte sich auf dem kalten, vom Blut nassen Boden und ihre Lippen formten einen ganzen Schwall von Worten. So viel Kraft sie noch aufbringen konnte, überließ sie diese ihren Stimmbändern. Sie flehte aus tiefstem Innern, dass der Herr sie erhören möge, auf dass er sie doch rette. Levia wollte sich ihrem Schicksal nicht einfach kampflos hingeben und speite die Worte geradezu fluchend aus sich heraus. Was waren wir doch für Monster...

In dem Dunkel des Tempels erhörte der Herr sie nicht.


Sie war am Sterben und ich konnte es nicht länger ertragen, ihr dabei zuzusehen. Ich trat über sie hinweg... und ging.


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BeitragVerfasst: 17.04.03, 15:50 
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Wohnort: Berlin
[Hiermit entschuldige ich mich sehr, doch ich möchte hierzu nichts für die Öffentlichkeit schreiben. Egal was ich anfing, es zeigte nicht das, was es zeigen sollte. Ich habe jedoch einen Teil geschrieben und werde diesen an alle Beteiligten verschicken. Alle anderen, die es gerne lesen möchten, sollen sich bei mir per PN oder ICQ melden und ich entscheide dann bei jeder Person individuell, ob sie es falsch verstehen könnte oder nicht.

Viel Spaß noch beim schreiben und so :)

Missy]


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