Die Myte

Weiß wie der Schnee erscheint seine Haut,
Nicht ein Gefühl liegt in dem Augenpaar,
Von seinen Lippen kommt kein einziger Laut,
Nichts Menschliches ist an ihm wahrnehmbar.

Ich fühle mich nackt vor diesem Wesen,
Fühle mich unbehaglich nahe der Kreatur,
Als könne es jeden meiner Gedanken lesen,
Als wäre ich für es nur eine Schachfigur.

Seine Stimme ertönt laut und klar in mir,
Kann nicht erklären woher die Worte kommen,
Habe Todesangst vor diesem Ungetier,
Dann ist alles umher nur noch verschwommen.

Dunkelheit hüllt mich wie ein Mantel ein,
Erlöst mich von der großen Angst und Qual,
so liege ich bewusstlos in Mitten des Hain,
Bis mich weckt der erste Sonnenstrahl.

Öffne die Augen und blicke der Sonne entgegen,
Verschwunden ist das gar grausige Lebewesen,
Es war nur ein Traum, welch Freude und Segen,
War das Geschöpf wirklich nie da gewesen?

Das Grab

Fahles, kaltes Mondlicht erhellt die Nacht,
Einen Schatten viel mehr sieht man nicht,
An einem frischen Grabe hält er seine Wacht,
Schwarz in Schwarz in des Nächtens Licht.

Zu dem Einen hört man ihn leise, stetig beten,
In seiner Stimme schwingt gar große Seelennot,
Ein Impuls zwingt mich an ihn heranzutreten,
Ihm beizustehen nach seiner Liebsten Tod.

Ich lege tröstend meine Arme um den Mann,
Flüster ihm sanfte, ruhige Worte in sein Ohr,
Viel Zeit die so in Stille und Ruhe verrann,
Ehe ich langsam zog meinen Dolch hervor.

Kaltes Metall schnitt durch seine warme Haut,
Eine klaffende Wunde tat sich am Halse auf,
Vom ersten Moment an hatte er mir vertraut,
Ein Fehler, nun blickt er starr zum Himmel hinauf.

Ich spreche zu Morsan ein Gebet für ihn,
Verschließe sanft mit der Hand seine Lider,
Nicht ein einziges Mal hatte er aufgeschrien,
War nun selbst Abbild seiner Klagelieder.

Seine Seele wird auf ewiglich verloren sein,
Nicht eine Träne fließt für ihn über meine Wange,
Ich erlöste den Abtrünnigen im Mondenschein,
Auf das mich Morsans Wohlwollen umfange.

Hexen

Ein leuchtend Pentagramm mitten im Hain,
Fünf Frauen in des Nächtens Schutze,
Sie stehen im Kreise im Kerzenschein,
Machen sich die Kräfte des Einen zu Nutze.

Zur Gänze eingehüllt in weite Roben,
Eine Kapuze bedeckt ein jeder ihr Gesicht,
Hört man sie beständig den Einen loben,
Die Hände hochhaltend im Sternenlicht.

Ein gar düsteres Ritual wird dort abgehalten,
Ein unschuldiges Lämmlein wird umgebracht,
Keine Regung dabei von den fünf Gestalten,
Worte steigen gen Himmel um Mitternacht.

Immer schlimmer wird das dunkle Treiben,
So viele Worte geformt aus purem Hass,
Um eine alte Schuld mit Macht einzutreiben,
Sprechen sie ihren Fluch ohne Unterlass.

Den Einen selbst kann man fühlen an diesem Ort,
Wie er mühelos einfährt in der Fünfe Leiber,
Macht sich in ihnen breit, so dass die Seele verdorrt,
So gehören sie nun ihm, seine angetrauten Weiber.

Der unheilige Ritus wird langsam zu Ende gebracht,
Alle Fünfe sacken plötzlich erschöpft auf ihre Knie,
Beendet scheint die ketzerische Hochzeitsnacht,
Kein Zeichen mehr von ihrer schwarzen Magie.

Alles ist ruhig als die Fünfe endlich gegangen,
Nichts scheint verändert zu sein an diesem Ort,
Und doch ist Herz und Seele dort wie gefangen,
Denn des Einen Gegenwart spürt man auf ewig dort.