Fahl fiel der flackernde Lampenschein auf den Baum, huschte über den vermoderten Stamm hinweg und warf seinen verzerrten Schatten auf den Waldboden, ehe Dunkelheit ihn wieder verbarg. Elodia wußte nicht viel von Bäumen, sie waren grün, hoch und jedes mal, wenn man einen fällte kamen von irgendwoher diese spitzohrigen Besserwisser um sich aus zu heulen, aber wie ein ganzer Baum in so kurzer Zeit derartig verfaulen konnte? Nein, das war ihr unbekannt. Sie dachte an den toten Vogel auf dem Marktplatz. Hatte ihn jemand außer ihr bemerkt? Sie rümpfte die Nase. Selbst in dem Dreck der Straßen stach sein fauliger Gestank deutlich zwischen den anderen modrigen Gerüchen hervor. Und sie kannte die Stadt. Niemand würde den Vogel ungerupft dort liegen lassen. Selbst wenn sie es taten, einige Straßenkinder und Flüchtlinge würden ihn als willkommene Mahlzeit einnehmen, lang, lang bevor er vermodert war. Sie konnte sich keinen anderen Reim darauf machen, als daß er tot und voller Maden vom Himmel gefallen war. Aber wie war das möglich? Ratten. Fäulnis. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie seufzte. Viele sahen die Lage in ihrer Euphorie nicht. Die Stadt war noch immer belagert. Und Hunger war die stärkste Waffe der Belagerer, Hunger und Seuche.
Ein Ruck an ihrer linken Hand riß sie aus ihren Gedanken. Die anderen beiden Frauen schritten rasch weiter, zurück in Richtung Stadt.
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PO Selina Leskadon PO Shayana Mondlicht
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