16. Seker
Die meisten der Streiter schliefen schon, nur die diensthabende Wache, welche auch im Stehen eingenickt war, und zwei weitere Soldaten des Lehensbanner standen noch auf dem Wehrgang der erst kürzlich eroberten Festung und starrten auf die sich bewegenden Knochenmassen, die am Fuße der Mauer zu sehen waren, herab, die Hände fest um ihre Waffen geschlossen.
Mitten unter den Skeletten stand die Kriegerin, ruhig herauf zu den Gefreiten blickend, als würde sie sich umgeben von den Albtraumgestalten wohlfühlen. Einer der Streiter sprach sie an, sie antwortete, versuchte, die Saat der Erkenntnis in die Herzen der Ungläubigen zu pflanzen.
Entschlossen packte die eine der beiden Frauen auf dem Wehrgang einen Speer und schleuderte ihn mit grosser Kraft auf die Kriegerin. Der Speer prallte mitten auf ihren Schild, die Kriegerin wankte, fiel aber nicht. Nun schloss sich ihre Faust um den Speer, und sie schleuderte ihn zurück, an Geschick dabei aber nicht an die Gefreite heranragend, und jene somit verfehlend.
Kurz darauf erreichten zwei weitere Kämpfer im Namen des Königs die Feste, und es gelang ihnen, trotz der Untoten jene zu betreten. Dermaßen verstärkt, wagten die Verblendeten, die Tore zu öffnen, wohl mit der Absicht, einen Feind nach dem anderen hereinzulocken und niederzumachen.
Die Kriegerin aber vereitelte den Plan, in dem sie die Tore aufhielt, und ihrem untoteten Bruder in die Feste folgte. Sie schlug zu, traf und wurde getroffen, zog sich dann wieder zurück.
Sie versuchte, das Tor offenzuhalten, um weiteren ihrer Brüder den Eingang zu ermöglichen, wurde dann aber verwundet und musste den Ort des Kampfes verlassen.
Die Skelette drangen derweil in die Festung ein, ein harter Kampf entbrannte.
Schliesslich unternahmen die Ungläubigen einen Ausfall, um das letzte Skelett vor den Mauern zu vernichten. Derweil hatten sich einige andere Skelette im Turm der Feste verschanzt.
Gerade hob der Gefreite sein Schwert, um jenes grausige Geschöpf vor sich niederzustrecken, als ein Schnauben und ein Getrappel von Hufen ertönte. Die Kriegerin trieb ihr Pferd heran, schlug nach dem Mann, der sich nun in die Festung zurückziehen musste.
Die Kriegerin erzwang sich den Eintritt in die Festung, ihren Brüdern zu Hilfe kommend. Ein zweiter schrecklicher Kampf entbrannte, Skelette, Männer und Frauen fielen verletzt zu Boden.
Langsam verstummten die Geräusche des Kampfes, und die Kriegerin sah sich um.
Zwei Soldatinnen lagen besinnungslos auf dem Wehrgang, ein Mann schrecklich zugerichtet auf dem Burghof. Der Gefreite war geflohen und hatte sich versteckt. Überall lagen regungslose Knochenhaufen, keines der Skelette stand noch. Vor der Kriegerin stand der letzte Verteidiger, zitternd eine Axt haltend.
Die Kriegerin setzte an, ihren letzten Gegner niederzumachen, als jener sich dem Kampfe verweigerte. Die Kriegerin, alleine nicht in der Lage, die Feste einzunehmen, entsagte unnötigem Blutvergiessen, und nahm seine Kapitulation entgegen, und verlies die Feste, seine Waffe als Symbol für ihren Sieg mitnehmend.
Die Kriegerin hatte im Kampf gesiegt, war aber doch gescheitert.
|